Lösungen zum Aufgabenblatt 1 Syntax natürlicher Sprachen

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Lösungen zum Aufgabenblatt 1 Syntax natürlicher Sprachen Universität München, CIS, WS 2016/17 Hans Leiß Abgabetermin: Mi, 28.10.2017 Aufgabe 1.1 Überlegen Sie sich für die Wortarten Nomen, Artikel und (Voll-)Verb, welche Formdimensionen die Wörter dieser Art haben, und welche unveränderlichen Merkmale man unterscheiden sollte. Sie können sich eine Grammatik des Deutschen nehmen (z.b. Helbig/Buscha oder eine andere der auf den Folien genannten) und nachsehen, welche Wortarten sie für das Deutsche angibt, jeweils mit den Formdimensionen und -werten. Vergleichen Sie, welche der Wortarten in der Klassifizierung von Dionysos Thrax vorkamen und welche nicht. Wenn Deutsch nicht Ihre Muttersprache ist, können Sie die Aufgabe auch für die Wortarten Ihrer Muttersprache machen. Lösung von Aufgabe 1.1 Überlegen Sie sich für die Wortarten Nomen, Artikel und Vollverb, welche Formdimensionen die Wörter dieser Art haben, und welche unveränderlichen Merkmale man unterscheiden sollte. Wir unterscheiden zwischen unveränderlichen Art- und veränderlichen Formmerkmalen. Nomen Artdimensionen (Werte) Formdimensionen (Werte) Genus (Maskulinum, Femininum, Neutrum) Numerus (Singular, Plural) (ggf.) Deklinationsklasse (1,2,...) Kasus (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ) Zählbarkeit (zählbar, meßbar) Stelligkeit (absolut, relational) Die Art, wie das Nomen dekliniert wird, also seine Deklinationsklasse, braucht man nur dann, wenn man das Nomen aus einer Stammform s mit einer Flexionsfunktion d erzeugen will. Betrachtet man ein Nomen n als Paradigma n : abstrakte Nomenformen konkrete Formen, was für Zwecke der Syntax ausreicht, so ist die Unterscheidung nach Deklinationsklassen nicht nötig. Die Zählbarkeit unterscheidet, ob die Bedeutung des Nomens eine diskrete (in Individuen zerfallende) oder eine kontinuierliche Gesamtheit bildet, was sich syntaktisch in verschiedenen Sprechweisen äußert: drei/viele/*viel/*30g Tassen *drei/*viele/viel/30g Kaffe. Wir werden (meist) nur zählbare Nomen betrachten und das Merkmal weglassen. 1

Artikel Die Stelligkeit spielt bei Nomina insofern eine syntaktische Rolle, als Relationsnomen (Bruder von) oder Funktionsnomen (Durchmesser von) ein Argument erlauben oder erfordern, während absolute Nomen (Baum) das nicht tun (oder nur, wenn sie als Bezeichnung eines Teils von etwas verwendet werden, ein Baum des Bayrischen Waldes). Viele von Verben abgeleitete Nomen schließen ihr Argument auf bestimmte Weise an, z.b. mit derselben Präposition wie das Verb: auf einen Lottogewinn hoffen die Hoffnung auf einen Lottogewinn. Die Stelligkeit müßte man genauer kodieren, etwa Hoffnung : N sg,nom [auf(akk)],fem. Artdimensionen (Werte) Formdimensionen (Werte) Definitheit (bestimmt, unbestimmt) Genus (Maskulinum, Femininum, Neutrum) Numerus (Singular, Plural) Kasus (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ) Die Definitheit des Artikels bestimmt die Adjektivdeklination : der kleine Fehler, ein kleiner Fehler. (Als Artmerkmal des Artikels und der Quantoren werden wir später im Programm gleich die Adjektivdeklination angeben.) Vollverb Bei den Verben läßt sich der Bereich der Formen nicht als kartesisches Produkt mehrer Dimensionen schreiben, sondern ist eine disjunkte Vereinigung zweier Bereiche, der finiten und der infiniten Formen. Der Bereich der finiten Formen