Verband der Osteopathen Deutschland e.v.

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Transkript:

Kiefer, Schädel, Tinnitus: Zusammenhänge verstehen und behandeln Pfeifen, Rauschen, Klopfen lästige Geräusche im Ohr tauchen nicht nur nach lauten Konzerten auf. Organische Erkrankungen, Fehlspannungen oder ein falscher Biss können ebenfalls zu einem Tinnitus führen. Doch nicht immer werden diese Zusammenhänge berücksichtigt. Mit ihrer ganzheitlichen Diagnostik hilft die Osteopathie mögliche Ursachen aufzudecken und so die Therapiechancen zu verbessern. Tinnitus aurium bezeichnet die akustische Wahrnehmung von Geräuschen, die nicht auf objektiv wahrnehmbare Quellen zurückzuführen sind: die Pfeif-, Zisch- oder Knacklaute basieren auf einer gestörten Hörfunktion und sind von anderen Personen nicht zu hören. Tinnitus beschreibt allerdings keine akustischen Halluzinationen und ist auch keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom anderer Störungen. Oft verschwindet das lästige Geräusch nach einiger Zeit von selbst. Wird es aber chronisch, weist das auf andere Dysfunktionen im Körper hin. Als Ursachen kommen zum Beispiel Lärmschäden, Erkrankungen wie Morbus Menière (Drehschwindel) oder Stress in Betracht. Daneben können Probleme im Bereich der Halswirbelsäule oder auch im Zahn-Kiefer-Bereich einen Tinnitus auslösen oder verstärken. Denn Mittelohr und Kiefergelenk liegen nah beieinander. Zugleich ist der Kauapparat eng mit der Halswirbelsäule über Muskeln, Sehnen und Nerven verbunden. Durch eine angeborene Zahnfehlstellung oder Zahnprothesen kann ein Fehlbiss vorliegen, der großen Druck auf die entlanglaufenden Blutgefäße und Nerven ausübt und so neben anderen Beschwerden auch Tinnitus oder Kopfschmerzen verursacht. Dieser Zusammenhang wird bisher selten erkannt, so dass sich die Behandlung meist auf Medikamente und Infusionen beschränkt. Die Wirksamkeit einer solchen Therapie mit Vitamin-E-Präparaten oder durchblutungsfördernden Mitteln ist nicht nur umstritten, die Präparate sind auch teuer und können mit Nebenwirkungen einhergehen. Vor allem für einen langfristigen Einsatz bei einem chronischen Tinnitus sind sie deshalb nicht geeignet. Tinnituspatienten sollten möglichst schnell alle in Frage kommenden Ursachen abklären lassen. Die diagnostischen Techniken der Osteopathie bieten sich hierfür an, da der Körper in seiner Gesamtheit untersucht wird und so Zugkräfte und Verspannungen in anderen Körperregionen aufgedeckt werden können. Der Osteopath untersucht ausgehend vom Kopf mit den Schädelnähten, die Kiefer- und Nackenregion und den restlichen Körper um Dysfunktionen und ihre Zusammenhänge aufzuspüren. Lässt sich so zum Beispiel eine Kieferfehlstellung als Ursache ermitteln, wird mit der Korrektur des Bisses durch eine Schiene und durch Entlastung der Spannungen im Kiefer- und Wirbelsäulenbereich meist auch der Tinnitus behoben. Der Osteopath wird hierzu eng mit einem Kieferorthopäden zusammenarbeiten.

Nicht immer lassen sich Ursachen finden und behandeln. Zwar gewöhnen sich Schätzungen zufolge mehr als die Hälfte der chronischen Tinnituspatienten an die Geräusche und fühlen sich durch sie nicht mehr in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Doch für die anderen kann sich das ständige Geräusch auch zu einer regelrechten Krankheit entwickeln, die Schlafstörungen, Angstzustände oder Depressionen mit sich ziehen kann. In diesem Fall sollte eine psychologische Betreuung in Anspruch genommen werden. Osteopathische Techniken und Entspannungsübungen können helfen das Wohlbefinden zu steigern und die Symptome zumindest zu lindern. Insgesamt gibt es über den Tinnitus, seine Ursachen und seine Behandlung nur wenige wissenschaftliche Erkenntnisse. Oft lassen die Selbstheilungskräfte des Körpers die Symptome von selbst wieder abklingen. Wichtig ist ein rasches Handeln, da die Heilungschancen bei Tinnitus umso größer sind, je früher mit der Therapie begonnen wird. Deshalb ist es notwendig frühzeitig mögliche Ursachen abzuklären. Die Osteopathie kann helfen Zusammenhänge aufzudecken, Selbstheilungskräfte zu stimulieren und Linderung zu verschaffen. Abdruck honorarfrei. Belegexemplar erbeten.

