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2 von 24 Gleichberechtigung Gesellschaft und sozialer Wandel Beitrag 23 II Fachliche Hinweise 1977 wurde in Deutschland die Hausfrauenehe abgeschafft. Seitdem dürfen Frauen einer Arbeit nachgehen, ohne ihren Ehemann um Erlaubnis fragen zu müssen. Den meisten jungen Menschen heute ist aber gar nicht bewusst, welche Kämpfe die Frauenbewegung dafür im letzten Jahrhundert ausgefochten hat. In den Köpfen der Jugendlichen ist Gleichstellung längst erreicht. Doch wieso gibt es nur so wenige Frauen in den Spitzenpositionen von Wirtschaft und Politik? Weshalb verdienen Frauen im Schnitt 21,6 % weniger als Männer? (Quelle: Statistisches Bundesamt) Und warum werden Männer belächelt, die sich entscheiden, Erzieher zu werden oder sich um Haushalt und Kindererziehung zu kümmern? Die Unterrichtsreihe weist die Lernenden auf nach wie vor bestehende Missverhältnisse in der Gleichberechtigung hin und hilft ihnen, sich einen eigenen Standpunkt zu erarbeiten. Ziel ist ein besseres Miteinander der Geschlechter statt eines Gegeneinanderausspielens. Startbedingungen Im Grundgesetz (GG) ist die Gleichheit von Mann und Frau in Artikel 3 festgeschrieben. Wie aber sieht die Lebenswirklichkeit der meisten Menschen aus und welche Vorstellungen haben junge Menschen in Bezug auf Rollenbilder? Im Durchschnitt brechen Mädchen weniger häufig die Schule ab und erreichen höhere Bildungsabschlüsse als Jungen. Doch im Berufsleben endet ihr Vorsprung oft. In den Jahren nach dem Studium oder der Ausbildung holen Männer nämlich rasant auf und erreichen weit häufiger Spitzenpositionen als Frauen. Schritte auf dem Weg zur Gleichstellung Seit über einem Jahrhundert dürfen Frauen in Deutschland Abitur machen und studieren. Das ermöglicht es ihnen theoretisch zumindest, jede Art von Beruf auszuüben. Was uns heute selbstverständlich erscheint, war jedoch nicht immer so. Denn obwohl es die Trümmerfrauen waren, die nach dem Krieg das zerstörte Deutschland aufräumten mit eigenen Händen und ohne Männer, blieben Frauen im Berufsleben lange Zeit außen vor. Kaum waren die Männer von der Front zurückgekehrt, übernahmen sie wieder das Ruder. Ihren Frauen blieben unterdessen nur der heimische Herd und die Familienarbeit. Eine Berufstätigkeit war für sie nur denkbar, wenn sie die häuslichen Pflichten darüber nicht vernachlässigten. Obwohl bereits einige Jahrzehnte seit der Nachkriegszeit und der klassischen Rollenverteilung vergangen sind, läuft in Sachen Gleichberechtigung bis heute noch nicht alles rund. Noch immer sind wir geprägt von der gesellschaftlichen Zweiteilung in Männer und Frauen. Säuglinge wachsen von Anfang an mit unterschiedlichen Prägungen auf, die weit über Hellblau und Rosarot hinausgehen. Schon früh erfahren Kinder, wie man sich als Mädchen oder Junge zu verhalten hat. Die Genderforschung geht der Frage nach, welche Barrieren es durch die unterschiedliche Prägung bei der Gleichstellung von Mann und Frau gibt und wie sie überwunden werden können. Denn Geschlechterrollen sind historisch und kulturell bedingt und dadurch auch veränderbar. Gender ist deshalb überall dort interessant, wo Menschen unterschiedlichen Geschlechts aufeinandertreffen. Zum Beispiel in der Schule, wo massive Prägungen erfolgen. Das ist ein Grund, das Thema immer wieder ins Bewusstsein zu holen. Gender steht für die Wertschätzung der Vielfalt, nicht für die Zweiteilung. Männerberufe Frauenberufe? Beim sogenannten Girls-Day schnuppern junge Mädchen einmal pro Jahr in technische Berufe hinein. Diese Maßnahme soll ihr Interesse an klassischen Männerberufen wecken, denn die deutsche Wirtschaft braucht dringend Fachkräfte. Sie kann es sich gar nicht leisten, auf Frauen zu verzichten. Doch obwohl Mädchen die Schule häufig besser beenden als Jungen, entscheiden sich die meisten von ihnen noch immer für typisch weibliche Berufe und die werden oft schlecht bezahlt. Damit verringern Mädchen von vornherein ihre Karrierechancen. Die wenigsten Krankenschwestern schaffen es schließlich in die Klinikleitung und es ist auch selten, dass eine Grundschullehrerin Bildungsministerin wird. Für Kinder wäre ein männlicher Grundschullehrer ebenfalls eine wichtige Identifikationsfigur, doch davon gibt es bislang nur wenige. Auch in zahlreichen Pflegeberufen werden Männer gern gesehen. Zudem sind diese Arbeitsfelder für Männer eine Möglichkeit, ihre sogenannten Soft Skills auszu-

