Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen. Liebe Gemeinde! Ich kann mir Gott nicht vorstellen, ich habe ihn noch nie gesehen, also ich halte nichts von Gott. Ich glaube nicht an ihn, weil er mir noch nie geholfen hat, wenn ich ihn brauchte Hauptsache, wir sind glücklich und gesund. Mehr brauchen wir nicht Zitate Jugendlicher, so 13, 14, 15 Jahre alt. Sie könnten also von euch, den Konfirmand/innen sein. Ich denke es ist wichtig, dass wir sie ernst nehmen, als Eltern, Großeltern, Begleiter/innen. Dabei sind solche Sätze ja nur auf die Haut geschrieben. Wie ein Tattoo das blinkt. So eine Art Aufschrei. Formulieren wir nur ein klein wenig um heißen sie: Sag mir: wie ist Gott? Gott hilf mir, ich brauche dich Ich habe Angst vor Krankheit, wer hilft mir? Es geht darum: lebe ich in Beziehungen oder lebe ich beziehungs-los. Kann ich Kontakt zu jemandem aufnehmen? Ihr Konfirmand/innen habt am vergangenen Mittwoch
bestimmt gespürt, wie wahnsinnig schwierig das ist. Es war ja auch die ganz extrem schwere Form, als Junge mit einem Mädchen oder umgekehrt Kontakt aufzunehmen. Das braucht ja wahnsinnig viel Vertrauen, dass das niemand gegen mich verwendet. Da muss man schon ganz schön stark in sich sein. Ihr habt uns vorhin eine Geschichte gespielt und gelesen, die Geschichte vom Hauptmann, der auf der Suche nach einem glückenden Leben ist, der Kontakt sucht zu einem, von dem sie sagen, er sei Gottes Sohn. Der sich Gott vielleicht auch gar nicht vorstellen kann. Oder nur Bilder, Statuen von Göttern in Tempeln gesehen hat aber genau weiß: das taugt nichts, die heilen nicht. So wie Tabletten nur gesund machen, aber nicht heilen können. Einer, der erfahren hat: diese ganzen modernen Götter, die helfen nicht. Reichtum, Macht, Einfluss, Häusle, Auto, Urlaub - alles schön und gut. Aber für die Seele ist das nichts. Der Hauptmann nimmt deshalb Kontakt auf mit Jesus. Man sagt ja von ihm, er könne helfen. Jesus ist durch die Dörfer gezogen. Er war unterwegs -aber er hat sich nicht aufgedrängt. Das ist ganz wichtig. Er hat seine Jünger gelehrt, die Menschen, die er zu sich herangezogen hat, zu denen er eine Beziehung gesucht hat. Das war seine freie
Entscheidung. Die anderen, die geheilt werden wollten, die mussten zu ihm kommen, die mussten sich aufmachen, etwas investieren, die mussten einen Wunsch, eine Sehnsucht in sich spüren. Wer die nicht in sich spürt, wem das Leben, das gute, heile Leben egal ist, nun, der lebt eben so weiter, da kann man nichts machen. Das gibt es ja, das sind ja die allermeisten. Die leben halt so vor sich hin. Wer das nicht will, wie der Hauptmann, der macht sich auf, sucht Gott dort, wo er ahnt, dass er ihn dort finden kann: der probiert es mal bei Jesus. Man kann da ja so eine Art Verdacht haben. Mehr war das bei dem Hauptmann vielleicht auch nicht. Er war ja ein Heide, einer, der nicht zum Gottesvolk gehörte, mehr wissen wir nicht. Möglicherweise ein angeworbener Söldner, so vermutet man. Der kommt also auf Jesus zu. Das mag eine ganz kribbelige Situation gewesen sein für alle: was will der Soldat? Wird er gewalttätig? Was macht Jesus? Leistet er Widerstand, hilft er? So stehen sie sich vielleicht einen Moment gegenüber. Dann bittet der Hauptmann. Er formuliert sein Problem. Er sagt, was nicht stimmt. Wo er Hilfe braucht. In den meisten Übersetzungen steht, dass sein Knecht krank ist. Man kann auch Sohn übersetzen, wäre genauso richtig. Jedenfalls
liegt er zu Hause. Gelähmt. Schreit vor Schmerzen. Wirbel eingeklemmt vielleicht, oder gebrochen, etwas furchtbares ist passiert. Einer, dem man nicht mehr helfen kann. Mit welchem Problem sind sie heute morgen hierher gekommen? Was stimmt bei ihnen nicht? Wo leiden sie? Wo suchen sie Hilfe? Halt, halt!! Werden sie jetzt vielleicht denken, Moment mal. Mir fehlt doch nichts. Und wenn schon - ich bin heute hier, um mal wieder im Gottesdienst zu sein, oder weil mein Sohn Konfirmand ist, oder weil - nun das müssten Sie sagen, vielleicht nachher, beim Ständerling. Natürlich, wir sind nicht der Hauptmann. Aber ich mache ganz oft die Erfahrung, besonders auch bei Jugendlichen, dass sie gar nicht sagen können, was sie brauchen, was sie wollen, warum sie im Konfirmandenunterricht sind, oder warum sie in die Schule gehen und so weiter. Mein Wunsch ist dann für jede und jeden Einzelnen: spür, wo das Leben ist. Trau dich. Schau hin. Und vor allem: Betäub dich nicht! So vieles um uns herum ist nur darauf aus, uns zu betäuben, uns stumpf zu machen für das Leben, uns anzupassen. Aber Leben, so wie es sein könnte, und wie wir es in der kleinen Geschichte vor Augen gemalt kriegen, Leben ist mehr.
