Kritisches Essay Critical Essay

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Transkript:

Kritisches Essay Critical Essay Neuropsychiatrie, Band 21, Nr. 4/2007, S. 284 290 Der Werther-Effekt : Mythos oder Realität? Thomas Niederkrotenthaler 1, Arno Herberth 2 und Gernot Sonneck 1 1 Institut für Medizinische Psychologie, Zentrum für Public Health, Medizinische Universität Wien 2 Institut für Germanistik, Universität Wien entstanden im Rahmen des interdisziplinären Forschungsprojekts Mediale Repräsentationen des Suizids und ihre Wirkungen, gefördert durch die Österreichische Akademie der Wissenschaften aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Schlüsselwörter Werther-Effekt Imitation Suizidprävention U-Bahn-Suizide Keywords Werther-effect imitation suicide prevention subway Der Werther-Effekt : Mythos oder Realität? Betrachtet man Goethes Roman Die Leiden des jungen Werthers und sein historisches Umfeld, lässt sich ein breites Spektrum an Identifikationsmöglichkeiten für den damaligen Rezipienten beschreiben. Eine davon bildet die ausführlich dargestellte Befindlichkeit des Protagonisten, aus der sich ableiten lässt, dass dessen Suizidalität bereits lange vor dem Suizid am Romanende eine Rolle spielt. Wie stark der Imitationseffekt im Bezug auf den Suizid in Folge von Goethes Werk 2007 Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle ISSN 0948-6259 war, konnte nie geklärt werden. Auch die aktuelle Forschung zum Imitationsverhalten nach massenmedialen Suiziddarstellungen ist noch zu keiner abschließenden Einschätzung des Phänomens gelangt. Zahlreiche Studien deuten allerdings auf einen Zusammenhang zwischen Berichtsqualität und kurzfristigen Anstiegen von Suiziden in einzelnen Bevölkerungsgruppen hin. In Österreich ist bereits seit 1987 ein Experiment im Gange, das von der Imitationshypothese ausgehend eine Senkung der U-Bahn-Suizide in Wien, aber auch eine Senkung der Gesamtsuizide durch Beeinflussung printmedialer Berichterstattung zum Ziel hat. Die Zahl der Suizide plus Suizidversuche in der U- Bahn konnte nach Einführung von Medienempfehlungen zur Suizidberichterstattung zunächst um mehr als 80% gesenkt werden und steigt seit 1991 langsam signifikant an, ohne das Niveau vor der Intervention zu erreichen. Bei einer alleinigen Betrachtung der Suizide zeigt sich hingegen eine dauerhaft relativ konstante Senkung. Die Beobachtung, dass sich im Zeitraum seit 1987 die Passagierzahlen nahezu verdoppelt haben und dass die Gesamtsuizide in Wien und in Österreich seit Einführung der Medienrichtlinien kontinuierlich rückläufig sind, stützen die Hypothese, dass die Zusammenarbeit mit Massenmedien eine effiziente Möglichkeit der Suizidprävention ist. The Werther-effect : Legend or reality? In social sciences and in medicine, the term Werther-effect is used as a synonym for media induced imitation effects of suicidal behaviour. In Goethe s novel, the contemporary recipient could find a lot of details to identify with. One of these aspects is the detailed description of Werther s mental state, which suggests that suicidality plays a role in the novel a long time before the suicidal act at the end. Even though we find several reports on imitation effects connected to Goethe s Werther in literary works, the epidemiological extent of this phenomenon could never be determined. Also current social scientific research on the impact of suicide stories on suicidal behaviour could not completely remove the remaining lack of evidence of the phenomenon. Nevertheless, many studies support the hypothesis, that some aspects of quality of reporting could trigger short-term increases of suicides in certain population subgroups. In Austria, Media Guidelines for Reporting on Suicides, have been issued to the media since 1987 as a suicide-preventive experiment. Since then, the aims of the experiment have been to reduce the numbers of suicides and suicide attempts in the Viennese subway and to reduce the overall suicide numbers. After the introduction of the media guidelines, the number of subway suicides and suicide attempts dropped more than 80% within 6 months. Since 1991,

