Ausgewählte Ergebnisse der DRUCK-Studie für die Praxis

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Transkript:

Ausgewählte Ergebnisse der DRUCK-Studie für die Praxis 6. Fachtag Hepatitis C und Drogengebrauch Berlin, 23.10.2014 Ruth Zimmermann HIV/AIDS und andere sexuell oder durch Blut übertragene Infektionen Robert Koch-Institut

Wie lässt sich Wissen messen? Angekündigt wahre Aussagen zu HBV, HCV, HIV- Übertragungswegen und Prävention präsentieren Beispiel: Hepatitis C kann beim Sniefen durch das gemeinsame Benutzen von Röhrchen übertragen werden. Wissensvermittlung Antwort-Optionen: Wusste ich War mir nicht so klar Ist neu für mich Gezielte Kurzberatung anbieten

Ausgewählte Wissensaussagen n=1.543 Es genügt nicht, fremde Spritzen und Nadeln durchzuspülen, um sich vor HCV zu schützen. Hepatitis C kann übertragen werden nicht so klar/ neu für mich 9% durch fremde Filter/Löffel/Wasser 19/20/22%... durch Teilen von Röhrchen beim Sniefen 48% Eine HCV-Reinfektion ist nach Heilung möglich. 16% Es existiert eine HIV-Postexpositionsprophylaxe. 65% Das HIV-Übertragungsrisiko sinkt durch eine wirksame Behandlung. 53% HBV-Impfung: es sind mindestens 3 Impfungen nötig 48%

Gezielte Beratung als Kurzintervention zwischen 30% und 80% der StudienteilnehmerInnen haben eine gezielte Kurzberatung erhalten Durchführung der Beratung abhängig von TN-Zahl Konsummuster (Crack-Szene schwierig) Verfügbarkeit von BeraterInnen Verfügbarkeit von Räumlichkeiten Motivation der MitarbeiterInnen

Training der MitarbeiterInnen Großes Interesse der MitarbeiterInnen von niedrigschwelligen Einrichtungen an spezifischem Wissen zu HIV, HBV, HCV Schulungen frontal und face-to-face Trainings Kooperation mit lokalen AIDS-Hilfen, Gesundheitsämtern Regelmäßige gezielte Schulungen von MitarbeiterInnen anbieten!

Annahme des HIV Schnelltest-Angebots % 100 80 60 40 20 0 an 4/4 Tagen angeboten, Koop. mit lokaler AIDS Hilfe, Personal engagiert +++ 46,0 32,0 an 2/4 Tagen angeboten Koop. mit lokaler AIDS Hilfe, Personal engagiert +++ 23,0 Leipzig (n=130) Hanover (n=252) Munich (n=235) an 4/4 Tagen angeboten 2 Studien- Einrichtung en, Crack Szene 18,0 Frankfurt (n=285) an 4/4 Tagen angeboten, Crack Szene 6,0 Hamburg (n=319) Außerhalb der Studienzeiten angeboten 1,3 Cologne (n=322)

Niedrige Inanspruchnahme Testergebnismitteilung und Beratung nach mehreren Tagen/Wochen Terminierte Interventionen Langdauernde Interventionen Hohe Akzeptanz Wissensvermittlung und erhebung durch wahre Aussagen Kurze und gezielte Interventionen (5-10 min) Situationsgebundene Beratung Beratung HIV Schnelltest (gratis, anonym), mit Beratung verknüpft Integrierte und kombinierte Ansätze, angepasst an die lokale Situation

Unsafe use in den letzten 30 Tagen n=1.731 (mit Angabe von i.v. Konsum in den letzten 30 d) Mittlere Zahl erhaltener steriler S/N (IVD, die täglich 2-4x injiziert haben) n % 95% CI 81 Nadeln [71.2-91.3] 64 Spritzen [57.9-71.7] S/N getauscht (erhalten oder weitergegeben) 259 15% [8.5-13.3] Andere Utensilien getauscht (erhalten oder weitergegeben) S/N oder andere Utensilien getauscht (erhalten oder weitergegeben) 635 37% [28.7-32.7] 697 40% [37.7-42.6] 14/22