Eine ganz wichtige Antwort vom Hauptmann ist ja: Leben heißt Vertrauen können. Und das ist ganz schön schwer. Das sagt sich oft so schnell. Aber wenn wir mal überlegen, wem wir vertrauen und warum und wem wir nicht vertrauen und warum nicht, dann sind wir schon ein riesen Stück weiter im Leben. Der Hauptmann vertraut Jesus. Er kennt ihn nur vom Hörensagen. Man hat ihm berichtet: Jesus kann heilen. Die Seele heilen. Er kann einem Menschen dabei helfen, endlich, endlich ein Mensch zu werden und er kann Menschen vor allem aus allen Abhängigkeiten befreien, aus allen Süchten. Nicht war: wir suchen alle das Leben. Und weil wir es nicht finden, werden wir süchtig. Fast alle sind süchtig geworden in ihrem Leben, weil sie das eigentliche Leben nicht gefunden haben. Inzwischen wissen wir, dass es eigentlich nichts gibt, was uns nicht süchtig machen kann: das sind eben nicht nur Alkohol, Zigaretten und Tabletten. Das sind Medien und Geld, das ist die Arbeit und der Sex, das sind Beziehungen und Geselligkeit, das tägliche Joggen und die Einsamkeit. Wenn wir uns das nur immer wieder eingestehen
könnten. Um dann an der richtigen Stelle Hilfe zu suchen. Vertrauen. Glauben. Damit wir aus der Sucht herauskommen. In der Lesung [Sprüche 3,1-8] haben wir gehört: Verlass dich nicht auf deine eigene Urteilskraft, sondern vertraue voll und ganz dem Herrn. Das ist so schwer. Vielleicht wird es mit zunehmendem Alter sogar immer schwerer. Ich kenne so viele alte Menschen, die sich immer noch nur auf sich selber verlassen und dabei ganz hart und starr und unglücklich sind. Verlass dich auf den Herrn - das kann man trainieren. Deshalb werden da die Söhne und Töchter angesprochen. In jungen Jahren muss man das lernen. Von denen, die das selbst gelernt haben. Vertrauen kann man lernen. Aber man braucht jemanden, der einem zeigt, wie es geht. Der es vormacht. Ich kann euch Jungs und Mädchen das nur ganz, ganz arg ans Herz legen: wenn ihr nicht einen Menschen kennt, der weiß wie das geht, dann sucht einen, fragt die Erwachsenen. Die müssen das wissen. Vertraut euch ihnen an, damit ihr Vertrauen lernen könnt. Das ist möglich. Und da gibt es dieses Riesenversprechen: Gehorche Gott und meide das Böse! Das heilt und belebt deinen ganzen Körper, du fühlst dich wohl und gesund -
Wenn das stimmt, was, was ein Jugendlicher da geschrieben hat und wenn das euer Wunsch auch ist: Hauptsache, wir sind glücklich und gesund. Mehr brauchen wir nicht - nun, dann wisst ihr spätestens jetzt wie das geht. Deshalb ist der Knecht in der Geschichte gesund geworden: weil der Hauptmann vertraut hat. Ich find das einfach eine irre Geschichte. Und nur noch ein kurzer Nachsatz: könnte das nicht eine Überlegung wert sein: wenn mir ein Mensch: Sohn, Tochter, Enkel, Bruder, Schwester, egal, wenn mir der so wichtig ist, dass ich mir wünsche, dass er heil wird, dass er zum Leben findet, dass er frei wird von Süchten, von Abhängigkeiten, wäre ich dann selbst bereit zu vertrauen, an Gott zu glauben: um des geliebten anderen Menschen will? Geht meine Liebe so weit, dass ich Gott mehr traue als mir selbst? Will ich so viel investieren? Amen - Lobpreis-Lied