Fachstelle für f r Suchtvorbeugung



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Transkript:

Fachstelle für f r Suchtvorbeugung der Drogenberatung Bielefeld e.v. Ehlentruper Weg 47 33604 Bielefeld Tel: 0521 96780.60 Fax: 0521 96780.72 www.drogenberatung-bielefeld.de email: suchtvorbeugung@drobs-bielefeld.de Ulrich Möller, Psychotherapeut (HPG) Referent für Suchtprävention

Was bewegt Menschen psychoaktive Stoffe (Suchtmittel) zu konsumieren? Bewusstseinserweiterung: Neugierde Grenzen erkennen, ausloten, überschreiten Bewusstseinstrübung: Verneinung der Realität Auslöschen, Aussteigen, Zumachen Körperbetonter Drogenkonsum: Unterdrückung körperlicher Signale Müdigkeit, Erschöpfung, Schmerz, Hunger Selbstheilung: Droge als Therapeutikum: Überbrückung akuter oder chronischer Krisensituationen

Warum konsumieren Jugendliche Drogen? Demonstration von Erwachsen-Sein Bewusstes Verletzen der im Elternhaus geltenden Normen Bewältigungsstrategie, z.b. bei Leistungsversagen, um Stresssymptome zu unterdrücken Zugangsmöglichkeit glichkeit zu einer Clique, Teilhabe an jugendkulturellen Lebensstilen Austesten von grenzüberschreitenden Erfahrungen Ausdrucksmittel von sozialem Protest und gesellschaftlicher Wertekritik ekritik Reaktion auf starke psychische oder soziale Entwicklungsstörungen Versuch, sich auf einfache Weise Entspannung zu verschaffen Kompensation von Enttäuschungen (Zusammenstellung nach Ergebnissen einer wissenschaftlichen Studie von Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, Universität t Bielefeld: Drogenkonsum als problematische Lebensbewältigung im Jugendalter. In: Sucht 4/91 S. 240-252) 252)

Stadien einer Suchtentwicklung Konsum Genuss Gewöhnung Missbrauch Abhängigkeit

Kriterien einer Suchterkrankung Kontrollverlust (Beginn, Ende, Menge) Dosissteigerung (Toleranzentwicklung) Wiederholungszwang Anhaltender Konsum trotz Nachweis eindeutiger schädlicher Folgen Vernachlässigung anderer Interessen

Gesellschaft Gefährdende Leistungsund Konkurrenzsituation Mangel an Zukunftsperspektiven und Alternativen Konsumorientierung Fehlende Wertorientierung Umwelt Das Suchtursachen Modell Sozialer Nahraum Gefährdende Familiensituation Belastung in Schule, Ausbildung und Beruf Überfordernde Konflikte Fehlende Beziehungen und soziale Ressourcen Partnerschaftsprobleme Suchtmittel Art der Verfügbarkeit Dosis Dauer der Einnahme Griffnähe Frühkindliche Lebenssituation Person Labilität, Antriebsschwäche Mangel an Selbstwertgefühl Sinnsuche, Abenteuerlust, Neugier

Alkohol Alkohol: am häufigsten h konsumierte psychoaktive Substanz: drei Viertel der 12-17 17 Jährigen hat schon mal A. getrunken. Der regelmäß äßige Alkoholkonsum bei Jugendlichen ist zurückgegangen. Ein Fünftel F der Jugendlichen neigt zu riskanten Konsummustern.. Diese Zahl ist besorgniserregend. Quelle: Drogenaffinität t der Jugendlichen in der Bundesrepublik Deutschland - BZgA,, Oktober 2008

Risikoverhalten Rauschtrinken ( Binge( Binge-Drinking ) bei Jugendlichen nimmt zu. Als Binge Drinking wird ein Konsum von fünf f oder mehr alkoholischen Getränken pro Tag bezeichnet. Das Komasaufen ist eine extreme Form des Binge- Drinking. Eine Studie der BZgA zeigt wie viele Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren mindestens ein Mal in 30 Tagen vor der Befragung Binge-Drinking betrieben haben. Binge-Drinking bei den 12-17 - jährigen Es haben in den letzten 30 Tagen mindestens einmal Binge Drinking praktiziert: 2004 26,3 25,3 2005 19,6 2007 25,5 2008 20,4 In Prozent 18,7 23,8 15,2 30,7 20,1 23 17,7 Quelle: BZgA 2008 männlich weiblich

Ursachen für f r das Komasaufen Bingedrinking und Komasaufen beginnen mit Einsetzen der Pubertät. Alkohol hat einen Anteil an der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben in der Pubertät (Abgrenzung, Identitätsfindung etc.) Funktion des Alkoholkonsums bei Jungen und Mädchen unterschiedlich stark gewichtet: Jungen haben härtere Konsummuster (männlich, erwachsen, Grenzerfahrungen). Mädchen nutzen den Alkohol eher, um die Scheu vor ersten sexuellen Erfahrungen zu überwinden. Beim Komasaufen sind die Anteil von Jungen und Mädchen nahezu gleich: Ausdruck meist von Langeweile und mangelndes Risikobewusstsein.