hat vier Dimensionen, während die infiniten Formen einen eindimensionalen Bereich bilden: Artdimensionen (Werte) Formdimensionen (Werte) Stelligkeit (intransitiv, transitiv,...) (de)finite Formdimensionen: (ggf.) Konjugationsklasse (...) Person (1.,2.,3.), Perfekthilfsverb (sein, haben) Numerus (Singular, Plural), Tempus (Präsens, Präteritum), Modus (Indikativ, Konjunktiv, Imperativ) in(de)finite Formen: (Infinitiv (mit/ohne zu ), Partizip I, Partizip II) Bei den finiten Formen sind im Modus Imperativ keine Präteritumsformen möglich, und keine in der 1.Person Singular. (Im Plural schon: Trinken wir ein Bier ) Da die Partizipien (z.b. lesend, gelesen ) auch wie Adjektive (im Positiv) gebraucht werden können, gibt es entsprechende adjektivische Formen, wie in der/ein das Buch lesende/lesender Student, das/ein mehrfach gelesene/gelesenes Buch. Wir fassen nur die unflektierten Formen der Partizipien als Verbformen und nehmen an, daß sich aus den Partizipien Adjektive ableiten lassen. (Nachteil: solche Adjektive sind nicht komparierbar.) Das Verb hat (im Deutschen) weniger Tempuswerte als der einfache Satz; es hat daher keinen Sinn, Futur, Perfekt usw. im Paradigma eines Verbs darzustellen, wenn die entsprechenden Formen uniform (bei allen Verben auf dieselbe Weise) aus einen Hilfverb und einer infiniten Verbform zusammengesetzt werden (und auch noch im Satz nicht beieinander stehen). Dasselbe gilt auch für die Diathese ( Genus Verbi ). Wir betrachten daher Futur, Perfekt usw. als Tempuswerte bei Sätzen, nicht bei Verben, und die Diathese (mit den Werten Aktiv, Passiv) als Formdimension von einfachen Sätzen, nicht von Verben. In den klassischen Sprachen Latein und Altgriechisch gibt es dagegen eigene Futur- oder Passivformen bei Verben, deswegen müssen diese dort in den Verbparadigmen erscheinen. 2

Im Deutschen wird der Aspekt (Verlaufsform) von Handlungen und Ereignissen nicht durch besondere Verbformen ausgedrückt. (Oder höchstens umgangssprachlich, in der rheinischen Verlaufsform : Die Kinder sind am Spielen = spielen gerade/are playing.) Bei den Artmerkmalen muß man unter Stelligkeit nicht die bloße Anzahl der Argumente (bzw. Komplemente) verstehen, sondern auch, welche Art oder Form die Argumente haben müssen, z.b. jemandem etwas glauben = glauben : V inf [nom,dat,daß] braucht ein Nominalphrasensubjekt im Nominativ, ein indirektes Nominalphrasenobjekt im Dativ, und ein Satzobjekt, das in der Form eines daß-satzes oder als Satz im Konjunktiv stehen kann. Außerdem müssen Verben danach unterschieden werden, ob sie das Perfekt mit dem Hilfsverb sein oder haben bilden. Bei Dionysos Thrax unterscheiden sich einige Wortarten, z.b. ist das Adjektiv bei ihm eine Unterart von Nomen, das Partizip aber eine eigene Wortart. Außerdem unterscheiden sich die Wertebereiche der Formdimensionen, z.b. hat das (griechische) Verb eigene Tempusformen für das Futur oder das Perfekt (auch infinite, wie den Infinitiv Futur Aktiv paideusein oder das Partizip Futur Aktiv peideuson), und eigene Formen für die Diathese (Aktiv, Medium, Passiv). Es wäre übrigens auch für das Deutsche vielleicht sinnvoll, das Partizip als eigene Wortart zu behandeln, da es ähnlich wie Adjektive undekliniert (als Prädikat) und dekliniert (als Nomenattribut) verwendet wird, aber nicht in verschiedenen Komparationsstufen (das am meisten geliebte Kind/das *geliebteste Kind). Der Aufgabenteil Nehmen Sie sich eine Grammatik sollte