Aktiv für den Gartenrotschwanz

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Transkript:

Aktiv für den Gartenrotschwanz in Streuobstwiesen STREUOBSTWIESEN sind Wiesen mit Hochstamm-Obstbäumen und ohne Einsatz synthetischer Mittel (Pestizide, Dünger). zählen mit rund 5.000 Tier- und Pflanzenarten zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. verleihen im Frühjahr zur Zeit der Obstblüte ganzen Landstrichen einen einzigartigen Reiz. bieten reiche Ernte und gesunde Lebensmittel von Äpfeln, Birnen, Kirschen, Walnüssen, und Zwetschgen für Tafelobst, Saft, Most oder Schnaps. sind gefährdet durch Baugebiete, schlechte Obstpreise, die einseitige Förderung des Plantagenobstbaus und das Kaufverhalten der Verbraucher. Streuobstwiesen zählen zu den typischen Lebensräumen für den Gartenrotschwanz. Mit ihren hochstämmigen Obstbäumen, die oftmals ein hohes Alter erreichen, sorgen sie für ein gutes Angebot an Nisthöhlen, während die insektenreichen Wiesen gleichzeitig gute Jagdmöglichkeiten bieten. Wer Streuobstwiesen pflegt oder gar neue anlegt, tut nicht nur Gutes für den Gartenrotschwanz, sondern auch für andere, bei uns selten gewordene Arten. Schutz und Pflege von Streuobstwiesen ist für viele NABU-Gruppen genauso wie die Vermarktung von Streuobstgetränken ein traditionelles Aufgabenfeld. So vielfältig wie die Welt der Obstgärten, so vielseitig und pfiffig sind die nachahmenswerten Ideen, mit denen NABU-Aktive das Thema bundesweit angehen und ihren Mitmenschen schmackhaft machen. Einige von ihnen möchten wir Ihnen beispielhaft vorstellen und gleichzeitig dazu anregen, das Gartenrotschwanz- Jahr auf vielfältige Art und Weise für den Schutz von Streuobstwiesen zu nutzen! Bundesweit gibt es heute nach NABU-Schätzungen noch rund 300.000 Hektar Streuobstwiesen. Seit den 80er Jahren ist ihr ökologischer Wert wieder stärker in den Fokus gerückt. Viele Länder, Kreise und Gemeinden fördern die Pflege und den Erhalt von Streuobstwiesen. Letztlich sind diese nur zu erhalten, wenn sich auch die Produktion des Streuobstes für die Bewirtschafter lohnt. STREUOBSTWIESEN GARTENROTSCHWANZ-GERECHT PFLEGEN Eine Streuobstwiese lebt davon, dass man sie nutzt. Soll sie die gewünschten Erträge bringen, müssen die Bäume regelmäßig geschnitten, ggf. organisch gedüngt und die Wiese möglichst zwei- oder dreimal gemäht werden. Manche Streuobstwiese wird auch als Weide genutzt. Von der naturnahen, pestizidfreien Pflege profitieren viele typische Bewohner der Streuobstwiese so auch der Gartenrotschwanz. Doch nicht alle Streuobstwiesen erfüllen seine Ansprüche gleichermaßen. Hier erfahren Sie, was Sie für den Gartenrotschwanz tun können. Spechtschablone zum Aufsprühen auf den Baum: Die Spechtschablone können Sie unter der Art.-Nr. 5212 für eine Schutzgebühr von 1,50 Euro zzgl. Versandkosten bestellen unter www.nabu.de/infomaterial (Kategorie Wald) Höhlenbäume und Totholz erhalten In Höhlen in alten Bäumen leben nicht nur Gartenrotschwänze, sondern auch viele andere Vögel wie Wendehals und Steinkauz, aber auch Siebenschläfer und verschiedene Fledermausarten. Als Faustregel sollten daher auf einer Streuobstwiese mit 100 Bäumen mindestens fünf Höhlenbäume stehen bleiben. Achtung bei Neupflanzungen: Spechte zimmern ihre Höhlen im Regelfall nur in hochstämmige Bäume! Um ihren besonderen Wert zu kennzeichnen, können Sie sie als Biotopbäume markieren. Hierfür bietet der NABU eine besondere Schablone an, mit Hilfe derer ein Spechtsymbol auf den Stamm gesprüht werden kann. Auch tote Äste an Bäumen sind wichtig für die Artenvielfalt und sollten daher beim Baumschnitt nicht alle entfernt werden! 6