Der Werther-Effekt : Mythos oder Realität? 285 suicides plus suicide attempts but not the number of suicides alone have slowly and significantly increased. The increase of passenger numbers of the Viennese subway, which have nearly doubled, and the decrease of the overall suicide numbers in Vienna (-40%) and Austria (-33%) since mid 1987 increase the plausibility of the hypothesis, that the Austrian media guidelines have had an impact on suicidal behavior. Der Mythos Werther aus literaturwissenschaftlicher Sicht Das Erscheinen von Goethes Die Leiden des jungen Werther 1774 bildete eines jener literarischen Ereignisse der Zeit, die eine breite Debatte nicht nur in schöngeistigen Zirkeln nach sich zogen [1, S. 266f.]. Als anstößig galt dabei nicht bloß der Inhalt: ein bürgerlicher Intellektueller im Zentrum der Geschichte, der die bereits versprochene Lotte liebt und begehrt und am Schluss des Romans Suizid begeht. Gerade die Möglichkeit von Imitationssuiziden bildete damals einen Knotenpunkt der Debatte. Dabei müssen jedoch auch die strategischen Interessen der sich äußernden Parteien unbedingt in Rechnung gestellt werden. Die Feststellung des Dekans der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig, dass itzo die Exemplare des Selbstmordes frequenter werden, um so ein Verbot des Romans zu erwirken, können keineswegs als Beweis für einen ausgedehnten Imitationseffekt in der Folge des Werther gezählt werden, der auch nicht epidemiologisch feststellbar ist [2, S. 40; 1, S. 269 (Anm. 420)]. Für die Kirche muss der Text des Werther einen besonderen Affront dargestellt haben, und das nicht nur aufgrund des vollzogenen Suizids am Schluss [3, S. 74]. In Werther finden wir ein bürgerliches Subjekt vor, das religiöse Attribute und Äußerungen mitunter auch dazu heranzieht, um seine eigene Person in Szene zu setzen [4, S. 593]. Glaube wird von Werther zur Privatangelegenheit herunter gebrochen, und stört damit den Machtanspruch des Klerus der Zeit [5, S. 173f.]. Im Anschluss an das Erscheinen des Romans setzte Textzeugnissen zufolge ein so genanntes Wertherfieber ein. [1, S. 268f.]. Es soll zu einer umfassenden Nachahmung des Romanprotagonisten gekommen sein, [die] sich an der im Roman gestalteten Problematik bürgerlichen Selbstverständnisses im feudalen Staat entzündete [5, S. 173]. Die Darstellung des Typus des unzufriedenen Intellektuellen, dessen Integrationsversuche in die ständisch gegliederte Gesellschaft an der starken Hierarchie wie auch an der eigenen hohen Selbsteinschätzung scheitern [5, S. 173f.] muss ein besonders starkes Identifikationspotential freigemacht haben. Man imitierte Werthers Kleidung, las Homer, ging einsam im Wald spazieren, imitierte seine Redeweise, machte Aussprüche Werthers zu bon mots im alltäglichen Umgang [6, S. 471]. Ja sogar eine Werther-Tasse soll es gegeben haben [1, S. 267]. Identifikation und Imitation der Romanfigur mögen demzufolge nicht bloß in Verbindung mit dem Ereignis des dargestellten Suizids zu sehen sein. Vereinzelte Fälle von Suiziden, die mit der Romanlektüre als Auslöser in unmittelbarem Zusammenhang stehen könnten, sind allerdings überliefert [2, S. 