Der Holzschnitt der Künstlergemeinschaft "Brücke"

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Transkript:

Medien Hannah Gerten Der Holzschnitt der Künstlergemeinschaft "Brücke" Studienarbeit

Inhalt 1 Einleitung... 1 2 Die Anfänge der Brücke Dresden... 2 2.1 Die Gründung der Brücke -Künstlergemeinschaft... 2 3 Das Programm... 3 4 Vorbilder und Anregungen... 5 5 Die Entwicklung der Brücke in den Jahren bis zur Auflösung 1913... 7 5.1 Weiterwirken nach dem Krieg... 10 6 Fazit... 11 7 Literaturverzeichnis... 13 8 Anlagen... 15 8.1 Abbildungsverzeichnis... 15 8.2 Abbildungen... 17

1 Einleitung Der Holzschnitt, vor allem der Flächenholzschnitt in Langholz, wird als die herausragende Leistung der Kunst des deutschen Expressionismus gesehen. 1 So bezeichnete Paul Westheim bereits 1921 den Holzschnitt als die Leidenschaft der jungen Künstlergeneration 2, für Wolf- Dieter Dube ist er die Essenz dessen, was man unter Expressionismus zu verstehen hat. 3 Durch die Vereinfachung und Reduzierung auf elementare Formen sowie eine flächige Farbgebung weist der Holzschnitt der Brücke -Künstlergemeinschaft die Hauptmerkmale des Expressionismus auf. Die Expressionisten wehrten sich gegen die klassische Formensprache der Akademiekunst, weil sie ihnen nicht natürlich und zu realitätsfern erschien. Sie wollten den harten Tatsachen unserer Existenz ins Auge schauen und klarstellen, dass es unaufrichtig und verlogen wäre, immer nur die erfreulichen Seiten des Lebens darzustellen. 4 Der Holzschnitt hatte im 19. Jahrhundert an Bedeutung verloren, weil sich vielseitigere und effektivere Druckverfahren entwickelt hatten. Er wurde zu jener Zeit beinahe ausschließlich für Reproduktions- und Illustrationszwecke verwendet. 5 Ende des 19. Jahrhunderts erfuhr er jedoch mit dem Hauptvertreter Albrecht Dürer eine neue Blütezeit, die durch die Künstler der Brücke - Gemeinschaft fortgeführt wurde. Dube bezeichnet sie aus diesem Grund als die Begründer des neuen Holzschnitts 6, Eberhard Roters nennt sie die Erneuerer des deutschen Holzschnitts 7 Im Folgenden soll zunächst das druckgraphische Oeuvre der Brücke -Künstler vor dem sozialgeschichtlichen Hintergrund beleuchtet werden, um auf ihre Motivwahl und die Art ihres Schaffens Rückschlüsse zu ziehen. Anschließend werden die Holzschnitte der Künstlergruppe in Bezug zu anderen, teilweise als Vorbild dienenden Werken gesetzt sowie analysiert. 1 Vgl. Laermann, Heike: Der expressionistische Holzschnitt bei Ernst Ludwig Kirchner. Studien zu Form und Datierung, Ikonographie und Theorie (1904-1918). Diss. Philosophische Fakultät der Rheinischen Friedrich- Wilhelms-Universität, Bonn 2004. S. 11. 2 Westheim, Paul: Das Holzschnittbuch. Potsdam 1921. S. 5. 3 Dube, Wolf-Dieter: Die Expressionisten. Frankfurt a.m./berlin/wien 1973. S. 27. 4 Gombrich, Ernst H.: Die Geschichte der Kunst. Erweiterte, überarbeitete und neu gestaltete 16. Ausgabe. Berlin 1996. S. 564 f. 5 Vgl. Moeller, Magdalena M. [Hrsg.]: Frühe Druckgraphik der Brücke. Ausst.Kat., München 2005. S. 11. 6 Dube, Wolf-Dieter: Die Expressionisten. Frankfurt a.m./berlin/wien 1973. S. 26. 7 Roters, Eberhard: Beiträge zur Geschichte der Künstlergruppe Brücke in den Jahren 1905-1907. In: Jahrbuch der Berliner Museen, 2. Bd., Berlin 1960. S. 184. 1