II Gesellschaft und sozialer Wandel Beitrag 23 Gleichberechtigung 3 von 24 bauen. Junge Menschen sollen ermutigt werden, sich in allen Berufsfeldern auszuprobieren, um alte Rollenvorstellungen zu überwinden. Geld verdienen reine Männersache? Laut einer Studie des Statistischen Bundesamtes von 2014 verdienen Männer in der Privatwirtschaft pro Stunde 20,20 und Frauen 15,83. Im Schnitt liegt der Lohnunterschied in Deutschland bei circa 21,6 %. Frauen arbeiten zudem häufig in schlecht bezahlten Branchen wie z. B. im Gesundheits- und Sozialwesen, Männer hingegen in besser bezahlten Industrieberufen. Hinzu kommt, dass ein Großteil der Frauen in Teilzeit oder in sogenannten Minijobs arbeitet, insbesondere nach der Geburt eines Kindes. Nur wenige Frauen (7 %) schaffen es bis in die Chefetage. Dies alles sind Gründe, die eine solch hohe Gehaltsdifferenz erklären. Zieht man jedoch alle diese Faktoren wie Teilzeitbeschäftigung, Berufswahl und Auszeit nach der Geburt ab, so bleibt dennoch ein Gehaltsunterschied von 7 % trotz gleicher Qualifikation und ähnlichem Beruf von Männern und Frauen. Ein Unterschied, den auch das Statistische Bundesamt nicht erklären kann. Unterschiedliche Rollenverteilung In der ehemaligen DDR war es üblich, dass Mütter Vollzeit arbeiteten, denn für die Betreuung von Kleinkindern war gesorgt. Auch heute noch ist das Angebot an Kindertagesstätten und Krippen in den neuen Bundesländern größer als in den alten, wo Vollzeit arbeitende Mütter von vielen gar als Rabenmütter betrachtet werden. Durch die Einführung der Elternzeit soll auch Vätern die Chance gegeben werden, von Anfang an Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Dennoch entscheiden sich weiterhin viele Paare dafür, das alte Modell weiterzuführen, in dem die Mutter erst wieder arbeitet, wenn das Kind im Kindergarten oder in der Schule ist. In vielen Köpfen steckt noch immer das alte Rollenbild, nach dem sich eine gute Mutter selbst um ihr Kind kümmert. Didaktisch-methodische Hinweise Bei vielen Jugendlichen herrscht Orientierungslosigkeit. Alte Rollenbilder tragen nicht mehr und neue sind in der Gesellschaft noch nicht zur Normalität geworden. Junge Männer, die Erzieher werden wollen oder sich selbst beruflich zurücknehmen, damit ihre Frau Karriere machen kann, werden oftmals noch genauso seltsam angesehen wie Frauen, die sich für Technik interessieren und in die Chefetage wollen. Indem sich Ihre Schülerinnen und Schüler* mit dem Thema Gleichstellung beschäftigen, analysieren sie ihre eigenen Rollenbilder: Was will ich im Leben erreichen? Wie wichtig ist mir die Karriere? Wie möchte ich Familie und Partnerschaft gestalten traditionell, modern, in Voll- oder Teilzeit? Zudem setzen sie sich kritisch mit Fragen der Chancengleichheit auseinander: Ist es heute unerheblich, mit welchem Geschlecht man geboren wird oder herrschen immer noch klassische Rollenbilder in der Gesellschaft oder auch in der eigenen Familie vor? Welche Möglichkeiten habe ich, mich unabhängig von meinem biologischen Geschlecht zu entfalten und meine Zukunft sowohl beruflich als auch privat zu gestalten? Methodisch arbeiten die Lernenden sowohl in Einzel- und Partner- als auch in Gruppenarbeit an den verschiedenen Materialien. Sie lernen, Texte, Tabellen, Fallbeispiele und Gesetzesauszüge zu analysieren, eigene Stellungnahmen argumentativ zu formulieren und Arbeitsergebnisse zu präsentieren. In M 7 wird die Placemat-Methode eingeführt, welche eine kooperative Arbeitsform darstellt, in der sowohl die individuellen Überlegungen jedes einzelnen Gruppenmitgliedes als auch die anschließende Einigung auf ein Gruppenergebnis und dessen Präsentation von Bedeutung sind. *Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden nur die männliche Form verwendet. Selbstverständlich sind damit immer auch Schülerinnen, Lehrerinnen etc. gemeint.