41]. In einer anonymen Rezension von 1775 kommt sowohl dieses umfassende Identifikationsangebot des Romans an seine Leserschaft, als auch die Möglichkeit von Folgesuiziden zur Sprache: Der Hauptvorzug dieses Romans, besteht in der vollkommenen Bearbeitung des Charakters der Hauptperson, der so ein Ganzes ausmacht, daß man sich kein wahreres und nach der Natur getreuer gezeichnetes Bild eines menschlichen Charakters vorstellen kann. [ ] Ein Buch sei deswegen gefährlich, weil es zum Selbstmord ermuntere O, man braucht nicht zu besorgen, daß diese Sünde jemals unter den Menschen Mode werde, dafür hat die Natur wohl gesorgt. In der Tat, es gehören besondre Umstände, eine ganz besondre, einem Krankheitszustande sehr ähnliche Gemütsbeschaffenheit dazu Und so eine Gemütsbeschaffenheit bringt kein Buch hervor Zudem lobt und verteidigt der Verfasser nirgend seines Helden Tat. [4, S. 532] Hier wird deutlich, dass es sich bei Goethes Werk auch um eine minutiöse Schilderung von Umständen und charakterlichen Merkmalen, die in der Folge den Suizid des Protagonisten bedingen [4, S. 532], handelt. Das Suizidthema wird im Roman bereits vor der Bekanntschaft Werthers mit Lotte angeschlagen. Im Brief vom 22. Mai beklagt Werther die prinzipielle Einschränkung des Menschen [7, S. 13] und schließt seine Betrachtungen wie folgt ab: Und dann, so eingeschränkt er ist, hält er doch immer im Herzen das süße Gefühl der Freiheit, und daß er diesen Kerker verlassen kann, wann er will [7, S. 14]. Werthers Einschätzung des Suizids als Freiheitsbekundung des Menschen wird jedoch durch andere Äußerungen der Figur in ein ambivalentes Licht gestellt. Sehr oft spricht Werther vom Schicksal in Bezug auf seine Person und spricht vom Getrieben-Sein im Hinblick auf sein Verhältnis zu Lotte. Im folgenden Textbeispiel wird dies deutlich; sobald sich Werther dem Zuhause Lottens nähert, kommt er nicht umhin, sie zu besuchen: Ich bin zu nah in der Atmosphäre Zuck! so bin ich dort. Meine Großmutter hatte ein Märchen vom Magnetenberg: die Schiffe, die zu nahe kamen, wurden auf einmal alles Eisenwerks beraubt, die Nägel flogen dem Berge zu, und die armen Elenden scheiterten zwischen den übereinanderstürzenden Brettern. [7, S. 41]

Niederkrotenthaler, Herberth, Sonneck 286 Assoziiert wird das Moment der Anziehung mit einem Märchen aus 1001 Nacht, durch das der nicht zu verhindernde Untergang schon vorweggenommen wird. Dieses Spannungsfeld zwischen Fremdbestimmung und Selbstbestimmung in Bezug auf den Suizid zieht sich durch den gesamten Text und wird gerade auch in der Beschreibung von Symptomen, die einer depressiven Störung zugeordnet werden können, zugespitzt. So äußert sich Werther zum Beispiel in einem Brief an Lotte folgendermaßen: Des Abends nehme ich mir vor, den Sonnenaufgang zu genießen, und komme nicht aus dem Bette; am Tage hoffe ich, mich des Mondscheins zu erfreuen, und bleibe in meiner Stube. Ich weiß nicht recht, warum ich aufstehe, warum ich schlafen gehe. Der Sauerteig, der mein Leben in Bewegung setzte, fehlt [7, S. 65]; Ebenso lassen sich Textstellen finden, die das Moment der Aggression aufgreifen: Wenn ich mich so in Träumen verliere, kann ich mich des Gedankens nicht erwehren: wie, wenn Albert stürbe? Du würdest! ja, sie würde und dann laufe ich dem Hirngespinste nach, bis es mich an Abgründe führet, vor denen ich zurückbebe [7, S. 76]. Diese Textbeispiele unterstreichen, dass der Werther auch als Quellentext medizingeschichtlicher wie literaturwissenschaftlicher Forschungen für eine historische Darstellung unseres Verständnisses von Suizidalität interessant sein könnte. Der Werther-Effekt als Anliegen einer