Die Hagener Caritaszeitung Heft Jahrgang. Land im. Koffer. Grundschulkinder gehen auf Weltreise. ab Seite 4

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CaritaZ Heft 2.2011 Die Hagener Caritaszeitung Heft 2 2011 21. Jahrgang Land im Koffer Grundschulkinder gehen auf Weltreise ab Seite 4

Förderung 11 Unterstützen junger Talente Interkulturelles Malen für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund Liebe Leser, Armut macht krank. So lautet das Jahresthema 2012 des Deutschen Caritasverbandes. Viel lässt sich in diesen Satz hinein interpretieren. Armut gibt es in vielen Bereichen. Wir beim Caritasverband Hagen haben in unserer täglichen Arbeit mit allen Facetten der Armut zu tun. Oft erschließt sich erst auf den zweiten Blick, wo Armut sich versteckt. So sind wir alle aufgefordert, gut hinzuschauen und uns nie mit dem ersten Eindruck zufriedenzugeben. Dass es in unserer Gesellschaft überhaupt Armut gibt, ist ein viel diskutiertes Thema. Aus christlicher Nächstenliebe gebietet es uns unser Selbstverständnis als kirchliche Wohlfahrtsorganisation, die Menschen in Armut materieller, seelischer, sozial-kultureller Armut nicht alleine zu lassen. Zwischen Folgen und Ursachen zu unterscheiden ist oft schwer, doch kann Armut jeden treffen, das wissen unsere Mitarbeiter aus ihrer Arbeit. Mit den Angeboten des Warenkorbes etwa nehmen wir uns bei der Caritas in Hagen ganz praktisch des Themas an und werden erst recht im Kampagnen-Jahr darauf hinweisen so wie wir es auch in dieser CaritaZ-Ausgabe machen. In der Rubrik Unterstützen finden Sie Berichte aus unseren Diensten und Einrichtungen etwa einen Beitrag über den Betreuungsverein oder das Projekt Land im Koffer. Aber auch die Jahresthemen der Vergangenheit finden ihren Platz. Kein Mensch ist perfekt, heißt es in diesem Jahr. Da geht es um das Thema Inklusion, um gleichberechtigtes Zusammenleben aller Menschen. In unserer Werkstatt und den Wohnheimen stehen das Wohlergehen und die Teilhabe der behinderten Menschen am normalen Alltag im Mittelpunkt der Bemühungen. Lesen Sie auch dazu Berichte. Berichte und Reportagen aus den Bereichen Senioren, Berufsbildung und Kinder finden sich in der zweiten Ausgabe des Jahres wieder Belege dafür, wie vielfältig, abwechslungsreich, aber auch herausfordernd unsere Arbeit ist. Ein Satz zur neuen Geschäftsstelle: Nach dem Baubeginn im Herbst ist der Einzug im Frühjahr 2012 geplant. Titelbild: Christof Becker Das Foto zeigt zwei Mädchen, die beim Projekt Land im Koffer mitgemacht haben. CaritaZ die Hagener Caritaszeitung 21. Jahrgang, Ausgabe 2 2011 Herausgeber Caritasverband Hagen e. V. Hochstraße 83 a, 58095 Hagen Telefon (0 23 31) 91 84-0 Telefax (0 23 31) 18 30 07 info@caritas-hagen.de Vorstand: Wolfgang Röspel Redaktion Tatjana Flatt, Claudia Heide, Elmar Kotthoff, Christine Lanwehr, Anja Majus, Wolfgang Röspel, Julia Schröder, Markus von Frantzki, Meinhard Wirth cv-presse@caritas-hagen.de Autoren Michael Boecker, Tatjana Flatt, Sarah Führt, Annette Gerbersmann, Stephanie Giesbert, Larissa Goebels, Asta Grohall, Verena Jacob, Susanne Kaiser, Michael Kegelmann, Jens Knaps, Thomas Koslowski, Christine Lanwehr, Birga Leimeier, Kerstin Rother, Volker Salzmann, Cathleen Teute, Hanna Thiele, Susanne Voß, Bernard Wagner, Michael Warmeling, Frank Zachari Gestaltung Christof Becker Fotografien Christof Becker und viele mehr Spannend, 39 Behinderung neu und ganz anders Schwester Remolda und Schwester Seena arbeiten jetzt in St. Laurentius Achtung! 56 Beruf Ein Projekt zur Stärkung des sozialen Verhaltens von Hagener Jugendlichen Hagener Kinder 4 Unterstützen Auf Weltreise Projekt Land im Koffer : Kinder unterwegs durch die Kontinente Viel Spaß bei der Lektüre. Druck Domröse Druck, Hagen Wolfgang Röspel, Vorstand des Caritasverbandes Hagen Seite 22 4 ab S. 2 3

CaritaZ Heft 2.2011 CaritaZ Heft 2.2011 Hagener Kinder auf Weltreise Projekt Land im Koffer : Kinder unterwegs durch die Kontinente Von Verena Jacob Offene Ganztagsbetreuung. Ziel des Projektes Land im Koffer eine spezifische Maßnahme des Landes Nordrhein-Westfalens ist es, bei den Kindern Interesse und Offenheit für Unbekanntes zu wecken, Vorurteile abzubauen und Wichtiges über einen Kontinent zu vermitteln. Für das Jahr 2011 ist das Projekt nun abgeschlossen und somit endete die kleine Weltreise für die Grundschulkinder im Offenen Ganztagsbereich der Henry-van-de-Velde Schule, der Gebrüder-Grimm Schule und der Grundschule Kuhlerkamp. Die Kinder waren sehr interessiert an der Kultur und dem Leben von Kindern in anderen Ländern. Sie waren so begeistert, dass einige fragten, ob nicht alle Länder der Welt mit dem Land im Koffer bereist werden können. Mitarbeiterinnen der Caritas Susanne Kaiser und Verena Jacob machten sich mit dem schweren Koffer und einer Honorarkraft, aus dem jeweiligen Land stammend, einmal wöchentlich auf den Weg an die Schulen, um mit einer Gruppe von zehn bis 15 Kindern vier Länder der sieben Kontinente zu entdecken. Kinder balancieren am Äquator, Breitengraden und Längengraden entlang Die Kinder konnten auf einer Weltkarte die Reiseroute und die Lage der Länder verfolgen. Erstaunlich schnell konnten sie sich erklären, warum die Zeit in dem jeweiligen Land eine andere ist, warum es zum Teil keine Jahreszeiten gibt und wo der Mond und die Sonne wann stehen, wenn man in dem jeweiligen Land ist. Eine der ersten Fragen war häufig, wie lange die Reise bis in die Susanne Kaiser (li.) und Verena Jacob mit dem Land im Koffer. Länder dauert und wie lange man braucht, um das Land zu Fuß oder mit dem Auto zu bereisen. Letztlich war das Flugzeug doch meist die angenehmste Reiseart, vor allem wenn man so einen schweren Koffer im Gepäck hat. Was ist denn in dem Koffer alles drin? Immer wieder spannend war es, wenn der Koffer geöffnet wurde und die Kinder die Inhalte anschauen und sogar anfassen oder auch ausprobieren durften. Es wurden Musikinstrumente, Lebensmittel, Stoffe, Kunst und Spielzeug aus den Ländern präsentiert. Interessant war natürlich auch, mit welcher Währung Menschen in anderen Ländern bezahlen, so dass immer neugierig ein Blick auf die fremde Währung geworfen wurde. Auch Fotos oder Filme waren teils im Koffer zu finden. Didgeridoo, Känguru und Koala Die Kinder bestaunen Stoffe und Kleider aus Guinea. In Australien warteten keine freilaufenden Tiere der australischen Weite auf die Kinder, sondern viel mehr ein langes mit Punkten bemaltes Rohr, welches, wenn man die Augen schließt, faszinierende Geräusche erzeugt, so z.b. Hundegebell und Propellerlaute. Doch 4 5

