Seit 1985: Selbsthilfe-Unterstützung in Wien
Drüber reden hilft Im Leben gibt es Situationen, mit denen man alleine nicht mehr umgehen kann. In Wien fi nden rund 40.000 Menschen in über 260 Selbsthilfegruppen Halt und Beistand. Die Stadt Wien unterstützt seit 30 Jahren die überwiegend ehrenamtliche Arbeit der Selbsthilfegruppen. Denn: DRÜBER REDEN HILFT. at
Vorwort 3 Foto Schaub-Walzer Die Gründung der Servicestelle für Selbsthilfegruppen im Magistrat der Stadt Wien vor 30 Jahren war ein wichtiger Meilenstein zur kontinuierlichen Unterstützung von Selbsthilfegruppen. Seitdem wurde das Thema Selbsthilfe zusammen mit den vielen engagierten Selbsthilfe-Aktiven gestärkt und weiter vorangetrieben. Mittlerweile gibt es in Wien mehr als 250 Selbsthilfegruppen und es werden jedes Jahr mehr. Menschen in Selbsthilfegruppen sind Expertinnen und Experten in eigener Sache, da sie selbst betroffen sind. Selbsthilfegruppen sind ein gelungenes Beispiel dafür, dass in Wien Solidarität gelebt wird. Denn der Großteil der Arbeit in Selbsthilfegruppen wird ehrenamtlich geleistet. Für dieses Engagement möchte ich mich im Namen aller Wienerinnen und Wiener herzlich bedanken. Dr. Michael Häupl Bürgermeister Peter Rigaud Die Stadt Wien bekennt sich dazu, Menschen in schwierigen Situationen nicht alleine zu lassen und ihnen zur Seite zu stehen. Dazu gehören viele Angebote der Stadt, von der Hilfe im Notfall bis zur stetigen Begleitung zurück in einen normalen Alltag. Deswegen ist es mir besonders wichtig auch Raum und Ressourcen für selbstorganisierte und -geleitete Initiativen wie die Selbsthilfegruppen zu schaffen. Die mittlerweile 30jährige Erfolgsgeschichte gibt uns hier Recht und zeigt, wie Stadt und engagierte Menschen gemeinsam dazu beitragen, dass die Selbsthilfegruppen ein fester Bestandteil des Wiener Sozial- und Gesundheitssystems sind. Ich danke allen Beteiligten für ihr hervorragendes Engagement. Auf die nächsten 30 Jahre! Mag. a Sonja Wehsely Stadträtin für Gesundheit und Soziales
Chronologie Servicestelle für Selbsthilfegruppen im Magistrat der Stadt Wien Die Anfänge der Selbsthilfe-Unterstützung in Wien sind geprägt vom damaligen Stadtrat für Gesundheit und Soziales Dr. Alois Stacher. Er erkannte, dass das Erfahrungswissen von Betroffenen wichtige Impulse für das Gesundheitsund Sozialwesen liefern kann. 1984 initiierte der studierte Mediziner die Servicestelle für Selbsthilfegruppen in Wien, um Selbsthilfegruppen zu unterstützen. Die Servicestelle für Selbsthilfegruppen im Magistrat der Stadt Wien war ein gelungenes Zusammenspiel von Politik, Verwaltung und betroffenen BürgerInnen, das vor allem durch den damaligen, für das Gesundheitswesen zuständigen Stadtrat Dr. Alois Stacher vorangetrieben wurde. Ilse Forster, ehemalige Leiterin der Servicestelle für Selbsthilfegruppen in Wien Medizinisches Selbsthilfezentrum Wien Martha Frühwirt Eine zentrale Rolle im Bereich der Selbsthilfe kommt auch Reg. Rat. Martha Frühwirt zu, die den Gedanken der Selbsthilfe unter großem persönlichen Einsatz weitergetragen hat. Martha Frühwirt war entscheidend am Aufbau des Medizinischen Selbsthilfezentrums Wien (heute: Medizinisches Selbsthilfezentrum Wien Martha Frühwirt ) beteiligt. Es entstand 1986 durch den Zusammenschluss von 13 medizinischen Selbsthilfegruppen. Die Gemeinde Wien stellt die notwendige Infrastruktur für das im März 1987 offiziell eröffnete Zentrum kostenlos zur Verfügung. Martha Frühwirt war eine Wegbereiterin des Selbsthilfegedankens in Österreich. Als Gründerin einer der ersten medizinischen Selbsthilfegruppen waren ihr die Bedürfnisse der PatientInnen und deren Familien ein großes Anliegen. Otto Spranger, Vorsitzender des Medizinischen Selbsthilfezentrums Wien
