Erzeugung von grünem Wasserstoff (GreenHydrogen)

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Transkript:

TÜV SÜD Standard Erzeugung von grünem Wasserstoff (GreenHydrogen) (kurz: Erzeugung GH) Version 12/2011 TÜV SÜD Industrie Service GmbH Carbon Management Service Westendstraße 199 80686 München

Inhalt Vorwort Teil I Umfang und Grundlagen 1. Umfang der Zertifizierung 2. Quellen und gesetzliche Grundlagen 3. Gültigkeit Teil II Allgemeine Anforderungen 4. Unternehmenspolitik 5. Organisation und Dokumentation 6. Kommunikation Teil III Spezielle Anforderungen 7. Rechte und Genehmigungen 8. Systemgrenzen 9. Anforderungen an den grünen Wasserstoff 10. Einsatzstoffe und Energiequellen 11. Treibhausgasbilanzierung und Treibhausgasreduktion 12. Massenbilanzsystem 13. Monitoring Änderungen gegenüber vorhergehenden Versionen - - Copyright TÜV SÜD Industrie Service GmbH Seite 2 von 8

Begriffe und Definitionen Erneuerbare Energie Biomasse Biogas Biomethan Treibhausgase Grüner Wasserstoff Wasserkraft (Speicherkraftwerke unter Abzug der Pumparbeit), Windenergie, Biomasse (im Sinne der deutschen Biomasseverordnung), Biogas, Biomethan, Deponiegas, Solarenergie, Geothermie, sortierter biogener Anteil aus Haushalts- und Industrieabfällen. Energieträger gemäß der zum Zeitpunkt der Zertifizierung aktuellen, gültigen deutschen Biomasse- Verordnung. Oberbegriff sowohl für Biogas aus Biomasse als auch für Klärgas und Deponiegas. Auf Erdgasqualität aufbereitetes und ins Erdgasnetz eingespeistes Biogas. Treibhausgase im Sinne des Kyoto-Protokolls sind CO 2, CH 4, N 2 O, HFCs, PFCs, SF 6 mit jeweils aktuellen Werten zum relativen Treibhauspotential nach IPCC. Treibhausgase im Sinne der deutschen Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung sind CO 2, CH 4 und N 2 O mit den dort festgelegten relativen Treibhauspotentialen 1 (CO 2 ), 23 (CH 4 ) und 296 (N 2 O) (jeweils in t CO 2 -äqu./t THG) Wasserstoff, hergestellt aus Erneuerbaren Energien oder/und Abfall sowie Reststoffen gemäß diesem Standard Abkürzungen Biokraft-NachV CMS EEG LCA Verordnung der Bundesrepublik Deutschland über Anforderungen an eine nachhaltige Erzeugung von Biomasse zur Verwendung als Kraftstoff vom 30.09.2009 TÜV SÜD Industrie Service GmbH, Carbon Management Service Gesetz zur Neuregelung des Rechts Erneuerbarer Energien im Strombereich der Bundesrepublik Deutschland Life Cycle Analysis Copyright TÜV SÜD Industrie Service GmbH Seite 3 von 8

Vorwort Nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen ist der Ausstoß von Treibhausgasen ursächlich für den anthropogenen Klimawandel. Vor diesem Hintergrund sollten Treibhausgasemissionen bereits im Ansatz vermieden oder reduziert werden. Die Reduktion von Treibhausgasemissionen wird auch bei der Herstellung von Wasserstoff angestrebt, der als zukunftsträchtiger Energieträger aus Erneuerbaren Energien hergestellt werden kann; bei der Verbrennung keine CO 2 -Emissionen aufweist; leitungsgebunden transportiert werden kann; und speicherfähig ist. Über die bisherigen Anwendungen hinaus wird Wasserstoff verstärkt im Transportsektor sowie als Speicher von Erneuerbarer Energie zur Anwendung kommen (z.b. für Strom aus Windkraft). Hierfür sowie auch für andere mobile und stationäre Anwendungen soll der Nachweis erbracht werden, dass regenerativ hergestellter