nen mit der Familie isst, konnten auch die Kinder Kochbananen kosten. In afrikanischen Ländern haben die Kinder Spielzeuge, wie man sie hier kennt, nicht oder können es sich nicht leisten. Die Kinder haben, wie afrikanische Kinder auch, Spielzeug aus alten Überresten oder Müll hergestellt. So entstanden kleine Jonglierbälle aus einem Stück Zeitung und einem alten Fahrradschlauch. Indien das Land der Gewürze Überall im Klassenraum roch es gut, nachdem die Kinder gemeinsam mit der indischen Honorarkraft aus indischen Gewürzen wie Kurkuma, Gewürznelken, Kardamom und vielen anderen Gewürzen Currypulver herstellten. Alle dachten zunächst, dass Curry ein eigenes Gewürz ist und waren sichtlich erstaunt, wie viel Gewürze man benötigt, Die Reisegruppe Indien stellt sich für ein Gruppenfoto auf. StraSSenkinder in Bogota müssen nachts frieren Auf einem Didgeridoo spielen ist nicht so leicht. In Kolumbien lernten die Kinder neben dem tollen Klima und den Regenwäldern auch das Leben von Straßenkin- das Rohr ist ein Didgeridoo und erzeugt die Geräusche dern kennen. Sie konnten sich in einem Rollenspiel gut nur, wenn man geschickt hinein pustet und dabei die Lip- in die Lage von Straßenkindern versetzen, die nachts in pen vibrieren lässt. Die Kinder konnten es ausprobieren Bogota, der auf dem Berg gelegenen Hauptstadt von Ko- und der ein oder andere hat sogar ein Geräusch erzeugen lumbien, frieren müssen und am nächsten Morgen von können. Da Didgeridoos sehr schwer nachzubauen sind, einem Geschäftsmann von seinem Laden weggetrieben wie die Kinder in einem Film lernen konnten, haben sie werden. Durch die Honorarkraft wurde den Kindern je- ein anderes australisches Instrument hergestellt, ein soge- In ein indisches Lassi-Getränk gehört ein Schuss Rosenwasser. doch auch vermittelt, welche Hilfsprojekte und -organi- nanntes Schwirrholz. Mit der Dot-Painting -Kunst, also sationen sich für Straßenkinder einsetzen und alternative Punktverzierung, haben sie es gestaltet und anschließend um eine Currygewürzmischung herzustellen. Doch schnell Lebensperspektiven für diese Kinder aufzeigen. schwirren lassen. wussten sie hingegen, für welches Essen man Curryge- Auch die traditionelle Lebensweise der Indianerstämme würz gut gebrauchen kann: Für die deutsche Currywurst. konnte entdeckt werden. Die Kinder haben gelernt, wie Fatumata muss weit zum Brunnen laufen Und nach der Schärfe im Mund ist ein erfrischendes indi- die Goldkunst der Kolumbianer aussieht und konnten sches Lassi-Getränk, bestehend aus Naturjoghurt, Wasser, selbst Kunstwerke aus Goldpapier herstellen. In Guinea, einem westlichen Land in Afrika, lernten die Rosenwasser und Zucker genau das Richtige. Kinder anhand einer Geschichte Fatumata, ein 10jähriges Auch in Indien lernten die Kinder verschiedene Lebens- Meine Heimat Europa Deutschland? Mädchen und ihre Familie kennen (siehe auch Geschich- weisen von Kindern aus Indien anhand einer Geschichte te). So konnten sie auch selbst ausprobieren, wie es ist, kennen, so z.b. das Leben in der Stadt oder auf dem Dorf. In der fünften und letzten Veranstaltung wurden die Kin- einen Eimer mit Wasser auf dem Kopf zu balancieren oder Mit Sari (indisches Gewand der Frauen) und Bindi (Stirn- der eingeladen, selbst über ihre Heimat, die Heimat ih- ein Geschwisterkind mit einem Tuch auf dem Rücken zu punkt) ausgestattet, tanzten die Kinder zur Bollywood- rer Eltern und Angehörigen zu berichten und den Koffer tragen. Da Fatumata in der Geschichte abends Kochbana- Musik. Eine Schülerin probiert eine außergewöhnliche Maske aus Guinea an. selbst mit Gegenständen aus ihrer Heimat oder Ländern, 6 7

CaritaZ Heft 2.2011 CaritaZ Heft 2.2011 Eine Schülerin auf dem Koffer aus Guinea. die sie aus Urlauben kennen, zu füllen. Da es sich bei den teilnehmenden Schulen um Schulen mit einem hohen Anteil von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte handelt, entstand ein sehr buntes Bild im Klassenraum. Da wurden Kunstgegenstände, Körbe, Kleidung, Fotos und Weiteres mitgebracht. Die Kinder hatten ein sehr großes Interesse daran, ihre Geschichte zu erzählen und es stellte sich heraus, dass für einige Kinder die Heimat auf anderen Kontinenten zu finden ist. Damit auch alle selbst hergestellten Produkte (Currypulver, Goldbild, Schwirrholz und Jonglierbälle) sicher nach der Weltreise als Souvenirs mitgenommen werden Verena Jacob Telefon 0 23 31/ 91 84 83 Susanne Kaiser Telefon 0 23 31/ 91 84 38 konnten, haben die Kinder zum Schluss noch einen Stoffbeutel mit ihren Gedanken zum Thema Welt, entdeckte Länder oder Heimat bemalt. Ausblicke Da das Projekt die Kinder im Offenen Ganztag begeisterte und darüber hinaus weitergehendes Interesse der Kinder und Schulen zeigte, soll das Projekt auch im Jahr 2012 weitergeführt und auch auf andere Einrichtungen, Schulen, Kindergärten und Jugendgruppen ausgeweitet werden. Unklar ist jedoch noch, in welcher Form das Projekt durchgeführt werden kann, da die Förderung über das Land NRW nur für das Jahr 2011 zugesichert wurde. Es wird jedoch an einer Lösung gearbeitet. Raumdeko bei Land im Koffer. Geschichte zur Lebenswelt eines Kindes in Guinea. Fatumata ist 10 Jahre alt. Manch einer könnte glauben, sie wäre noch klein, aber das ist sie nicht wirklich, vor allem nicht für ihre sechs Geschwister denn Fatumata ist die Älteste und damit finden ihre vier kleinen Brüder und zwei Schwestern sie richtig toll. Vor allem der einjährige Adama, der jüngste von allen, kommt immer zu Fatumata, wenn er hingefallen ist und Trost braucht. Fatumatas Tag beginnt um 6 Uhr dann wird es hell. Nachdem sich Fatumata angezogen hat, schnappt sie sich den Eimer, um frisches Wasser für das Frühstück aus dem Brunnen in der Nähe zu holen. Ihre acht Jahre alte Schwester Safiatou hilft ihr dabei und trägt auch einen Eimer. Fatumatas Familie lebt in einem kleinen Haus am Rande der Hauptstadt Guineas. Die Stadt heißt Conakry. Fatumatas Familie ist stolz darauf, dort zu leben. Vor wenigen Jahren sind Fatumatas Eltern mit den Kindern vom Land in die Stadt gezogen. Sie haben sich dort ein kleines Häuschen gebaut aber einen Wasseranschluss gibt es noch nicht. Zu Hause wird Frühstück gemacht. Es gibt Milchreis. Danach waschen sich die Geschwister. Nachdem Fatumata ihren zwei kleinen Brüdern beim Anziehen geholfen hat, zieht sie ihre Schuluniform an, schnappt sich Bleistift und Schulheft und geht mit den Brüdern an der Hand zur Schule. Fatumata besucht die 5. Klasse der Schule. Insgesamt gibt es 360 Kinder an der Schule. In jeder Klasse gibt es 60 Kinder. Früher, als Fatumata noch mit ihren Eltern im Dorf lebte, hatte sie einen weiten Schulweg. Jeden Tag musste sie fünf Kilometer zur Schule laufen. An der Schule gab es nur eine einzige Klasse, in die alle 96 Kinder gingen, die zwischen sieben und zehn Jahren alt waren. Da hatte der Lehrer oft nicht viel Zeit für die einzelnen Schüler. Jetzt geht Fatumata gern in die Schule das Lernen in ihrer Klasse mit den Kindern in ihrem Alter macht Spaß