AKTIV IN STREUOBSTWIESEN Wiesen naturnah pflegen Eine vielfältige Pflanzenwelt, unterschiedlich hohe Vegetation, dazwischen auch ein paar vegetationsarme Stellen so liebt es der Gartenrotschwanz! Für die Wiesenmahd, die zwei- bis dreimal im Jahr erfolgen sollte, wäre daher das beste Motto: Mähen nach der Chaos-Methode, möglichst in einzelnen, kleinteiligen Abschnitten und zu verschiedenen Zeitpunkten, so dass sich ein Mosaik aus unterschiedlichen Strukturen ergibt. In den gestaffelten Wiesenflächen können sich Insekten und Spinnen gut entwickeln und sind auf den kurzgeschnittenen Bereichen für die Vögel hervorragend zu jagen. Auch die Beweidung ist für einige Streuobstwiesen eine interessante Alternative. Regelmäßiges oder starkes Düngen fördert einige wenige Pflanzenarten und verdrängt viele andere. Dadurch nimmt nicht nur die Pflanzen-, sondern auch die Insektenvielfalt ab. Hochstamm-Obstgärten sollten deshalb, wenn überhaupt, nur mit Mist gedüngt werden. Synthetische Pestizide sind in Streuobstwiesen vollkommen tabu. So fördern Sie bunte Blumenwiesen mit vielen Schwebfliegen, Schmetterlingen und Vögeln. ALTE STREUOBSTBESTÄNDE WIEDER BELEBEN Viele Streuobstbestände haben heute ihren ursprünglichen Zweck verloren und damit womöglich auch ihren Charakter. Ihre Unterhaltung rentiert sich nicht mehr. Sie drohen zu verbuschen und verlieren damit langfristig für den Gartenrotschwanz und manch andere Art an Attraktivität. Wenn Ihnen solche Bestände bekannt sind, wäre das Gartenrotschwanz-Jahr ein schöner Anlass, als NABU- Gruppe die Betreuung und Pflege einer solchen Wiese zu übernehmen. Oft sind zum Beispiel Gemeinden als Besitzer dankbar, wenn sich jemand um die Bestände kümmern möchte. Prüfen Sie, ob es möglich ist, für Ihre Arbeit Landschaftspflegegelder im Rahmen des Vertragsnaturschutzes oder eine anderweitige Form der Unterstützung von Seiten der Gemeinde oder des Kreises zu erhalten. LITERATURTIPPS: Tipps zum Obstbaumschnitt halten folgende Bücher für Sie bereit: Riess, Hans-Walter (2000): Obstbaumschnitt in Bildern, Obst- und Gartenbauverlag. Mangold, Gudrun (2005): Obstbäume schneiden verblüffend einfach mit Helmut Palmer, Kosmos-Verlag, Stuttgart. Erhältlich beim Streuobst-Materialversand unter www.streuobst.de Das Kennenlernen von Ihrer neuen Wiese ist besonders spannend, denn sicher möchten auch Sie wissen, welche Obstsorten im geretteten Bestand zu finden sind. Womöglich ist eine besonders seltene, regionale Sorte darunter? Außerdem gilt es, den Zustand der Bäume einzuschätzen. Für den langfristigen Erhalt der Wiese ist es nötig, nicht nur zu Säge, Schere und Sense zu greifen, sondern auch Bäume nachzupflanzen. Zehn bis 15 Prozent eines Bestandes sollten aus unter zehnjährigen Bäumen bestehen. NABU-Regionalverband Unteres Unstruttal: Streuobstwiesen-Pflege im Rahmen des Vertragsnaturschutzes Der NABU-Regionalverband Unteres Unstruttal hat eine ca. drei Hektar große Streuobstwiese mit altem, wertvollem Baumbestand gepachtet und betreut sie seit einigen Jahren. Im Rahmen des Vertragsnaturschutzes erfolgen Wiesenmahd und Baumschnitt. Zusätzlich werden Obstsortenbestimmungen (Apfel und Birne) durchgeführt, in stark verbuschten Bereichen weitere Obstbäume freigestellt und Ersatzpflanzungen vorgenommen. www.nabu-unstruttal.de 7

