Protaetia (Cetonischema) aeruginosa in der Steiermark

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Transkript:

Mitt. Landesmus. Joanneum Zool. Heft 50 S. 121-125 Graz 1996 Protaetia (Cetonischema) aeruginosa in der Steiermark (Col., Scarabaeidae) Von Karl ADLBAUER und Jürgen J. FRITZ Inhalt: Mit neun Fundmeldungen wird Protaetia (Cetonischema) aeruginosa (DRURY) erstmals aus der Steiermark nachgewiesen. Die Lebensweise wird besprochen und mit der auffallend späten Entdeckung in unserem Bundesland in Verbindung gebracht. Abstract: Supported by 9 reports of findings Protaetia (Cetonischema) aeruginosa (DRURY) has been proved in Styria for the first time. Their way of life will be dealt and will be connected with their remarkably late discovery in our country. Vorbemerkung Sowohl Systematik als auch Nomenklatur der Blatthornkäfer unterliegen in den letzten Jahren stürmischen und tiefgreifenden Veränderungen bzw. auch sehr unterschiedlichen Auffassungen. Wir folgen hier in beiden Punkten den Meinungen von MIKSIC 1987 und KRELL & FERY 1992. Nach BARAUD 1992 zählt die hier behandelte Art zur Gattung Cetonischema, und diese zur Familie Cetoniidae (mit den Subfamilien Valginae, Trichinae und Cetonünae). Einleitung Obwohl Protaetia aeruginosa (DRURY) ZU den prächtigsten und auffälligsten Käferarten Europas zählt und unsere größte heimische Rosenkäferart ist, findet sich in der faunistischen Literatur der Steiermark keine einzige Angabe, die auf ein Vorkommen dieses Käfers im Gebiet der Steiermark mit ihren heutigen Grenzen hinweist. Auch MIKSIC nennt in seiner umfangreichen Revision nur zwei Tiere österreichischer Provenienz, und zwar aus Wien und Plankenberg. Als Grund für diese Wissenslücke - nach immerhin mehr als 230 Jahren coleopterologisch-faunistischer Untersuchungstätigkeit in der Steiermark - kann nur die akrodendrische Lebensweise der Protaetia aeruginosa gesehen werden, die es der großen Art ermöglichte, so lange nicht bemerkt worden zu sein. Eine extreme Seltenheit scheint nicht vorzuliegen (siehe unten). Nachgewiesene Vorkommen in der Steiermark 1981 führt KREISSL in den Roten Listen gefährdeter Tiere der Steiermark unter einigen in hohlen Stamm- und Astteilen lebenden Käferarten auch Potosia aeruginosa DRURY an, ohne allerdings auf ein steirisches Vorkommen Bezug zu nehmen. Aufgrund dieses Hinweises dürften sowohl FRANZ 1983 als auch ZELENKA (in JÄCH 1994) die Art in den jeweiligen Roten Listen gefährdeter Tiere Österreichs mit einem? versehen für die 121

Steiermark erwähnen. Dr. Kreissl hatte bei der Erstellung des Käferteils für die Roten Listen gefährdeter Tiere der Steiermark bereits Kenntnis von Funden in der Steiermark (mündliche Mitt.). Funde in der Steiermark: Riegersburg, Eselsteig, E-Stmk., 390 m, 27. Mai 1978, 1 Ex. auf Eichenstamm, A. Mauerhofer leg. und coll. Brunnsee N Mureck, S-Stmk., 230 m, 12. Juni 1982, 1 Überrest (Elytren u. Sternite) in altem Laubbaumbestand am Boden, K. Adlbauer leg., coll. Hörgas NW Graz, W-Stmk., 500 m, 1. Juni 1985, 1 morbides, an drei Beinen beschädigtes Ex. am Boden in einem Hohlweg, G. Wallaberger leg. und coll. Graz XI (= Mariatrost), 1985 eingelangt, 1 Ex. E. Pirklbauer, coll. LMJ (ohne weitere Daten). Umg. Bad Gleichenberg, Großer Kogel, N-Seite, E-Stmk., 500 m, 12. September 1987, 1 zertretenes, aber noch frisches und weiches Ex. ohne Elytren am Boden, J. Fritz leg., coll. Umg. Bad Gleichenberg, Steinbruch Klausen, E-Stmk., 400 m, Juni 1992, 1 Ex. D. Hamborg leg., coll. Neudorf b. Wildon, Umg. Steinbruch Perlmoser, E-Stmk., 300 m, 28. Mai 1995, 1 zusammengeführtes Ex. auf Straße unter Laubbaumbestand, K. Adlbauer leg., coll. Graz-Geidorf, Schanzelgasse, 360 m, 10. Juli 1995, 1 Ex. in Keller, A. Bregant leg., coll. Graz-Andritz, Umg. Pfeifferhof, 500 m, Ende August 1994 und 1995, 8 Ex. aus Prunus avium gezogen, J. Fritz leg., coll. J. Fritz und Diskussion und Interpretation der Funde Die weite Streuung der Nachweise und die Tatsache, daß diese doch fast ausschließlich Zufallsfunde darstellen, läßt den Schluß zu, daß Pvotaetia aeruginosa zumindest im sogenannten Steirischen Tertiärbecken nicht sonderlich selten sein dürfte. Obwohl ursprüngliche alte Laubbaumbestände in der Eichen-Hainbuchenstufe nur noch in kümmerlichen Resten vorhanden sind, scheint der Rosenkäfer doch noch an nicht wenigen Stellen Entwicklungsmöglichkeiten zu finden. Biologie: Die Eier werden primär in anbrüchige, verletzte und teilweise vermorschte oder auch hohle Partien in den oberen Bereichen von Eichen gelegt, in diesen Substraten entwickeln sich die Larven während eines Zeitraumes von drei Jahren. Gelegentlich wurden Larven bzw. Puppenkokons auch in Apfelbäumen gefunden, einmal sogar in einer Buche, wobei aber nicht geklärt ist, inwieweit Malus und Fagus ein vollwertiges Brutsubstrat darstellen oder als mehr oder weniger gut geeigneter Ersatz für die immer seltener werdenden alten und verletzten Quercus-Bäume fungieren. P. cieruginosci-larven wurden in Bodennähe nie festgestellt (HORION 1958, SCHWARTZ 1982). 122