5 Wiener Patientenanwaltschaft Wien war das erste Bundesland, das eine weisungsfreie und für das gesamte Gesundheitswesen zuständige Patientenanwaltschaft (heute: Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft WPPA) einrichtete. Das Wiener Landesgesetz bildet die Grundlage für die zentrale Anlaufstelle für alle PatientInnen in Wien. Durch die WPPA wurden die Position der PatientInnen im Gesundheitswesen und ihr Bewusstsein für ihre Rechte gestärkt sowie die Zusammenarbeit zwischen PatientInnen und Gesundheitsdiensten gefördert. Für Fragen von BürgerInnen wurde die Unabhängige Patientinnen- und Patienteninformationsstelle (UPI) mit niederschwelliger telefonischer Beratung gegründet. Wir wollen PatientInnen dazu ermutigen, sich mit Gesundheitsfragen zu befassen. Die Unabhängige Patienteninformationsstelle unterstützt Patientinnen und Patienten dabei mit dem Gesundheitspersonal informiert und kompetent auf Augenhöhe kommunizieren zu können. Dr. in Sigrid Pilz, Leitung der Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft Modellprojekt PIK PatientInnenorientierte integrierte Krankenbetreuung in Wien Das Modellprojekt PatientInnenorientierte integrierte Krankenbetreuung (PIK) wurde von der Gemeinde Wien und der Wiener Gebietskrankenkasse 2002 gestartet. Ziel war es, eine reibungslose Zusammenarbeit aller im Gesundheitssystem und in der Krankenbetreuung tätigen Institutionen sowie Berufsgruppen zu ermöglichen und die PatientInnen systematisch einzubinden. Erfolgreiche Maßnahmen aus dem Projekt wie zum Beispiel Selbsthilfe greifbar im Spital wurden später auf ganz Wien ausgeweitet. Das PIK-Projekt verdeutlichte, wie wichtig es ist PatientInnen sowie Selbsthilfegruppen frühzeitig einzubeziehen. Ich selbst habe die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen als äußerst positiv und fruchtbar empfunden. Um möglichst allen PatientInnen die Chance auf Kontakte mit Selbsthilfegruppen zu geben, sollten wir das Thema Selbsthilfe weiterhin fördern und ausbauen. Dr. Elisabeth Pittermann, ehemalige Stadträtin für Gesundheit und Soziales
Chronologie Gründung Selbsthilfe- Unterstützung SUS Wien im Fonds Soziales Wien Um die Arbeit der Selbsthilfegruppen in Wien noch besser zu unterstützen, wurde 2005 unter Mag. a Renate Brauner, der damaligen amtsführenden Stadträtin für Gesundheit und Soziales, die Selbsthilfe-Unterstützung SUS Wien im Fonds Soziales Wien gegründet. SUS Wien ist seither die zentrale Anlaufstelle zum Thema Selbsthilfegruppen in Wien und sichert die Entwicklung der Selbsthilfe durch Information und Beratung, Vernetzung, finanzielle Förderungen, Angebote zur Weiterbildung und verstärkter Öffentlichkeitsarbeit. Mit der Gründung von SUS Wien wurde ein wichtiger Schritt gesetzt, um die Selbsthilfegruppen noch umfangreicher zu unterstützen. Damit Menschen mit Erkrankung, Beeinträchtigungen und psychischen der sozialen Belastungen ihren Lebensalltag leichter meistern und ihre Krankheit besser bewältigen können. Vizebürgermeisterin Mag. a Renate Brauner, ehemalige Stadträtin für Gesundheit und Soziales Roll Out Selbsthilfegruppen greifbar im Spital Die von Patientinnen und Patienten entwickelte Maßnahme Selbsthilfegruppen greifbar im Spital ist eine jener Maßnahmen aus dem Modellprojekt PIK, die seitens der Stadt Wien und der Wiener Gebietskrankenkasse für einen Roll Out auf ganz Wien ausgewählt wurde. Im Rahmen des Projekts wurde, unter intensiver Beteiligung von Selbsthilfegruppen, ein beachtlicher Erfolg erzielt: rund 75 Prozent der Wiener Krankenanstalten kooperieren mittlerweile systematisch mit Selbsthilfegruppen. Der Austausch und die intensive Zusammenarbeit zwischen Selbsthilfegruppen und Spitälern tragen dazu bei, dass Patentinnen und Patienten sowie deren Angehörige besser über die Angebote von Selbsthilfegruppen informiert sind. Dadurch ist eine ganzheitliche Betreuung der Patientinnen und Patienten möglich. Mag. a Eva-Maria Luger, Dachverband Wiener Sozialeinrichtungen