NEUE STREUOBSTWIESEN ANLEGEN Eine neue Wiese für den Gartenrotschwanz unter diesem Motto könnten Sie im Gartenrotschwanz-Jahr hervorragend für die Anlage oder Ausweitung einer Streuobstwiese werben! Und es damit zahlreichen NABU-Gruppen und Initiativen gleichtun, die damit mancherorts schon viel Erfahrung haben. Vorbildlich sind auch solche Projekte, die ökologisches und soziales Engagement zusammenführen, ob mit benachteiligten Jugendlichen, einer Grundschule oder einer Behinderteneinrichtung. Vielleicht bestehen ja auch bei Ihnen vor Ort Kontakte, die Sie im Gartenrotschwanz-Jahr und darüber hinaus nutzen können. Viel Freude hatten beispielsweise alle Beteiligten bei der Pflanzung alter Apfelsorten auf dem Gelände der Diakonischen Behindertenhilfe Lilienthal. Die Behindertenhilfe stellte die Fläche zur Verfügung, der NABU das Know-how. Angepackt haben alle gemeinsam: NABU-Ehrenamtliche genauso wie Mitarbeiter und Bewohner der Einrichtung. Jetzt sind alle gespannt auf die erste Ernte und schmieden bereits neue Pläne. LITERATURTIPP: NABU-Bundesfachausschuss Streuobst & Fondation Hellef fir d Natur (2005): Streuobstwiesen Tipps zur Anpflanzung und Pflege von jungen Obstbäumen Erhältlich beim Streuobst-Materialversand unter www.streuobst.de Auch im städtischen Raum gibt es von vielen beispielhaften Projekten zu berichten, unter anderem des NABU Hamburg. So entstanden aus einem intensiven Maisacker und einer ehemals überdüngten Ponyweide zwei artenreiche Streuobstwiesen im Norden des Naturschutzgebietes Wittmoor und im Naturschutzgebiet Rodenbeker Quellental. www.nabu-hamburg.de Bei der Neuanlage und Pflege einer Streuobstwiese gibt es einiges zu beachten, angefangen beim Standort und der Sortenwahl. Der NABU-Bundesfachausschuss Streuobst hält auf seiner Internetseite www.streuobst.de ausführliche Informationen dazu für Sie bereit. 8

AKTIV IN STREUOBSTWIESEN Fehlt HOCHSTÄMMIGE OBSTBÄUME PFLANZEN Nur wenn sich in Obstbäumen mit der Zeit Höhlen in etwa zwei bis fünf Metern Höhe bilden können, findet der Gartenrotschwanz wie viele andere höhlenbewohnende Tierarten auch Raum zum Nisten. Der NABU empfiehlt daher, Hochstämme mit mindestens 1,80 bis 2 Metern Stammhöhe bis zum ersten Ast zu pflanzen. Damit wird später auch die Mahd der Obstwiese mit dem Trecker oder die Beweidung mit Schafen und Rindern erheblich erleichtert. Bester Pflanztermin ist im Spätherbst nach dem Laubfall oder in den ersten frostfreien Tagen vor dem Blattaustrieb. Eine Übersicht der empfehlenswerten Sorten bietet das NABU-Infoblatt Hauptsortiment für den Streuobstbau. Die meisten Sorten sind allerdings nur regional oder lokal verbreitet, oft existieren nur noch wenige Bäume. Manche NABU-Gruppen haben deshalb mit Baumschulen sogar Verträge zur Veredelung und Anzucht seltener Sorten abgeschlossen. In einer Adressliste stellt der NABU-Bundesfachausschuss Streuobst Baumschulen aus allen Bundesländern vor, die in ihrem Sortiment hochstämmige Obstbäume und verschiedene für Hochstämme geeignete Obstsorten anbieten. Wenn es Ihnen möglich ist, bestellen Sie Ihre Bäume am besten schon frühzeitig! Die NABU-Baumschulliste und das NABU-Infoblatt Hauptsortiment für den Streuobstbau erhalten Sie unter www.streuobst.de (> Service und Adressen bzw. Obstsorten ). OBSTBAUMPATENSCHAFTEN: EIN OBSTBAUM FÜR DEN GARTENROTSCHWANZ Manche Initiativen finanzieren die Neuanlage von Streuobstwiesen, indem sie Patenschaften