evidenzbasierten Suizidprävention In den Sozialwissenschaften und in der Suizidologie wird der Werther- Effekt als Begriff für medial induzierte Imitationssuizide seit geraumer Zeit kontroversiell diskutiert. Obwohl die WHO seit 1993 die Beeinflussung medialer Berichterstattung zu den 6 wichtigsten Basiszugängen der Suizidprävention rechnet [8], konnte die empirische Grundlagenforschung bis heute zu keiner Einschätzung des tatsächlichen Ausmaßes des Phänomens der Imitationssuizide finden. Historie der empirischen Beforschung des Werther-Effekts Der Anfang der empirischen Forschung zu medial induzierten Imitationseffekten geht in die Jahre 1967 und 1970 zurück, als J. Motto seine Hypothese untersuchte, wonach Suizidraten in Zeiten von Zeitungsstreiks und dadurch fehlender Suizidberichterstattung zurückgehen könnten [9, 10]. Bereits diese Untersuchungen waren von widersprüchlichen Ergebnissen gekennzeichnet. D. Phillips prägte schließlich 1974 eine Methodik, die für lange Zeit der methodische State of the Art in der soziologischen Beforschung des Phänomens bleiben sollte [11]: Er untersuchte, wie sich die Suizidraten nach Suizidberichten auf der Titelseite der New York Times veränderten, und fand, dass diese nach entsprechenden Berichten signifikant anstiegen. In weiteren Untersuchungen stellte er fest, dass dieser Anstieg umso deutlicher ausfiel, je stärker das Medium verbreitet war und je intensiver über den Suizid berichtet wurde. D. Phillips führte den historisch zweifelhaften, aber einprägsamen Begriff Werther- Effekt in den wissenschaftlichen Diskurs ein. Mit dem von ihm konstruierten Studiendesign wurden auch signifikante Korrelationen zwischen medialer Suizidberichterstattung und tödlichen Motorradunfällen, für die eine suizidale Komponente angenommen wurde [12], und sogar mit nichtkommerziellen Flugzeugabstürzen [13], gefunden. Trotz dieses Werther- Fiebers der Scientific Community konnten Zweifel bezüglich der Evidenzbasiertheit der Ergebnisse nie vollständig ausgeräumt werden. Dies spiegelte sich in wissenschaftlichen Schlagabtäuschen wie jenem mit Baron und Reiss (1985) wider [14, 15], die Phillip s Ergebnisse unter anderem auf natürliche Schwankungen der Suizidzahlen zurückführten, mit dieser Argumentation jedoch nur teilweise überzeugen konnten [16]. Die Auswirkungen der TV-Serie Der Tod eines Schülers im ZDF, 1981 und 1982 Neben der printmedialen Berichterstattung wurden auch Auswirkungen von Fernsehdarstellungen des Suizids in den Fokus genommen. Eine nicht nur im deutschsprachigen Raum höchst einflussreiche Untersuchung stammt in diesem Zusammenhang von A. Schmidtke und H. Häfner, die die Auswirkungen der 6-teiligen TV- Serie Tod eines Schülers über den fiktiven Eisenbahnsuizid eines 19- jährigen Jugendlichen untersuchten [17]. Die wöchentlich ausgestrahlten Folgen, in denen jeweils zu Beginn der Sendung der Suizidakt indirekt gezeigt wird, führten zu einem Anstieg der Eisenbahnsuizide um 174% in der modellgleichen Altersgruppe männlicher Jugendlicher. Auch eineinhalb Jahre später, als die Serie trotz Warnungen von psychiatrischer Seite wiederholt wurde [18], kam es wiederum zu einem ähnlichen Effekt. Daraus lässt sich ableiten, dass Ähnlichkeiten zwischen Modell und Rezipient(inn)en für Imitation speziell bei Jugendlichen eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen eine Hypothese, die auch durch die Theorie der differentiellen Identifikation gestützt wird [19]. Wie Schmidtke und Häfners Studie weiters nahe legt, ist Identifikation prinzipiell nicht nur mit authentischen Modellen vorstellbar, sondern kann vielmehr durchaus auch fiktive Medieninhalte betreffen [19].

