Studienvergleich Titel Bruttobeschäftigung durch erneuerbare Energien in Deutschland und verringerte fossile Brennstoffimporte durch erneuerbare Energien und Energieeffizienz Zielsetzung und Fragestellung Die Analyse der Beschäftigungseffekte durch Erneuerbare Energien in Deutschland und der Verringerung von Energieimporten im Jahr 2014 aktualisiert Ergebnisse von Vorgängerstudien für die Jahre 2004 bis 2013. Sie erfolgt im Rahmen des BMWi-Forschungsvorhabens Makroökonomische Wirkungen und Verteilungsfragen der Energiewende, das dem Monitoring der Energiewende dient. Im Fokus stehen Investitionen aus dem Neubau von Erneuerbare- Energien-Anlagen, Umsätze der Hersteller von Anlagen und Komponenten inklusive der Exporteffekte, Umsätze aus Wartung und Betrieb, öffentlich geförderte Forschungs- und Entwicklungstätigkeit sowie die Einsparung an fossilen Brennstoffimporten durch Erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Zentrale Ergebnisse Bruttobeschäftigung durch Erneuerbare Energien im Jahr 2014 bei 355.400 Personen Mit rund 355.400 Personen lag die Bruttobeschäftigung durch Erneuerbare Energien in Deutschland im Jahr 2014 etwa 4 % unter dem Vorjahresniveau. Ein Rückgang der Arbeitsplätze war vor allem im Anlagenneubau in Deutschland (-7 %) sowie bei der Bereitstellung biogener Brenn- und Kraftstoffe (-6 %) zu verzeichnen, während die Bedeutung von Anlagenbetrieb und Wartung weiter zunahm (+9 %). Etwa 95.800 Menschen (27 %) arbeiteten im Jahr 2014 für den Export von Anlagen, Komponenten, Biomasse und Biokraftstoffen. Die mit Abstand meisten Arbeitsplätze (knapp 150.000) entfielen auf die Windenergie, während die Beschäftigung im Bereich der Photovoltaik erneut deutlich zurückging auf insgesamt 38.300. Auch bei Solarthermie, Wasserkraft, Tiefengeothermie und Bioenergie ging die Zahl der Beschäftigten zurück.
Investitionen und Umsätze bei Herstellung von Anlagen und Komponenten Die Investitionen in Anlagen zur Nutzung Erneuerbarer Energien in Deutschland beliefen sich im Jahr 2014 auf insgesamt 18,9 Milliarden Euro (Mrd. ), womit sie nach drei Jahren erstmals wieder gestiegen waren. Ursache war der starke Zubau von Windenergieanlagen, sowohl an Land als auch auf See, während die Investitionen in andere erneuerbare Strom- und Wärmetechnologien sanken. Besonders stark rückläufige Investitionen betrafen die Photovoltaik (-45 %) und die Wasserkraft (-54 %). Der Umsatz der in Deutschland produzierenden Hersteller von Erneuerbare-Energien-Anlagen und Komponenten betrug im Jahr 2014 ca. 21,8 Milliarden Euro, rund eine Milliarde bzw. knapp 4 % weniger als im Vorjahr. Bei der Windenergie an Land war dank der starken inländischen Investitionstätigkeit ein Umsatzanstieg zu verzeichnen, allerdings ging der Export deutlich zurück. Der starke Ausbau der Offshore-Windenergie hatte keine positiven Effekte auf die Umsätze in Deutschland, sondern wirkte sich vor allem in Dänemark aus. Ein leichtes Umsatzplus konnte die oberflächennahe Geothermie / Umweltwärme verzeichnen. Den stärksten Rückgang verbuchte die Photovoltaik (-38 %), wobei die Umsätze dank gestiegenem Exportgeschäft weniger zurückgingen als die Investitionen in Neuanlagen. Einen ebenso starken Umsatzeinbruch verzeichnete der Bereich der solarthermischen Kraftwerke (-39 %), allerdings auf einem insgesamt niedrigen Niveau. Die Wasserkraftbranche konnte die stark gesunkenen inländischen Investitionen durch gestiegene Exporte teilweise ausgleichen, so dass der Gesamtumsatz gegenüber 2013 lediglich um 14 % sank. Bei Biogas, Biomassekleinanlagen und Biomasseheiz- /kraftwerken gingen die Umsätze jeweils um 5 % bis 9 % zurück.
Verringerung fossiler Brennstoffimporte durch Erneuerbare Energien und Energieeffizienz Die im Jahr 2014 durch den Einsatz Erneuerbarer Energien eingesparten Importkosten beziffern die Autoren auf 8,8 Milliarden Euro, die Einsparungen durch Effizienzmaßnahmen auf 22,2 Milliarden Euro. Die in beiden Bereichen seit zwei Jahren rückläufige Entwicklung bei der Vermeidung fossiler Brennstoffimporte sei vor allem auf die gesunkenen Öl- und Gaspreise zurückzuführen.