für hochstämmige Obstbäume vergeben. Mit einem jährlichen Betrag, der sich meist zwischen 50 und 100 Euro bewegt, können die Kosten für die Pflanzung oder die Pflege für einen Baum abgedeckt werden. Unter dem Motto Ein Obstbaum für den Gartenrotschwanz ließe sich 2011 besonders gut für eine solche Patenschaft werben. Machen Sie deutlich, dass mit einer solchen Patenschaft der Lebensraum des Gartenrotschwanz und seiner tierischen Nachbarn erhalten werden kann. Vor allem bei besonderen Anlässen wie einer Hochzeit oder einer Taufe ist es schön, wenn sich der Pate bei einer Neupflanzung die Sorte bzw. auf alten Wiesen den Patenbaum selbst aussuchen kann. Auch ein neben dem Baum angebrachtes Schild mit dem Namen des Spenders oder eine Patenschaftsurkunde kommt immer gut an. Der Höhepunkt des Jahres ist sicher die Erntezeit, wenn der Pate die Früchte seiner Patenschaft selbst ernten kann. Auf jeden Fall sollten Sie die Paten regelmäßig informieren und zu Aktivitäten einladen würdigen Sie ihr Engagement zum Beispiel mit einem Erntefest! Paten für 2.000 Obstbäume Die NABU Naturschutzstation Rhein-Berg e.v. und die Stadt Leverkusen haben das Ziel, die alten Obstwiesenbestände in Leverkusen mit knapp 2.000 alten Obstbäumen zu erhalten. Paten können sie dabei unterstützen, sich ihren Patenbaum selbst aussuchen und dessen Früchte ernten. Eine Patenschaft erstreckt sich über fünf Jahre. Durch einen jährlichen Beitrag von 80 Euro wird die Pflege des Baumes gewährleistet. 9

FESTE FEIERN: OBSTBLÜTENFESTE, APFELFESTE, ERNTEFESTE Die Obstblüte im Frühjahr schafft eine ganz besondere Atmosphäre die Natur erwacht, die ersten warmen Sonnenstrahlen kitzeln die Nase und die Bienen sind schon fleißig unterwegs. Ganze Landschaften scheinen in Blüte zu stehen, und einige NABU-Gruppen laden Jahr für Jahr zum Obstblütenfest ein. Kommt der Gartenrotschwanz auch bei Ihnen auf der Wiese vor? Ob ja oder nein machen Sie ihn in diesem Jahr zu Ihrem Ehrengast oder zum Gastgeber Ihres Festes! Er könnte zum Beispiel zu einer kleinen Entdeckungstour durch seinen Lebensraum einladen. Er könnte eine Rede halten. Oder man könnte mit gezielten Hinweisen oder einer kleinen Führung auf den Bewohner Ihrer Wiese aufmerksam machen. Sicher gibt es noch weitere Möglichkeiten, wie Sie den Gartenrotschwanz bei Ihrem Fest gut in Szene setzen können zum Beispiel bei einem kleinen Theaterstück mit unseren Fingerpuppen von Seite 29.! TIPP: Bei vielen NABU-Gruppen hat sich bei solchen Festen eine Saftpresse zum Publikumsrenner entwickelt. Besonders Kindern und Jugendlichen macht es sichtlich Spaß, auf althergebrachte Weise Äpfel zu schnitzeln, auszupressen und dann eigenen A-Saft zu genießen. Wenn Sie keine eigene Saftpresse haben, dann hören Sie sich einfach um viele Naturschutzgruppen verleihen die ihre gerne für andere Veranstaltungen. Das Obstblütenfest des NABU Münster Alljährlich lädt der NABU Münster zum Obstblütenfest auf die Streuobstwiese ein. Bei Apfelkuchen, Apfelsaft oder einem Gläschen Mirabellenbrand lernen die Besucher das Obstwiesenprojekt kennen. Viele der alten Obstsorten haben adelige Namen wie Kaiser Wilhelm oder Königin Victoria. Was liegt da näher, als auf dem Obstblütenfest eine Apfelprinzessin zu küren? Im Herbst zur Erntezeit ist der Gartenrotschwanz schon wieder auf dem Weg gen Süden. Trotzdem mit einem Apfelfest können Sie auf einen typischen Lebensraum von ihm hinweisen und zeigen, was die Äpfel Ihrer Streuobstwiese