Ein minoisches Haus in Lakonia Oder: Was ist experimentelle Archäologie? Sabine Beckmann

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Transkript:

Ein minoisches Haus in Lakonia 2014 Oder: Was ist experimentelle Archäologie? Sabine Beckmann

1. Die Vorbilder In den Bergen über Agios Nikolaos haben die Minoer der mittleren Bronzezeit (2000-1650 v. Chr.) einige Bauten hinterlassen, mit denen ich mich 8 Jahre lang (bis zu meiner Promotion 2012) intensiv beschäftigt habe. Die 337 antiken Stätten, die ich bei dieser Arbeit entdeckte, lagen in losem Siedlungsverbund meist ca. 150 m voneinander entfernt und waren von vielen unterschiedlichen Feld-, Pferch- und Umfriedungsmauern umgeben, sowie durch ein ausgedehntes Netz von Pfaden verbunden. Besonders eindrucksvoll erscheinen noch heute die oft massigen, steinernen Ruinen der Wohnhaus- Grundmauern (z.b links mit Lisa und Laura 2004), durch die die Hanglage der Häuser so ausglichen wurde, dass das ursprüngliche Gebäude etwa waagerecht stand.

Was wir wissen Mit Hilfe eines Computers konnte ich bestimmen, dass zum Beispiel das Wohnhaus der Stätte Nr. 33 meiner Sammlung etwa so ausgesehen hätte (die runden Strukturen waren vermutlich Getreidesilos) dabei ist allerdings das Gefälle des Geländes nicht berücksichtigt. Wenn man sich dazu vorstellt, dass die Ziegen des Photos (sie standen auf der rechten unteren Ecke) sich etwa in der Waagerechten des Ganzen befanden (so wie die Lage des linken, oberen Teils des Hauses), kann man verstehen, wie steil der Hang dort ist. Wie der restliche Teil des Hauses ausgesehen hätte lässt sich allerdings nur erahnen, denn nichts davon hat die 4000 Jahre seit dem Bau des Hauses überstanden...

... Oder besser gesagt fast nichts! Denn an wenigen Stätten (nur 4 von über 300) fand ich Reste von etwas, das ich als (ehemals) minoische Lehmziegel erkennen konnte, deren Maße aus Ausgrabungen als 30-50 x 40-60 x 8-13 cm bekannt sind. Und auch dort wie hier finden sie sich nur extrem selten, denn sie waren ursprünglich nicht gebrannt, sondern roh verbaut worden und nur manchmal bei Feuersbrünsten so irrtümlich gehärtet und dadurch konserviert worden (hier und da vielleicht auch nur am Rand einer Feuerstelle...)

Die glücklichen Finder...... von denen wir erfreulicherweise am meisten über minoische Lehmziegel derselben Zeit (2000-1600 v.chr.) erfahren können, sind die französischen Archäologen in Malia, die von zwei großen Gebäuden westlich des mittelminoischen Palasts soviele Mauern aus ungebrannten Lehmziegeln fanden, wie sie unter der Oberfläche der seitdem vielleicht über Jahrhunderte geackerten Felder noch erhalten geblieben waren (heute sind sie unter riesigen Dächern geschützt, damit der Winterregen sie nicht wegspült).

Also: Wissen wir wirklich wie minoische Gebäude aussahen? Was die oberen Teile der Gebäude betrifft wissen wir so gut wie nichts von ausgegrabenen Gebäuden - aber aus der spätminoischen Zeit (nach 1650 v. Chr.) fand man z.b. in Archanes dieses hübsche Hausmodell, das uns vielleicht einen etwaigen Eindruck davon vermitteln kann, wie (Stadt-) Häuser jener Zeit aussahen (das Dach haben heutige Archäologen dazugebastelt!). Und in den Lehmziegeln in Malia haben an manchen Stellen der ursprünglich mehrstöckigen Häuser Balken ihre Abdrücke hinterlassen, die zumindest darauf schließen lassen, wie Keller und Erdgeschoss voneinander getrennt waren.

Im oberen Bild kann man erkennen, wie die Archäologen ein Teil einer solchen Konstruktion durch neue Hölzer ergänzt haben, um sie verständlich bzw. Sichtbar zu machen. Wie vermuten dementsprechend, dass auch die Dächer der Häuser ähnlich konstruiert waren. In Akrotiri auf Santorin, das ca. 1620 in der Asche eines gigantischen Vulkanausbruchs versank, sind an manchen Stellen noch Teile von Oberen Stockwerken aus der Asche befreit worden, die ebenfalls auf Holzkonstruktionen von Tür- und Fensterlaibungen und Zwischendecken schließen lassen.