Wasserstoff mit deutlich geringeren Treibhausgas- Emissionen behaftet ist als herkömmlich erzeugter Wasserstoff oder fossile Kraftstoffe. Ein Zertifikat für grünen Wasserstoff kann erteilt werden, wenn der Wasserstoff ein Treibhausgas- Minderungspotential von mindestens 35 Prozent gegenüber fossilen Kraftstoffen bzw. gegenüber konventionellem Wasserstoff aufweist. Für Wasserstoff aus Elektrolyse von Wasser gilt ein Mindestwert von 75 Prozent für das Treibhausgas- Minderungspotential. Der vorliegende Standard nimmt Bezug auf deutsche und europäische Gesetzgebung, ist grundsätzlich aber weltweit anwendbar. Der Standard definiert Anforderungen an die Einsatzstoffe, die eingesetzte Energie und die Berechnung des Treibhausgas-Minderungspotentials für grünen Wasserstoff. Teil I Umfang und Grundlagen 1. Umfang der Zertifizierung Der vorliegende Standard definiert Anforderungen an die Herstellung (Erzeugung) von grünem Wasserstoff zur energetischen oder stofflichen Nutzung. Nach dem vorliegenden Standard zertifizierter Wasserstoff wird als GreenHydrogen bezeichnet. Die Erzeugung von grünem Wasserstoff kann nach den folgenden Verfahren erfolgen: 1. Elektrolyse von Wasser unter Einsatz von Strom aus Erneuerbaren Energien; 2. Dampf-Reforming von Biomethan; 3. Pyro-Reforming von Glyzerin, sofern dies ein Nebenprodukt der Produktion von Biodiesel gemäß Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung ist. In die Berechnung der Treibhausgas-Emissionen des grünen Wasserstoffs werden die Herstellung der Einsatzstoffe und die Lieferung des Wasserstoffs zum Erstabnehmer mit einbezogen. Die Treibhausgasemissionen bei der Erzeugung des grünen Wasserstoffs sind mit den aktuellen Vergleichswerten gemäß der deutschen Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung (Biokraft-NachV) und den Werten für konventionell über Erdgas- Reforming hergestellten Wasserstoff zu vergleichen. Für die Ermittlung der Treibhausgasemissionen sind Kohlendioxid (CO 2 ), Distickstoffoxid (N 2 O) und Methan (CH 4 ) zu berücksichtigen. Die Gase werden wie folgt gewichtet (Quelle: siehe 2.a): Kohlendioxid (CO 2 ) 1 t CO 2 -äqu./t CO 2 Distickstoffoxid (N 2 O) 296 t CO 2 -äqu./t N 2 O Methan (CH 4 ) 23 t CO 2 -äqu./t CH 4 Eine Erweiterung des Standards auf gleichwertige Einsatzstoffe und Verfahren (z.b. die Vergasung von kohlenwasserstoffhaltigen Abfall- und Reststoffen) ist vorgesehen. 2. Quellen und gesetzliche Grundlagen a. Verordnung der Bundesrepublik Deutschland über Anforderungen an eine nachhaltige Erzeugung von Biomasse zur Verwendung als Kraftstoff vom 30.09.2009, im Folgenden: Biokraft-NachV; b. Description and detailed energy and GHG balance of individual pathways, Appendix 2, Well-to-Tank Report, Version 3.0 vom Nov. 2008 (CONCAWE/ EUCAR/ JRC/ IES) c. Gesetz zur Neuregelung des Rechts Erneuerbarer Energien im Strombereich der Bundesrepublik Deutschland vom 25.10.2008, im Folgenden: EEG 2009; Copyright TÜV SÜD Industrie Service GmbH Seite 4 von 8