Abb. I: Lebcnsrauiii von Proludici ueiu^iiiosa in Uraz-Andritz. Umgebung Pleii'terliül. Foto: D. Messerschmidt. Abb. 2: Bisher bekannte Vorkommen von Proludici acruginosa in der Steiermark. 123

Ebenfalls atypisch hinsichtlich des Brutsubstrates verhält es sich im Falle der erfolgreichen Zucht vom nördlichen Randbereich von Graz, durch die einige weitere Details zur Biologie von Protaeüa aeruginosa festgestellt werden konnten. Hier fanden sich Anfang 1994 in einem stärkeren hohlen Ast eines einzelstehenden, sonnenexponierten Kirschbaumes in zirka 3 Meter Höhe mehrere, zum Teil schon recht erwachsene Larven von Protaeüa aeruginosa. Eine genauere Nachsuche ergab weitere Larven jeder Altersstufe, insgesamt 19 Exemplare, die allesamt zur Aufzucht eingetragen wurden. Die Tiere hielten sich zum Zeitpunkt ihres Auffindens nicht nur im lockeren Mulm des Baumes auf, sondern auch in selbstgenagten Nischen im härteren Holz, vor allem die daumengroßen, nahezu erwachsenen Larven hatten sich zum Teil schon sehr tief in die festeren Stammpartien vorgearbeitet, so daß deren Einsammeln einige Schwierigkeiten bereitete. Sämtliche Larven wurden in einem mit reichlich Mulm und gröberen Holzstückchen versehenen Teilstück des morschen Kirschbaumastes untergebracht und bei regelmäßiger Befeuchtung des Substrates bei Zimmertemperatur gehalten. Hier konnte festgestellt werden, daß die Tiere in der Nacht größere Agilität und Mobilität aufwiesen, als man vermuten würde, da ausschließlich während der Abend- und Nachtstunden Larven an der Oberfläche des Mulmes beobachtet werden konnten, diese aber rasch wieder in den Mulm eintauchten und verschwanden, sobald sie vom Lichtstrahl der Taschenlampe getroffen wurden. Der Grund dieser nächtlichen Aktivitäten mehr oder weniger außerhalb des eigentlichen Brutsubstrates konnte nicht eruiert werden. Vorsichtige Kontrollen bestätigten auch, daß sich die Larven nicht nur im Mulm aufhalten und sich vornehmlich von diesem ernähren, sondern daß sie auch - sehr wahrscheinlich sogar zum überwiegenden Teil - das härtere, sie umgebende Holz fressen, in das sie Vertiefungen und Ausbuchtungen nagen (sehr ähnliche Beobachtungen wurden auch bei einem Zuchtversuch mit Osmoderma eremita-larven gemacht, ADLBAUER 1980). Der zur Aufzucht verwendete Astteil wurde von den Protaetia-Larven im unteren, recht feuchten Bereich regelrecht ausgehöhlt. Unter den genannten Bedingungen schlüpften in der letzten Augustwoche (!) desselben Jahres sieben große, völlig einwandfreie Imagines von Protaetia aeruginosa. Bemerkenswerterweise krochen die Käfer wiederum ausschließlich bei Nacht aus dem Mulm und verließen ihre Kinderstube, indem sie den Stamm hinunterkletterten und krabbelnd das Weite suchten. Jenes ebenso einwandfreie Exemplar, das im darauffolgenden Jahr 1995 schlüpfte, zeigte ein vollkommen identisches Verhalten. Auch der Zeitpunkt des Schlüpfens in der letzten Augustwoche war bei diesem Tier der gleiche wie im Vorjahr, so daß es offenbar durch den Umstand des Eintragens der Larven bzw. durch das Wegfallen der kalten Wintermonate auf Grund Zimmerhaltung zu keiner Verschiebung des Entwicklungszeitraumes gekommen ist und sich somit die Flugzeit von Protaetia aeruginosa wohl weiter in den Spätsommer und Frühherbst hinein zu erstrecken scheint als allgemein angenommen. Der Totfund von Bad Gleichenberg bestätigt dies. Die Imagines halten sich in erster Linie in den Kronenbereichen ihrer Brutbäume auf und schwärmen dort auch etwa von Mai bis August oder September. Sie suchen gerne ausfließenden Siebröhrensaft von Eichen auf und können gelegentlich auch an reifen Marillen gefunden werden. In Südeuropa, zum Beispiel Dalmatien, findet man sie zeitweise sehr häufig an reifen Feigen, Weichsein usw. Die Lockwirkung durch überreifes Obst ist in unseren Breiten mit der doch viel weniger ausgeprägten sommerlichen Trockenheit gegenüber mediterranen Verhältnissen wesentlich schwächer entwickelt als im Süden. Der in der Literatur immer wieder betonte Besuch von Blüten bzw. blühenden Sträuchern (zum Beispiel von HORION 1958, CONRAD 1994) dürfte auf gelegentliche Ausnahmen beschränkt sein, Protaetia aeruginosa ist nach unserem Wissensstand keine blütenbesuchende Rosenkäferart. Auch MIKSIC 1987 hält Blütenbesuch bei dieser Art für 124 Landesmuseum Joanneum Graz, Austria, download unter www.biologiezentrum.at

