Ein Reflexionsbericht zum Action-Painting von Julia Fischer
Inhaltsverzeichnis 1. Rahmenbedingungen 2. Kunstpraktische Arbeit 3. Reflexion zur Dynamik des Malprozesses und zum Malprodukt 4. Fazit mit Bezug zur Sozialen Arbeit
Rahmenbedingungen Die Aufgabe ist gewesen, mit Acrylfarben durch Klecksen und Kleckern ein Bild zu gestalten. Um verschiedene Effekte in das Bild zu bringen, konnte man mit Hilfe von Spachteln, Walzen, Pinseln sowie Schwämmen verschiedene Muster hinein arbeiten. Es gibt keine bestimmte Vorgabe wie das Bild am Ende auszusehen hat, es wird einfach drauf los gekleckst. Auch mit den Materialien wurde freie Auswahl gelassen, ob mit Spachteln, Walzen, Pinseln, Schwämmen oder einfach nur mit Acrylfarbe gestaltet wird, blieb jedem freigestellt. Ebenso ob das Malen im Stehen oder im Sitzen geschieht, geht nach der Vorliebe jedes Einzelnen. Man kann verschiedene Techniken anwenden, unter anderem die Drucktechnik. Mit dieser, kann man sich eine Sicherheitskopie von einem Bild abdrucken oder aber die überschüssige Farbe durch einen Druck für ein neues Bild verwenden, welches noch weiter ausgearbeitet werden kann. Ebenso kann man das Papier auch in der Mitte falten und so eine andere Art des Drucks entstehen lassen. Kunstpraktische Arbeit:
Reflexion zur Dynamik des Malprozesses und zum Malprodukt Zu Beginn bin ich etwas zurückhaltend an das Malen herangegangen. Mir fiel es schwer einfach drauf los zu kleckern, da mir das aus dem erzieherischen Aspekt immer verboten wurde. Nachdem meine Hemmschwelle überwunden war, konnte das eigentlichen Action- Painting beginnen. Im Normalfall fällt es mir schwer ein weißes Blatt Papier mit Farbe auszufüllen und mir zu aller erst zu überlegen, was nun gemalt werden soll. Doch hierbei fiel es mir gar nicht schwer. Nachdem der erste Strich gesetzt war, ging es ununterbrochen weiter, mit verschiedenen Farben und Materialien. Mit dem Malprodukt, der Acrylfarbe bin ich sehr gut zurechtgekommen. Sie liegt gut in der Hand und die Farbauswahl ist ausreichend. Falls andere Farben benötigt werden, kann man diese ganz einfach aus verschiedenen Farben mischen. Die Acrylfarbe ist flüssig und wird vor dem Einsatz zuerst geschüttelt, da sich die Farbe am Boden der Flasche abgesetzt haben kann. Das Arbeiten mit der Acrylfarbe wirkte sehr entspannend auf mich. Es wurde mir der Druck genommen, da das Bild am Ende kein bestimmtes Ergebnis zeigen soll. Da jedes Bild beim Action-Painting ein Unikat ist, war die Motivation sehr hoch, immer wieder neue und verschiedene Materialen sowie Techniken anzuwenden. Hierbei bin ich jedoch nicht planvoll an das Vorgehen herangegangen. Ich habe mich von den Schwingungen und Impulsen meiner Hände und meines Kopfes leiten lassen. Nachdem ich nun schon einige Bilder habe entstehen lassen, wurde meine Fantasie angeregt und ich konnte nun verschiedenste Formen in meinem Bild wahrnehmen. Je nachdem wie das Bild gedreht und gewendet wurde, konnte ich immer wieder andere Formen wahrnehmen. Für das Werk in Abbildung 1 habe ich nur folgende Farben verwendet: Rot, Schwarz und Braun. Zu Beginn habe ich etwas rote Farbe mit ruckartiger, zackiger Bewegung über das ganze Blatt tropfen lassen, im Nachhinein habe ich im selben Stiel braune Farbe auf das Blatt getropft. Nachdem ich die Farbe habe leicht antrocknen lassen, kam eine zackige Spachtel zum Einsatz. Mit Hilfe dieser konnte ich nun zuerst waagrechte Striche über das Blatt ziehen und darauf folgend senkrechte und s-förmige Striche. Durch das Wischen mit der zackigen Spachtel über das Blatt haben sich die Farben teilweise vermischt und es entstanden weitere Farbtöne auf meinem Bild.
