1 WUNDERHEILUNGEN oder: Macht der Glaube gesund? (Markus 5, 21 43) Predigt am Sonntag, 1. Juli 2007 (vgl. 24.6.2001 und 4.8.2002) Glauben Sie, dass der Glaube gesund macht? Haben Sie schon mal gebetet, dass Gott ein Leid oder ein Gebrechen von Ihnen nehmen möge? Wenn dein Glaube nur so groß wäre wie ein Senfkorn, heißt es, dann könntest du nicht nur Berge versetzen, sondern auch Krankheiten heilen?! In jedem Jahr pilgern 6 ½ Millionen Menschen nach Lourdes, davon etwa 70.000 Kranke sie wollen geheilt werden. Vor einem Monat habe ich im Gottesdienst von einem meiner Uni-Lehrer erzählt. Der war so ein richtiger Wissenschaftler, der an übersinnlichen Hokuspokus (wie er sagte) nicht glaubte. Er beschäftigte sich damals viel mit einer kleinen Kirche in Afrika, der Kimbanguistic church benannt nach dem Profeten Kimbangu. In Afrika gibt es sehr viele christliche Kirchen, die von sogenannten Profeten gegründet wurden. Einmal besuchte er diese Kirche in Kinshasa / Zaire und fing sich (wie er das oft tat) kurz vorher einen Virus ein: er bekam furchtbaren Durchfall. Als er die Kirche besuchte, hatte er keine Zeit, den Profeten zu begrüßen, er musste erst aufs Klo. Als er davon zurück kam, hatten sich bereits ein paar Gemeindemitglieder versammelt, setzten ihn auf einen Stuhl und begannen einen Gottesdienst, in dem sie sangen und um ihn herum tanzten. Er verstand nichts und hoffte, dass alles bald zu Ende sei, damit er sein wissenschaftliches Gespräch führen könne. Am Ende fragte der Profet, wie es ihm ginge: und siehe da, der Durchfall war weg, und er hat auch nie wieder welchen bekommen.
2 Eine Wunderheilung. Es gibt geheimnisvolle Mächte, die wirken können, ohne dass man sie wissenschaftlich fassen kann. Der Profet sagte hinterher, er hätte im Gottesdienst den Heiligen Geist um Heilung gebeten. Es klappt also? Aber nicht immer, das wissen wir alle. Ich kenne Menschen, die sich selbst für sehr gläubig halten, bei denen eine solche Wunderheilung aber nicht geklappt hat. Und sie waren danach nicht nur sehr enttäuscht, sie machten sich auch (versteckte) Vorwürfe: Ich glaube nicht genug! Wenn mein Glaube nur so groß wäre wie ein Senfkorn... aber er ist offenbar nicht so groß! Das kann einen wirklich verzweifeln lassen! Die Sache ist kompliziert, sie ist leider nicht so klar und eindeutig, wie wir es uns manchmal wünschen. Wir Menschen suchen Heilung und nicht nur von Krankheiten. Auch von Begierden, von Sucht, von Einsamkeit, von Dingen, die wir an uns nicht mögen oder die uns belasten und die sich zu Krankheiten ausweiten können: zu Depressionen, seelischen Überlastungen mit körperlichen Folgen. Wir suchen Heilung, wir wollen gesund sein und zwar sowohl körperlich, als auch seelisch! Und was tun wir normalerweise?