Der Werther-Effekt : Mythos oder Realität? 287 Abbildung 1: U-Bahn-Suizide und -Suizidversuche 1980-2005 in Wien In den bisher genannten Studien wurden erhöhte Suizidzahlen zum Anlass genommen, um retrospektiv nach Medienberichten zu suchen, die diesen Anstieg (mit)verursacht haben könnten. Die Wiener U-Bahn Suizide Möglicherweise das erste prospektive Feldexperiment zum Thema medial induzierter Imitationseffekte wurde 1987 nach einem exponentiellen Anstieg der U-Bahn-Suizide und -Suizidversuche in Wien gestartet [20, 21]. Dieser Anstieg nährte die Befürchtungen, dass diese öffentlichkeitswirksame Suizidmethode begünstigt durch die damals sehr ausführliche und sensationsträchtige Berichterstattung bald zu den am weitest verbreiteten Suizid- und Suizidversuchsmethoden in Wien gehören könnte. Ein Arbeitskreis der Österreichischen Gesellschaft für Suizidprävention (ÖGS) verfasste Medienrichtlinien zur Berichterstattung über Suizid. In diesem Leitfaden waren zahlreiche Hypothesen über imitationsbeeinflussende Faktoren medialer Darstellungen als Hilfestellung für Journalist(inn)en enthalten. Ziel dieses Experimentes war 1.) eine Reduktion der U-Bahn- Suizide und -Suizidversuche zu erreichen und 2.) die Gesamtsuizidzahlen in Wien und in Österreich zu reduzieren. Die Verbreitung der Richtlinien wurde von der Österreichischen Gesellschaft für Suizidprävention organisiert und in Wien zusätzlich durch die Wiener Linien mit Hinweis auf die stark gestiegenen U-Bahn-Suizidzahlen gestützt. Die Medienkampagne zur Ersteinführung der Richtlinien Mitte 1987 hatte eine prompte quantitative Verringerung und eine weniger sensationsträchtige Darstellungsweise der Suizidberichterstattung zur Folge [21]. Innerhalb eines halben Jahres nach der Einführung sank die Zahl der im U- Bahn-Bereich vollzogenen Suizide und Suizidversuche um 80%. Auch die Gesamtsuizide gingen 1987 erstmals seit 20 Jahren um 8% in Wien und um 3,5% in Österreich zurück. Die Entwicklung seither: U-Bahn- Suizide plus Suizidversuche nur leicht ansteigend, Passagierzahlen verdoppelt, Gesamtsuizide sinken weiter Nach ihrer erstmaligen Einführung wurden die Medienrichtlinien immer wieder anlassbezogen nach dem Erscheinen von Printmedienberichten über Suizide an Journalist(inn)en und Chefredakteure / Chefredakteurinnen der wichtigsten österreichischen Tageszeitungen, die insgesamt 90% der nationalen Zeitungsreichweite umfassen, ausgesandt. Während die Zahl der Suizide und Suizidversuche im U-Bahn-Bereich seit 1991 leicht und signifikant anstieg (p<0,05), ohne dabei die Zahl vor Interventionsbeginn zu erreichen, zeigt eine alleinige Betrachtung der Suizide keinen signifikanten Anstieg

Niederkrotenthaler, Herberth, Sonneck 288 Abbildung 2: Jährliche Zahl der Suizide in Wien und die Regressionsgeraden bis 1986 und ab 1987. Die strichlierten Geraden entsprechen den 95% Vorhersageintervalle der Regressionsgeraden. Die relative Konstanz der Suizidzahlen ist bemerkenswert, da sich die Zahl der Passagiere im gleichen Zeitraum von 222 Mio. auf 424 Mio. fast verdoppelt hat. Wie in anderen Studien beschrieben wurde, spielt die Verfügbarkeit der U-Bahn eine wesentliche Rolle für die Häufigkeit von U-Bahn-Suiziden [22]. Auf der Ebene der Gesamtsuizide hat sich der Rückgang weiter fortgesetzt. Seit Mitte 1987 sind die Suizidzahlen in Wien bereits um 40% und in Österreich um 33% zurückgegangen. Die international wahrscheinlich erste Analyse der Auswirkungen von Medienempfehlungen auf Suizidzahlen [23,24] zeigte einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Reduktion der Gesamtsuizide und der Einführung der