Zusammengefasst heißt das: minoische Dachaufbauten sind unbekannt! Also wie soll man sie sich vorstellen? Da helfen vielleicht moderne Ruinen (hier ca. 100 Jahre alt), wo man unter einer zuletz schließlich aufgelegten Zementschicht noch die vielen Lagen von Lehm erkennen kann, die immer wieder aufgetragen wurden, um das Dach wasserdicht zu machen. Diese Schichten liegen, wie in der Bronzezeit, auf erst starken, dann dünnen Holzbalken. (Als die mit Lehmmörtel gebaute Wand einstürzte, wurde das Ganze sichtbar)

Mit alledem und alledem......kann ich mir also jetzt eine der minoischen Stätten in den Bergen ( Stätte 128 beim Eingang des Parks, den wir dort im Wald aufzubauen versuchen, s. www.kroustas-park.gr) in etwa so vorstellen (Fenster und Türen sind geraten sie hätten aber wahrscheinlich wie die Häuser in der Landschaft auf der dem Winterwind abgewandten Seite gelegen!). Da an dieser Stelle tatsächlich nur ein paar Grundmauern zu sehen sind, kam mir irgendwann der Gedanke, dass Parkbesucher vielleicht mehr Spaß hätten, wenn es auch eine lebensgroße Rekonstruktion einer solchen Stätte gäbe. Aber so ganz ohne Erfahrungen geht das nicht...

Ein Minimodell war auch schon aufschlussreich in vielen Beziehungen, aber ich wollte es eigentlich noch genauer wissen. Und so entschloss ich mich, nah bei meinem Wohnhaus in Lakonia ein lebensgroßes Haus (4x4 m) in minoischer Manier zu bauen. Erstens weil ich damit den Sommer mit der zweiten Chemotherapie kreativ verbringen konnte (die doch ziemlich schlapp macht für die meisten anderen archäologischen Aktivitäten), und zweitens weil ich damit ein schönes Gartenhäuschen bekäme!

Ende August ging es (nach ein paar Wochen theoretischen Studiums) schließlich los zuerst mit der Wahl des Bauplatzes an einer zur minoischen Manier passenden Stelle: Felsiger Untergrund, Gefälle, ruhig auch überwachsen mit jungen Bäumen (von denen die stehenbleibenden später Schatten und Regenschutz bieten würden. Das sah dann erst so aus... Und kurze Zeit später so, wobei einiges Holz geschlagen wurde, das theoretisch beim Bau zur Verfügung stehen würde (praktisch aber nicht von uns genutzt wurde, weil es durch seine ungleichmäßige Form die Bauarbeiten extrem viel komplizierter und teurer gemacht hätte genauso wie die Verwendung minoischen Werkzeugs unerschwinglich für diese Arbeit gewesen wäre!)

Mein erfahrener (bei der Anlage des Parkes und im Garten) Helfer Michalis, der einige der minoischen Ruinen gut kennt, begann, die Grundmauern aus den herumliegenden Steinblöcken zu bauen. Sein Hauptwerkzeug dabei war (außer seinen Händen) eine schwere eiserne Hebelstange die es natürlich in der Bronzezeit noch nicht hätte geben können, wo man noch kein Eisen hatte und Bronze zu wertvoll für den Besitz einfacher Leute war. Aber es wäre durchaus möglich gewesen, eine ähnliche Hebelstange aus durch Feuer gehärtetem Eichenholz (so wie das an der Baustelle gefällte) zu machen. Diese wäre allerdings öfters abgebrochen bei den großen Brocken, die wie bei den antiken Vorbildern zu bewegen waren. Schließlich entschlossen wir uns, Michalis einen zweiten Mann zur Seite zu stellen, da die Arbeit doch zu schwer für einen war.

Zu zweit ging das Bauen der Grundmauer dann zügig voran, und schon nach zehn Tagen war die Basis für das Haus gelegt wo immer es ging genau so, wie die Minoer es gemacht hätten, darauf achtete ich sorgfältig (die größten Steine unten, die flachsten Seiten nach außen, möglichst wenig Lagenbildung, um Scherkräften bei Erdbeben die hier häufiger Vorkommen - keine Chance zu geben).

Dann wurde die Grundfläche mit großen, dann kleineren und kleinsten Steinen und schließlich Erde gefüllt als Grundlage für den späteren Fußboden. An der hangaufwärts liegenden Seite sind die Lagen besonders sorgfältig geschichtet (mit außen mehreren Lagen Stampflehm) damit der bergab fließende Winterregen möglichst nicht bis ins Innere des Hauses dringen kann (rechts) denn sicher ist: Zement gab es bei den Minoern noch nicht und auch der Putz bestand aus Lehm (manchmal gekalkt, nicht wasserfest).