wenig wahrscheinlich. Das in Sauers Naturführer 1993 schon auf dem Umschlag gebrachte Foto mit einer Protaetia aeruginosa auf einer Doldenblüte ist unseres Erachtens irreführend. Die skizzierte Lebensweise erklärt das Fehlen von Nachweisen bis in unsere Zeit bei dieser auffälligen Käferart ausreichend. Dank Den Kollegen Eugen Bregant, Alfred Mauerhofer und Gustav Wallaberger danken wir herzlich für das Zurverfügungstellen von Daten bzw. von Belegmaterial für die Zoologische Sammlung des Landesmuseums Joanneum. Literatur ADLBAUER K. 1980. Anisoplia austriaca Hrbst. - neu für die Steiermark, mit weiteren interessanten Angaben zur steirischen Scarabaeidenfauna (Col., Scarabaeidae). Mitt. naturwiss. Ver. Steiermark, 110: 137-141. BARAUD J. 1992. Coléoptères Scarabaeoidea d'europe. - Faune de France, 78, Soc. Linn. Lyon, 856 pp. CONRAD R. 1994. Zur Verbreitung und Gefährdung ausgewählter Blatthornkäferarten (Coleoptera: Scarabaeidae) Thüringens. - Naturschutzreport, Jena, 7(1): 247-262. FRANZ H. 1983. Rote Liste der in Österreich gefährdeten Käferarten (Coleoptera) - Hauptteil. - In: GEPP. J. Rote Listen gefährdeter Tiere Österreichs. Grüne Reihe des Bundesministeriums für Gesundheit und Umweltschutz: 85-122. HORION A. 1958. Faunistik der mitteleuropäischen Käfer, 6: Lamellicornia (Scarabaeidae-Lucanidae). - Überlingen-Bodensee, 343 pp. JÄCH M. A. 1994. Rote Liste der gefährdeten Käfer Österreichs (Coleoptera). - In: GEPP. J. Rote Listen gefährdeter Tiere Österreichs. Grüne Reihe des Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie, 2: 107-200. KREISSL E. 1981. Die in der Steiermark gefährdeten Käferarten (Coleoptera). - In: GEPP. J. Rote Listen gefährdeter Tiere der Steiermark, Steirischer Naturschutzbrief, Sonderheft 3: 63-78. KRELL F. T. & FERY H. 1992. Familienreihe Lamellicornia. - In: LOHSE G. A. & LUCHT W. H. Die Käfer Mitteleuropas, 2. Supplementband, Goecke u. Evers, Krefeld: 200-252. MIKSIC R. 1987. Monographie der Cetoniinae der Paläarktischen und Orientalischen Region, 4. - Zagreb, 608 pp. SAUER F. 1993. 600 Käfer nach Farbfotos erkannt. - Sauers Naturführer, Fauna-Verlag Karlsfeld, 349 pp. SCHWARTZ A. 1982. Zum gegenwärtigen Vorkommen von Protaetia (Cetonischema) aeruginosa (DRURY) in der DDR (Insecta, Coleoptera, Cetoniinae). - Faun. Abhandl. Mus. Tierkunde Dresden, 9 (7): 101-107. Anschrift der Verfasser: Dr. Karl ADLBAUER Landesmuseum Joanneum, Zoologie Raubergasse 10 A-8010 Graz. Jürgen J. FRITZ Oedter Straße 11 A-8330 Feldbach. 125