Medienempfehlungen in Österreich. Die Intervention wurde als ein suizidpräventiver Effekt von jährlich 81 Suiziden österreichweit berechnet. Dieser Effekt war insbesondere in Regionen mit hoher Auflagezahl der kollaborierenden Medien feststellbar. Eine sogenannte Dosis-Wirkungs- Beziehung zwischen Medieninput und Suiziden ist damit nicht nur für die Induktion, sondern auch für die Prävention von Imitationssuiziden wahrscheinlich [23]. Auch andere Aspekte des Phänomens der Imitationseffekte wurden in Österreich untersucht. So konnte eine weitere österreichische Untersuchung nachweisen, dass selbst nach einem Fernsehbericht über die Auswirkungen von Überführungen auf die betroffenen Lokführer, in dem kein konkretes Modell zur Imitation mitgeliefert wurde, Imitationseffekte feststellbar waren [25]. Auch die Hypothese, dass Medienrichtlinien bei engagierter Zusammenarbeit mit Medienvertreter(inne)n einen signifikanten Einfluss auf die Berichterstattung haben können, konnte bereits in mehreren Studien nachgewiesen werden [23]. Das österreichische Experiment ist dabei das bisher einzige Projekt, das auch einen unmittelbaren suizidpräventiven Effekt postuliert. Bisher abgesicherte Forschungsergebnisse und Anknüpfungsmöglichkeiten Wie S. Stack (2005) in seiner qualitativen Review analysiert [19], gibt es trotz der häufig widersprüchlichen Ergebnisse bezüglich des Werther-Effekts einige Ergebnisse, die von einer Mehrheit der Studien zur Thematik mitgetragen werden: So deuten viele Untersuchungen darauf hin, dass nach medialen Darstellungen von Suiziden Prominenter häufiger Imitationseffekte nachweisbar werden als bei Suiziden von nicht in der Öffentlichkeit stehenden Personen. Dies könnte einerseits auf die Vorbildwirkung Prominenter [19],

Der Werther-Effekt : Mythos oder Realität? 289 sowie auf die häufig ausführlichere Berichterstattung im Fall eines Prominentensuizids zurückzuführen sein. Weiters wurden nach Berichten in Zeitungsmedien bisher wesentlich häufiger Imitationssuizide gefunden als nach Fernsehberichten. Eine mögliche Ursache dafür ist, dass Zeitungsberichte aufbewahrt und immer wieder gelesen werden können, was ihre Wirkung eventuell verstärkt [19]. Generell wird für authentische Suizidberichte ein größeres Imitationspotential angenommen als für fiktive Darstellungen [19], obwohl fiktive Suiziddarstellungen darüberhinaus weniger beforscht wurden und darüberhinaus unter gewissen Umständen ebenfalls Imitation hervorrufen können [17]. Dass qualitative Aspekte des Medienberichts eine wesentliche Rolle für Imitation spielen, kann unter anderem daraus abgeleitet werden, dass nach Berichten mit moralischen Verurteilungen des Suizids und solchen mit detailreichen Beschreibungen von Verstümmelungen nach Suizidversuchen so gut wie nie Imitationseffekte nachweisbar wurden [19]. Dass derartige Berichte aufgrund der mit ihnen einhergehenden Stigmatisierung allerdings keineswegs als allgemein suizidpräventiv bezeichnet werden können, versteht sich von selbst. Ein Verweis auf Hilfsmöglichkeiten für Menschen in Notsituationen könnte hingegen dazu beitragen, Medienberichte auch präventiv zu nutzen [28]. Welche Darstellungsmerkmale jene sind, die am stärksten Imitation fördern oder präventive Anliegen stützen, ist allerdings nach wie vor nicht gänzlich geklärt [20]. Insbesondere heroifizierende und romantisierende Darstellungen des Suizids sind zu meiden, um Imitationshandlungen zu verhindern, so lautet eine der Kernhypothesen der Medienrichtlinien [28]. Auch die Nennung von Details zum Suizidort und zur Suizidmethode ist zu vermeiden, wie die Häufung der Wiener