3 Wenn uns was fehlt, gehen wir zunächst einmal zum Arzt, na klar. Der repariert den Körper, so gut er kann. Und sie können es ja auch oft ganz gut, die Ärzte. Aber immer mehr Menschen erkennen, dass das nicht reicht. Sie haben eine Sehnsucht danach, nicht nur am Leib, sondern auch an der Seele heil zu sein. Sie suchen daher nach alternativen Heilungsanbietern. Der Markt boomt. Es gibt eine große Menge von Anbietern auf dem Gesundheitsmarkt, und es gibt ein hohes Vertrauen in unkonventionelle Heilungsmethoden von Akupunktur über Ayurveda bis hin zur Bachblütentherapie. Wir möchten heil sein an Leib und Seele. Natürlich, wer will das nicht! In unserer Kirche dagegen spielt Heilung eine eher untergeordnete Rolle jedenfalls in unserer Landeskirche. In manchen Freikirchen ist das anders, und die Kollegen dort berufen sich auf den Auftrag Jesu. Jesus sagt zu seinen Anhängern (z.b. im Lukas-Evangelium, Kapitel 10): Macht es wie ich: Geht hin zu den Menschen, sprecht Ihnen Gottes Frieden zu, heilt die Kranken, die bei ihnen sind, und verkündet ihnen das Evangelium vom Reich Gottes! Wir als Kirche haben also einen Heilungsauftrag und der umschließt die körperliche und die seelische Heilung. Wir sollen heilen und wir sollen selbst Heilung erfahren! Jetzt stellt sich die Frage neu: Geht das, Heilung durch Glauben, durch Gebet oder Handauflegung?
4 Im Predigttext heißt es: Da war eine Frau, die hatte den Blutfluss seit 12 Jahren und hatte viel erlitten von vielen Ärzten und all ihr Gut dafür aufgewandt. Und es hatte ihr nichts geholfen, sondern war noch schlimmer geworden mit ihr. Als die von Jesus hörte, kam sie in der Menge von hinten heran und berührte sein Gewand. Denn sie sagte sich: Wenn ich nur seine Kleider berühren könnte, so würde ich gesund! Und sogleich versiegte die Quelle ihres Blutes, und sie spürte es am Leibe, dass sie von ihrer Plage geheilt war. Und Jesus spürte gleichzeitig an sich selbst, dass eine Kraft von ihm ausgegangen war. Es geht eine Kraft von Jesus aus. Es fließt eine Art Heilungs-Energie. Aber: Lässt sich das nachmachen? Wir sollen ja auch heilen: Können wir durch Berührungen und durch Gebete eine Kraft fließen lassen, vielleicht die Kraft des Heiligen Geistes, und dadurch Menschen heilen? Man hört ja manchmal von solchen Heilungen. Geht es also? Wenn man solche Heilungen nach wissenschaftlichen Kategorien untersucht, dann stellt man fest, dass es so genannte erstaunliche Einzelfälle gibt, in denen es zu Heilungen gekommen ist wie z.b. bei meinem Universitätslehrer, von dem ich erzählt habe. Aber (und das ist jetzt wichtig): Es gibt keine wirksamen Therapien. Die Kraft des Heiligen Geistes steht nicht in unserer Verfügbarkeit.
5 Gebete und Handauflegungen können Heilungsprozesse unterstützen aber es gibt (wissenschaftlich gesehen) keine regelmäßig nachweisbaren und messbaren Wirkungen. Es kann zu Heilungen kommen wie in unserem Predigttext. Aber es gibt (auch) im NT keinerlei Heilungsversprechen. Zu Heilungen kommt es in Ausnahmefällen. Meistens geschehen sie durch Berührungen, durch Handauflegen. Und fast immer sagt Jesus: Dein Glaube hat dich gesund gemacht! Es ist der Glaube, dieses völlige Vertrauen auf Gott, das uns heilen kann. Im Predigttext heißt es (Markus 5, Vers 34): Dein Glaube hat dich gesund gemacht! Und zwei Verse weiter: Fürchte dich nicht, glaube nur! In Kapitel 9 beschreibt Markus die Heilung eines Jungen. Da sagt Jesus in Vers 23: Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt! Und der Vater des Jungen schreit daraufhin: Ich glaube hilf meinem Unglauben! Denn der Vater fragt sich, ob er wohl genug glaubt und deshalb bittet er einfach um Hilfe: Schenke mir Glauben, stärke meinen Glauben! Der Blinde Bartimäus setzt in Kap. 10 des Mk-Evangeliums alles auf eine Karte: Er will einfach nur hin zu Jesus. Jesus heilt ihn und sagt: Dein Glaube hat dir geholfen! Es sind der Glaube und das Vertrauen auf Gott, die Menschen gesund machen.