und in den Pausen spielt sie mit ihren Freunden. Nur das Schulgeld ist ein Problem. Fatumatas Vater ist eigentlich Fischer. Um mehr Geld zu verdienen ist die Familie in die Hauptstadt gezogen. Der Vater hatte Glück, als Hafenarbeiter eine Arbeit zu finden. Fatumatas Mutter ist Schneiderin und verdient ein bisschen Geld, indem sie farbenfrohe Kleider aus bunten Stoffen näht. Trotzdem ist das Geld in der neunköpfigen Familie oft knapp. Damit Fatumata die Schule besuchen kann, zahlen Fatumatas Eltern monatlich 11 Guinea Franc. Das sind umgerechnet nur 1 Euro, aber für Fatumatas Eltern ist das richtig viel Geld. Als die Schule nachmittags zu Ende ist, geht Fatumata schnell nach Hause. Sie möchte sich später noch mit ihren Freundinnen treffen, um mit ihnen zu tanzen, vorher muss sie aber auf jeden Fall noch zum Markt. Da die Mutter oft bis in die Abendstunden an der Nähmaschine sitzt, erledigt Fatumata meist die Einkäufe auf dem Markt. Weil Adama sich langweilt und bettelt mitkommen zu dürfen, nimmt Fatumata ihn mit. Mit einem bunten Tuch bindet sie Adama auf den Rücken. Adama findet das herrlich, wie er auf dem Rücken der großen Schwester die Welt erkunden kann. Vor allem auf dem Markt, da gibt es so viel zu sehen. Manchmal ist das so aufregend, dass er irgendwann vor Erschöpfung im Tuch einschläft. Fatumata kauft Reis, Mais, Zucker, Tomaten, Fisch und reife Kochbananen. Da sie nur wenig Geld zum Einkaufen dabei hat, muss Fatumata mit den Marktfrauen gut verhandeln, um die Waren so günstig wie möglich einzukaufen. Aber das ist kein Problem. Fatumata weiß an welchen Ständen die Waren besonders günstig zu haben sind und was sie den Frauen sagen muss, um so wenig Geld wie möglich zu zahlen. Da Adama schließlich Durst bekommt, gönnt sie sich und ihrem Bruder schließlich noch eine Tüte Eiswasser. Das erfrischt und schließlich muss sie noch all das Eingekaufte nach Hause tragen. 8 9

CaritaZ Heft 2.2011 CaritaZ Heft 2.2011 Zu Hause bereitet sie mit Safiatious Hilfe schließlich das Abendessen zu. Es gibt Reis mit Erdnusssoße. Das essen alle gern, am meisten freuen sie sich aber auf die süßen gebratenen Kochbananenscheiben, die es zum Nachtisch gibt. Es ist 19 Uhr und wird schon dunkel. Fatumatas Mutter hat jetzt Feierabend gemacht. Sie ist stolz, dass ihre große Tochter ihr tagsüber immer so viel hilft. Da sie aber weiß, dass Fatumata noch mit ihren Freundinnen tanzen möchte, übernimmt sie nun die Küche und bringt die kleinen Kinder ins Bett. Fatumata darf nun endlich mit Safiatiou tanzen gehen. Bei dem großen Mangobaum drei Häuser weiter, warten schon die Freunde. Die Jungs haben Trommeln mitgebracht. Zu den Trommelschlägen der Jungs beginnen die Mädchen zu tanzen. Das ist herrlich. Das Bewegen zu dem Rhythmus erinnert Fatumata an das Dorf, in dem sie die ersten Jahre ihres Lebens verbracht hat. In den frühen Abendstunden trafen sich damals immer die Jungen und Mädchen unter dem riesigen Baobabbaum, um zu tanzen. Jetzt ist es 20 Uhr und schon richtig dunkel, Fatumata und Safiatou müssen schnell nach Hause schließlich wartet morgen wieder ein langer Tag auf sie. Die Glühwürmchen in den Büschen links und rechts von der Straße leuchten ihnen den Weg. Unter dem großen Moskitonetz kuscheln sich die beiden Schwestern aneinander und schlafen ein. unter die Arme gegriffen. Wichtig ist dies vor allem deshalb, weil innerhalb dieser Familien neben der Auseinandersetzung auch offen für Kinder, deren Eltern sich noch im laufenden Asylverfahren befinden, da diese Familien im Gegen- mit aufenthaltsrechtlichen, finanziellen satz zu anderen Familien mit geringem Einkommen gar oder gesundheitlichen Belangen die Eltern oftmals selbst damit beschäftigt sind, sich zu qualifizieren, Deutsch zu lernen oder auf Jobsuche sind. Derzeit nehmen ca. 10 Kinder an der Nachhilfegruppe teil, die sich an einem Nachmittag in der Woche in den Ostdeutschen Heimatstuben trifft. Dabei stehen die Türen keinen Rechtsanspruch auf Lernförderung aus dem neuen Bildungs- und Teilhabepaket haben. Positiv ist auch, dass nicht nur solche Kinder von dem Nachhilfeunterricht profitieren dürfen, deren Schule eine Versetzungsgefährdung bereits bescheinigt hat, denn Ziel des Unterrichtes ist es, zu helfen bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist. Förderung junger Talente Interkulturelles Malen für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund Lichtblicke für Flüchtlingskinder Nachhilfeunterricht geht weiter Lehrerin Frau Sonnenburg kümmert sich um drei Schülerinnen Von Susanne Kaiser Hagen. Die Kinder der Nachhilfegruppe freuen sich: der seit Februar diesen Jahres laufende Nachhilfeunterricht, der bis Juli 2011 über Projektgeld des Diözesancaritasverbandes finanziert worden war, kann weitergehen. Mit Hilfe einer von der Aktion Lichtblicke bewilligten Spende für das Projekt, können Kinder auch im Schuljahr 2011/2012 ihre Kenntnisse in den Fächern Deutsch, Mathe und Englisch aufbessern. Im Rahmen des durch den Europäischen Sozialfonds und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales geförderten Projektes Aufbruch-Portin-Plus werden in Hagen seit 2008 bereits Erwachsene und Jugendliche mit Flüchtlingshintergrund bei ihrem Einstieg ins Erwerbsleben, bei der Vermittlung von berufsbezogenen Deutschkenntnissen oder bei der Suche nach passenden Qualifizierungen und Ausbildungen unterstützt. Mit dem Angebot des Nachhilfeunterrichtes wird nun auch den Kindern der Projektteilnehmer frühzeitig unterstützend Von Bernard Wagner Hagen. Der Malkursus für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund wurde vom Fachdienst für Integration und Migration (FIM) ins Leben gerufen. Bis zur den Sommerferien nahmen 23 Kinder an acht Veranstaltungen, geleitet von einer Malerin, teil. Dabei konnten die Kinder unterschiedliche Maltechniken erproben. Danach thematisierte die Künstlerin mit den Kindern wie der Frühling und der Sommer in verschiedenen Kulturen wahrgenommen wird, wie man in Russland, Ukraine oder Kasachstan Ostern oder den Tanz in Mai feiert und bildlich darstellen kann. Welche Unterschiede gibt es dabei? Weiter wurden die Kinder dazu angehalten, in einem Selbstbildnis ihre eigene Identität künstlerisch darzustellen. So bot man den Kindern auch an, sich mit der eigenen Herkunft auseinanderzusetzen. Durch den so ermöglichten Austausch zwischen Migranten und deutschen Kindern, konnten diese sich gegenseitig besser kennenlernen, Freundschaften knüpfen und lernten, besser Rücksicht aufeinander zu nehmen. Aufgrund der zahlreichen Elternnachfragen entschied sich der FIM, den Malkurs nach den Sommerferien wieder fortzusetzen. Eine neue Mallehrerin hat sich bereit erklärt, den Malkurs ehrenamtlich in etwas veränderter Form fortzusetzen. Der vom FIM organisierte Malkurs ist ein guter Beitrag zur Förderung von jungen Talenten und zur bes- Stolz präsentieren die kleinen Künstler ihre Werke. seren Völkerverständigung. Außerdem können hier die Kinder ihre Persönlichkeit stärken und sinnvoll die Freizeit verbringen. 10 11