Als nächstes kam die Lehmziegel- Herstellung. Dafür wurde Untergrund- Lehmerde aus Lakonia verwendet, die sich offensichtlich hervorragend eignete. Sie wurde anfangs zu Fuß mit Stroh gemischt hier bei den ersten Versuchen mit Lisa als Treter auf einer Folie.(Das Stroh verhindert Rissbildung). Später fanden Manolis und Michalis das ideale Mischverhältnis heraus, das ihnen erlaubte, mit dem Zementmischer zu arbeiten bei über 600 benötigten Lehmziegeln eine große Erleichterung. Bei den Minoern wurde auch Seegras (in Malia) und Sand (in den Bergen, eventuell mit Kiefernnadeln) zur Magerung verwendet. Unsere Versuche erwiesen die Kiefernnadeln als das dauerhafteste Material, das aber langsam trocknete und nicht mit dem Zementmischer zu verarbeiten war. Also blieben wir aus Kosten- und Zeitgründen beim Stroh.

Lehmziegel immer noch traditioneller Baustoff an vielen Orten der Welt. Herstellung mit Form Lagerung für 2 Tage zum Trocknen

Lehmbau mit Ziegeln Hier die Südwand des Häuschens (die untere Hälfte bereits nach dem ersten Regen). Als Mörtel und zum Verschließen der zu großen Fugen und Trocken-Risse im Lehm verwendeten wir eine andere, hellbeige Lehmsorte, die noch stärker klebte als die rote Erde für die Lehmziegel und die durch die unterschiedliche Farbe gut erkennbar bleibt. Der Regen beschädigte nur horizontale Flächen (die Wandoberseiten) ein wenig, die senkrechten Wände trockneten am nächsten Tag sofort wieder, und das obwohl die Ziegel grundsätzlich noch gar nicht ganz trocken waren!

Der erste Regen, dieses Jahr eher früh Ende September. Türrahmen und der Tragebalken über den kleinen Fenstern hinten standen/lagen schon, denn sie wurden direkt in den Lehmziegelbau integriert.

Das Dach Wie gesagt wissen wir über minoischer Dächer wenig, nur dass es eine Holzkonstruktion gewesen sein muss ist sicher. Wir verwendeten (aus Kostengründen) fertig zugeschnittenes Kiefernholz, das auch (historisch unkorrekt) mit Metallwinkeln verbunden wurde. Aber zimmermannsmäßige Holzverbindungen sind unbezahlbar... Die tragende Haupt-Konstruktion Balken an einigen Stellen (wie in der Bronzezeit) mit Steinen unterfüttert. Große und kleine Balken, vom Dach unseres Wohnhauses aus gesehen. Der umgebende Wald soll auch vor Schlagregen schützen.

Die Holzkonstruktion wurde(statt wie wahrscheinlich bei den Minoern mit dünnen Ästen) aus Gewichtsgründen mit dem einheimischen Riesenschilf überdeckt, das wir aus ca. 7 km Entfernung holten und zurechtschnitten.

Mit einer Zwischenlage aus Stoff (damit uns der Lehm nicht auf den Kopf rieselt die Minoer hätten entweder Wollstoff oder Blätter, Gras o.ä. verwendet) wurde das Schilf schließlich mit mehreren Lagen Stampflehm bedeckt (ca. 20 cm stark und mehrere Tonnen schwer). Immer wieder stampften die Arbeiter (für diese Arbeit mit Verstärkung von Kostis) mit den Füßen und einem selbstgebauten Stampfgerät aus Brett mit Vorschlaghammer (siehe links) neue, trockene Lehmschichten auf die vorigen, angefeuchteten. Anfangs noch mit Strohbeimengung (damit das getrocknete Material nicht reißt), schließlich nur noch mit Häcksel (Abfall beim Dreschen, den wir von interessierten Bekannten geschenkt bekamen). Dazu stiegen (und steigen) wir immer wieder hinauf und füllen entstehende Risse.

Putz und Fußboden Mit dem hellen Lehm wurden nach dem Dach Innen- und Außenwände erst grob und dann fein (mit Häcksel gemagert) verputzt. Der Fußboden bekam auch mehrere Lagen aus Stampflehm. Das Fensterchen folgt dem Vorbild des Modells aus Archanes (siehe Seite 6), jede Öffnung gerade 1bzw. 2 Ziegel groß (längs oder quer, je nach Lage in der versetzt geschichteten Wand).

Fast fertig! So schön und glatt wie die Innenwand hier vorübergehend aussieht wird sie über den Winter erst einmal nicht bleiben denn schon wenige Tage später sprießen die im Häcksel noch vorhandenen Dinkelkörner wenn alles getrocknet ist bürsten wir die Wand ab und tragen noch eine dünne letzte Lehm-Sand-Schicht auf.

Und so sieht es jetzt aus: Die lehmbedeckte Treppe dient zum Test wie gut horizontale Oberflächen den Winter überstehen (so wie das Dach, das aber gestampft ist), Tür und Fenster haben nur Moskitonetze um ungebetene Besucher fernzuhalten und gute Lüftung zum Trocknen zu gewährleisten, die schmalen Balken unter dem Dach haben wir eingebaut, falls ein breiterer Vorsprung zum Regenschutz nötig wird. Wie genau die Tür aussehen wird wissen wir noch nicht. Und ab nächstem Jahr werde ich dort mein Kräuter/Essenzenlager unterbringen!