II Gesellschaft und sozialer Wandel Beitrag 23 Gleichberechtigung 9 von 24 Erläuterung (M 1) M 1 dient als Einstieg in das Thema Gleichberechtigung. Den Schülern soll bewusst werden, wie sehr auch sie in Geschlechterstereotypen denken. Wichtig ist, dass die Lernenden zunächst nur die Bilder betrachten und dabei die Aufgaben 1 bis 3 bearbeiten. Überschrift und Aufgabe 4 bleiben zunächst abgedeckt. Erst wenn sie sich für ein Geschenk entschieden und über die Auswahl diskutiert haben, sollen sie durch die provokante Aussage der Überschrift zum Nachdenken angeregt werden. Zu Aufgabe 1, 2 und 3: Die Mehrzahl der Schüler wird sich wahrscheinlich für die Puppe oder das Hello-Kitty-Stofftier für das Mädchen und den Fußball oder den Bagger für den Jungen entscheiden, mit der Begründung, dass Mädchen gerne mit Puppen und Jungen gerne mit Autos spielen. Dies sind Geschlechterstereotypen, die den meisten von uns bereits im Kleinkindalter anerzogen werden. Man könnte also theoretisch von typischen Mädchen- und Jungengeschenken sprechen. Es ist jedoch wichtig, die Schüler zu fragen, warum man nicht auch dem Mädchen einen Bagger oder dem Jungen eine Puppe schenken könnte. An dieser Stelle können Sie dann die Überschrift aufdecken und zu Aufgabe 4 übergehen. Zu Aufgabe 4: In der Soziologie wird die These vertreten, dass neben evolutionsbiologischen Einflüssen und den Hormonen vor allem die Erziehung sowie das gesellschaftliche Umfeld zu geschlechtsspezifischen Verhaltensweisen beitragen. Bereits Kleinkinder lernen, in Geschlechterrollen zu denken, und werden so meist unbewusst auf ihre spätere Rolle in der Gesellschaft vorbereitet. Erläuterung (M 2) Mithilfe des Arbeitsblatts arbeiten Ihre Schüler den Unterschied zwischen biologischem und sozialem Geschlecht heraus und setzen sich mit typisch männlichen und weiblichen Klischees auseinander. Ziel ist es zu erkennen, dass vieles, was wir als typisch für ein bestimmtes Geschlecht erachten, in Wirklichkeit historisch-kulturell bedingt und nicht natürlich, d. h. biologisch angelegt ist. Zu Aufgabe 1: Unter biologischem Geschlecht versteht man die angeborenen Geschlechtsmerkmale eines Menschen, die diesen rein körperlich als Mann oder Frau auszeichnen, wie z. B. die Geschlechtsorgane. Das soziale Geschlecht (Gender) hingegen verweist auf Eigenschaften, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die in einer Kultur als typisch männlich bzw. weiblich angesehen werden, wie z. B. bestimmte Verhaltensweisen, Kleidung, Berufswahl etc. Zu Aufgabe 2: Die Sprechblasen beinhalten Klischees über Männer und Frauen. Männer gelten in unserer Kultur als durchsetzungsfähig und rational. Der Umgang mit Kleinkindern überfordere sie angeblich. Frauen hingegen gelten als besonders fürsorglich und emotional, weshalb sie in sozialen Berufen am besten aufgehoben seien. Die Schüler sollen in dieser Aufgabe erkennen, dass solche Behauptungen reine Klischees sind und somit nicht pauschal auf alle Männer und Frauen übertragen werden können. Es ist wichtig, dass den Lernenden bewusst wird, dass nicht das jeweilige Geschlecht dafür verantwortlich ist, ob jemand durchsetzungsfähig oder emotional ist, sondern die ganz individuelle Persönlichkeit. Zu Aufgabe 3: Frauen, die Fußball spielen, werden trotz der steigenden Beliebtheit dieses Sports unter Mädchen sowie diverser Erfolge der Frauennationalmannschaft von Jungen und Männern oftmals weiterhin nur belächelt. Aussagen wie Fußball ist Männersport sind auch heute nicht selten. Dasselbe gilt für junge Männer, die sich dazu entschließen, Erzieher oder Grundschullehrer zu werden. Sie werden als Weicheier bezeichnet, da sie keinen männlichen Job ausüben. Mithilfe dieser Aufgabe können Sie erkennen, ob Ihre Schüler in traditionellen Rollenbildern denken oder ob es für sie mittlerweile völlig normal ist, dass Frauen Fußball spielen und Männer Erzieher werden. Rollenbilder verändern sich im Laufe der Zeit. Dies geschieht zum einen dadurch, dass sich die äußeren Gegebenheiten ändern (vor 1900 wäre es Frauen rein rechtlich gesehen gar nicht möglich gewesen zu studieren), zum anderen aber auch, da sich die Vorstellungen in den Köpfen der Menschen ändern. Es kommt immer darauf an, ob bestimmte Rollenbilder gesellschaftlich akzeptiert sind oder nicht. Geschlechtsspezifische Vorurteile führen jedoch wie alle Vorurteile dazu, dass Männer und Frauen nicht als Individuen mit ihren ganz persönlichen Stärken und Schwächen angesehen werden, sondern vorschnell aufgrund ihres jeweiligen Geschlechts über sie geurteilt wird.

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