Cannabis Nach vielen Jahren des Anstiegs ist der Anteil derjenigen, die schon einmal Cannabis konsumiert haben, in 2008 in den Umfragen erstmals ein Rückgang festzustellen. Der Anteil derjenigen, die gelegentlich Cannabis konsumieren, liegt in den Repräsentativumfragen dieses Jahres bei 28,3% (leichter Rückgang). R Der Anteil derjenigen, die regelmäß äßigen Cannabiskonsum haben, liegt aktuell unter 3%. Quelle: Drogenaffinität t der Jugendlichen in der Bundesrepublik Deutschland - BZgA,, Oktober 2008

Computer~Internet~Online~Spiele~Chat Suchtgefahren?

Nutzungsdauer des Computer Selbsteinschätzung tzung Durchschnittliche Nutzungsdauer am Tag: 134 Minuten Gender: Jungen (147 Minuten) Mädchen (120 Minuten) Alter: 12-13 13 Jahre: 94 Minuten 18-19 19 Jahre: 155 Minuten Quelle: JIM-Studie 2006

Definition Computerspiel Chat Computerspiele Online Spiele, LAN-Parties Videospiele, Rollenspiele, Ego-Shooter Handhelds (tragbare Spielgeräte)

Computerspielsucht?? Der PC wird nicht mehr abgeschaltet Alltägliche Tätigkeiten T vor dem PC Keine Lust auf alternative TätigkeitenT Freizeitaktivitäten ten werden weniger Verschobener Tag- und Nachtzyklus Verlust sozialer Kontakte Zurückgezogenheit / Einsamkeit

Wie Sie ihre Kinder ermutigen können, k ein Suchtverhalten zu entwickeln.

Wie Sie ihre Kinder ermutigen können, k ein Suchtverhalten zu entwickeln: Erwarten Sie von Ihren Kindern, dass sie in ihrem späteren Leben einmal all das verwirklichen, von dem Sie immer geträumt haben. Stellen Sie kleinere Gesetzesüberschreitungen Ihrerseits z.b. im Straßenverkehr im Beisein Ihrer Kinder als Kavaliersdelikt dar, die doch keiner merkt. Lassen Sie Ihre Kinder niemals selbst Verantwortung übernehmen, kümmern Sie sich um alle Angelegenheiten selbst. Gehen Sie wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt. Lösen Sie die Probleme für Ihre Kinder treffen Sie für sie die Entscheidungen.

Wie Sie ihre Kinder ermutigen können, k Drogen zu nehmen. Hören Sie Ihren Kindern niemals zusprechen Sie über sie, aber niemals mit Ihnen. Vermeiden Sie es, sich als Familie zusammenzusetzen. Schaffen Sie Familientraditionen ab, die sich wöchentlich, monatlich oder jährlich wiederholen. Schützen Sie Ihre Sprösslinge vor eigenen Erfahrungen z.b. mit Kälte, Müdigkeit, Abenteuer, Kränkung, Experimenten, Risiken, Bekannt- und Freundschaften, Herausforderungen etc.. Halten Sie Ihren Kindern immer wieder einen Vortrag über die Gefährlichkeit von Drogen ihr eigenes Verhalten spielt dabei keine Rolle. Setzen Sie klare Prioritäten für die Bedeutung von materiellen Werten für Ihr Leben und das Ihrer Familie.

Warnsignale für r ein erhöhtes htes Suchtrisiko Verhaltensauffälligkeiten, die auf seelische Probleme hinweisen: Sich zurückziehen, absondern Zappeligkeit, Nervosität, Konzentrationsprobleme Realitätsflucht / Realitätsverweigerung Aggression, Stören, sich nicht-einfügen-wollen Plötzlicher Wechsel des Freundeskreises Wichtig: behutsamer Umgang mit etwaigen Symptomen!

Schutzfaktoren Selbstkontrolle, Frustrationstoleranz Ich muss nicht alles sofort haben. Ich kann mit Grenzen umgehen. Selbstbewusstsein, Selbstachtung, Selbstvertrauen, Ich-Stärke Ich bin wichtig/wertvoll. Ich vertraue mir. Ich kann Nein sagen. Genuss- und Erlebnisfähigkeit, Lebensfreude, Träume Ich kann den Augenblick genießen und die Seele baumeln lassen. Es gibt viel Schönes und Interessantes auf der Welt zu entdecken. Konfliktfähigkeit, Belastbarkeit Ich stelle mich meinen Problemen. Ich lasse mich nicht unterkriegen.

Schutzfaktoren Gesundheitsbewusstsein Ich gehe sorgsam mit mir um. Mein Körper ist mir wichtig. Soziale Kontaktfähigkeit, Gruppenzugehörigkeit, Einfühlungsvermögen Ich kann Kontakt knüpfen, vertiefen, auch beenden. Ich kann andere durch Einfühlen verstehen. Andere Menschen sind mir wichtig. Umgang mit Gefühlen Ich nehme meine Gefühle wahr, kann sie zulassen und ausleben. Ich kann mit meinen Stimmungen umgehen. Zukunftsperspektive, Sinn, Wert Leben lohnt sich und macht Sinn. Ich weiß, wofür ich mich einsetze. Es gibt etwas, woran ich mich halten kann.

Vielen Dank für f r Ihre Aufmerksamkeit Ulrich Möller, Psychotherapeut (HPG) Referent für Suchtprävention