Haft n=2,077 81% [79.1-82.5] waren bereits inhaftiert* mittlere Haftdauer: 5 J, Median 3,5 J; (1M 30 J) im Mittel 5,6x inhaftiert 30% [27.3-31.7] der jemals Inhaftierten haben in Haft Drogen injiziert 11% [8.2-13.8] der je Inhaftierten mit IVD haben in Haft ihren iv-konsum begonnen 16/21 * Alle Haftarten

Substitution 52% (n=1.011) der Heroin-User sind aktuell in OST 74% (n=1.426) der Heroin-User waren jemals in OST 11

Hepatitis B N=2.077 % 95% CI n HBV positiv (HBsAg/HBV-DNA) 1.2 22 Durchgemachte HBV-Infektion* 11.6 [10.2-12.3] 240 Hepatitis B geimpft 32.3 [30.3-34.3] 671 Keine Immunität/ at risk 42.9 [40.7-44.9] 890 Niedrige Impfprävalenz trotz hoher Anteile an Substituierten/ Inhaftierten! HBV Impfung = Indikationsimpfung! Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut / Stand: August 2013. Epidemiologisches Bulletin. 2013;34/2013(34):314-44. *12.2% (n=254) waren Anti HBc only +

n=1.305 HCV-Therapieerfahrung (IFN basiert) von IVD, die ein positives HCV-Testergebnis berichten 11,8 4,2 16,3 1,8 ja, erfolgreich ja, derzeit in Behandlung ja, einmal ohne Erfolg 20,8 5,9 1 ja, mehrmals ohne Erfolg nein, wollte nicht, weil 6,9 31,3 nein, wurde mir nie angeboten nein (ohne Angabe) nein, Spontanheilung 20/21

Bei Interesse gerne DRUCK-Studien-Newsletter bestellen! Email an Druck-Studie@rki.de

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Diskussion Testung / Beratung in niederschwelligen Drogenhilfeeinrichtungen machbar und gut angenommen HIV-Schnelltest gut angenommen (testit/ andere DRUCK-Studienstädte) (20-40%) Testung und Beratung zu Infektionskrankheiten in die Drogenhilfe

Empfehlungen Kurz-Interventionen niedrigschwellig und bedarfsorientiert! Wissen vermitteln (HCV-Übertragungswege, HBV (Impfung), HIV- Therapie und PEP) Bedarfsorientierte Konsum-Utensilienvergabe (incl. Filter, Pfännchen, Löffel, Wasser) Beratung und HBV-Impfangebot in der niedrigschwelligen Drogenhilfe Beratung und Testung von HIV und HCV in der niedrigschwelligen Drogenhilfe anbieten, Personal entsprechend schulen! Vorbehalte von IVD gegenüber HCV-Therapie abbauen, link zur Therapie schaffen Haft und Substitution besser für den Infektionsschutz nutzen! 17

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Gezielte Beratung als Kurzintervention in der niedrigschwelligen Drogenhilfe 90 80 70 72% 80% 77% 65% 60 50 40 30 20 10 30% 43% 0 Leipzig (n=130) Hanover (n=252) Munich (n=235) Frankfurt (n=285) Hamburg (n=319) Cologne (n=322)

Ort, an dem in den letzten 30 Tagen sterile Spritzen/ Nadeln besorgt wurden 3 2 1 1 0 Automat 33 Apotheke 60 61 138 Kontaktladen beim Fixpunkt-Mobil Drogenberatungsstelle Streetwork Internet bei Freunden /Angehörigen 99 bei anderen Drogengebrauchern bei einem Dealer Anzahl der gegebenen Antworten; Mehrfachantworten möglich 20