HANS BACH Werdegang: Ausstellungen: Publikationen: (Auswahl) Werkinformation: Abbildungen: 2009 Kunsthalle Wil

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Transkript:

HANS BACH Kunsthalle Wil, 7. Juni bis 12. Juli 2009

HANS BACH Atelier: Hauptstrasse 37 8477 Oberstammheim Telefon 052 745 10 17 hans.bach@bluewin.ch 1946 geboren in Wetzikon Werdegang: Metallklasse Kunstgewerbeschule der Stadt Zürich, Goldschmied seit 1970 freier Zeichner und Radierer seit 1980 Bildhauer 1971/74/75 Eidgenössisches Stipendium für angewandte Kunst 11973/74/76 Kunststipendium des Kantons Zürich 1976 Kunststipendium der Stadt Zürich Reisestipendium der Stadt Winterthur Reisen in Europa und Afrika 1986 2006 Dozent an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich, Dreidimensionales Gestalten Mitglied der VISARTE, der Künstlergruppe Winterthur, der Gruppe ZEF Ausstellungen: seit 1971 zahlreiche Ausstellungen in der Schweiz und im Ausland Publikationen: (Auswahl) 2001 Verlag Scheidegger und Spiess: «Hans Bach, Skulpturen 1992 2001» 2007 Verlag Scheidegger und Spiess: Fotobuch, «weinland ödland» 2008 Selbstverlag: Leporello, «Gerichtslinde Oberstammheim 1790 2007» Werkinformation: www.sikart.ch Abbildungen: Atelieransicht 2009 1. ohne Titel / Fig. 579, 2008, Linde bemalt, H 200 cm 2. ohne Titel / Fig. 580, 2008, Linde bemalt, H 200 cm 3. ohne Titel / Fig. 581, 2008, Linde bemalt, H 200 cm Unterstützt durch: 2009 Kunsthalle Wil und Autor, Grabenstrasse 33, CH-9500 Wil SG

BÄUMIGE FRAUEN Im Schaffen von Hans Bach verbinden sich ein sensibler Zeichner, ein Gestalter eines grafischen Werkes und ein einfühlsamer Buch illustrator literarischer Texte mit einem zugriffigen, kraftvollen Bildhauer. In der Arbeit mit Holz findet der Künstler einen Weg zur Verwirklichung seiner künstlerischen Ideale. Die natürlichen Eigenschaften des Materials die spezifische organische Struktur ebenso wie die Möglichkeit der direkten Bearbeitung, der «taille directe» bilden eine wesentliche Komponente seiner ästhetischen Aussage. Holz wird in seiner uralten transkulturellen Tradition einerseits mit Ursprünglichkeit und Spontanität, andererseits mit Beseelung und Vergeistigung konnotiert. In jedem gewachsenen Baumstamm steckt für Bach eine menschliche Figur. Ohne erst durch Skizzen und plastische Modelle zu ergründen, in welche Richtung Form und Thematik der zu schaffenden Skulptur gehen sollen, nimmt er die Arbeit spontan in Angriff. Mit Kettensäge und Stechbeutel rückt er dem Holz zu Leibe, sägend und meisselnd die Figur unmittelbar aus dem Stamm herausarbeitend. Die ihm innewohnende Figur spürt Bach auf und erweckt sie zum Leben. Auffällig ist die Sicherheit, mit der er das Eisen führt. Bei aller Heftigkeit der Bearbeitung bleibt die Oberflächenstruktur ohne jeglichen dekorativen Selbstzweck, als nicht geglättete Spur der Formschöpfung erhalten. In ihr erhält die Sehnsucht nach ursprünglichen und authentischen Lebensformen lebendigen Ausdruck. Die Suche des Künstlers nach neuen Erfahrungen, sein Wunsch einer rauen, oft brutalen Lebenswirklichkeit Ausdruck zu verleihen, die Fähigkeit physische und psychische Befindlichkeit zu vermitteln, verbindet sich in hervorragender Weise mit den Kenntnissen der klassischen Bildhauerei, die den Menschen ins Zentrum stellt. In der Schöpfung von Bach treten Männer nur sehr sporadisch in Erscheinung. Die Frau in all ihren unergründlichen Facetten bildet den Schwerpunkt. Die Skulpturen bestehen ohne Ausnahme aus einem Stück Holz. Je nach Alter und Umfang des zur Verfügung stehenden Baumstammes schlägt er gertenschlanke, mädchenhafte Baumnymphen oder in ihrer reifen Sinnlichkeit zur Üppigkeit neigende Weibsbilder aus dem Stamm. Ihre grundsätzlich eher roh behauenen Körper schliessen sorgfältig, ja geradezu liebevoll geformte Köperpartien nicht aus. Kleider und Körper werden von Bach zum Teil farbig gefasst. Allzu grosse Naturnähe wird allerdings auch bei den polychromen Skulpturen durch die Betonung ihrer Gestaltungsmerkmale wie auch durch die Materialität des Holzes stets gebrochen. In den Statuen begegnen uns einprägsame Menschenbilder von individuellem Ausdruck, die ganz im Bereich des Bildhauerischen bleiben. Die Figuren, die Bach erschafft, sind weder Venus noch Madonna, es sind natürlich im Leben stehende Gestalten des heutigen Lebens. Alle diese Baumwesen, ob bewegt, Keulen schwingend oder eher statisch, bringen durch ihre Körpersprache und Haltung grundlegende Existenzerfahrungen zum Ausdruck. Bach vermag seinen archaischen Figuren und Figurengruppen eine feinsinnige, ergreifende Emotionalität zu verleihen und sie so auf Wesentliches zu reduzieren. Oft belebt ein feiner, berührender Ausdruck die auf den ersten Blick grob und ungeschlacht wirkenden Gesichter. Ganz unsentimental verraten sie innere Regungen und Emotionen. Ein weiblicher, Keulen schwingender Baumgeist, gearbeitet aus dem Astholz der Gerichtslinde von Oberstammheim, deren Fällung Bach zu verhindern suchte, zeigt ganz unverhohlene expressive Wut. Auf eine ebenso wirkungsvolle, aber ungemein aufwühlende Art demonstriert der Künstler mit drei bewegten Frauenfiguren (2009) aus dem alten, hohlen Stamm mit seinen Rissen und Schrunden und dem hüllenartigen Charakter der von hinten einsehbaren Gestalten die Verletzlichkeit des Menschseins und die Problematik des Alterns. Spannend und ergreifend trifft Hans Bach ins Schwarze unserer Zeit. Seine Skulpturen handeln von unserem Dasein, denn stehen wir ihnen gegenüber, werden wir auf unsere eigene Existenz, auf uns selbst zurückgeworfen. Frank Nievergelt