Fehlbiss, mehr als ein kosmetisches Problem Schöne, gepflegte Zähne gelten als Statussymbol. Die kieferorthopädische Korrektur schiefer Zahnreihen und Fehlbisse wird vor allem bei Kindern und Jugendlichen heute häufig angewandt. Ein Fehlbiss ist aber oft kein rein kosmetisches Problem, sondern kann zu ernsthaften Dysfunktionen im gesamten Körper führen. Mit ihrem ganzheitlichen Ansatz hilft die Osteopathie die Ursachen und Zusammenhänge aufzuspüren und zu behandeln. Die meisten Menschen besitzen keine ideale Verzahnung von Ober- und Unterkiefer, Störungen der Okklusion (Biss) sind aber nur in seltenen Fällen angeboren, wie z.b. bei einer Hasenscharte. Meist resultiert der Fehlbiss aus Entwicklungsstörungen, Unfällen, Zahnausfall oder fehlerhaften Füllungen und Zahnersatz. Häufig findet sich auch eine Haltungsstörung, wie etwa ein Beckenschiefstand, der bis auf die Kiefermuskulatur wirkt. Der Körper kann kleinere Asymmetrien und Störungen aber gut kompensieren, so dass ein veränderter Biss bald wieder als normal wahrgenommen wird. Zum Beispiel wird ein Patient eine nicht sauber abgeschliffene Füllung zunächst als störend empfinden, sich aber schnell daran gewöhnen. Die Veränderung muss aber durch die angrenzenden Strukturen kompensiert werden, was zu Fehlspannungen führen kann. Der Körper versucht so weiterhin funktionsfähig zu bleiben, also z.b. das Kauen, Sprechen und Schlucken zu gewährleisten. Solche Kompensationsprozesse können sich über lange Zeiträume erstrecken, in denen Fehlspannungen nicht wahrgenommen werden und sich keine Beschwerden zeigen. Sehr häufig sind es dann Stresssituationen, in denen die Betroffenen schließlich mit bisher unbekannten Symptomen konfrontiert werden, wie etwa starken Kopfschmerzen, Schulter- und Rückenbeschwerden, Tinnitus oder auch Gleichgewichtsproblemen. Diese Beschwerden werden unter dem Überbegriff Kraniomandibuläre Dysfunktion (CMD) zusammengefasst. Eine Störung der Okklusion führt nicht zwangsläufig zu einer CMD. Besteht eine CMD, ist sie aber sehr oft auf eine Bissstörung zurückzuführen, wie neuere Untersuchungen der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) belegen. Dabei geht es nicht nur um den statischen Biss, sondern auch um die dynamische Okklusion, d.h. die Kaubewegungen der Kiefer, die über Bänder und Muskeln möglicherweise schmerzhafte Zugwirkungen auf die Schläfen oder den Nacken ausüben. Die Korrektur des Fehlbisses behebt häufig auch die Beschwerden. Osteopathische Techniken, die ausschließlich mit den Händen ausgeführt werden, können die kieferorthopädische Therapie dabei unterstützen und beschleunigen. Obwohl die funktionellen Zusammenhänge zwischen der Kaumuskulatur und gelenken und dem restlichen Körper in der Medizin lange bekannt sind, werden die Symptome oftmals nicht mit einer CMD in Verbindung gebracht. Wenn die Ursache nicht erkannt wird, bleibt vorerst nur die Behandlung der Symptome. Der Patient selbst sucht dann typischerweise erst beim Neurologen Hilfe für seine Migräne oder konsultiert einen Orthopäden wegen seiner Rückenschmerzen. Viele Patienten leiden

jahrelang unter Schmerzen bis eine CMD diagnostiziert und entsprechend behandelt wird. Manchmal ist es der Osteopath, an den sich chronische Schmerzpatienten oft wenden, der bei seiner Erstuntersuchung diesen Zusammenhang erst aufdeckt. Der Osteopath kann mit seinen diagnostischen Möglichkeiten vor der Behandlung eines Fehlbisses alle anderen Einflussgrößen untersuchen und mit speziellen Techniken behandeln, also z.b. die Zugwirkung eines schiefen Beckens reduzieren. Besonderes Augenmerk richtet der Osteopath dabei auf die Kiefer- Hals und Nackenmuskulatur und die Schädelnähte (Suturen). Diese sind meist betroffen und müssen frei von Spannungen sein. Zur Behandlung eines Fehlbisses reicht die osteopathische Therapie jedoch allein nicht aus. In der zahnärztliche Behandlung kommen häufig Spangen (während des Wachstums) und Schienen zum Einsatz, deren Wirkung die Osteopathie unterstützen kann. Teilweise sind auch umfangreiche Zahnsanierungen, kieferorthopädische oder chirurgische Maßnahmen notwendig, um den Biss zu korrigieren. Hier kann der Osteopath die Heilungsprozesse begleiten. Zusammen mit dem Zahnarzt oder Kieferorthopäden kümmert er sich auch um die Aufklärung des Patienten, zeigt ihm Bissübungen und gibt ihm Tipps zur Ernährung und Entspannung. Abdruck honorarfrei. Belegexemplar erbeten.