Zum Schluss habe ich noch schwarze Farbe über das ganze Blatt getropft und die Kleckse mit den Ecken der Spachtel, in verschiedene Richtungen auseinandergezogen. Nachdem das Bild getrocknet war, wurden die Farben matt und waren nicht mehr so glänzend und leuchtend wie zu Beginn. Dennoch änderte das nichts am Fantasiereichtum beim Betrachten des Bildes. Fazit mit Bezug zur Sozialen Arbeit Action-Painting kann sehr gut in der Sozialen Arbeit mit verschiedenen Klienten angewendet werden. Da es sich hierbei um freies Action-Painting handelt, stelle ich mir die Anwendung mit Kindern sehr gut vor, da sie so ihrer Fantasie freien Lauf lassen können und nicht an ein Ergebnis gebunden sind. Durch das Arbeiten mit den Acrylfarben und den verschiedenen Materialien (Walzen, Spachtel, Schwämme etc.), können sich die Kinder gut an die Techniken und Materialien heran tasten und verschiedene Effekte austesten. Auch das Arbeiten an einem gemeinsamen Bild, sehe ich als sehr fördernd. Hierbei können die Kinder Hand in Hand arbeiten, dass zum einen sehr viel Spaß macht und zum anderen die Teamfähigkeit stärkt. Dennoch sollte die Anwendung mit Acrylfarben stets beaufsichtigt werden, da das Malen hier schnell ausarten oder Farben gegessen werden kann. Des Weiteren stelle ich mir die Anwendung von Action-Painting ebenso gut bei leicht- bis schwerbehinderten Menschen vor, dennoch muss unter den verschiedensten Behinderungen differenziert werden. Zum Beispiel würde ich die Anwendung von Action- Painting bei Autisten nicht empfehlen, da sie stets alles geordnet und in gewohnten Bahnen laufen lassen. Die Vielzahl an verschiedenen Farben sowie das Kleckern mit der Farbe kann sie überfordern oder sogar aggressiv werden lassen. Des Weiteren muss aber auch hier im Grad der Erkrankung unterschieden werden. Bei leichtem Autismus können zum Beispiel weniger Farben oder sogar nur eine Farbe verwendet werden. Auch hier soll die Anwendung nur beaufsichtigt bzw. durch eine Einzelbetreuung erfolgen. Bei Menschen mit leichter bis schwerer geistiger Behinderung ist Anwendung ebenso zu empfehlen, da die Motorik der Klienten oft nicht so gut ausgeprägt ist. Es muss in diesem Fall zum Beispiel nicht eine Figur ausgemalt werden, sondern es wird einfach drauf los gekleckert und somit können auch keine Fehler gemacht werden. Hierbei können mögliche Gefühle zum Ausdruck gebracht werden.
Meiner Meinung nach ist Action-Painting nicht nur für Kinder oder Jugendliche mit oder ohne Behinderung, oder für Trauma Patienten geeignet, sondern auch für ältere Menschen mit Behinderungen. Ebenso kann Action-Painting an Menschen mit leichter körperlicher Behinderung angewendet werden. Es kommt auch hier drauf an, welche Körperteile eine Behinderung haben. Sind die Arme betroffen, könnte es für die Klienten schwierig werden mit der Acrylfarbe zu arbeiten. Bei schwerer körperlicher Behinderung kann ich mir die Anwendung ebenso nicht vorstellen, da für den Malprozess die Arme und Hände gebraucht werden. So ähnlich sieht das auch der Dipl. Sozialpädagoge Norbert Hanke. Sein beruflicher Schwerpunkt liegt in der Entwicklungstherapie von Klein- und Vorschulkindern. Action- Painting ist gekennzeichnet durch Dynamik und Bewegung beim Malen (gemalt wird im Stehen, auf Knien, in aufrechter und gebückter Haltung). (Hanke 2000: 27) In seiner Funktion ist Aktion-Painting stark sensomotorisch ausgerichtet, da alle Sinne mit einbezogen werden (vgl. Hanke 2000: 27). Norbert Hanke hat in der täglichen Arbeit mit den Kindern gesehen, dass viele von ihnen auf die einfache Struktur des Action-Paintings und die verwendeten Materialien begeistert reagieren (vgl. Hanke 2000: 15). Ebenso steht auch für Norbert Hanke nicht das Endprodukt, sondern der Malprozess im Vordergrund (vgl. Hanke 2000: 27). Das wichtigste Element beim Malen ist der Prozess und die Auseinandersetzung des Kindes mit den Farben und den Malutensilien (vgl. Hanke 2000: 29). Durch die einfache Anwendung kann Action-Painting selbst mit sehr kleinen Kindern (ab 1 ½ Jahren) durchgeführt werden (vgl. Hanke 2000: 28). Laut Norbert Hanke, zeigen die Kinder durch das grobe, große und eindeutige Material sehr viel Ausdauer und Konzentration beim Malen (vgl. Hanke 2000: 31). Es wird vor allem zur gezielten Entwicklungsförderung in der Dimension der Handgeschicklichkeit und der visuellen Wahrnehmung eingesetzt (vgl. Hanke 2000: 29). Ebenso eignet sich das Malen sehr gut zum Beziehungsaufbau am Beginn der Entwicklungstherapie mit Kindern oder bei der Familienarbeit (vgl. Hanke 2000: 29). Die Erlebnisbilder bieten darüber hinaus aber auch noch weitere Inhalte an, mit der der Klient in einer sehr kreativen Art und Weise gefordert werden kann (z. B. kognitive Fähigkeiten, visuomotorische Leistungen, sozialemotionale Kompetenzen) somit handelt es sich um eine Kreative Entwicklungsförderung (vgl. Hanke 2000: 15). Norbert Hanke verwendet hierfür verschiedene Techniken sowie Materialien des Action- Paintings, wie zum Beispiel Bälle, Luftballons, Sand, Pinsel, Lappen etc. Man sollte im
Vorfeld entscheiden, welche Techniken am besten zur jeweiligen Klientengruppe passen und den Klienten die Möglichkeit bieten, sich an den verschiedenen Materialien auszutesten.
Literaturverzeichnis Hanke, Norbert (2000): Action-Painting. Kreative Entwicklungsförderung mit Kindern und Familien. Nürnberg: emwe-verlag.