Ehrenamtlichkeit in Palliativnetzen - Die Hospizbewegung - Workshop im Rahmen der Tagung Evangelische Pflege Akademie Hofgeismar Mittwoch, 28. Februar 2007, 15.45 18.00 Uhr 1. Vorstellung: Wolfgang Schopp, Pfr. einige persönl. Anmerkungen berufl. Laufbahn 1976 2007 Obwohl ich kein Bochumer bin 1950 in Schwelm geboren -, bin ich in meiner beruflichen Biographie nicht unter den Bochumer Kirchtürmen hinweg gekommen, auch wenn ich hin und wider über sie hinaus schaue. Nach dem klassischen Gemeindevikariat war ich 10 Jahre Gemeindepfarrer; danach fast 9 Jahre Kinderklinikseelsorger und 5 Jahre zeitgleich als evangelischer Theologe Mitarbeiter in der von beiden Kirchen getragenen Telefonseelsorge; 1994 bekam ich vom Kirchenkreis Bochum den Auftrag, die Ambulante Hospizarbeit Bochum aufzubauen und weiterzuführen; in diese Zeit fallen auch 10 Jahre mehr oder weniger intensive Mitarbeit in der Bochumer Notfallseelsorge. Für all diese Bereiche der Gemeinde- und Seelsorgearbeit, die ich mir selbst aussuchen konnte, bin ich heute sehr dankbar, weil ich durch sie für meine heutige Tätigkeit in der Hospizarbeit vieles an Erfahrungen und Kompetenzen sammeln konnte. Von 1998 bis heute bin ich der Leiter der Ambulanten Hospizarbeit Bochum, deren Koordinator und Seelsorger. Mit einem Teil einer halben Stelle als Seelsorgerin im stationären Hospiz unterstützt und vertritt mich eine Kollegin. Auch dadurch ist die Zusammenarbeit mit der stationären Einrichtung (Hospiz St. Hildegard) in der Regel recht unkompliziert. Insgesamt haben wir z.z. über 50 ehrenamtliche MitarbeiterInnen, die in fünf Hospizgruppen begleitet werden.
2 2. Die Hospizidee: der Sterbende ist Subjekt! seine Würde gilt es durchzusetzen Palliative-Care: die körperlichen, pflegerischen, psycho-sozialen, spirituellen, seelsorgerlichen Bedürfnisse sind zu achten [wie in einen Mantel zu hüllen] Es gilt, die letzte Lebensphase eines Menschen das Sterben ernst zu nehmen und mit Leben zu füllen, und zwar wie es Ciceley Saunders ausgedrückt hat: Nicht dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben zu schenken. Dabei sind die körperlichen, pflegerischen, psychosozialen, spirituellen und seelsorgerlichen Bedürfnisse des Sterbenden zu beachten, wobei ich jetzt nur darauf hinweisen möchte, dass das familiäre und soziale Netz vollständig in die Begleitung (Entlastung!) mit einbezogen werden muss. 3. Hospizarbeit in Bochum: zwei Säulen Tabu-Themen Tod und Sterben sich überflüssig machen Seit 1995 gibt es in Bochum ambulante und stationäre Hospizarbeit. Beide Einrichtungen verfolgen neben ihrer vorrangigen praktischen Arbeit das Ziel, das Thema Tod und Sterben wieder gesellschaftsfähig zu machen und dadurch die Situation Sterbender in Bochum grundlegend zu verbessern; Informations-, Benefizveranstaltungen, Presse-, Öffentlichkeitsarbeitarbeit; Zusammenarbeit mit der Krankenhausseelsorge; Mitarbeiterfortbildungen in stationären Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe; Vorbereitung aller interessierten Bürgerinnen und Bürger auf die Begleitung von Sterbenden; Gründung eines Palliativnetzes.
In 500 Jahren wird die Hospizarbeit wieder überflüssig sein, wenn Sterbende wieder in der Mehrzahl so sterben dürfen und können, wie sie es heute wollen und immer schon gewollt haben: zu Hause, nicht allein, selbstbestimmt und schmerzfrei. 3 4. die MitarbeiterInnen: ehrenamtlich Voraussetzungen Geben und nehmen Wer in der ambulanten Hospizarbeit mitarbeitet Hospizarbeit ohne ehrenamtliche Mitarbeiter gibt es nicht. In den Rahmenvereinbarungen mit den Krankenkassen (gesetzliche Grundlage seit 2000 bzw. 2002) sind qualifizierte Ehrenamtliche sogar die Voraussetzung zur Finanzierung bzw. Förderung der stationären und ambulanten Einrichtungen. Ausbildung, Begleitung und Weiterbildung der Ehrenamtlichen sind die wichtigsten Arbeitsfelder der Ambulanten Hospizarbeit Bochum. Die Teilnahme an den Ausbildungskursen ist offen für alle am Thema Interessierten (kostenlos, keine Verpflichtung zur Mitarbeit). Voraussetzungen sind ein Höchstalter von 70 Jahren, die Bereitschaft zur Selbstreflektion und das Ablehnen der aktiven Sterbehilfe. Durch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Sterben und Leben, durch die Praxisbegleitung während der Einsätze und den Austausch mit den anderen Mitarbeitern erfahren die Ehrenamtlichen die Begleitung von Sterbenden als ein Geben und Nehmen (12 MA von Anfang an dabei). Die Mitarbeiter von 26 72 Jahren (Durchschnitt 55 Jahre) kommen mit ganz unterschiedlicher Vorbildung aus den verschiedensten Berufen. Herkunft, Konfession und Weltanschauung sind nicht relevant, Respekt, Toleranz und Akzeptanz sind unverzichtbar.