Hell die Lieder klingen... Gitarrenkursus Integration durch Musik für Kinder mit Migrationshintergrund 5 vor 12: Caritas warnt vor Gesetzesänderung Konzentriert bei der Sache: Die Kinder aus dem Gitarrenkursus. Hagen. Gitarrenklänge schallen seit einigen Wochen durch die Räume des Sprachladens in Helfe. Viktoria kommt aus Russland, Roman aus Kasachstan und Vadim aus der Ukraine sie alle haben deutsche Wurzeln und fühlen sich doch manchmal fremd in der neuen Heimat. Da greift das Projekt Integration durch Musik : Bis zu elf Kinder treffen sich einmal in der Woche, um sich von einem Gitarrenlehrer die Grundlagen des Instrumentes vermitteln zu lassen. Dass nur Übung den Meister macht, haben die Kinder bereits herausgefunden. Möglich wurde das Projekt dank der Unterstützung durch die Sparkasse Hagen. Mit dem zur Verfügung gestellten Geld konnten Gitarren angeschafft und der Lehrer bezahlt werden. Das Projekt läuft bis zum 30. Juni 2012. Begleitet wird das Projekt vom Fachdienst für Integration und Migration, im besonderen Sozialarbeiter Bernard Wagner, der als Ansprechpartner für die Kinder und ihre Eltern fungiert. Zukunft gewonnen Turnier aber nicht Starkes Team und großer Zusammenhalt: Die Caritas-Mannschaft konnte nicht gewinnen. Hagen. (tf) Zusammenhalten Zukunft gewinnen, unter diesem Motto stand die Interkulturelle Woche vom 25. September bis 1. Oktober 2011. In diesem Rahmen veranstalteten die Integrationsagenturen der Caritas, Diakonie und AWO, ein interkulturelles Fußball-Turnier. Bei strahlendem Sonnenschein trafen sich sechs Mannschaften auf dem Bolzplatz in Herdecke, um ihr Können unter Beweis zu stellen. Neben türkischen, italienischen und griechischen Migranten-Selbstorganisationen ging auch eine Caritas- Mannschaft an den Start. Trotz starken Zusammenhalts gelang es uns nicht, den Pokal zu holen. Der Turniersieger war die Mannschaft der türkischen Migranten-Selbstorganisation Ditib. Auch wenn das Motto der Interkulturellen Woche in Zukunft ein anderes sein wird: der Ehrgeiz der Caritas-Mannschaft ist geweckt wir werden gewinnen! Instrumentenreform auf dem Arbeitsmarkt: Bundestagsabgeordnete diskutieren Engagierte Diskussion beim Caritasverband: René Röspel (SPD, links) und Dr. Ralf Braucksiepe (CDU, rechts) mit Meinhard Wirth (Caritasverband). Um auf diese Befürchtungen aufmerksam zu machen, haben die Caritasverbände bundesweit die Bundestagsabgeordneten ihrer Wahlkreise am 1. Juni um 5 vor 12 angemailt und in die Einrichtungen eingeladen. So fand am 29. Juli ein Gespräch mit dem Abgeordneten René Röspel (SPD) sowie dem Parlamentarischen Staatssekretär Dr. Von Thomas Koslowski Ralf Brauksiepe (CDU) im Hagen. Seit dem Frühjahr liegt er auf dem Tisch der Entwurf einer großen Instrumentenreform der Arbeitsmarkt- waren neben Mitarbeitern des Caritasverbandes und an- Sozialzentrum in der Finkenkampstraße statt. Eingeladen maßnahmen und Förderinstrumente. Ein Ziel der Reform ist derer Träger vor allem auch langzeitarbeitslose Männer es dabei, die Mittel effektiver und effizienter einzusetzen und Frauen, die aus ihrer ganz persönlichen Sicht und und die Vermittlungsprozesse in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu verbessern. ten Beschäftigung berichten konnten. Da war Frau W., Erfahrung über Instrumente der Öffentlich Geförder- Was sich erst einmal gut anhört, löst beim Deutschen die seit vier Jahren arbeitslos ist und im Rahmen einer Caritasverband große Sorge aus. Aktuell werden rund eine Arbeitsgelegenheit im Warenkorb beschäftigt war. Sie Million Menschen, die seit mehr als zwei Jahren arbeitslos sind, von den geplanten Gesetzesänderungen betrof- sie einen geregelten Tagesablauf und wird gebraucht. sagt, sie sei froh etwas zu haben. Durch die Tätigkeit hat fen sein. Etwa 500.000 dieser Frauen und Männer müssen zudem mit weiteren Belastungen wie Überschuldung, endete jedoch im Juni. Da war auch Frau E., die nach Sie würde gerne noch bleiben. Die Arbeitsgelegenheit Suchtkrankheit oder psychischen Problemen fertig werden. langer Arbeitslosigkeit eine Anstellung als Stromsparhelferin gefunden hat und dort bereits seit zwei Jahren Wir befürchten, dass die geplante Gesetzesänderung ihnen endgültig die Chance auf Beschäftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe nimmt. Gerade für diese Menschen förderte Arbeitsverhältnis keine Chance auf dem ersten arbeitet. Auch sie weiß, dass sie derzeit ohne dieses ge- haben sich die unterschiedlichen Ansätze der Öffentlich Arbeitsmarkt hätte. Geförderten Beschäftigung als besonders hilfreich bei der Ende September ist das Gesetz nun mit einigen Änderungen im Bundestag verabschiedet worden. Die Auswirkun- persönlichen Stabilisierung erwiesen. Verstärkt wird die Sorge dadurch, dass den Jobcentern bereits in diesem Jahr etwa 20 25 Prozent weniger Mittel für zeigen. Der Deutsche Caritasverband wird sich aber weitergen werden sich in den nächsten Wochen und Monaten Maßnahmen zur Verfügung stehen, und im nächsten Jahr hin für Modelle der Öffentlich Geförderten Beschäftigung sind weitere Kürzungen in ähnlicher Höhe geplant. einsetzen. 12 13

1000. Stromspar-Check in Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis Einkommensschwache Haushalte können ihren Geldbeutel und das Klima schützen Erfahrungen aus einem schwierigen Alltag Fortbildungsreihe für Ehrenamtliche Wenn der Stromspar-Helfer mit dem Koffer kommt, wird bares Geld gespart. Von Sarah Führt Hagen. Die Stromsparhelfer des Caritasverbandes Hagen haben im Sommer 2011 den 1000. Stromspar-Check vorgenommen. Das Projekt läuft am Standort Hagen seit 2009 besucht werden Haushalte in Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis. Zurzeit sind beim Caritasverband 15 Stromsparhelfer im Einsatz. Diese sind Langzeitarbeitslose, die im Rahmen des Stromspar-Checks geschult werden. Sie ermitteln und analysieren den Energie- und Wasserverbrauch der Haushalte vor Ort, bauen kostenlos Energiesparartikel ein und geben Tipps zur Nutzung sowie zum energieeffizienten Verhalten. Mittlerweile gibt es den kostenlosen Stromspar-Check für einkommensschwache Haushalte in rund 100 Städten und Kreisen. Bundesweit haben mehr als 55.000 Haushalte und das Klima vom Stromspar-Check profitiert: Jeder Haushalt reduziert mit seinen neuen Energiesparlampen, schaltbaren Steckerleisten oder Zeitschaltuhren die Stromkosten um durchschnittlich 95 Euro im Jahr. Steigende Strompreise können so zumindest teilweise aufgefangen werden. Auch die Kommunen profitieren vom Stromspar-Check, da sie die