Klöster in Bayern: Seite 1 von 5, Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul BASISDATEN Klostername Ortsname Regierungsbezirk Landkreis Orden Diözese, Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul Schwaben Barmherzige Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul
Klöster in Bayern: Seite 2 von 5 GESCHICHTE, Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul Vorbildliche Krankenpflege Die Barmherzigen Schwestern waren seit 1832 in München im Krankenhauswesen tätig. Bald kamen aus ganz Bayern Anfragen an das Mutterhaus mit der Bitte um Entsendung von Frauen aus der Kongregation zur Patientenversorgung. Die Stadt meldete bereits 1833 ihr Interesse an. Da jedoch in der konfessionsgeteilten Stadt in allen öffentlichen Bereichen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Katholiken und Protestanten bestehen musste, konnte dieses Vorhaben lange Zeit nicht realisiert werden. 1847 übernahm eine Oberin mit acht Münchner Schwestern dann in die ambulante Stadtkrankenpflege der Bachschen Seelhausstiftung und gründete eine erste bescheidene Niederlassung im Barbarahof. Katholische Bürger setzten sich sehr dafür ein, dass die Frauen auch im neuen Städtischen Krankenhaus die Betreuung der Patienten übernahmen. Der Gerbermeister Johann Georg Henle stiftete 1852 kurz vor seinem Tod 100000 Gulden mit der Auflage, dass diese Regelung innerhalb der nächsten zehn Jahre verwirklicht würde und zudem in ein Mutterhaus nach dem Münchner Vorbild entstünde. 1859 wurden den Barmherzigen Schwestern die Krankenpflege und die Hauswirtschaft der katholischen Abteilung in der neu eröffneten Klinik übergeben. Anfangs arbeiteten hier 22 Nonnen und sechs Kandidatinnen. Die evangelische Abteilung des Hauses bekamen die Diakonissen zugewiesen. 1862 wurde in der Nachbarschaft zum Krankenhaus auch das neue Mutterhaus etabliert und am 31. Oktober 1864 von Bischof Pankratius von Dinkel eingeweiht; der Magistratsrat Franz Xaver Stadler hatte das Anwesen, das bald einem größeren Bau weichen musste, den Schwestern zum Geschenk gemacht. Im Gegensatz zu anderen Niederlassungen des Ordens besaß das er Haus von Anfang an weitreichende Selbstständigkeit und verfügte so auch über eigenes Vermögen. Die geistliche Oberaufsicht, die zuerst durch das Mutterhaus in München erfolgte, übte später der er Bischof aus. 1895 bestätigte die Münchner Ordensleitung dann die völlige Selbstständigkeit des er Mutterhauses.
Klöster in Bayern: Seite 3 von 5 Nach anfänglichen Schwierigkeiten wuchs die Kongregation schnell und gründete in der Diözese und darüber hinaus Niederlassungen. In Biburg besaß das Mutterhaus seit 1882 ein Erholungsheim für die Schwestern. Die Alters- und Pflegeeinrichtung Vincentinum in wurde 1890 errichtet, 1902 in eine chirurgische Klinik umgewandelt und 1927/28 durch einen Anbau, moderne Technik und komfortable Krankenzimmer auf den neuesten Stand gebracht. Die 1897 von Pfarrer Dr. Ludwig Kohnle in Pfronten im Allgäu gegründete soziale Einrichtung mit Waisenhaus, Altersruhesitz und Klinik ging 1903 als Schenkung an die er Kongregation. 1917 erwarben die Schwestern das Klostergut St. Vinzenz in Dießen, das zum ehemaligen Augustinerchorherrenstift St. Georg gehört hatte. Nach Umbau und Modernisierung diente es als Noviziat und Exerzitienhaus. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts waren in in nahezu allen ambulanten Stationen und Krankenhäusern Barmherzige Schwestern tätig. 1933 gehörten zum Mutterhaus rund 800 Schwestern, die in 85 Filialen ihren Dienst erfüllten. Dennoch war die Lage aufgrund des politischen Drucks, den die Nationalsozialisten ausübten, nicht einfach. 1939 musste die Kongregation ihr Mutterhaus an die Stadt abgeben. Die Ordensleitung siedelte in das Klostergut nach Dießen um und richtete hier das zweite Mutterhaus als Herz der Gemeinschaft ein. Erst 1967 gelang die Rückkehr nach in das Mutterhaus, das an der Stadtgrenze zwischen und Göggingen errichtet wurde. Dieses dritte Mutterhaus war großzügig dimensioniert, um Platz für die erhoffte personelle Erweiterung des Ordens zu bieten. Doch die Schwesternzahl ging schnell zurück. Das Gebäude erwies sich als zu groß und war auch bald schon erneuerungsbedürftig. 2006 entschloss sich das Generalkapitel zu einem weiteren Klosterneubau. 2011 wurde das alte Haus abgerissen. Stattdessen entstanden mehrere Bauten, die den geänderten Gegebenheiten Rechnung tragen. 2014 zogen die Schwestern in ihr viertes Mutterhaus ein, das neben der neuen Klosterkirche und den Verwaltungsräumen einen entsprechend ausgestatteten Wohnbereich für pflegebedürftige Schwestern aufweist. 2008 kauften die Schwestern von der Stadt das ehemalige Hauptkrankenhaus, in dem viele Frauen der Kongregation einst gewirkt hatten. Der unter Denkmalschutz stehende älteste, im neugotischen Stil errichtete Gebäudeteil wurde mit hohem Kostenaufwand restauriert. 2012 wurde er unter dem neuen Namen Henisiuspark eingeweiht. Hier zogen unter anderem ein Montessori-Kinderhaus und das Staatsinstitut für die Ausbildung von Fachlehrern ein. Die späteren Anbauten des Krankenhauses wurden abgerissen, hier entstand ein Gesundheitszentrum mit Praxen für Fachärzte, Radiologie, Physiotherapie, Sanitätshaus und Tagesklinik. Das Gesundheitszentrum ist durch einen Übergang mit der benachbarten Klinik Vincentinum verbunden, in der die Barmherzigen Schwestern nun seit mehr als 120 Jahren wirken. (Christine Riedl-Valder) Link:
Klöster in Bayern: Seite 4 von 5 http://www.barmherzigeschwestern.de http://www.klinik-vincentinum.de/index.htm
Klöster in Bayern: Seite 5 von 5 LITERATUR 300 Jahre Barmherzige Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul. 1633 1933. 100 Jahre Welt-Vinzenz-Verein. 1833 1933, München 1933, S. 71f. 175 Jahre Barmherzige Schwestern in Bayern, 1832-2007 (hg. von der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul, Mutterhaus München), München 2007, S. 101 103