(1) Alice Salomon Hochschule Berlin (2) Freie Universität Berlin
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- Erika Hannelore Boer
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1 Die Substitutionstherapie ist ( ) dasselbe wie die Droge Russischsprachige Migranten mit Drogenproblemen und Hepatitis: Barrieren der Inanspruchnahme von Hilfen Gundula Röhnsch (1) & Uwe Flick (2) (1) Alice Salomon Hochschule Berlin (2) Freie Universität Berlin roehnsch@ash-berlin.eu Gefördert vom
2 Unsere Studie: Ausgangssituation Alkohol- und Drogenkonsum auch unter Migranten verbreitet russischsprachige Migranten oft besonders riskante Konsummuster Zielgruppe daher sehr anfällig für chronische Infektionskrankheiten wie Hepatitis C hoher Versorgungsbedarf vom Hilfesystem suboptimal erreicht Was hindert die Migranten daran, (rechtzeitig) Hilfen in Anspruch zu nehmen? Welche Barrieren bestehen aus Sicht von Mitarbeitern des Versorgungssystems?
3 Untersuchungsansatz: Vergleich von zwei Perspektiven Migranten (sucht- und hepatitisbezogenes) Krankheitserleben/-verhalten Risikobewusstsein Hilfesuchverhalten Erfahrungen mit dem Hilfesystem Inanspruchnahmebarrieren Mitarbeiter Wahrnehmung von Klient/innen in Therapie Umgang der Zielgruppe mit Hepatitis Herausforderungen in der Versorgung der Zielgruppe und Zusammenarbeit Versorgungsvorstellungen Inanspruchnahmebarrieren
4 Sample: Migranten Alter (in J.) Männlich Weiblich Total N=33 N=13 N=46 bis älter als Durchschnittsalter: 28,8 Jahre Herkunftsländer: Kasachstan (15); Russland (14); Litauen (8); Lettland (5); Ukraine (3); Deutschland (1) Konsummuster: überwiegend Heroinkonsumenten (i.v.)
5 Barrieren aus Sicht von Migranten Die Substitutionstherapie ist keine Lösung, sie ist dasselbe wie die Droge. Du musst dich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen. Die Substitutionstherapie ist grundsätzlich und rundherum falsch. Die Behörden hier wollen einfach weniger Diebstahlsdelikte. Es ist ihnen scheißegal, was aus den Drogenabhängigen wird, sollen sie verrecken. (Wolodja, 33 Jahre)
6 Barrieren im Verhalten von Kontaktpersonen Ärzte und Therapeuten: aus Sicht der Migranten wenig persönliche Anteilnahme sind nicht erreichbar, wenn die Betroffenen sie subjektiv am stärksten brauchen therapeutische Empfehlungen lebensfremd : Professionelle kennen Drogenkonsum nicht aus eigener Anschauung andere soziale Welt andere Drogenkonsumenten: unterschwellige Verführungen zum erneuten Konsum
7 Strukturelle Barrieren Fehlen einer gültigen Krankenversicherung: Zuwanderer aus neuen EU-Staaten, z. B. Litauen, Lettland implizite Ablehnung der Migranten auch im Hilfesystem (fühlen sich als ohnmächtiges Freiwild ) Angewiesenheit auf individuelle Barmherzigkeit zur Behandlung von Abhängigkeit und Hepatitis oder HIV Hilfesystem undurchschaubar unklar, wer im Fall von Abhängigkeit oder von Hepatitis zuständig
8 Institutionelle Barrieren (Abhängigkeitsbehandlung) Anforderungen im Hilfeprozess als Quelle von Angst und Überforderung Reflexion eigener Befindlichkeiten und Sich Öffnen Müssen im Hilfegeschehen werden abgelehnt (Manipulation, Unterwerfung unter Professionelle) Angst vor mangelnder Diskretion des Therapeuten Thematisierung der Situation in der Herkunftsfamilie durch Therapeuten: Tabubruch mangelnde Passung zwischen Hilfebedarf und - bedürfnissen und verfügbaren Angeboten
9 Institutionelle Barrieren (Hepatitis) Ablehnung der Substitution als Voraussetzung für medikamentöse Behandlung Methadon als die schlimmere Droge und als lancierte Form der Abhängigkeit: Ärztlicher Profit auf Kosten der Patienten Substituierte: hoffnungslose Fälle, denen kein Ausstieg aus der Abhängigkeit mehr zugetraut Verweis auf starke Nebenwirkungen von Methadon Angst vor Nebenwirkungen der Hepatitis-Behandlung sowie vor finanziellen Zuzahlungen
10 Barrieren aus Sicht von Mitarbeitern des Hilfesystems ( ) aber auch z.b. die Eltern sprechen mit den Jugendlichen nicht über diese Gefahr, Hepatitis, HIV-Infektion. Die Eltern denken, das sind Probleme für erfahrene Junkies ( ) nicht für meine Tochter, nicht für meinen Sohn. Vielleicht kann das in 10 Jahren sein. Ich sage immer das umgekehrt, dass immer diese Gefahr groß, wenn diese Kinder keine Erfahrung mit Drogen haben. (Herr Grunow, Sozialarbeiter, Selbsthilfe)
11 Kernaussagen geringes Problembewusstsein für Abhängigkeit und Suchtfolgekrankheiten Stigmatisierung des illegalen Drogenkonsums in den Herkunftsländern: Schamgefühle Verheimlichung keine Hilfesuche inadäquate Erwartungen vieler Migranten: Heilung binnen Kurzem (Werbung in russischen Zeitungen) Erwartung klarer Handlungsanweisungen zur Überwindung der Abhängigkeit Hepatitis: tradierte Unterschätzung von Infektionsrisiken: von Versorgung und Prävention nicht erreicht
12 Fazit: Barrieren aus Sicht von Migranten und Experten Betroffene Fokus auf systemimmanenten Barrieren (Mangel an verlässlichen professionellen Bezugspersonen; Anforderungen im Therapie- und Behandlungsprozess Experten Fokus eher auf verhaltensinternen Barrieren der Migranten und auf mangelnder Passung ins Hilfesystem ausgrenzende Verhaltensmuster/strukturelle Barrieren weniger bewusst (Nicht-Inanspruchnahme als Ergebnis von Interaktionsprozess!) Vorbehalte der Migranten gegenüber Substitutionstherapie kaum reflektiert
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