Wasser- und Heizkosten von Hartz IV-Empfängern und Grundsicherungsbeziehern tragen. Langfristig werden mit jedem Check zudem mehr als zwei Tonnen Kohlendioxid eingespart. Das Besondere an der Aktion des Deutschen Caritasverbandes und des Bundesverbandes der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands (ead): Hier werden arbeitsmarktpolitische, sozialpolitische und umweltpolitische Ziele miteinander verbunden. Gefördert wird der Stromspar-Check vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Rahmen der Klimaschutzinitiative. Von Beginn an besteht vor Ort eine enge Zusammenarbeit mit den Jobcentern in Hagen und im Ennepe- Ruhr-Kreis. Seit 2010 sind die Energieversorger Mark E und AVU Kooperationspartner des Stromspar- Checks und unterstützen das Projekt finanziell. Weitere Informationen über das Projekt erhalten Sie unter www.stromspar-check.de und dem Caritasverband Hagen, 0 23 31 / 91 84 0. Von Verena Jacob Hagen. Soziale Grundsicherung Am 18. ist das Geld alle und dann? So lautete das Thema der Auftaktveranstaltung, die am 16. Juli im Hagener Ratssaal stattfand. Eingeladen waren ehrenamtliche Mitarbeiter aus Existenz unterstützenden Angeboten von Suppenküche, Suppenkasper, Vorhaller Palette, Warenkorb und Kleiderkammern der Caritas und katholischen Kirchengemeinden. Sie hatten an diesem Tag die Gelegenheit, andere Ehrenamtsprojekte kennenzulernen und ihre Erfahrungen in ihrer Arbeit auszutauschen. Frau Engelhardt-Schulte, Jobcenter Hagen, gab zudem einen Einblick in die Soziale Grundsicherung: Welche Leistungen erhalten Menschen im Arbeitslosengeld II-/ Sozialgeldbezug und wofür muss der Regelsatz ausreichen? Es entstand ein reger Meinungsaustausch und die knapp 70 Teilnehmer hatten die Gelegenheit, auch ihre Erfahrungen und die schwierigen Lebenssituationen ihrer Gäste zu spiegeln. Nach der gelungenen Auftaktveranstaltung befassten sich Warenkorb. Wer spendet Lebensmittel für Hagener Familien? So lautete unser Aufruf in der Woche vor dem Erntedankfest. Unsere Kinder und Eltern der Fesh (Freie evangelische Schule in Hagen) waren sofort Feuer und Flamme, nachdem sie gehört haben, wie viele Not leidende Familien es in Hagen gibt. An einem Tag im Oktober schleppten unsere die weiteren Veranstaltungen ebenfalls mit dieser Thematik. Im August fand eine Veranstaltung zum Thema Achtung, Respekt, Würde Wie begegnen wir unseren Gästen auf Augenhöhe? statt. Die letzten beiden Veranstaltungen drehen sich um Gewaltfreie Kommunikation Wie lasse ich nicht die Fäuste sprechen? und Deeskalationsstrategien Wie gehe ich mit schwierigen Situationen um? Diese Fortbildungsreihe wurde von Caritas, Kinderschutzbund, Suppenküche und Vorhaller Palette mit Unterstützung der Freiwilligenzentrale vorbereitet und organisiert. Der Austausch zeigt, dass viele ehrenamtliche Mitarbeiter in Existenz unterstützenden Angeboten, wie Warenkorb und Suppenküche, ähnliche Erfahrungen mit den Gästen und ihren schwierigen Lebenssituationen machen und sie sich gegenseitig gute Ratschläge im Umgang mit diesen Situationen geben können. Für alle Teilnehmer der Veranstaltungen war es jedoch auch hilfreich, Einblicke in die Sozialleistungen sowie praktische Tipps im Umgang mit ihren Gästen für ihren Alltag in den Projekten zu erhalten. Fesh-Kinder sammeln für Erntedankfest Lebensmittelspenden von den Kindern der freien evangelischen Schule in Hagen. 14 15

Kinder nicht nur ihre Tornister, sondern auch sehr viele Lebensmittel mit in die Schule. Die Tische, die wir aufgebaut hatten, bogen sich sehr bald unter den leckeren Lasten. Da gab es wirklich alles von Nudeln über Schokolade bis zu Zucker und Mehl. Mittags kam der Wagen der Caritas, um alles abzuholen. Alles abholen? Der junge Mann staunte, die Spenden passten gar nicht alle ins Auto, obwohl jede Spalte genutzt wurde. So musste er am nächsten Tag noch einmal kommen und den Rest abholen. Wir waren sehr stolz auf unsere Kinder und Eltern, die diese großartige Aktion unterstützt haben. Im nächsten Jahr sind wir auf jeden Fall wieder mit dabei!!! Anke Lambert (Betreuungskraft der Fesh) Jedes Pfund Mehl hilft - Erntedankfest 2011 Gemeinsame Spendenaktion von Caritas, Diakonischem Werk und Suppenküche 1500 Tafeln Hussel-Schokolade für Kinder im Warenkorb Hagen. (tf) Beim diesjährigen 18. Hussel-Meeting der Leichtathletik Abteilung des TSV 1860 Hagen wurden die Sieger nicht nur mit Urkunden, sondern auch mit Süßwaren der Confiserie Hussel geehrt. Das hat Tradition, erläuterte der Vorsitzende der Geschäftsführung Sven Eklöh, und stellte klar: Wir werden auch in Zukunft mit Freude dabei sein! Tradition hat auch die Spende von 1.000 Tafeln Schokolade, die Sven Eklöh in diesem Jahr dem Warenkorb übergab. Als er jedoch von Tatjana Flatt vom Caritasverband erfuhr, dass der Warenkorb zurzeit 1.500 bedürftige Kinder versorgt, stockte der Hussel-Vertreter die Zahl im Handumdrehen um weitere 500 Tafeln Schokolade auf. Diese Spontaneität verdient einen besonderen Dank! Ein großes Dankeschön geht auch an den TSV 1860 Hagen für die Entscheidung, die Spenden dem Warenkorb zugute kommen zu lassen. Tatjana Flatt und Sven Eklöh beim Husselmeeting. Warenkorb-Spenden statt Geschenken Warenkorb. Anlässlich seines 70. Geburtstages bat Jürgen Gläser, der Bezirksbürgermeister für Hagen-Mitte, seine Gäste statt Geschenken einen Betrag für den Warenkorb in Wehringhausen zu spenden. Dabei kam die stolze Summe von 800 Euro zusammen. Die Spende übergab Herr Gläser an Tatjana Flatt und Daniel Meyer vom Caritasverband. Anwesend waren auch Melanie Purps von der Bezirksvertretung Hagen-Mitte und Wolfgang Herz von der St. Michael Gemeinde. Warenkorb. Die Mitarbeiter des Warenkorbs hatten in der Erntedank-Woche viel zu tun. Zu den täglichen Touren zu den Lebensmittelgeschäften kamen zahlreiche Fahrten zu den Kirchengemeinden hinzu. Nach dem Motto Jedes Pfund Mehl hilft hatten Warenkorb, Suppenküche und Luthers Waschsalon wie in jedem Jahr zu Erntedank zu einer Lebensmittel-Spendenaktion aufgerufen. Die Bitte erreichte viele großzügige Spender: Es wurden vor allem haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Mehl, Zucker und Konserven abgegeben und darüber freuen sich die über 4.000 Bedürftigen, die den Warenkorb besuchen, besonders. Auch die Suppenküche Hagen freut sich sehr über das Ergebnis der gemeinsamen Erntedank-Aktion. Viele Kirchengemeinden brachten, was auf ihre Altäre gelegt worden ist. Im neugebauten Keller stapeln sich nun ca. 50 Zentner Kartoffeln, zig Pakete Nudeln und viele Konserven. Zwei halbe Tage lang wurden Kohl, Wirsing und Möhren geschnitten und eingefroren. Bis Weihnachten schöpft die Suppenküche aus dem Vollen. Die Lebensmittel, die beim Warenkorb, der Suppenküche oder Luthers Waschsalon abgegeben wurden, wurden unter diesen drei Einrichtungen ausgetauscht. Besonders gefreut hat die Mitarbeitenden, dass auch einzelne Menschen vorbeikamen und eine Tüte mit Lebensmitteln abgaben, die sie allein zusammengestellt oder im Haus gesammelt hatten. Sie hatten von der Aktion gelesen oder im Ra- Baten um Spenden und wurden nicht enttäuscht: Tatjana Flatt (Caritasverband), Heike Spielmann (Diakonie) und Jens Haasen (Suppenküche, von rechts). dio gehört. Einige haben auch ihr Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit bekundet. Auch ein kleiner Teddy scheint auf einem Altar mitten im Gemüse gesessen zu haben, denn auch er fand den Weg zur Suppenküche. Dort erfreute er die Herzen. 16 17