d. Verordnung der Bundesrepublik Deutschland über die Erzeugung von Strom aus Biomasse vom 21. Juni 2001, zuletzt geändert durch die 1. Verordnung zur Änderung der Biomasseverordnung vom 9. August 2005, im Folgenden: BiomasseV; e. Richtlinie 2009/28/EG des europäischen Parlaments und des Rates vom 23.04.2009 zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen (Renewable Energy Directive) 3. Gültigkeit Der vorliegende Standard (Version 12/2011) gilt ab dem 1.12.2011. Zertifikatinhaber haben zwölf Monate nach der Einführung eines revidierten Standards Zeit, ihr zertifiziertes System an die Anforderungen des revidierten Standards anzupassen. Das nach Ablauf dieser Frist folgende Überwachungs- oder Wiederholungsaudit wird auf Grundlage des revidierten Standards durchgeführt. Ausnahmen von dieser Regelung können in begründeten Fällen durch die Zertifizierstelle klima und energie des TÜV SÜD zugelassen werden. Teil II Allgemeine Anforderungen 4. Unternehmenspolitik Klimaschutz ist ein wesentliches Ziel der Unternehmenspolitik des Zertifikatnehmers; der Ausbau der Erneuerbaren Energien soll gefördert werden. Diese Ziele sind schriftlich festgelegt, stehen im Einklang mit den tatsächlichen Aktivitäten des Unternehmens und gehen über eventuelle gesetzliche Anforderungen hinaus. 5. Organisation und Dokumentation Der Zertifikatnehmer benennt eine/n Auditbeauftragte/n, der/die alle erforderlichen Informationen für die Zertifizierung zur Verfügung stellt und für die Kommunikation der Zertifizierungsanforderungen innerhalb des Unternehmens verantwortlich ist. Der Zertifikatnehmer verpflichtet sich, zu Beginn des Zertifizierungsprozesses mindestens die folgenden Dokumente und Informationen zur Verfügung zu stellen: Eine Beschreibung, welche das Verfahren zur Erzeugung des grünen Wasserstoffs in der erforderlichen Ausführlichkeit festlegt (Konzeptbeschreibung). Alle Annahmen, Berechnungen und Quellen zur Ermittlung der Treibhausgasemissionen. Die Berechnungen müssen vollständig dokumentiert, belegbar und nachvollziehbar sein. Unsicherheiten oder Schätzungen sind zu benennen und zu erläutern. Prognosen der Erzeugungs- und Absatzmengen für das laufende Jahr und das Folgejahr. Einen detaillierten Monitoring-Plan, der regelt, wie die im Rahmen der Zertifizierung zu ermittelnden Parameter, gemessen, erfasst, dokumentiert und qualitätsgesichert werden. In begründeten Ausnahmefällen können Berechnungen an Stelle von gemessenen Daten verwendet werden. Alle relevanten oder in den Berechnungen verwendeten oder gemessenen Daten sind zu dokumentieren. Die Bilanzierung der erzeugten, gespeicherten und verkauften grünen Wasserstoffmengen. Nachweise für die benötigten Einsatzstoffmengen. Alle Annahmen, Berechnungen und Messungen sind vollständig dokumentiert, belegbar und nachvollziehbar. Alle Unterlagen und Daten werden durch den Zertifikatnehmer mindestens fünf Jahre nach Ablauf des Zertifikates aufbewahrt. 6. Kommunikation Wird die Zertifizierung öffentlich bekanntgegeben, so müssen sämtliche dabei getroffenen Aussagen inhaltlich durch die Zertifizierung abgedeckt sein. Es darf keine irreführende Kommunikation betrieben werden. Vor Abschluss der Zertifizierung sind dem Zertifizierer der Marketingplan und die geplanten Presseveröffentlichungen im Zusammenhang mit der Zertifizierung von grünem Wasserstoff und der Nutzung des TÜV SÜD Prüfzeichens vorzulegen. Sollen Emissionswerte oder Emissionsminderungen für ein unter die Zertifizierung fallendes Produkt kommuniziert werden, so sind diese Werte vor der Veröffentlichung in jedem einzelnen Fall von der zuständigen Zertifizierstelle des TÜV SÜD freizugeben. Hierzu ist der Zertifizierstelle des TÜV SÜD angemessen Zeit einzuräumen. Copyright TÜV SÜD Industrie Service GmbH Seite 5 von 8

