Forum: Nachhaltige Entsorgung mineralischer Abfälle Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz Hannover, 21.



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Transkript:

Forum: Nachhaltige Entsorgung mineralischer Abfälle Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz Hannover, 21. Mai 2014

Aufbau des Vortrags: Grundsätze einer nachhaltigen Abfallwirtschaft Beispiele für nicht nachhaltige Abfallwirtschaft Bergversatz in Kalibergwerken Haldenabdeckung MVA-Schlacken

Positionen des BUND Recycling und echte, hochwertige Verwertung werden grundsätzlich befürwortet. Verschlechterungsverbote für Böden, Gewässer, die Luft und ihre jeweiligen Ökosysteme beim Einsatz von Ersatzstoffen. Kein Down-cyclingvon Produkten bei Zuschlägen von Ersatzstoffen. Nachhaltige Nutzung von Lagerstätten darf nicht durch Verwertungsmaßnahmen (z.b. Bergversatz) beeinträchtigt werden. Wertstoffreiche Reststoffe sollen in Monodeponien gelagert werden, damit eine künftige Verwertung möglich bleibt. Beim Umbau oder Rückbau von Bauwerken aus Ersatzbaustoffen darf keine stoffliche Vermischung erfolgen. Die vollständig rückgewonnenen Ersatzbaustoffe müssen umweltgerecht wiederverwertet oder entsorgt werden. Verwertungsmaßnahmen dürfen nicht neue Abfallprobleme schaffen oder andere Abfallprobleme verschärfen (z.b. Abdeckung von Kalihalden). Vereinfachung und Zusammenführung des abfall-relevanten Rechts. Missbrauch des Bergrecht bei Abfallentsorgung abstellen.

Notwendig: Systembetrachtungen, insbesondere Post-Lifecycle Betrachtung: Was geschieht mit den verwerteten Stoffen langfristig? Beispiel: MVA-Schlacken bei späterer Straßenerneuerung Wirkungsanalyse: Welche Konsequenzen, Konkurrenzen und Kumulierungseffekte ergeben sich aus der Verwertungsmaßnahme? Beispiele: Konkurrenz verwerteter Fremdabfälle zu bergbaueigenen Abfällen; unkontrollierter Einsatz von Ersatzbaustoffen in der Fläche Abfall-Charakterisierung: - Langzeit-Elutions-Tests unter in situ-bedingungen (z.b. verdünnte Schwefelsäure, gesättigte Salzlösung, etc.) - Zeitliche Veränderungen der Abfall-Eigenschaften berücksichtigen (z.b. Entglasung) - Parameter-Umfang muss abdeckend sein (abfallspezifisch, ortsspezifisch) - Keine Summenparameter bilden (Informationsverlust)

Beispiel 1: Untertageverwertung in Kalibergwerken Verwertete Abfälle: Aschen aus Müll- und Klärschlammverbrennung Kraftwerksaschen Rauchgasreinigungsrückstände verunreinigter Boden und Bauschutt Verunreinigte Bohr-, Kalk- oder Galvanikschlämme etc Bildquelle: K+S

ist doppelte Vernichtung von Rohstoff-Ressourcen! Kammer-Pfeiler-Abbauverfahren: 30 bis 60 % Abbau-Verluste durch stehenbleibende Kalisalz-Pfeiler! Versatz mit Abfällen verhindert Nachgewinnung der Pfeiler. Spätere Rückgewinnung der Versatzstoffe kaum möglich.

ist Konkurrenz zum Versatz Bergbau-eigener Abfälle Halde Wintershall (2014): Hauptbestandteil: Salz (NaCl) Masse: 200.000.000 t Basisfläche: 0,9 km² Haldenwasser: 750.000 m³/a Versalzungspotential für Süßwasser: 485 km³ Kali-Aufbereitungsrückstände werden nicht versetzt, sondern auf Halde geschüttet. Halden ohne (durchgängige) Basisabdichtung. Jährlicher Abtrag durch Niederschläge bis ca. 0,1 Höhenmeter pro Jahr. Standzeit: mehrere tausend Jahre. Versalzungspotential: 2.427 m³ Süßwasser pro Tonne Haldensalz.

Problemlösung: Optimiertes Abbauverfahren Nachhaltige Alternative: 1.Kaliabbau in Langkammern (links), 2.Spülversatz der Abbaue mit Rückstandssalz, 3.Nachgewinnung der Pfeiler, 4.Versatz der neuen Abbaue mit Rückstandssalz und/oder bergbaufremden Abfällen. Forderung: 1.Wiedereinführung der Versatzpflicht. 2.Versatz bergbaufremder Abfälle nur in Steinsalzbergwerken oder in vollständig ausgebeuteten Kali-Abbauen. (Nach Duchrowet al., 1985, 1990 und Gimm, 1968)

Als Bergversatz zu schade! Was wird versetzt? Beispiel Dickstoff-Versatz Unterbreizbach (Bestandteile verwerteter Industrie-Abfälle, nach Hinke, 2005).

Was ist nach Versatzverordnung erlaubt? Und wieso eigentlich? Die bauwürdigen Metall-Gehalte in Primär-Lagerstätten liegen teilweise erheblich unter den erlaubten Gehalten nach Versatzverordnung. Diese Versatzmaterialien sind keine Abfälle, sondern wertvolle Rohstoffe!!

Beispiel 2: Verwertung zur Abdeckung von Kalihalden Verwerteter REKAL-Abfall, Kalihalde Sigmundshall Cr 365 ppm Cu 3.090 ppm Ni 337 ppm Pb 300 ppm Zn 1.000 ppm NaCl 34 %

Abdeckung von Kalihalden ist sinnlos, denn: Abdeckung ist nicht beständig. Vergrößert Abfallvolumen. Erweitert Schadstoffspektrum. Verhindert stoffliches Recycling des Salzes. Verlängert die Versalzungsproblematik. Löst keines der Abfallprobleme. Ist de factoabfallbeseitigung unter Umgehung abfallrechtlicher Bestimmungen.

Beispiel 3: Müllverbrennungsschlacken Akzeptabel (nach Einzelfall-Prüfung!): Verwertung bei dauerhaften Bauwerken: Im Deponiebau Im Einzelfall als Zuschlagstoff in Beton Im Einzelfall als Bergversatz Nicht akzeptabel: Verwertung in der Fläche, insbesondere nicht: Im Tiefbau, speziell Straßen-und Pflasterbau, Landschaftsbau Wasserbau Wohnungsbau Sinnvoll: Konzentrierung der umweltgefährdenden Abfälle und Stoffe. Isolation in Monodeponien zur späteren rohstofflichen Verwertung.

Nur Abfall-Vermeidung ist wirklich nachhaltig! (Bildquelle: picture alliance/ dpa)