kulinarisch alles hergeben: Vesper mit Apfelkraut, verschiedenes Apfelgebäck, Apfelsaft, Most und Obstler können auf der Speisekarte stehen. Der Erlös kann für neue Pflanzungen eingesetzt werden damit Sie auch zukünftig Apfelfeste feiern können und der Gartenrotschwanz langfristig eine Heimat hat! Mostprämierungen in Murrhardt Der NABU Murrhardt hat sich vor Jahren ein besonderes Highlight einfallen lassen: die Mostprämierung. Schluck für Schluck testen die Juroren Farbe, Klarheit, Geruch und Geschmack, bis der Mostkönig feststeht. Die Idee entwickelte sich aus einem heftigen Streit zwischen Naturschützern und Landwirten über den Obstwiesenschutz. Man traf sich zu einer Aussprache und versumpfte beim Most. Most kann also Konflikte lösen! In Murrhardt macht man seitdem gemeinsame Sache pro Streuobst. DAS NABU-QUALITÄTSZEICHEN STREUOBST DIE NABU-AUSZEICHNUNG FÜR STREUOBSTPRODUKTE Die Bewirtschaftung von Streuobstwiesen muss sich wieder lohnen das sagte sich auch der NABU-Bundesfachausschuss Streuobst und rief 1988 das Streuobst-Qualitätszeichen ins Leben. Es garantiert den Erzeugern höhere Preise und den Verbrauchern hochwertige Streuobstprodukte. Das Qualitätszeichen wird für Streuobstprodukte vergeben, die weder mit synthetischen Pestiziden noch mit synthetischen Düngemitteln erzeugt wurden. Zudem sind Mehrwegflaschen vorgeschrieben. Für bestimmte Inhaltsstoffe existieren Grenzwerte, die durch ein anerkanntes Untersuchungslabor geprüft werden. Alle Anforderungen, darunter auch die regionale Verwertung der Produkte, werden in einem Lizenzvertrag zwischen dem NABU und dem Lizenznehmer festgehalten. Gleichzeitig erhält 10

AKTIV IN STREUOBSTWIESEN Fehlt der Lizenznehmer das Recht, auf seinen Produkten mit dem Qualitätszeichen zu werben. Mit dem Kauf solcher Qualitätsprodukte trägt der Käufer zum Erhalt von Streuobstwiesen bei und kann sich zum Beispiel den Apfelsaft besonders gut schmecken lassen! Auch Sie können dafür sorgen, dass das Qualitätszeichen weiter verbreitet wird! Sprechen Sie mit Keltereien und Streuobstvereinen in Ihrer Region und preisen Sie die Vorzüge des Qualitätszeichens an. Der NABU-Bundesfachausschuss Streuobst berät Sie gern: Beate Kitzmann c/o Naturschutz Berlin-Malchow Dorfstraße 35, 13051 Berlin Tel. 030.92 79 98-30 info@naturschutz-malchow.de NABU-Qualitätszeichen Streuobst Faire Preise Gemeinsam für den Gartenrotschwanz In Vaihingen/ Enz haben sich Obst- und Gartenbauvereine, Imker, NABU, BUND, Landfrauen und Bauern zusammengeschlossen und 2010 eine fruchtbare Kooperation mit der Firma Ensinger Mineralheilquellen GmbH begonnen: Vom Unternehmen erhalten die Streuobstbewirtschafter 20 Euro/ 100 kg. Dafür gibt es eine Streuobst-Apfelschorle von Ensinger, mit der alle Beteiligten für faire Preise und Naturschutz werben. Die Vermarktung erfolgt über den Getränkefachhandel und bei Dorf- und Vereinsfesten. Ausgezeichnet ist das Projekt mit dem NABU-Qualitätszeichen für Streuobstprodukte. Passend für 2011: Der Gartenrotschwanz brütet nicht nur in den Vaihinger Streuobstwiesen, sondern ist auch auf den Schorle- Etiketten. VORTEILE FÜR LIZENZNEHMER (AUSZUG): Kostenloser Bezug des Streuobst- Rundbriefes Jährliche Bewerbung in Naturschutz heute Kontinuierliche Verlinkung im Internet Kostenlose Werbematerialien Unterstützung beim Produktmarketing Positives Image des NABU für die ausgezeichneten Produkte Infos und Lizenzvertrag: www.streuobst.de (> Qualitätszeichen) 11