2 Die Anfänge der Brücke Dresden 2.1 Die Gründung der Brücke -Künstlergemeinschaft Dresden, die Gründungsstadt der Künstlergemeinschaft Brücke, war um die Jahrhundertwende eine königliche Residenzstadt. Die Bildenden Künste waren durch die offizielle Kulturpolitik stark reglementiert: Es herrschte die sogenannte akademische Dogmatik der Ewig- Nazarener, die vornehmlich religiöse und geschichtliche Kunst schätzten und jegliche Auseinandersetzung mit aktuellen oder sozialkritischen Themen vermieden. 8 Infolgedessen fand sich die Künstlerjugend zu Oppositionen zusammen, die sich gegen die orthodoxen Kunstauffassungen wehrten und eine klare Distanzierung zu der konventionellen Kunst der Zeit suchten. 9 Nennenswerte Künstlervereinigungen waren vor allem die Sezessionen in München (1892 gegründet), Dresden und Berlin (jeweils 1893 gegründet), die neue Sammelstätten gegen die sozio-kulturelle Situation bildeten. 10 Vor diesem Hintergrund schlossen sich vier Architekturstudenten zu einer Künstlergruppe zusammen, die unter dem Namen der Brücke den deutschen Expressionismus entscheidend prägen sollte. Es vereinte sie der Grundgedanke, sich gegen das stagnierende Kunstschaffen in Dresden aufzulehnen und neue Wege der Kunst aufzuzeigen. Gegründet wurde die Künstlergemeinschaft am 07. Juni 1905, ihre Anfänge nahm sie jedoch schon einige Jahre vorher. Die Freundespaare Erich Heckel/Karl Schmidt 11 und Fritz Bleyl/Ernst Ludwig Kirchner lernten sich an der Technischen Universität Dresden kennen, wo sie ein Architekturstudium aufnahmen. Jene vier Studenten werden als Gründungsmitglieder der Brücke - Künstlergemeinschaft bezeichnet. Abgesehen von den von Kirchner besuchten Kursen über den künstlerischen Holzschnitt im Wintersemester 1903/04 an der Technischen Hochschule München und einer nur wenige Monate andauernden Schulung im Landschafts- und Aktzeichnen 12 hatten die jungen Studenten keine Vorkenntnisse in der bildenden Kunst, sie sind also als Autodidakten zu bezeichnen. 13 Wie Kirchner erklärte, sei in den Schulen [...] nur wenig Anregendes zu finden. 14 Bleyl und Kirchner schlossen ihr Architekturstudium 1905 8 Vgl. Aschwanden, Stefan: Künstlergruppe Brücke. Grafik und Handzeichnungen. Ausst.Kat. Werner Coninx- Stiftung, Zürich 1990, S. 10. 9 Wingler, Hans Maria: Die Brücke. Kunst im Aufbruch. Feldafing, Obb.1956, S. 6. 10 Vgl. Jähner, Horst: Künstlergruppe Brücke. S. 7. 11 Karl Schmidt fügte bald nach Beginn des Studiums seinem Namen den seines Geburtsortes Rottluff hinzu. 12 Vgl. Ausst.Kat. Ernst Ludwig Kirchner, 1880-1938. Nationalgalerie Berlin SMPK, Haus der Kunst, München, Museum Ludwig, Köln, Kunsthaus Zürich. 1979/80, S. 48. 13 Vgl. Wingler, Hans Maria: Die Brücke. S. 6. 14 Ernst Ludwig Kirchner. Vgl. Ausst.Kat. Ernst Ludwig Kirchner, 1880-1938. Nationalgalerie Berlin SMPK u.a., S. 48. 2