U-Bahn-Suizide vor der Einführung der Medienrichtlinien sowie Untersuchungen aus Deutschland, Japan und den USA zeigten [20, 29]. Durch mediale Propagierung entstehende örtliche Suizidhäufungen können ihrerseits wiederum einen Anlass zu verstärkter und sensationsträchtiger Berichterstattung geben, wenn dieser Kreislauf nicht frühzeitig unterbrochen wird. Aber nicht nur der Quantität und Qualität der Medienberichte, sondern auch Merkmalen der Rezipient(inn)en dürfte ein wesentlicher ursächlicher Faktor für das Auftreten von Imitationseffekten zuzuschreiben sein: Es ist davon auszugehen, dass verschiedene demographische Subgruppen wie z. B. Jugendliche oder ältere Menschen tendenziell stärker zur Imitation neigen als mittlere Altersgruppen [19]. Identitätssuche im jugendlichen Lebensalter und mögliche Vereinsamung im Alter könnten Ursachen für diese Beobachtung sein. Bezüglich des Geschlechts wurden Imitationseffekte in der Vergangenheit insgesamt häufiger bei Frauen erfasst als bei Männern [19], was im Hinblick auf die geschlechtsspezifischen Suizidraten, die für Männer 2-3 mal höher liegen, besonders auffällt. Unsere Analysen der U-Bahn-Suizide, die ein ungefähr gleich bleibendes Geschlechtsverhältnis männlicher zu weiblicher U-Bahn-Suizide von etwa 2:1 vor und nach Beginn der Medienintervention sowie einen überraschend großen Männeranteil auch bei Suizidversuchen zeigen, unterstützen diese Hypothese nicht. Unabhängig von demographischen Merkmalen ist es von großer Bedeutung, ob der Rezipient / die Rezipientin zum Zeitpunkt der Rezeption suizidal ist oder nicht: Es ist davon auszugehen, dass Medienberichterstattung nicht als Ursache für einen Suizid, sondern vielmehr als Suizidauslöser bei bereits suizidalen Menschen fungieren kann [28]. Die Untersuchung von Medienwirkungen auf suizidale Menschen ist eines der am wenigsten beforschten Gebiete im Forschungsfeld medial induzierter Imitationseffekte [19]. In diesem Sinne wäre auch vermehrt Forschung auf rezipient(inn) enorientierten Ebenen notwendig, um besser abschätzen zu können, welche personenbezogenen Variablen für Identifikation mit dem Suizidmodell und weiterführend für Imitationsverhalten relevant sind. Bei primär medienorientierten Untersuchungen wäre es andererseits zielführend, vorweg zu analysieren, wie die Darstellungen, die das Untersuchungsmaterial bilden, qualitativ und quantitativ tatsächlich beschaffen sind und für welche Bevölkerungsgruppen die Auswirkungen dieser Darstellungen getestet werden sollen. In der jüngeren Vergangenheit wurde die Evidenzbasiertheit von suizidpräventiven Anliegen, zu denen die Zusammenarbeit mit Massenmedien gehört, in mehreren Publikationen generell angezweifelt [30]. Mit Hilfe innovativer und differenzierter methodischer Zugänge könnte es durchaus möglich werden, die Bedeutung des Werther-Effekts für die Suizidprävention in der Zukunft auch international besser einzuschätze. Wie R. Goldney (2005) in seiner Review ausführt, sind viele methodische Möglichkeiten bisher noch nicht vollständig genutzt [30]. Literatur [1] Schreiner, J.: Jenseits von Glück. Suizid, Melancholie, und Hypochondrie in deutschsprachigen Texten des späten 18. Jahrhunderts. München: R. Oldenbourg 2003. [2] zit. nach Steinberg, H.: Der 'Werther- Effekt'. Psychiatrische Praxis, 26, 37-42 (1999). [3] Hinterhuber, H.: Philosophisch-literarische Aspekte des Suizids. Neuropsychiatrie, 19(2), 72-77 (2005). [4] Trunz, E.: Anmerkungen. In: Goethe, J. W.: Werke. Band 6: Romane und Novellen I. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1998.

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