heißen, Sie sollten im Duden oder einer der anderen Grammatiken nachsehen, was dort zu den Wortarten gesagt wird- es ging nicht um die kleine Beispielgrammatik auf den Folien, sondern die Grammatiken in der Literaturliste! Am Beispiel von Helbig/Buscha: Deutsche Grammatik (17.Aufl. 1996): Hier werden vier Hauptklassen genannt, Verb, Substantiv, Adjektiv, Adverb, und eine Klasse der Funktionswörter (d.h. Artikelwörter, Pronomen, Präpositionen, Konjunktionen, Partikeln, Modalwörter, Negationswörter). Es fehlen absichtlich gewisse Wortarten der herkömmlichen Schulgrammatik, darunter Numeralien, Pronomen, Interjektionen. Der Grund ist, daß z.b. die Numeralien verschiedene syntaktische Funktionen(als Substantive, Adjektive und Artikelwörter) ausüben. Verben Für die Konjugation wird an einem Beispiel in Abschnitt 1.1.1. angegeben: (de)finite Formdimensionen (und ihre Werte) Person (1.,2.,3.), Numerus (Sing., Pl.), Tempus (Präsens, Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I, Futur II), Modus (Indikativ, Konjunktiv), Genus Verbi (Aktiv, Vorgangspassiv) In Abschnitt 1.2.1 werden dann zusätzlich als Modus der Imperativ und als Genus Verbi das Zustandspassiv genannt. Als Unterarten von Verben werden Vollverben von Hilfsverben unterschieden, und mehrere Gruppen von Hilfsverben; oben sollten nur Vollverben betrachtet werden. Was oben die Stelligkeit von Vollverben genannt wurde, wird unter Verhältnis zum Subjekt bzw. Objekt behandelt, darunter: 3

Arten von (Voll-)Verben nach ihrem Verhältnis zum Subjekt: persönliche Verben (erlauben Subjekte in 1., 2., und 3. Person) Verben der 3.Person (erlauben nur Subjekte der 3.Person) z.b. mißlingen unpersönliche Verben (erlauben als Subjekt nur es) z.b. regnen Verben mit Pluralsubjekt (erlauben nur Subjekte im Plural) z.b.vereinbaren Arten von (Voll-)Verben nach ihrem Verhältnis zum Objekt: transitive Verben (erlauben ein Objekt im Akkusativ, das im Passiv zum Subjekt wird) intransitive Verben (darunter absolute, die kein Objekt haben, als auch relative, die ein Genitiv- oder Dativ- oder Präpositionalobjekt (hoffen auf) oder eine obligatorische Adverbialergänzung wohnen + Ort unpersönliche Verben (erlauben als Subjekt nur es) z.b. regnen Verben mit Pluralsubjekt (erlauben nur Subjekte im Plural) z.b.vereinbaren Weiter werden reflexive und reziproke Verben unterschieden, wo ein Objekt ein Reflexiv- oder Reziprokpronomen sein muß, z.b. sich beeilen und einander begegnen. Als semantische Unterklassen werden die Verben in Tätigkeits- Vorgangs- und Zustandsverben unterschieden, sowie eine Einteilung nach zwei Aktionsarten, in durative oder imperfektive Verben (iterative, intensive, diminuitive) und perfektive (ingressive, egressive, mutative, kausative). Für die anderen Wortarten suche ich jetzt nicht heraus, wie Helbig/Buscha die Klassifikation vornehmen. Aufgabe 1.2 Auf der Kursseite finden Sie unter beispielsaetze.txt eine alphabetisch sortierte Liste von 8350 deutschen Sätzen und unter beispielsaetze.woerter.txt die sortierte Liste der darin vorkommenden Wörter (im Sinne von Zeichenfolgen ohne Leerzeichen, Zeilenumbruch, Interpunktionszeichen). Angenommen, wir wollen die verschiedenen Wortformen eines Wortes finden und zu einem Paradigma des Wortes zusammenstellen. (a) Wählen Sie je 5 Ihrer Meinung nach häufige Nomen, Adjektive und Vollverben und prüfen Sie an der sortierten Wortliste, wieviele der möglichen Formen des Worts im Text vorkamen. (b) Wie