Teil III Spezielle Anforderungen 7. Rechte und Genehmigungen Der Zertifikatnehmer hat das ausschließliche Vermarktungsrecht an dem erzeugten grünen Wasserstoff. Das Recht kann die Gesamterzeugung oder einen genau definierten Anteil einer Erzeugungsquelle umfassen. Es liegen alle relevanten technischen, rechtlichen und sonstigen Voraussetzungen für den Betrieb der Anlagen vor, die zur Erzeugung und Aufbereitung des Wasserstoffs erforderlich sind. 8. Systemgrenzen Die Systemgrenzen für die Treibhausgasbilanzierung reichen von der Erzeugung der Einsatzstoffe und der eingesetzten Energie bis hin zur Lieferung des Wasserstoffs zur Tankstelle bei 200 bar (gasförmig) bzw. bei stationären Anwendungen bis zur Anlieferung beim Kunden bei 30 bar (gasförmig). Sämtliche Transportemissionen sowie etwaige Verluste bei Lagerung und Transport innerhalb dieser Kette werden einbezogen. Sofern der Wasserstoff in einem Zustand geliefert wird, der höhere Emissionen verursacht, so sind die realen Emissionswerte anzusetzen. Zusätzlich sind die Emissionen bei der Verwendung (Verbrennung) des Wasserstoffs in den Systemgrenzen enthalten, wobei angenommen wird, dass diese gleich Null sind. In den Systemgrenzen enthalten sind die Produktions- und Lieferketten der Einsatzstoffe und der eingesetzten Energie. Zu berücksichtigen sind alle direkten Treibhausgasemissionen, die mit den Herstellprozessen und Transporten in Zusammenhang stehen, sowie indirekte Emissionen aus Strom und Wärme. Die Herstellung von Investitionsgütern (z.b. Anlagen, Fahrzeuge, Gebäude) als auch Emissionen aus Verwaltung und Gebäudebewirtschaftung sind nicht in den Systemgrenzen enthalten. 9. Anforderungen an den grünen Wasserstoff Der erzeugte grüne Wasserstoff kann auf eindeutig beschriebene, identifizierbare und quantifizierbare Quellen zurückgeführt werden. Der grüne Wasserstoff erfüllt hinsichtlich Reinheit und Bestandteilen wie N 2, O 2 und H 2 O mindestens die Qualitätsanforderungen für Wasserstoff 3.0. Andernfalls sind dem Wasserstoff diejenigen Emissionen hinzuzurechnen, die bei seiner Aufbereitung auf die Qualitätsstufe 3.0 anfallen würden. Erfüllt der Wasserstoff Qualitätsanforderungen, die höhere Emissionen verursachen, so sind die realen Emissionswerte anzusetzen. 10. Einsatzstoffe und Energiequellen 10.1 Einsatzstoffe Wird Biomethan für die Herstellung von grünem Wasserstoff eingesetzt (Dampf-Reforming von Biomethan), so muss die Herkunft des Biomethans mittels Nachweisen des Biogasregisters der Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) oder gleichwertigen Nachweisen belegt werden. Wird Glyzerin eingesetzt (Pyro-Reforming von Glyzerin), so muss dieses aus einer gemäß Biokraft-NachV zertifizierten Anlage stammen. Die Zertifizierung ist durch ein gültiges Zertifikat gemäß Biokraft-NachV nachzuweisen. Zusätzlich muss der Verkäufer das Glyzerin auf den Verkaufs- und Lieferpapieren als nachhaltig gemäß den Anforderungen des Zertifizierungssystems deklarieren. Ein Nachweis über die korrekte Mengenbilanzierung des Glyzerins zur Vermeidung von Doppelvermarktung ist zu erbringen. 