Der Betreuungsverein wächst die Aufgaben auch Das Team des Betreuungsverein beim Caritasverband Hagen. Von Volker Salzmann Betreuungsverein. Das Betreuungsrecht wird im nächsten Jahr 20 Jahre alt, der Betreuungsverein auch. Seit 1992 ist er vom Land NRW anerkannt und hat in dieser Zeit viele Veränderungen erlebt. So stand 1997 noch in einer CaritaZ-Ausgabe, dass vier Mitarbeiter mit dem Führen von 50 gesetzlichen Betreuungen beschäftigt sind. Heute sind wir sechs Kollegen im Betreuungsverein, 215 Betreuungsverfahren werden geführt und zudem zahlreiche Aufgaben rund um das Betreuungsrecht wahrgenommen. Anpassungen an gesetzliche Veränderungen waren und sind bis heute immer notwendig. Lange spricht man nicht mehr von Vormundschaften oder einer Entmündigung, wenn ein Mensch das 18. Lebensjahr vollendet hat und eine gesetzliche Betreuung eingerichtet ist. Begrifflichkeiten, mit denen auch heute noch das Betreuungsrecht in ein negatives Licht gerückt wird. Die Voraussetzungen für die Einrichtung einer Betreuung sind, dass ein Mensch seine Angelegenheiten aufgrund einer körperlichen, geistigen oder psychischen Behinderung oder Erkrankung ganz oder teilweise nicht mehr selbst erledigen kann. Im Rahmen bestimmter Aufgabenkreise wird dann ggf. ein Betreuer bestellt, sofern keine Vollmacht an andere Vertrauenspersonen erteilt ist. Der Betreuer ist mit der Bestellung durch das Betreuungsgericht befugt, für den betreuten Menschen als rechtlicher Vertreter zu handeln. Die Interessen und Wünsche des Betreuten stehen bei der Arbeit immer im Vordergrund. Betreuungen können kurzfristig zur Überwindung von Lebenskrisen eingerichtet werden, andere Menschen sind bis zu ihrem Lebensende auf eine rechtliche Vertretung angewiesen. Mit dem Tod endet die Betreuung. Neben dem Führen von Betreuungen haben wir als anerkannter Betreuungsverein auch die Aufgabe der sogenannten Querschnittsarbeit. Hierbei ist ein besonderer Blick auf die Gewinnung, Einführung, Fortbildung und Begleitung ehrenamtlicher Betreuer gerichtet. Eigene Einführungsveranstaltungen, Fortbildungsveranstaltungen in Kooperation mit der Betreuungsstelle der Stadt Hagen und dem Sozialdienst katholischer Frauen Hagen sollen dabei helfen, die ehrenamtlichen Betreuer für ihre Aufgaben zu qualifizieren. Die persönliche Beratung ergänzt das Angebot. Auch bereits bevollmächtigte Personen werden durch den Betreuungsverein beraten. Im Betreuercafé haben die ehrenamtlichen Betreuer die Möglichkeit, sich in einer gemütlichen Atmosphäre auszutauschen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit ist die Information zu unterschiedlichen Vorsorgemöglichkeiten, um für den Fall der Handlungsunfähigkeit vorbereitet zu sein. Wir alle können in die Situation geraten, dass wir unsere Angelegenheiten nicht mehr selbständig regeln können. Die Erstellung einer Vorsorgevollmacht ist eine wirksame und unkomplizierte Möglichkeit, für einen solchen Fall vorzusorgen. Für die Erstellung einer Vorsorgevollmacht ist es geboten, eine Vertrauensperson zum Vollmachtnehmer auszuwählen. Anders als in einem Betreuungsverfahren entfällt die Kontrolle des Bevollmächtigten durch das Betreuungsgericht. Es kann ebenso sinnvoll sein, in einer Betreuungsverfügung eine Person zu benennen, die im Fall einer Betreuungseinrichtung zum gesetzlichen Vertreter bestellt wird. Der Betreuungsverein führt hierzu Informationsveranstaltungen durch und berät auch persönlich bei der Erstellung einer Vorsorgevollmacht. Zu den Vorsorgemöglichkeiten gehört auch die Patientenverfügung, welche durch das sogenannte Patientenverfügungsgesetz seit dem 1. September 2009 gesetzlich geregelt ist. Der Betreuungsverein informiert in Veranstaltungen über diese gesetzlichen Neurege- Betreuungsverein Caritasverband Hagen Hochstr. 83a Tel.: 91 84-20 betreuungsverein@caritas-hagen.de Sprechzeiten: Mo. 09 12 Uhr Do. 14 16 Uhr sowie nach Vereinbarung Ansprechpartner: Tatjana Flatt, Fachbereichsleitung Soziale Dienste, Tel.: 91 84-74 Volker Salzmann, Fachdienstleitung Betreuungsverein, Vereinsbetreuer, Tel.: 91 84-21 Elke Hentschel, Sekretariat Betreuungsverein, Tel.: 9184-20 Carola Bettermann, Vereinsbetreuerin, Tel.: 91 84-79 Markus Jäckel, Vereinsbetreuer, Tel.: 91 84-23 lungen und gibt weitere Denkanstöße zur Patientenverfügung. Die Mitarbeiter des Betreuungsvereines sind somit Ansprechpartner für alle Fragen rund um das Betreuungsrecht. Das bedeutet auch, dass regelmäßige Fortbildungen besucht werden, um die Kenntnisse auf dem aktuellsten Stand zu halten. Die aktive Mitarbeit in Arbeitskreisen auf regionaler und überregionaler Ebene, Öffentlichkeitsarbeit sowie die Vernetzung mit anderen Diensten und Einrichtungen ist somit auch ein wichtiger Teil der Tätigkeit. Sandra Niewrzol, Vereinsbetreuerin, Tel.: 91 84-52 Sandra Schablack, Vereinsbetreuerin, Tel.: 91 84-25 Das Angebot Führen von gesetzlichen Betreuungen individuelle Beratung im Vorfeld einer Betreuung Gewinnung von ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuern Einführung, Begleitung, Beratung und Fortbildung der ehrenamtlichen Betreuer Betreuercafé Informationsveranstaltungen zur Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Patientenverfügung persönliche Beratung zu Vorsorgemöglichkeiten und Hilfe bei der Erstellung von Vorsorgevollmachten und Betreuungsverfügungen Ausgabe von Informationsmaterialien 18 19