7 Wiener Gesundheitsförderung WiG Auf Initiative von Gesundheitsstadträtin Mag. a Sonja Wehsely wird die Wiener Gesundheitsförderung gegründet. Damit beginnt auch für die Selbsthilfe-Unterstützung in Wien eine neue Ära. Mit der SUS Wien als eigene Abteilung innerhalb der WiG wachsen die Angebote für Selbsthilfegruppen. Das erste gedruckte Wiener Selbsthilfegruppen-Verzeichnis erscheint, die Publikumsveranstaltung Tag der Selbsthilfe im Wiener Rathaus und eine eigene Selbsthilfekonferenz bilden seitdem einen fixen Bestandteil des Unterstützungsangebots. Neue Informationsangebote entstehen und die Öffentlichkeitsarbeit für Selbsthilfegruppen wird weiter ausgebaut wie beispielsweise durch die Entwicklung einer Wanderausstellung. In den letzten Jahren konnten wir das Angebot der Selbsthilfegruppen weiter ausbauen und diese noch bekannter machen. Die Selbsthilfegruppen bereichern das Gesundheitssystem der Stadt und sind eine wertvolle Unterstützung für viele WienerInnen in schwierigen Situationen. Mag. a Sonja Wehsely, Stadträtin für Gesundheit und Soziales zehn Jahre Selbsthilfe Unterstützungsstelle SUS Wien Seit der Gründung von SUS Wien 2005 haben die Angebote zur Unterstützung der Selbsthilfegruppen kontinuierlich zugenommen. Vereinfachungen bei der finanziellen Förderung, intensive Unterstützungsangebote bei der Gründung neuer Gruppen, Vernetzung der Gruppen, vielfältige Weiterbildungsangebote und Öffentlichkeitsarbeit für die Gruppen bilden die Schwerpunkte von SUS Wien. So können die Selbsthilfegruppen in Wien ihr Potenzial voll entfalten. Selbsthilfegruppen leisten Außerordentliches. Die Gruppen zu unterstützen, ein selbsthilfefreundliches Klima zu fördern und möglichst vielen Menschen den Weg zu den Gruppen zu bahnen wird auch zukünftig unsere Mission sein. Dennis Beck, Geschäftsführer der Wiener Gesundheitsförderung
Angebote Selbsthilfe-unterstützungsstelle Wien Beratung und Unterstützung» Beratung und Begleitung bei der Gründung einer Selbsthilfegruppe» SUS Wien Hotline» Weiterbildungsangebote für Selbsthilfegruppen» Förderung des Austauschs zwischen den Gruppen (z. B. Selbsthilfe-Stammtische)» Finanzielle Förderungen» GründerInnen-Netzwerk» Öffentlichkeitsarbeit rund ums Thema Selbsthilfe Information» Information über Selbsthilfegruppen» Publikumsveranstaltungen (Tag der Selbsthilfe, JedeR für JedeN)» Vortragsreihe Selbsthilfe informiert» Selbsthilfe-Konferenz» Selbsthilfegruppen-Verzeichnis» Informationsmaterialien zum Thema Selbsthilfe und zur Arbeit in Selbsthilfegruppen
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Selbsthilfegruppen: Leistungen und Wirkung» Erfahrungsaustausch bei regelmäßigen Treffen» Beratung für Betroffene» Vorträge von und Diskussionsrunden mit Fach-ExpertInnen» Themenspezifische gemeinsame Aktivitäten, etwa gemeinsames Kochen oder Gymnastik» Zusammenarbeit mit dem Gesundheitswesen» Gemeinsame Freizeitaktivitäten» Verbesserung der Fähigkeit, die schwierige Lebenssituation zu bewältigen (Erwerb von Fachwissen)» Abbau von sozialer Isolierung, Bevormundung, Unsicherheiten, Ängsten, Trauer und Identitätskrisen» Selbstsicherer Umgang mit medizinischem Fachpersonal (z.b. mit ÄrztInnen)» Entwicklung von neuen Lebensinhalten und Perspektiven» Stärkung der Gesundheitskompetenz
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Schwerpunkt selbsthilfe Selbsthilfe-Unterstützungsstelle SUS Wien Treustraße 35 43, Stiege 6, 1. Stock, 1200 Wien T: 01 4000-76944 F: 01 4000-99-76944 E-Mail: selbsthilfe@wig.or.at www.wig.or.at www.sus-wien.at Impressum Medieninhaberin und Herausgeberin: Wiener Gesundheitsförderung gemeinnützige GmbH WiG, Treustraße 35-43, Stiege 6, 1200 Wien, Tel. 01 4000-76905, E-Mail: office@wig.or.at, www.wig.or.at Inhalt: Selbsthilfe-Unterstützungsstelle SUS Wien, Wiener Gesundheitsförderung. Foto: David Bohmann, Ian Ehm, Alexandra Kromus, Andrew Rinkhy, Schaub-Walzer/PID, Votava, WiG. Druck: Druckerei Berger, Horn. Stand: August 2015.