könnte man rein formal (durch Operationen mit Zeichenreihen) versuchen, Flexionsaffixe (Präfixe und Suffixe) zu finden und vom möglichen Stamm zu unterscheiden? (c) Wie viele der Flexionsendungen von Nomen, Adjektiven und Vollverben haben Sie für denselben Stamm für Ihre Beispielwörter finden können? (Angenommen, Sie erkennen die Stämme, auch mit Stammvarianten.) (d) Wie könnte man rein formal versuchen, Stammvarianten zu finden? (e) Können Sie Kontexte angeben, mit denen man an Hand der Satzliste ermitteln könnte, welche der Vollformen eines Nomens welcher abstrakten Form zuzuordnen sind? Für welche Ihrer Beispielwörter können Sie damit die Formen für unterschiedliche Kasus unterscheiden, d.h. in welchen Kontexten findet man den Nominativ Singular, in welchen den Genitiv Singular, usw.? Welche Kontexte liefern bestimmte Verbformen? Als Kontext von w können Sie ( u,v ) erlauben, d.h. Sie geben nur die direkten Linksund Rechts- Nachbarn von w wieder, nicht alles bis zum Satzanfang oder -ende. Sie können auch mit dem Unix-Befehl grep versuchen, Wörter in einem bestimmten Kontext zu finden, z.b. 4

grep -e "des [A-Z][a-z]*s " beispielsaetze.txt um gewisse (Adjektive mit) Nomen im Genitiv zu finden (falls Sie grep schon ein bißchen benutzt haben). Bei einem so kleinen Text dürfte es nur wenige Wörter geben, die im gleichen 1-Wort-Kontext (d.h. ein vorgegebenes Wort vor und ein vorgegebenes Wort nach dem Vorkommen) auftreten. (Finden Sie ein Beispiel?) Lösung von Aufgabe 1.2 (a) Man erhält z.b. folgende Anzahlen, wenn man z.b. mit grep -w \^H[aä]us[a-z]* beispielsaetze.woerter.sortiert.txt grep \^neu[a-z]* beispielsaetze.woerter.sortiert.txt grep \^sag[et][a-z]* beispielsaetze.woerter.sortiert.txt sucht und die Ergebnisse von Hand um Formen anderer Wörter bereiningt: Nomen: Haus, Hause, Hauses, (Häuschen), Häuser, Häusern (5) Kind, Kinder, Kindern, Kindes (4) Adjektive: neu, neue, neuem, neuen, neuer, neuerer, neues, neueste, neuester (9) Vollverben: sage, sagen, sagt, sagte (4), dazu: gesagt Bei diesen Nomen und Adjektiven findet man relativ viele Formen, obwohl wegen der Gleichheit konkreter Formen natürlich nicht gesagt ist, daß es für alle abstrakten Formen ein Vorkommen der entsprechende konkreten Form im Text gibt. (b) Man könnte z.b. mit ge[a-z]* suchen und dann sehen, welche Endungen mit bis zu 3 Buchstaben mit vielen verschiedenen Zwischenstücken vorkommen und daraus schließen, daß z.b. (ge,t), (ge,ten) usw. (Präfix,Suffix)-Paare sind, die zur Formenbildung dienen. Um die Präfixkandidaten wie ge zu finden, müßte man entsprechend zu einem potentiellen Präfix xy suchen, ob man dazu viele verschiedene Fortsetzungen mit wenigen unterschiedlichen Endungen findet; dann wird man Verbpräfixe wie an, zu u.a. finden. Mit grep -o -e " ge[a-z]*\(t\ te\ ten\) " beispielsaetze.txt sort findet man u.a. getötet getötete getöteten getöteten (c) Wir haben oben fast alle Nomen- und Adjektivendungen (außer denen im Komparativ und Superlativ) gefunden, aber nur wenige Verbendungen. (d) Wenn man weiß, daß Vokale verändert werden, kann man bei der Suche eine Alternative von Vokalen im Stamm vorsehen; entsprechend für Konsonantenveränderungen. Mit grep -o -e " ver[a-z]*\([aou]\ [äöü]\)[a-z]*\(e\ t\ st\ en\)" beispielsaetze.txt sort 5

