Die geschichtliche Entwicklung der Werkstätten für behinderte Menschen Vorläufer der WfbM gehen bis in das 19. Jahrhundert zurück Beispiele: Träger waren die Kirchen / Klöster 1852 Pfarrer Probst, Stiftung Ecksberg 1854 Pfarrer Löhe, Neuendettelsau 1864 Blödenanstalt 1884 Pfarrer Ringeisen, Ursberg 1
Auftrag aus dem Evangelium: Begreift ihr, was ich an euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so, denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich hab euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe. Erkenntnis: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das der Mund des Herrn spricht. Das Wort, das der Mund des Herrn spricht, führt uns zu einem sinnerfüllten Leben. Sinnerfüllung erfahren wir durch Einsatz/Betätigung der Sinne unter angemessener Beteiligung der mentalen Kapazität erreicht. 2
Folgerung für die Einrichtungen: Sinnstiftende Betätigung nach Eignung und Neigung und nach Art und Schwere der Behinderung Sinnstiftende Betätigung in der Selbstversorgung Landwirtschaft, Gartenbau, Hauswirtschaft, Küche, Wäscherei, Korbflechterei, Schusterei,... Der größte Teil der behinderten Menschen war in Großfamilien eingebunden, wenn auch mit sehr unterschiedlicher Qualität. Beschäftigung wurde hauptsächlich in der häuslichen Selbstversorgung und in der Landwirtschaft geboten. Mit der Zahl der in den kirchlichen Einrichtungen verfügbaren Plätze konnte der Bedarf bis in das 20. Jahrhundert herein gedeckt werden. 3
1933 Adolf Hitler wird Reichskanzler Beginn einer schrecklichen Zeit für behinderte Menschen NS Verbrechen an behinderten Menschen Vergasung in speziellen Tötungseinrichtungen Beispiel: Heimhart bei Linz 4
Mit Ende des Krieges und nach Gründung der Bundesrepublik war eine politisch ungestörte Arbeit in den Einrichtung mit den noch verbliebenen behinderten Menschen möglich Behindertenhilfe: Denkweise der 50er und 60er Jahre Barmherzigkeit Wohltätigkeit Mildtätigkeit einschneidende Veränderungen in der Gesellschaft: Bereich Arbeit Industrialisierung wirtschaftliche Entwicklung Strukturwandel Bereich Privatleben Bedürfniswandel Wohnungsmarkt Familienstruktur 5
Neue Erkenntnisse über Behinderung durch Forschung in» Medizin» Psychologie» Pädagogik Von staatlicher Seite wurde der sozialpolitische Handlungsbedarf erkannt. Durch Gesetze und Verordnungen wurden schrittweise Lösungen entwickelt. Schaffung entsprechender Gesetze:»1969 Arbeitsförderungsgesetz»1969/76 Bundessozialhilfegesetz (Novellierung)»1970 Aktionsprogramm zur Förderung der Rehabilitation Behinderter Wohlfahrts- und Behindertenverbände:» Flächendeckende Entwicklung von differenzierten Hilfeangeboten» Konzeption / Raumprogramm / Personal / neue Berufsfelder 6
Behindertenhilfe: Denkweise der 70er und 80er Jahre Professionalisierung Perfektionierung Differenzierung (Mitleid / Barmherzigkeit?) 1974 Schwerbehindertengesetz 1975 Sozialversicherungsgesetz für Behinderte 1980 Werkstättenverordnung 1996 Sozialhilferechtsreform (Vorrang der freien Wohlfahrtspflege fällt) 2001 Werkstättenmitwirkungsverordnung 2001 SGB IX (Schwerbehindertengesetz abgelöst) 2001 Recht auf berufliche Bildung, nicht nur Arbeitstraining 2002 BGB 105a: Geschäfte des täglichen Lebens können von geschäftsunfähigen Erwachsenen getätigt werden 2002 SGB IX 138 ergänzt, damit Werkstattverträge von Geschäftsunfähigen Erwachsenen geschlossen werden können 2004 Eingangsverfahren 3 Monate, Berufsbildungsbereich 2 Jahre 7
»Der behinderte Mensch ist vom Krüppel zum Kunden der Werkstatt geworden Ich arbeite den ganzen Monat in der Werkstätte, erhalte dafür 159,00 Lohn und soll dafür 980,00 bezahlen»vergleich : Unternehmen - WfbM Unternehmen Rendite des eingesetzten Kapitals Werkstatt für behinderte Menschen Behinderten Menschen die Teilhabe an der Arbeit ermöglichen Persönlichkeit entwickeln Produktion Dienstleistung Handel Produktion Dienstleistung (Handel) Auswahl der Arbeitnehmern ein der Leistung angemessenes Arbeitsentgelt Kostendeckungsbeitrag 8
Vergleich : Unternehmen - WfbM Unternehmensziel: Planungsansatz: Rendite des eingesetzten Kapitals Minimalprinzip»Das vorbestimmte Leistungsergebnis wird gezielt geplant mit dem geringstmöglichen Aufwand an Arbeit und Betriebsmitteleinsatz.»Der Mensch muss den vorbestimmten und geplanten Arbeitsablauf und die Bedienung der ergebnisoptimierten Betriebsmittel bewältigen. Vergleich : Unternehmen - WfbM Arbeit Ergebnis Material Betriebsmittel 9
Vergleich : Unternehmen - WfbM Werkstattziel: Planungsansatz: Teilhabe an der Arbeit ermöglichen, sinnstiftende Betätigung, Persönlichkeitsentwicklung Maximalprinzip Mit einem individuell der Eignung und Neigung und der Art und Schwere der Behinderung angepassten Arbeitsablauf und Hilfs- und Betriebsmitteleinsatz wird das größtmögliche Leistungsergebnis angestrebt Der Arbeitsablauf, die Arbeitsplatzgestaltung, die Betriebsmittel und die technischen Arbeitshilfen werden der individuellen Befähigung des Menschen angepasst. Vergleich : Unternehmen - WfbM A rbeit A B D C E rg eb nis A B C D M aterial B etriebsm ittel 10
Die Werkstatt für behindert Menschen ist ein Lebensraum, der einem sinnerfüllten Leben dient. Dienen bedeutet, den behinderten Menschen unter Beachtung seiner Autonomie, seiner Würde und seines Wohles, in seiner Entwicklung mit den körperlichen, seelischen und geistigen Dimensionen und Fähigkeiten zu begleiten und zu fördern. 11