Seite 1 /11 V. Übersicht zur Gesamtheit der Gefährdungsfaktoren
Seite 2 /11 Inhaltsverzeichnis Inhalt 1 Multifaktorielle Gefährdung 2 Interventionsansätze 3 Erkenntnisfortschritte und Gefährdungsfaktoren 4 Zusammenfassung und Ausblick Literaturverzeichnis
Seite 3 /11 1 Multifaktorielle Gefährdung 1.1 Zusammenwirken von Faktoren als Wesensmerkmal im Arbeitssystem Gefährdungsfaktoren (mechanische, elektrische, thermische etc.) werden häufig für sich betrachtet. Dies entspricht jedoch nicht der realen Arbeitssituation, in der eine Vielzahl von Faktoren gleichzeitig vorhanden sind. Diese Faktoren können sich hinsichtlich ihrer Wirkung nicht beeinflussen, gegenseitig verstärken, gegenseitig abschwächen. Im Bild wird dies schematisch für zwei Faktoren dargestellt. 1.2 Wirkungen kombinierter Faktoren auf den Menschen In der Praxis bedeutet das, dass zunächst schrittweise die vorhandenen Gefährdungsfaktoren ermittelt werden. Anschließend wird eine Abschätzung über deren gegenseitige Beeinflussung durchgeführt.
Seite 4 /11 2 Interventionsansätze Nachdem die Faktoren ermittelt wurden, müssen Maßnahmen gesucht werden, damit die Gefährdungsfaktoren nicht wirksam werden können. In dieser Phase sollte die Frage der späteren Realisierbarkeit noch keine Rolle spielen, um nicht gute Ansätze schon im Vorfeld auszuschließen. Eine erste Betrachtung zeigt, dass nicht alle Maßnahmen die gleiche Reichweite aufweisen. Es ergibt sich folgende Abstufung, die auch einer veringerten Reichweite der einzelnen Maßnahme entspricht: 1. Maßnahmen, die gewährleisten, dass Gefährdungsfaktoren nicht entstehen bzw. vorhandene beseitigt werden. 2. Maßnahmen, die gewährleisten, dass Gefahrenquellen nicht wirksam werden. 3. Nutzung organisatorischer Sicherheitsmaßnahmen zur Beherrschung der auch nach Einsatz spezieller sicherheitstechnischer Einrichtungen noch vorhandenen Gefährdungen (z.b. räumlich / zeitliche Trennung von Gefahrenquelle und Mensch). 4. Nutzung persönlicher Schutzausrüstung zur weiteren Verringerung der dann noch verbliebenen Gefährdungen 5. Verhaltensbezogene Sicherheitsmaßnahmen, die sich auf die Ausprägung von Wissen, Können und Wollen der Beschäftigten und ihrer Persönlichkeitseigenschaften beziehen, damit diese den noch vorhandenen Gefährdungen angepasst begegnen können bzw. sie diese nicht auslösen.
Seite 5 /11 Im Bild wird dies verdeutlicht: Außer bei Maßnahmen der Stufe 1 müssen stets zusätzliche Maßnahmen aus der Stufe 5 Verhaltensbezogene Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden.
Seite 6 /11 3 Erkenntnisfortschritte und Gefährdungsfaktoren Mit zunehmender Technisierung, aber auch erweiterten wissenschaftlichen Erkenntnissen, haben sowohl die Anzahl der Faktoren als auch Kenntnisse über Faktoren zugenommen. So ergeben sich z.b. bei der Neueinführung von Technologien eventuell bisher unbekannte Gefährdungsfaktoren. Andererseits deckt die Forschung neue Zusammenhänge zwischen Gefährdungsfaktoren und deren Einfluss auf den Menschen auf. Dennoch scheint zur Zeit die Entstehung neuer Faktoren stets einen Schritt gegenüber den Kenntnissen über ihre Einflüsse auf den Menschen voraus zu sein. Grundsätzlich sind zwei Vorgehensweisen denkbar, um bisher unbekannte Gefährdungsfaktoren zu erfassen: Präventiver Ansatz: Beurteilung neuer Arbeitsplätze bzw. Technologien, aber auch bestehender Arbeitsplätze, hinsichtlich der Möglichkeit des Vorhandenseins neu bekannt gewordener Gefährdungsfaktoren (verletzungsbewirkend / krankheitsbewirkend) bevor Gesundheitsschäden eingetreten sind. Korrektiver Ansatz: Beurteilung bestehender Arbeitsplätze nach dem Auftreten von Gesundheitsschäden, die bisher unbekannte Ursachen haben, und/oder wenn Vorschriften und Regeln des Arbeitsschutzes bisher nicht eingehalten wurden oder sich geändert haben. Der präventive Ansatz ist anzustreben, allerdings überwiegt in der Praxis leider oft der korrektive Ansatz. Für die Ableitung des Vorgehens ist es erforderlich, dass nicht nur nach Faktoren und Ursachen, die dem einzelnen oder in der Branche allgemein bekannt sind, gesucht wird. Vielmehr muss stets die Gesamtheit aller bekannten Gefährdungsfaktoren betrachtet werden, wobei die Anzahl der Gefährdungsfaktoren und Erkenntnisse hierzu einem steten Wandel unterliegen. 3.1 Möglichkeiten der Entstehung bisher unbekannter Gefährdungen Ausgehend von festgestellten Befindlichkeitsstörungen von Mitarbeitern kann auf mögliche Ursachen geschlossen werden. Diese Ursachen werden wiederum Gefährdungsfaktoren zugeordnet, damit entsprechende Maßnahmen ergriffen werden können.