findet man z.b. viele finite Formen der Verben mit Präfix ver-, und darunter u.a. verstoße verstoße verstoßen verstößt verstößt (e) Kontexte zur Bestimmung von Nomenformen: der bestimmte Artikel der, den als Linkskontext legt bei Nomen Genus=Maskulinum und (im Singular) Kasus=Nominativ bzw. Kasus=Akkusativ fest. Aber man kann bei dem nicht den Dativ und gleichzeitig das Genus erkennen, usw. Beispiele: Maskuline oder neutrale Nomen im Genitiv Singular: $ grep -e "des [A-Z][a-z]* \(ist\ war\ sind\ waren\) " beispielsaetze.txt wc -l 32 Maskuline oder neutrale Nomen im Dativ Singular: $ grep -e "dem [A-Z][a-z]* \(ist\ war\ sind\ waren\) " beispielsaetze.txt wc -l 14 Im Kontext (wegen einer, ) stehen (mit großem Anfangsbuchstaben) nur feminine Nomen im Genitiv: $ grep -e " wegen einer [A-Z][a-z]* " beispielsaetze.txt Tokio hatte später wegen einer Wiederaufnahme sondiert. analog für Dativ und Akkusativ mit Kontext (an einer, ) und (an eine, ). Aufgabe 1.3 Aufgabe zu SWI-Prolog: (a) Prüfe (mit which pl oder which prolog), ob ein Prolog auf Ihrem Rechner installiert ist. (Am Anfang reicht jedes Prolog, aber vermutlich lauften manche Programme, die ich zur Verfügung stelle, nur unter SWI-Prolog.) Falls kein Prolog installiert ist, holen Sie sich SWI-Prolog von www.swi-prolog.org und installieren es. Wenn es Probleme gibt, schreiben Sie sich auf, was Sie getan haben und was nicht funktioniert, vielleicht können wir es damit schon klären. (b) Erweitere das Programm Beispiele/einbruch.pl um Fakten und Regeln, die besagen: Maria ist unverdächtig. Wer einen Entlasteten beschuldigt, ist verdächtig. Wenn zwei Personen einander belasten, sind beide verdächtig. (c) Ändere das Programm Beipiele/einbruch.pl so, daß es zu den Prädikaten verdaechtig/1 und entlastet/1 jeweils nur eine Regel gibt, die dasselbe wie das bisherige Programm ausdrückt. (Die Regel muß im Wenn-Teil eine Alternative der bisherigen Wenn-Teile enthalten.) 6

(d) Lade von der Kursseite das graphviz hl.pl in Prolog und wenn dot und gv installiert sind, teste mit why/1 oder why2/1, ob die Anzeige des Suchbaums für eine Anfrage funktioniert, z.b.?- why2(verdaechtig(emil)). Lösung von Aufgabe 1.3 (b) Die Erweiterung von Beispiele/einbruch.pl sollte sein: % Maria ist unverdächtig: unverdaechtig(maria). % Wer einen Entlasteten beschuldigt, ist verdächtig. verdaechtig(x) :- beschuldigt(x,y), entlastet(y). % Wenn zwei Personen einander belasten, sind beide verdächtig. verdaechtig(x) :- belastet(x,y), belastet(y,x). % verdaechtig(y) :- belastet(x,y), belastet(y,x). Die auskommentierte Regel zu verdaechtig(y) :-... ist unnötig: wenn man in ihr die Variablennamen vertauscht, erhält man eine Variante der auskommentierten Regel mit gleicher Bedeutung: verdaechtig(x) :- belastet(y,x), belastet(x,y). Und wenn Prolog hier beide Bedingungen beweisen kann, kann es das auch in der ersten (nicht auskommentierten) Regel zu verdaechtig(x) :-..., die sich nur in der Reihenfolge der beiden Bedingungen von der Variante der auskommentierten Regel unterscheidet. (c) Um für verdaechtig/1 nur eine Regel zu haben, die dasselbe ausdrückt, muß man die drei Regeln verdaechtig(y) :- beschuldigt(x,y). verdaechtig(y) :- belastet(x,y). verdaechtig(y) :- entlastet(x,y), belastet(z,x). ersetzen, indem man die Bedingungen mit oder zusammenfaßt: verdaechtig(y) :- beschuldigt(x,y) ; belastet(x,y) ; (entlastet(x,y), belastet(z,x)). Da in Prolog das, (und) stärker bindet als das ; (oder), sind die Klammern nicht unbedingt nötig, erhöhen aber die Lesbarkeit. Analog bei entlastet/1: entlastet(y) :- hat_alibi(y) ; (entlastet(x,y), unverdaechtig(x)). 7