Dasein, zuhören, schweigen Ökumenischer Abendkreis spendete Von kleinen Gesten mit großer Wirkung: Dagmar Neander engagiert sich im Ambulanten Hospiz Treffen am nächsten Tag. Vorher jedoch stellt sie die Frage, die ihr immer wichtig ist: Darf ich Sie wieder besuchen? Das, so Dagmar Neander, sei entscheidend, da sie sicherstellen wolle, dass die Menschen, die sie begleite, sie auch annehmen. Am nächsten Tag fühlt sie sich willkommen. Die Patientin ist bei Bewusstsein, es wird ein wenig geredet, dann bittet die alte Dame darum, mit Frau Neander allein zu sein. Sie kann nicht mehr viel sprechen und nimmt meine offen dargebotene Hand, schildert Frau Neander, dass es nicht vieler Gesten und Worte bedarf, um Präsenz zu zeigen. Einen Tag später hat sich der Zustand der Dame weiter verschlechtert. Der Ehemann hat erkannt, dass seine Frau den letzten Weg nach vielen gemeinsamen Jahren alleine gehen muss. Die Haltung und Stärke, die ältere Menschen Dagmar Neander: Zuhören, schweigen, einfach da sein. oft haben, nötigt mir eine große Portion Respekt ab. Der Sohn will nicht wahrhaben, dass seine Mutter bald sterben wird. Mit ihm spricht Frau Neander am Bett der sterbenden Sternentreppe. Sie sind aktiv und tun Gutes dabei: In den nen der Einrichtung. Wir möchten, dass das Geld Kindern Ambulantes Hospiz. (cl) Es ist ein Satz, der in schlichten Mutter, macht ihm klar, dass er die Mama gehen lassen langen Jahren seines Bestehens konnte durch die Aktivitäten in Hagen zugute kommt, die mit ihren Familien in einer Worten mehr sagt als jeder Werbespot: Ich bekomme muss. Ich spürte, dass die Sorge um den Sohn die Mutter der Frauen aus dem ökumenischen Abendkreis des Gemein- schwierigen Lebenssituation sind, schildern sie ihre Beweg- immer mehr zurück, als ich geben kann, antwortet Dag- nicht sterben ließ. dezentrums in Hagen-Helfe schon vielen Menschen in Not gründe, die Caritas-Einrichtung zu bedenken. Das Geld ist mar Neander auf die Frage, warum sie sich seit mehr als Reflektiert sie heute über diese kurze und doch so intensi- geholfen werde. Jetzt bedachten die Damen den ambulan- ein Teil des Erlöses vom jährlichen Basar, der anlässlich des zwölf Jahren im Ambulanten Hospiz des Caritasverbandes ve Begleitung, so hat sich hier in den wenigen Malen, die ten Kinder-Hospizdienst des Caritasverbandes Sternentrep- Kirchweihfestes stattfindet. Michaela Pesenacker und Antje Hagen engagiert. So einfach ist das. Das ist der Antrieb Dagmar Neander bei der Familie sein durfte die Dame pe mit einer großzügigen Spende. 700 Euro überreichten Sendzik vom Hospiz erläuterten, wie wichtig Spenden für der 58-Jährigen, was sie immer wieder motiviert, sterbende verstarb am Tag nach dem Gespräch mit dem Sohn viel Margareta Reuter und Brunhilde Polley den Koordinatorin- die Arbeit des ambulanten Dienstes sind. Menschen auf ihrem letzten Lebensweg zu begleiten. von dem widergespiegelt, was die Arbeit im Hospiz aus- Menschen, die sie vorher nicht kennt. So wie die Dame von Mitte 80. Diese lebt mit ihrem gleichaltrigen Mann, einem Sohn mit Down-Syndrom sowie der Tochter und deren Familie in einem Haus. Schwer erkrankt, ohne Progno- macht. Einfach da zu sein, eine Hand zu halten, zuzuhören oder aber zu schweigen es sind kleine Gesten, die Großes bewirken. Um krankenpflegerische Versorgung geht es dabei nie: In diesem Fall war das Palliativteam des Caritas- Tennis statt Karneval se auf Heilung. Der Ehemann war erst einmal skeptisch, verbandes Krankenschwestern, die sterbende Patienten erinnert sich die Breckerfelderin an das erste Treffen. Was pflegen im Einsatz. Sternentreppe. Sie kamen ohne Kostüme, dafür mit Ten- hospizdienst des Caritasverbandes, übergeben. Im Karne- Frau Neander völlig normal findet. Sie kommt schließlich Und so fühlen sich Dagmar Neander und die anderen Eh- nisschlägern: Zu einem Benefiz-Tennisspiel trafen sich Mit- val stellten die Hagener Jecken fest, dass viele nicht nur als Fremde in eine die Familie stark belastende Situation. renamtlichen bereichert durch ihren immer frei gestaltba- glieder und Freunde der Karnevalsvereine KG Grün-Weiß der Spaß an der fünften Jahreszeit eint, sondern auch das Immer wieder macht sie dabei diese Beobachtung: Die Pa- ren Einsatz im Ambulanten Hospiz des Caritasverbandes. Vorhalle und der Heidefreunde Boelerheide. Auf der Ten- Tennisspielen. Bald merkten die Beiden, dass die Resonanz tientin selber nahm mich wie selbstverständlich an. Begleitet werden auch sie: Von hauptamtlichen Kräften. nisanlage der SG Vorhalle 09 ging es um Spiel, Satz und auf die Idee, ein kleines Duell zu spielen, groß sein würde. Große Ängste spürt sie beim behinderten Sohn, der vol- Vor den Einsätzen steht eine intensive, kostenlose Schu- Sieg und die gute Sache: 900 Euro konnten der Vorhal- Es schlugen auf der Boelerheider Stukenförster Bernd I. mit ler Angst ist, seine Mutter zu verlieren. Nach einem ersten lung, danach finden regelmäßig Gruppenstunden zum ler Bauer Markus I. und der Stukenförster Bernd I. Antje seinem Eleven Martin sowie der Vorhaller Bauer Markus I. Kennenlernen verabredet die ehrenamtliche Begleiterin ein Austausch untereinander statt. Sendzik von der Sternentreppe, dem Ambulanten Kinder- mit Adjudant Heiko. Als Balljunge konnte Bezirksbürger- 20 21

meister Heinz-Dieter Kohaupt für dieses Spiel gewonnen werden. Dazu organisierten Bernd I. und Markus I. ein Rahmenprogramm mit Grillstand und Getränken, Kaffee und Kuchen, hinzu kam eine Spendenbox fertig war die Idee für den guten Zweck. Dass der Erlös Hagener Kindern, denen es nicht so gut geht, zugute kommt, war bald klar. Wir wollten eine gute Sache unterstützen und zwar in unserer Stadt, waren sich die beiden einig. Antje Sendzik freute sich: Damit können wir unsere Arbeit weiter sichern. Scheckübergabe auf dem Tennisplatz: Antje Sendzik freut sich über das Engagement von Bauer Markus und Stukenförster Bernd I. Blinkis für Ambulanten Kinderhospizdienst AWO Haspe sammelt 1000 Euro für die Sternentreppe Sternentreppe. Sie sind die guten Geister in Haspe: Schon viele Jahre sammelt der AWO-Ortsverein Geld für den guten Zweck ehrenamtlich, wie der Vorsitzende Horst Voigt betont. Ideen haben die engagierten Mitstreiter in Haspe viele jetzt konnten sie 1000 Euro an die Sternentreppe, den ambulanten Kinderhospizdienst des Caritasverbandes, übergeben. Mitarbeiterin Antje Sendzik freute sich: Das Geld kommt der Hospizarbeit zugute. Das Geld haben die AWO-Sammler über ihre Beiträge sowie ehrenamtliche Arbeit und Spenden zusammengesammelt. Wir veranstalten zum Beispiel ein Frühstücksbuffet, erklärt Horst Voigt, als er gemeinsam mit der zweiten Vorsitzenden, Annegret Petersen und Schriftführerin Hildegard Voigt das Geld in die Büroräume des Hospizes brachte und sich hier über die Arbeit der Einrichtung informierte. Scheckübergabe bei den Heidefreunden: Michael Werth (links), Stukenförster 2010/2011 Bernd Frommholz (Zweiter von rechts) und sein Eleve Marin Radzuweit übergeben Antje Sendzik den Scheck. Sternentreppe. Es blinkte und blitzte und brachte 1055 Euro in die Kasse: Dank einer ungewöhnlichen Spendenidee konnten die Heidefreunde Boelerheide jetzt diese stolze Summe an den Ambulanten Kinderhospizdienst Sternentreppe des Caritasverbandes Hagen übergeben. Verkauft wurden in der vergangenen Karnevalssession Bliniks, kleine Anstecker mit Clownsgesicht und Knopfzelle, die fröhlich aufleuchten der Erlös kommt jetzt der Arbeit des ambulanten Hospizdienstes zugute. Organisiert hatten die Aktion