Osteopathische Begleitung kieferorthopädischer Eingriffe Immer mehr Zahnärzte und Kieferorthopäden schätzen die Wirkung der Osteopathie. Die Methode ist vor allem zur Diagnose und Unterstützung einer kieferorthopädischen Behandlung gut geeignet. Arbeiten Osteopath und Zahnarzt zusammen, können die Therapiedauer verkürzt und bessere Ergebnisse erzielt werden. Während des gesamten Lebens ändert sich die Zahnstellung und reagiert damit auf eventuelle Veränderungen in Haltung und Belastung im Körper. In der Wachstumsphase vor und während der Pubertät, aber auch später stellt sich das Gebiss so auf innere und äußere Einflüsse ein. Nackenspannungen, die sich über die Hals- und Kaumuskulatur bis hin zum Unterkiefer fortsetzen, oder aber kieferorthopädische Korrekturen, Brücken und Zahnersatz können kleinste Stellungsveränderungen der Zähne herbeiführen. So leiden Skoliose-Patienten auch häufig an einem Fehlbiss, während Parodontitis das Risiko für Kreislauferkrankungen, Schlaganfall, Frühgeburten und eben Kieferfehlstellungen erhöht. Bei einigen Krankheitsbildern, wie z.b. Tinnitus, werden deshalb immer häufiger auch Zahnmediziner konsultiert um Fehlbisse als mögliche Ursache zu erkennen und zu behandeln. Mittlerweile werden Kinder, die gerade den Wechsel zum bleibenden Gebiss vollziehen, bei vorliegender Fehlstellung kieferorthopädisch behandelt, auch wenn noch gar keine Beschwerden vorliegen. Meist werden hierzu Zahnspangen oder Schienen eingesetzt, die über unterschiedliche Mechanismen den Biss korrigieren. Allerdings können so neuartige Spannungen im Kieferbereich entstehen, die beispielsweise zu Kopf- und Nackenschmerzen führen können. Eine osteopathische Begleitung der kieferorthopädischen Behandlung kann dazu beitragen diese Spannungen zu mindern und ermöglicht so eine beschwerdeärmere und kürzere Therapie. Idealerweise wird die anstehende Behandlung osteopathisch vorbereitet. Der Osteopath untersucht dazu Spannungszustand und Beweglichkeit der Muskulatur und Gelenke und befreit die Schädelnähte und den gesamten Hals- und Nackenbereich von funktionellen Störungen und Spannungen. So wird eine ideale Grundlage für die kieferorthopädische Behandlung geschaffen. Treten in deren Verlauf Spannungen auf, kann der Osteopath diese lösen und die Beweglichkeit wieder herstellen, damit die kieferorthopädischen Maßnahmen erfolgreich wirken können. Die Ausbildung von Kieferfehlstellungen wird häufig mit der Geburt in Verbindung gebracht, wenn etwa der Unterkiefer des Ungeborenen oft lange gegen dessen Brust gedrückt wird. Idealerweise sollten Säuglinge besonders nach schwierigen Geburten osteopathisch untersucht werden. So können Fehlstellungen und Asymmetrien bereits frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Eine osteopathische Untersuchung bietet sich auch immer bei Kiefer- und Gebissproblemen an, bei denen zunächst keine klare Ursache zu ermitteln ist. Wenn die üblichen Schienentherapien mit physiotherapeutischer Begleitung keine Erfolge zeigen, kann die Osteopathie oft helfen die Ursache ausfindig zu machen. Die Osteopathie kann eine Kieferfehlstellung nicht selbstständig behandeln, die Zusammenarbeit mit einem Zahnarzt oder Kieferorthopäden trägt aber zu einem größeren Therapieerfolg und mehr Lebensqualität des Patienten bei. Nach einer Behandlung kann es aber immer, auch ohne eine osteopathische Behandlung, zu Rezidiven der alten Zahnstellung kommen. Der Osteopath wird den Patient hierüber aufklären und mit dem behandelnden Arzt zusammen möglichen Maßnahmen abwägen. Abdruck honorarfrei. Belegexemplar erbeten.