5. die Ausbildung: offen für alle die Phasen die Inhalte 4 Wie ehrenamtliche Mitarbeitrinnen und Mitarbeiter ausgebildet werden Wahrnehmung und Zuhören praktische Erfahrungen im Altenheim Da die Kurse kaum Voraussetzungen verlangen, gibt es auch keine Vorauswahl der Interessierten. Die Ausbildung basiert auf Elementen der Selbsterfahrung, d.h. die Teilnehmer lernen hauptsächlich aus eigenen alten und neu gemachten Erfahrungen und reflektieren diese. Dies allein führt schon dazu, dass die Kursteilnehmer nach wenigen Stunden der Ausbildung erkennen, wenn sie zu dieser Art des Umgangs miteinander keinen Zugang finden. Zwei Seminartage (einer zu Beginn, ein anderer als Abschluss) und sechs Abende (je 2 ½ Stunden) sind das Grundgerüst der Ausbildung. Der Umgang mit dem eigenen Sterben, das Kennenlernen des Sterbens anderer, Kommunikation und Wahrnehmung, Krankheitsbilder und verläufe, Spiritualität und Palliativ Care sind einige Stichworte der Ausbildungsinhalte. In einer zweiten Phase können die Teilnehmer dann eigene Erfahrungen im Umgang mit Schwerkranken und Sterbenden in Pflegeheimen, Krankenhäusern, im Hospiz oder zu Hause machen. Erst danach entscheiden sie sich zur ehrenamtlichen Mitarbeit.
6. die Begleitung: die Kriterien die Wünsche Sterbender das Netz für Sterbende die Angehörigen Das Palliativnetz Bochum: Medizin Pflege Hospizarbeit Wie ambulante Hospizarbeit auf die Wünsche Schwerkranker eingehen kann 5 Hospizarbeit bedeutet die Begleitung von unheilbar erkrankten Patienten, die nicht mehr mit dem Ziel der Heilung behandelt werden (kurative Therapie) und deren Krankheitsverlauf nur eine Lebenserwartung von weniger als einem halben Jahr erwarten lässt. Die Wünsche Sterbender (zu Hause, nicht allein, selbstbestimmt und schmerzfrei sterben) sind sehr oft ohne fremde Hilfe zu erfüllen. Und das geschieht vielfach im Verborgenen, ohne dass Hospizarbeit in Anspruch genommen werden muss. Manchmal allerdings kommen Familien und Freunde eines Kranken an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit und suchen Hilfe bei der Hospizarbeit. Damit diese Hilfe kompetent und umfassend, aber auch individuell geleistet werden kann, gibt es einen Koordinator, der die Palette der Hilfeangebote kennt, abrufen kann und den Kranken und seine Familie berät: Medizin, Pflege, Hospizarbeit. Im Mittelpunkt dieses Netzes steht der Patient, um den herum sich alle Begleiter gruppieren: Familie, Nachbarn, Freunde, Pfleger, Ärzte, Hospizhelfer. Die Mitarbeiter der ambulanten Hospizeinrichtungen übernehmen dabei den psychosozialen, spirituellen und / oder seelsorgerlichen Part. Sie sind bei dem Kranken, haben Zeit, hören zu, schweigen, reden, reichen zu trinken und zu essen, haben einen stützenden Arm. Mit all dem entlasten sie die Angehörigen ebenfalls, für die sie auch Zeit zum Reden und Zuhören haben, wenn dies von Nöten ist. Ambulante Hospizarbeit Bochum W. Schopp, Müllensiefenring 12, 58455 Witten, Tel. 0 234 890 81 00, Fax 0 234 687 38 57 Mail: w.schopp@ambulante-hospizarbeit-bochum.de; Web : www.ambulante-hospizarbeit-bochum.de
7. ein Ausblick: Info-Veranstaltungen Kurse Fortbildungen Seminare Wie MA anderer Einrichtungen das Anliegen ambulanter Hospizarbeit unterstützen können Hospizliches Denken in Auseinandersetzung mit dem Reizthema 'aktive Sterbehilfe' 6 Ambulante Hospizarbeit Bochum W. Schopp, Müllensiefenring 12, 58455 Witten, Tel. 0 234 890 81 00, Fax 0 234 687 38 57 Mail: w.schopp@ambulante-hospizarbeit-bochum.de; Web : www.ambulante-hospizarbeit-bochum.de