der letztjährige Stukenförster Bernd Frommholz und sein Eleve Martin Radzuweit, unterstützt von ihren Mitstreitern bei den Heidefreunden. Sie sind ein etablierter Stadtteil- und Tradionsverein in Boelerheide: Karneval ist nur ein Teil unserer Arbeit, erklärt der erste Vorsitzende, Michael Werth. Dann zählt er auf: Altennachmittag, Sommerfest, Martinszug, Nikolausfeier die Heidefreunde beweisen ihr großes Herz das ganze Jahr über. Nun unterstützen sie mit ihrer Spende die Arbeit des Ambulanten Kinderhospizdienstes Sternentreppe für Kinder in ganz Hagen. Hildegard und Horst Voigt überreichten gemeinsam mit Annegret Petersen den Scheck über 1000 Euro an Antje Sendzik (von links). Kinder backen Pizza Sternentreppe. Aufmerksam hören Anita, Ilirida und Aida zu. Cristina Felgenhauer erklärt, wie es geht: Gleich wird Pizza gebacken. In einem riesigen heißen und echten Pizzaofen. Die drei Mädchen, acht, zwölf und vierzehn Jahre alt, gehen regelmäßig in die Kindertrauergruppe des Ambulanten Kinder-Hospizdienstes Sternentreppe. Mit Begleiterin Christiane Dörnen sind sie heute zu Gast bei Pizza Pacco in Eilpe. Durch einen Zeitungsbericht war Cristina Felgenhauer auf die Arbeit aufmerksam geworden und überlegte sich, wie sie den Kindern, die einen nahen Angehörigen verloren haben, etwas Gutes tun könnte. Ihre Idee kam an: Mit Feuereifer belegten die drei Mädchen ihre Pizzen. Ich denk mir was Eigenes aus, sagt Anita und belegt die Pizza mit Tomate, Thunfisch, Schinken und Käse. Mit Spaß bei der Sache: Anita, Ilirida und Aida mit Christiane Dörnen und Cristina Felgenhauer (hinten Mitte). 22 23

Toben, reden, lachen, trauern Trauergruppen des Ambulanten Kinderhospizdienstes der Caritas Sternentreppe. Wir lachen ganz viel. Das erzählen Tränen, trotzdem wird auch viel gelacht und dies besonders die Kinder aus der Kindertrauergruppe Die Muschel des am alljährlichen Abschlusswochenende. Caritasverbandes Hagen, wenn sie gefragt werden, was sie Jedes Jahr fahren die Trauergruppen für ein Wochenende denn da so machen. Seit drei Jahren bietet der ambulante Kinderhospizdienst Sternentreppe Trauergruppen für Das Wochenende wird gestaltet mit pädagogischen Ange- in das Familienferienhaus Arche Noah in Marienberge. Kinder und Jugendliche an. Diese treffen sich einmal im boten, wie z. B. Matschen und Malen oder Rabauken Monat, um miteinander zu spielen, zu toben, zu reden, zu und Urgeschrei, viel spielen und toben, Besuche bei den trauern und trotzdem auch viel zu lachen. dort lebenden Tieren, Stockbrotbacken und einer Nachtwanderung. Zwischen diesen Angeboten ist das Thema Kinder und Jugendliche trauern anders als Erwachsene, weiß Elke Kleinschmidt. Die ehrenamtliche Trauerbegleiterin berichtet, dass alle Gefühle wie Trauer, Freude, Wut, und Austausch ein. Trauer immer wieder präsent und regt zum Nachdenken Verzweiflung, Glück bei Kindern nahe beieinander liegen Auch dieses Jahr startet Die Muschel im Herbst mit und innerhalb kürzester Zeit wechseln können. Nächste neuen Gruppen. Geleitet wird die Gruppe von Elke Kleinschmidt, einer ausgebildeten Trauerbegleiterin. Ihr zur Seite Angehörige, wie Eltern, Großeltern oder gute Freunde sind mit dieser Situation oft überfordert, weil sie selbst noch stehen geschulte Ehrenamtliche. trauern und mit dem Verlust fertig werden müssen, sagt Frau Kleinschmidt. Die Kinder- und Jugendtrauergruppe bietet Raum für diese spezielle Situation. Betroffene Bezugspersonen treffen Ambulantes Hospiz und sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch. In den Gruppen Ambulanter Kinderhospizdienst spüren die Kinder und Jugendlichen, dass sie nicht alleine Sternentreppe: Michaela sind mit dem Verlust, dass es den anderen genauso geht. Pesenacker und Antje Sendzik, Das erleichtert es, miteinander zu reden und gemeinsam 0 23 31/ 80 39 180. an der Trauer zu arbeiten. Natürlich fließen auch manchmal Mit viel Freude etwas Gutes tun Monika Schmidt als unermüdliche Spendensammlerin Ambulantes Hospiz. (cl) Die Frage nach dem Warum Das war im Jahr 2005. Da erfuhr sie über ihre Arbeit im Monika Schmidt beantwortet sie schnell und ohne Zögern. Ich suchte eine sinnvolle Tätigkeit, erinnert sie Freundeskreis, jener Vereinigung von Menschen, die die St. Josefshospital als Krankenpflegehelferin vom Hospizsich an ihre Anfänge als unermüdliche Spendensammlerin. Arbeit des Ambulanten Caritas-Hospizes unterstützen. Spendenübergabe beim Oktoberfest: Wieder konnte Monika Schmidt ihre Teilnehmer motivieren und eine stolze Summe zusammenbringen. Eine gute Sache, sagte sie sich und begann mit einer Spendensammlung, die, solange ihre Kräfte ausreichen, nicht zu Ende gehen wird. Jedes Jahr übergibt Monika Schmidt seit dem eine erkleckliche Summe an den Freundeskreis. Angefangen haben wir mit 250 Euro im Jahr 2005, sagt Frau Schmidt. Seit dem Jahr 2009 sind es jeweils 700 Euro, die der Arbeit zugute kommen. Und auch im Jahr 2011 wird die Spendensumme 700 Euro betragen. Monika Schmidt ist Übungsleiterin für Wassergymnastik. Das bringt sie mit vielen Menschen zusammen. Diese bittet sie um Spenden. Denn für Frau Schmidt ist der Sport mehr als die reine körperliche Betätigung. Da sind Freundschaften entstanden. Alle vier Wochen geht es raus aus dem Wasser: Dann wird gewandert. In diesem Kreis habe ich dann gesagt: Uns geht es allen so gut, da können wir mal denen etwas abgeben, denen es nicht so gut geht. Gesagt, getan, seitdem kreist das Spendenschweinchen kontinuierlich und bei vielen Gelegenheiten in ihren Gruppen. Mit Wandern ist es nicht allein getan. Im Herbst jeweils organisiert sie ein Oktober-Fest. Das findet im Begegnungszentrum der Eisenbahner in Bathey statt, 45 Leute kommen ( Dann ist es ausgebucht. ). Erst wird gewandert, dann gegrillt, Höhepunkt ist die Tombola, für die Monika Schmidt eigenhändig alle Preise besorgt. 100 ist meine magische Zahl. Es gibt keine Nieten, das Stets für andere da: Monika Schmidt hilft gern. Los kostet 2 Euro. Und so klappert sie den Rest des Jahres Geschäfte, Banken, Freunde und Bekannte ab auf der Suche nach Tombolapreisen. Und alle sind gerne dabei: Ob ihre Fußpflegerin Angelika Langer, die Gutscheine stiftet, Westfalia, die Westfalenpost, die Sparda-Bank kaum jemand widersteht Frau Schmidt. Das Fest ist jedes Mal ein großer Erfolg. Viel Zeit zum Ausruhen hat Frau Schmidt danach aber nicht: Das Weihnachtskegeln mit anschließender Feier und, genau, Tombola will vorbereitet werden. Einmal im Jahr geht es zudem nach Willingen auf große Fahrt, ebenfalls organisiert von Monika Schmidt. Das alles stemmt sie ohne Auto oder Busfahrkarte rein ehrenamtlich und jeder Euro geht an den Freundeskreis. Damit habe ich wirklich etwas gefunden, was mir Spaß macht und etwas Gutes tut, sagt Frau Schmidt. Das glaubt man ihr sofort. 24 25