Seite 7 /11 Die Analyse der Ursachen z.b. des Sick-Building-Syndroms stellt hohe Anforderungen. Viele sehr verschiedenartige Informationen müssen ermittelt werden. Gleichzeitig ist die Beurteilung der zutreffenden Faktoren mit vielen Problemen verbunden, da in der Regel nicht nur ein Faktor als Auslöser der Beschwerden anzunehmen ist, sondern das Zusammenwirken mehrerer Faktoren ursächlich sein kann. Deshalb ist in einem solchen Fall die Zusammenarbeit mit Experten wie Betriebsärzten Chemikern Lüftungstechnikern Psychologen Weiteren Fachleuten Grundvoraussetzung für die Lösung des Problems. 3.2 Nutzung von Informationsquellen, um am Erkenntnisfortschritt teilzuhaben Um komplexe Situationen wie z.b. das Sick-Building-Syndrom beurteilen zu können, müssen möglichst viele Informationsquellen bekannt sein und genutzt werden. Eine sicherlich nicht abschließende Aufzählung solcher Quellen: Fachzeitungen Literaturstudium Loseblattsammlungen Mitgliederzeitungen des Versicherungsträgers Internetrecherchen Einschalten kompetenter interner Helfer (Betriebsrat, Betriebsarzt, Sicherheitsfachkraft, ggf. Fachabteilungen des Unternehmens) Einschalten kompetenter externer Helfer (Amt für Arbeitsschutz, Berufsgenossenschaft, BAuA, Fachinstitute wie z.b. BIA) Abfrage bei Arbeitnehmer-, Arbeitgeber-, Fachverbänden Fortbildungsveranstaltungen / Messen
Seite 8 /11 4 Zusammenfassung und Ausblick 4.1 Zusammenfassung Folgende Inhalte wurden vermittelt: In realen Arbeitssituationen treten in der Regel mehrere Gefährdungsfaktoren auf, die sich gegenseitig beeinflussen können. Bei der Auswahl von Maßnahmen gegen Gefährdungsfaktoren müssen als erstes Maßnahmen mit der größten Reichweite ergriffen werden (Gefahrenquelle vermeiden/beseitigen). Ist dies nicht möglich, können abgestuft Maßnahmen mit geringerer Reichweite angewandt werden (sicherheitstechnische Maßnahmen, organisatorische Sicherheitsmaßnahmen, Nutzung persönlicher Schutzausrüstung, verhaltensbezogene Sicherheitsmaßnahmen). Die getroffenen Maßnahmen können sich gegenseitig beeinflussen. Aufgrund der ständigen Weiterentwicklungen der Wissenschaft, aber auch der Arbeitswelt gibt es Gefährdungsfaktoren, die zur Zeit noch unbekannt sind. 4.2 Gesamtüberblick über alle Faktoren Das Spektrum der Gefährdungsfaktoren kann nach den oben geschilderten Überlegungen auch keine abschließende Liste geben. Die folgende Liste erhebt daher nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sie dient eher dazu, Ihnen einen Überblick zu geben.
Gefährdungsfaktoren typische Gefährdungen Seite 9 /11 Physikalische Chemische Mechanische Elektrische Thermische Klima Schall mechanische Schwingungen Strahlungen Beleuchtung Farbe Arbeiten in Über- und Unterdruck Brände, Explosionen Gefahrstoffe Ungeschützte bewegte Teile Teile mit gefährlichen Oberflächen Bewegte Transportmittel, bewegte Arbeitsmittel Unkontrolliert bewegte Teile Sturz auf der Ebene, Ausrutschen, Stolpern, Umknicken Absturz Gefährliche Körperströme Störlichtbögen Elektrostatische Vorgänge Heiße Medien / Oberflächen Kalte Medien / Oberflächen Hitze Kälte Zugluft Luftfeuchtigkeit Lärm Infra- / Ultraschall Hand-, Armschwingungen Ganzkörperschwingungen Elektromagnetische Felder infrarote, ultraviolette Strahlung ionisiernde Strahlung Laserstrahlung Brandgefährdung durch Feststoffe, Flüssigkeiten, Gase Explosionsfähige Atmosphäre Flüssigkeiten Gase Nebel, Dämpfe Stäube
Seite 10 /11 Biologische Physische Psychische Sonstige Kombinationen Biologische Arbeitsstoffe Schwere dynamische Arbeit Einseitige dynamische Arbeit Haltungsarbeit / Haltearbeit Kombination aus statischer und dynamischer Arbeit Arbeitsaufgabe Arbeitsorganisation Soziale Beziehungen Menschen Tiere multifaktorielle Gefährdungen Infektionsgefahr durch Mikroorganismen und Viren Gentechnisch veränderte Organismen Allergene und toxische Stoffe von Mikroorganismen von Kleinstlebewesen Überfall Ersticken, Ertrinken Arbeiten in feuchtem Millieu Gebissen werden Gestochen werden Getreten werden Zusammenwirken mehrerer Gefährdungen
Seite 11 /11 Literaturverzeichnis Zu Gefährdungsfaktoren: Leitfaden für Gefährdungs-/Belastungsanalyse, Verlag Technik und Information, Gefährdungsspektrum im Betrieb, BGZ-Report 4/2000, siehe auch Literatur zu P02. Zu Informationsbeschaffung: Arbeitsschutz im Internet, BGZ-Report 1/2000 Zu Multifaktorieller Gefährdung: Konietzko, J./Dupuis, H.: Handbuch der Arbeitsmedizin, Loseblatt- Ausgabe, ecomed Verlag, Landsberg/L. 3/2001 Zu Sick-Building-Syndrom: BIA-Report Innenraumluftqualität, 2/95