6 Ich weiß: was immer auch geschehen mag, ich bin geborgen in Gottes Hand! In den USA gibt es eine Langzeituntersuchung des renommierten Gallup-Instituts. Sie besagt: Wer glaubt, ist gesünder. Das lässt sich statistisch nachweisen. 20jährige US-Amerikaner haben (wenn sie einmal wöchentlich einen Gottesdienst besuchen) eine um 6,6 Jahre erhöhte Lebenserwartung gegenüber denen, die keine Gottesdienste besuchen. -- Aber das ist kein Wunder! Denn es liegt daran, dass Gottesdienstbesucher meistens eine gesündere Lebenseinstellung haben; dass sie in Zeiten der Krankheit Hilfe durch die Gemeinde haben; und dass ihnen der Glaube hilft, die seelischen Belastungen besser zu verarbeiten. Wir Christen gehen eben davon aus, dass Gott uns die nötige Kraft schenkt, die wir brauchen. In den USA sprechen Ärzte bei Heilungen nach schweren Operationen von einem Glaubensfaktor, der die Heilungsprozesse verstärkt. Ich habe am Anfang von den Wallfahrten nach Lourdes gesprochen. Jährlich kommen 6 ½ Millionen Pilger dorthin, davon 70.000 Kranke. Es gibt diese Wallfahrten seit 1860. Seitdem wurden 65 Geheilte anerkannt, d.h. ihnen wurde bescheinigt, dass sie durch die Wunderwirkungen von Lourdes geheilt worden sind. Die Wallfahrt stärkt den Glauben, sie hilft, die Krankheit anzunehmen. Deshalb gehen Ängste zurück und Depressionen. Der Glaube ist eine Kraftquelle!
7 Er schon messbar unser Immunsystem und unterstützt dadurch Heilungsprozesse. Aber er ist nicht so etwas wie eine Therapieform für körperliche Krankheiten. Der Glaube gibt uns Kraft. Er macht uns Mut. Und unser Glaube erlaubt es uns, krank zu sein er ermutigt uns aber gleichzeitig, unsere Krankheiten ins Gebet zu nehmen. Es gibt übrigens auch aus Deutschland eine Statistik. Regelmäßige Gottesdienstbesucher sind in West-Deutschland zu 16 % zufriedener mit ihrem Leben als Nicht-Kirchgänger. Und das auch ist kein Wunder! Es liegt sogar sehr nahe. Denn der Glaube ist eine Lebenseinstellung. Heilungen sind möglich aber sie liegen nicht in unserer Hand. Nicht einmal unser Glaube liegt in unserer Hand. Und dennoch können und sollen wir alles dafür tun, um unseren Glauben zu stärken. Das können wir tun! Denn unser Ziel ist doch, dass wir heil sein wollen an Leib und Seele! Wir können unsere Sorgen in Gottes Hand legen, genau wie unsere Schuld. Gott weiß, wie sehr uns Schuld und Sorgen belasten, wie sie uns runterziehen und krank machen können. Und deshalb tut er alles dafür, dass unsere Seele geheilt wird Jesus Christus ist gestorben zur Vergebung unserer Schuld!
8 Ich weiß, dass das nicht leicht zu verstehen ist. Aber es zeigt, dass Gott uns heilen will, und dass er uns wirklich liebt: Wir sind erwünscht, wir sind einzigartig wichtig das sagt Gott, und darauf können wir vertrauen! Deshalb ist es unsere große Chance, immer wieder zu versuchen, Gott näher zu kommen; immer wieder alles dafür zu tun, dass unser Glaube wächst: Ich glaube hilf meinem Unglauben. Denn Glaube heilt und weil ich glaube, erwarte ich auch Wunder! Falls Ihnen das genauso geht, habe ich eine Bitte: Behalten Sie das nicht für sich! Laden Sie Menschen ein zu Gott, damit Glaube wachsen kann! Ich möchte mit Ihnen beten: Heiliger Geist, führe du uns in unserem Leben! Nimm du all das weg, was uns drückt und bedrängt und was uns krank macht in unserem Leben!...