10.2 Energiequellen Der Nachweis des Einsatzes von Strom aus Erneuerbaren Energien muss durch den Kauf und die Löschung von Herkunftsnachweisen erbracht werden. Innerhalb der EU muss die Herkunft in Übereinstimmung mit der Renewable Energy Directive 2009/28/EC bzw. gemäß 55 EEG 2009 (gesetzliche Herkunftsnachweise) nachgewiesen werden. Die Verwendung von Strom aus regenerativen Quellen kann berücksichtigt werden, sofern der Strom mindestens zu 30 Prozent aus Neuanlagen stammt, deren erstmalige Inbetriebnahme zum Zeitpunkt der Erstzertifizierung nicht länger als 36 Monate zurückliegt. Spätestens zehn Jahre nach der Inbetriebnahme ist die Anlage keine Neuanlage im Sinne dieses Standards mehr. Gesetzlich geförderter Strom, der eine erhöhte Vergütung je eingespeister Kilowattstunde erhält, wird nicht berücksichtigt. Zur Wärmeerzeugung verwendetes Biomethan, welches als erneuerbarer Energieträger eingesetzt wird, kann aus Biomasse als auch aus Klärgas oder Deponiegas stammen. Herkunft und Copyright TÜV SÜD Industrie Service GmbH Seite 6 von 8

Qualität des Biomethans sind mittels Herkunftsnachweisen unabhängiger Dritter oder Registerauszügen (z.b. Biogasregister der Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) nachzuweisen. 11. Treibhausgasbilanzierung und Treibhausgasreduktion Grüner Wasserstoff, der im Transportsektor eingesetzt wird und nicht aus Elektrolyse stammt, muss ein Treibhausgas-Minderungspotential von mindestens 35 Prozent gegenüber dem aktuell gültigen Vergleichswert für fossile Kraftstoffe der Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung vom 30.9.2010 aufweisen. Das Minderungspotential erhöht sich am 1.1.2017 auf mindestens 50 Prozent und am 1.1.2018 auf mindestens 60 Prozent, sofern die Anlage nach dem 31.12.2016 in Betrieb genommen wurde. Der Vergleichswert für fossile Kraftstoffe beträgt derzeit: 83,8 g CO 2 e/mj (Biokraft-NachV, Anlage 1, Nummer 19). Grüner Wasserstoff, der nicht als Treibstoff im Transportsektor eingesetzt wird und nicht aus Elektrolyse stammt, muss ein Treibhausgas- Minderungspotential von mindestens 35 Prozent gegenüber konventionell hergestelltem Wasserstoff erbringen. Dieser Wert erhöht sich am 1.1.2017 auf mindestens 50 Prozent und am 1.1.2018 auf mindestens 60 Prozent, sofern die Anlage nach dem 31.12.2016 in Betrieb genommen wurde. Der Vergleichswert für konventionell hergestellten Wasserstoff beträgt derzeit 89,7 g CO 2 e/mj (siehe Quelle 2b oben). Grüner Wasserstoff, der mittels Elektrolyse von Wasser erzeugt wird, muss je nach späterer Verwendung (Transport oder andere Anwendungen) ein Treibhausgas-Minderungspotential von mindestens 75 Prozent gegenüber dem aktuell gültigen Vergleichswert für fossile Kraftstoffe der Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung oder gegenüber konventionell hergestelltem Wasserstoff erbringen. Der Einsatz Erneuerbarer Energie ist mit Emissionsfaktoren zu berücksichtigen, welche die betrieblichen Emissionen bei der Energieerzeugung berücksichtigen. Emissionen aus Bau und Abriss der Erzeugungsanlagen sowie aus der Erstellung anderer Investitionsgüter müssen nicht berücksichtigt werden. Allokationen sind nach dem Energiegehalt bzw. dem unteren Heizwert durchzuführen. Eine Doppelzählung von Strom aus Erneuerbaren Energien in der nationalen Strombilanz wird bis zur Einführung eines Residual-Strom-Mix akzeptiert, sofern der Strom sich durch einen zusätzlichen Umweltvorteil