Zum Gedenken an. Wilhelm LŸbke. Geboren am 1. September 1915 Gestorben (FŸr tot erklšrt)

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Zum Gedenken an Wilhelm LŸbke Geboren am 1. September 1915 Gestorben (FŸr tot erklšrt) 31.12.1945 Hassan Basaran Benjamin Heeke Nils Hennemann Lydia MŸller Ronald Ostrop Manos Sapion Stefan Tinkloh Florian Wilmes Paul-Gerhardt-Realschule in MŸnster

Wilhelm LŸbke zum Gedenken Wilhelm LŸbke wurde am 1. September 1915 als Sohn von Wilhelm und Anna LŸbke, geb. Steinbach in Berghofen geboren. Seine Familie wohnte in MŸnster in der Ribbergasse 18. Das Haus befand sich in unmittelbarer NŠhe unserer Schule, der Paul Gerhardt Realschule. Allerdings gibt es heute die Ribbergasse nicht mehr, sie ist nach dem 2. Weltkrieg nicht wieder hergestellt worden. Von MŠrz bis Oktober jeden Jahres zog die Familie herum und verdiente sich mit Korbflechtereien den Lebensunterhalt. Wilhelm war der Šlteste Sohn der Familie, au er Franziska waren alle seine Geschwister Franz, Karola, Karl und Theresia jÿnger als er. Wilhelm LŸbke war gelernter Korbmacher, doch manchmal arbeitete er auch als Dachdecker. Ab 1938 bis Kriegsausbruch arbeitete er als Bergmann. In dieser Zeit wechselte er sechsmal seine Wohnung. Seine letzte Wohnung war in Hamm, Rechenstr. 13 zusammen mit seiner Frau und deren Kindern. Mit 23 Jahren heiratete Wilhelm Regina Pohl vor dem Standesamt in MŸnster am 8.12.1938. Sie war 10 Jahre Šlter als ihr Mann und brachte 8 Kinder mit in die Ehe. Vielleicht war dies der Grund, warum Wilhelm auch im Familienkreis nicht von seiner Eheschlie ung gesprochen hat. Nach verschiedenen gemeinsamen Wohnungen in MŸnster, Warendorf und Wilhelmshaven, meldeten sich beide am 25.10.1939 nach Hamm ab. Mit zwei Pferdewagen zogen sie von MŸnster nach Hamm, da unterwegs eins der Pferde verendete, mussten sie den Wagen anstelle des Pferdes ziehen. Ihre neue Heimat in Hamm war die Obdachlosensiedlung. Dort war ein eigens abgetrennter Bereich fÿr ãzigeunerò vorgesehen. Nur sechs Monate blieben Wilhelm LŸbke unter den schwierigen menschenunwÿrdigen LebensverhŠltnissen in Hamm bis er am 18.4. 1940 als erster ãzigeunerò aus dem ãzigeunerlagerò Hamm in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert wurde.

Seine Ehefrau wurde bei Auflšsung des ãzigeunerlagersò Hamm am 11.3.1943 mit ihren Kindern und allen weiteren Bewohnern nach Auschwitz deportiert. Wilhelm galt als DraufgŠnger, er war ein schnell reizbarer junger Mann, was auch Nachbarn auf Grund von lautstarken Auseinandersetzungen mit seinem Vater bestštigten. HŠufig geriet Wilhelm auch wegen seiner ãabstammungò mit dem Gesetz in Konflikt. Dabei entsprach Wilhelm mit seinen blonden Haaren eher den nationalsozialistischen Merkmalen eines ãariersò als denen eines ãzigeunersò. Ob die hšufigen Verhaftungen ein Grund fÿr seine ebenso hšufigen Wohnungswechsel waren, konnten wir leider nicht feststellen. Als GrŸnde fÿr die Verhaftungen wurde genannt, er sei ãzigeunerò oder er habe sich der Wehrpflicht entzogen. Vielen Sinti erging es nšmlich wie seinem Bruder Karl, der obwohl eingezogen, bald unehrenhaft entlassen wurde, da er ein ãzigeunerò war. Von April 1940 bis Januar 1945 verbrachte Wilhelm, bis auf eine kurze unerklšrliche Pause in Berlin, seine Zeit in Konzentrationslagern. Dabei durchlief er die Lager Sachsenhausen, Neuengamme und Buchenwald, die BegrŸndung fÿr seine Inhaftierungen lauteten, wie damals Ÿblich: ãzigeunerò, ãarbeitsscheuò oder ãasozialò. Warum Wilhelm LŸbke am 11. Juni 1943 nach Berlin entlassen wurde, dann aber bereits am 7. September 1943 von der Kripo Dortmund in das Konzentrationslager Mauthausen eingeliefert wurde, bleibt fÿr uns ungeklšrt. Im MŠrz 1944 wurde er dem Konzentrationslager Buchenwald Ÿberstellt. Die letzte Eintragung auf seiner Geldkarte im Konzentrationslager Buchenwald war auf den 24. MŠrz 1945 datiert, also wenige Wochen vor Kriegsende. Wilhelm LŸbke hatte es geschafft fast die gesamte Dauer des 2. Weltkrieges die unmenschlichen Bedingungen in den Konzentrationslagern zu Ÿberstehen. Im Konzentrationslager konnte sein Tod nicht nachgewiesen werden. Er hat Ÿberlebt, ist aber wahrscheinlich kurz nach der Befreiung durch die Amerikaner nach jahrelanger Hungerzeit an zu viel Essen gestorben, da sein Kšrper unter den Strapazen des Lebens im Konzentrationslager zu sehr gelitten hatte. Er war gerade 30 Jahre alt. Am 13. 10. 1958 wurde er fÿr tot erklšrt.

Seine Ehefrau Regina LŸbke wurde mit ihren Kindern mit dem gleichen Deportationstransport wie ihre Schwiegermutter, Anna LŸbke, nach Auschwitz verschleppt. Der Transport erreichte Auschwitz am 13. MŠrz 1943. Anna LŸbke war damals 64 Jahre alt, Regina LŸbke war 38 Jahre alt. Anna LŸbke starb am 18. Oktober 1943 an ãherzschwšche nach FleckfieberÒ, wie der Lagerarzt Dr. Mengele auf der Todesurkunde bestštigte. Regina LŸbke starb am 12. Dezember 1943. Nur zwei ihrer acht Kinder Ÿberlebten Auschwitz. Gisela (geboren am 11. Juli 1924) und Anita, die mit zwei kleinen Kindern nach Auschwitz deportiert wurde. Elisabeth, geboren am 11. Juli 1925, starb am 22. September 1943. Von Hugo konnten keine Lebensdaten ermittelt werden. Ursula, geboren am 7. Januar 1928, starb am 3. Dezember 1943, Gottfried, geboren am 26. Mai 1929, starb am 27. MŠrz 1944. Siegfried, geboren am 18. August 1930, starb am 30. Oktober 1943. Peter, geboren am 18. November 1934, starb im Alter von 9 Jahren am 29. Januar 1944. MŸnster, den 7. MŠrz 2002

Franz LŸbke (senior), seine Frau Anna LŸbke mit ihren Enkelkindern, Franz LŸbke (junior) und seine Frau Irma LŸbke