Zentrale Annahmen und Thesen
Gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Erneuerbaren Energien Erneuerbare Energien seien ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für Deutschland. Die durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien ausgelösten Beschäftigungseffekte hätten eine relevante Größenordnung erreicht. Auch international diene die Zahl der Beschäftigten als ein wichtiger wirtschaftlicher Erfolgsindikator. Da spätestens mit der 2011 von der Politik ausgerufenen Energiewende neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energien weitere Handlungsbereiche in den Fokus gerückt seien, wie die Energieeffizienz oder alternative Antriebe im Verkehr, sei die isolierte Betrachtung der Erneuerbaren Energien nicht mehr angemessen. Die für das Jahr 2014 erfolgte Aktualisierung sei daher die letzte dieser Art. In dem begonnenen Forschungsvorhaben gehe es nun darum, die ökonomischen Effekte der Energiewende umfassender zu untersuchen. Aus Gründen der Energiesicherheit sei die Reduktion von Energieimporten wünschenswert. Bei der Berechnung der Importeinsparungen durch Erneuerbare Energien und Energieeffizienz unterstellen die Autoren, dass die nicht benötigten Brennstoffe zu den gleichen Preisen importiert werden könnten wie die tatsächlich gekauften Brennstoffe. Ausblick auf die Entwicklungen im Jahr 2015 Eine Gesamteinschätzung zur Entwicklung im Jahr 2015 sei noch nicht möglich, allerdings zeichneten sich erste Trends für einzelne Sparten der Erneuerbaren Energien ab. So rechnen die Autoren mit einem Rückgang der inländischen Investitionen in Windenergieanlagen an Land, dem allerdings möglicherweise ein Exportanstieg gegenüberstehe. Für die Offshore-Windindustrie sehen die Forscher eine deutlich positive Entwicklung. Bei der Photovoltaik sei vermutlich mit einem weiteren Rückgang der Beschäftigtenzahlen zu rechnen. Darauf deuteten die im Jahr 2015 rückläufigen Anlageninstallationen in Deutschland sowie die Schließung von Produktionsstandorten hin. Für andere Technologien seien zum Zeitpunkt der Studie noch keine belastbaren Aussagen möglich. Methodik
Die Studie aktualisiert die Berechnungen zu den Beschäftigungseffekten durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien letztmalig auf Grundlage der seit 2004 genutzten und in mehreren Forschungsvorhaben für das BMU und BMWi fortlaufend weiterentwickelten Methodik. Für die Abschätzung der Bruttobeschäftigung im Bereich der Erneuerbaren Energien ermitteln die Autoren zuerst die Umsätze der in Deutschland ansässigen Hersteller von Erneuerbaren-Energien-Anlagen (EE-Anlagen) im Jahr 2014. Dies geschieht auf Grundlage der in Deutschland getätigten Investitionen sowie Abschätzungen zum Außenhandel. Die Berechnung der Bruttobeschäftigung erfolgt dann mit Hilfe der Input-Output-Analyse auf Grundlage der Input-Output-Tabelle des Statistischen Bundeamtes von 2010 sowie anhand von Informationen aus drei Unternehmensbefragungen in der Erneuerbare-Energien-Branche aus den Jahren 2004, 2007 und 2012. Für die Abschätzung der Beschäftigtenzahlen in den Bereichen Betrieb und Wartung von EE-Anlagen wenden die Autoren eine vergleichbare Methodik an. Grundlage sind hier die jährlichen Betriebskosten (ohne Brennstoffkosten) in Form prozentualer Anteile an den Investitionen des Anlagenbestandes. Während die Beschäftigung aus der Bereitstellung von biogenen Brenn und Kraftstoffen in den Vorgängerstudien auch mithilfe des Input Output Ansatzes ermittelt wurde, nutzt die vorliegende Analyse eine vereinfachte Methodik. Hier werden die Effekte anhand der Entwicklungen in wichtigen Einflussbereichen wie der landwirtschaftlich genutzten Fläche oder der Produktionsmengen unter Berücksichtigung der Produktivitätsentwicklung in den relevanten Bereichen abgeschätzt. Weiterhin berücksichtigt werden Arbeitsplätze im Bereich öffentlich geförderter Forschung und Verwaltung, die mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien in Zusammenhang stehen. Im laufenden Forschungsprojekt für das BMWi soll die Methodik so weiterentwickelt werden, dass eine Abschätzung für alle Energiewendebereiche erfolgen kann. Auch die Methodik zur Abschätzung der Verringerung von Brennstoffimporten soll verändert werden. In der vorliegenden Analyse für 2014 erfolgt die Abschätzung der Wirkung von Effizienzverbesserungen auf den Import fossiler Brennstoffe auf Grundlage des gesamtwirtschaftlichen Modells PANTA RHEI und aktualisiert frühere Forschungsergebnisse. Die Importverringerung wird anhand eines Vergleichs von zwei Szenarien abgeleitet, einem IST-Szenario, das die reale Entwicklung beinhaltet und einem Null-Effizienz-Szenario, in dem eingesparte Energieverbräuche addiert werden. Die Ergebnisse zu den Importeffekten der Erneuerbaren Energien beruhen ebenso auf früheren Berechnungen und dem Vergleich von zwei Szenarien mit und ohne EE-Ausbau.