in Form von Neuanlagen oder einer Förderkomponente auszeichnet (vgl. Memorandum Product Carbon Footprint, Dezember 2009, Abschnitt 3.3.1 Erneuerbare Energie) Alle für die Berechnungen erforderlichen Emissionsfaktoren stammen aus öffentlich zugänglichen Quellen. Priorität haben Daten, die durch nationale Emissionshandelsstellen für den Gebrauch im geregelten Markt veröffentlicht werden. Sollten aus diesen Quellen keine relevanten Daten vorliegen, können Daten des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) oder anerkannte wissenschaftliche Quellen sowie Daten aus validierten LCA- Datenbanken herangezogen werden. 12. Massenbilanzsystem Bei der Herstellung von grünem Wasserstoff aus Glyzerin (Pyro-Reforming) oder aus (Dampf- Reforming) ist ein Massenbilanzsystem einzusetzen. Das Massenbilanzsystem enthält Aufzeichnungen, die eine Rückverfolgbarkeit der Liefermengen von Rohglyzerin sowie der Liefermengen und der Herkunft von Biomethan sicherstellen. Durch das Massenbilanzsystem ist ferner sicherzustellen, dass der Anteil von grünem Wasserstoff in einem Gemisch von Wasserstoff nicht höher ist als a. der Anteil von Rohglyzerin aus einer gemäß Biokraft-NachV zertifizierten Anlage an der gesamten eingesetzten Menge Rohglyzerin; oder b. der Anteil von Biomethan an der gesamten eingesetzten Biomethanmenge, dessen Herkunft mittels Nachweisen des Biogasregisters der Deutsche Energie- Agentur GmbH (dena) oder gleichwertigen Nachweisen belegt ist. Die bezogenen Mengen von Rohglyzerin und Biomethan müssen mindestens jährlich bilanziert werden. Eine bilanzielle Speicherung von Restmengen sowie der Übertrag von einem Bilanzierungszeitraum auf den nächsten Zeitraum sind möglich, sofern am Erzeugungsstandort physische Speicher vorhanden sind. Die gespeicherte Restmenge oder die übertragene Menge dürfen die Copyright TÜV SÜD Industrie Service GmbH Seite 7 von 8

physische Speicherkapazität zu keinem Zeitpunkt überschreiten. 13. Monitoring Zertifiziert wird die tatsächlich vermarktbare Erzeugung. Diese ergibt sich aus dem erzeugten grünen Wasserstoff abzüglich etwaiger Verluste bei Aufbereitung, Lagerung und Transport. Der Zertifikatnehmer nutzt ein zuverlässiges Verfahren, um Erzeugungs- und Verkaufsmengen abzugleichen. Er schließt jegliche Doppelvermarktung aus. Zu keinem Zeitpunkt darf mehr grüner Wasserstoff verkauft werden als produziert wurde. Der Zertifikatnehmer hat ein Monitoringsystem eingerichtet, welches dazu geeignet ist, alle einund ausgehenden Energie- und Materialströme zu erfassen und zu dokumentieren. Das Monitoringsystem soll in das Qualitätsmanagementsystem des Betriebes integriert werden. Zur Ermittlung der Treibhausgasbilanz und der Erzeugungsmengen müssen: die Messgeräte kalibriert oder geeicht sein; die Berechnungen nachvollziehbar und konservativ sein; die Datenerhebung und das Datenmanagement im Sinne der ISO 14040/ 14044 -Ökobilanzierung- erfolgen, soweit nicht gesetzlich anders geregelt; und das Monitoring und dessen Auswertung durchgängig, genau und plausibel sein. Hinweis: Sofern die zertifizierten Produktionsmengen nicht bereits in nationalen Registern registriert sind, wird empfohlen, die zertifizierte Erzeugung in der Registerdatenbank BlueRegistry des TÜV SÜD registrieren zu lassen. Copyright TÜV SÜD Industrie Service GmbH Seite 8 von 8