E-Bikes im Strassenverkehr: Forschungsergebnisse und Präventionsempfehlungen aus der Schweiz

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AXAcrashtests DÜBENDORF 2016

Transkript:

E-Bikes im Strassenverkehr: Forschungsergebnisse und Präventionsempfehlungen aus der Schweiz 9. ADAC/BASt-Symposium 11. Oktober 2016, Berlin Stefan Siegrist, Dr. phil. EMBA Stv. Direktor bfu Beratungsstelle für Unfallverhütung Bern, Schweiz, www.bfu.ch s.siegrist@bfu.ch 1

Inhalt 1. Herausforderung E-Bike 2. Studie 1: Wahrnehmungsexperiment 3. Studie 2: Ursachen Alleinunfälle 4. Revidierte Massnahmenempfehlung 2

Verkehrstote pro 1 Million Einwohner Schweiz Deutschland PW-Insassen 12 20 Motorrad 7 7 Fahrrad 4 5 Fussgänger 5 6 Quelle: OECD, IRTAD Herausforderungen: - verletzliche Verkehrsteilnehmer - schwere Verletzungen - Mobilitätsformen / Automatisierung 3

Unfallgeschehen E-Bike 2011 ff: E-Bike-Unfälle werden separat erfasst Seither Zunahme der schweren Unfälle um 2,5 Zunahme widerspiegelt Zunahme des E-Bike-Bestands 2015: 163 Schwerverletzte / 14 Getötete Über 80 % der schweren Personenschäden (schwerverletzt/getötet): über 45-Jährige 4

E-Bike-Verkäufe Jedes 5. in der Schweiz verkaufte Fahrrad ist ein E-Bike (66 000 von 325 000) Jedes 4. verkaufte E-Bike hat Tretunterstützung bis 45 km/h (17 000) 5

Studie 1: bfu Report Nr. 72 Grundlagenwissen Literaturanalyse Unfallgeschehen Unfallanalyse Verhalten der E- Bike-Lenkenden Lenkerbefragung Verhalten der Kollisionsgegner Geschwindigkeits- Einschätzungs- Experiment 9. ADAC/BASt-Symposium Sicher Fahren in Europa, Stefan Siegrist bfu 11. Oktober 2016-FBP 6

Projektaufbau Grundlagenwissen Literaturanalyse Unfallgeschehen Unfallanalyse Verhalten der E- Bike-Lenkenden Lenkerbefragung Verhalten der Kollisionsgegner Geschwindigkeits- Einschätzungs- Experiment 9. ADAC/BASt-Symposium Sicher Fahren in Europa, Stefan Siegrist bfu 11. Oktober 2016-FBP 7

Literaturanalyse: E-Bike Häufigster Unfalltyp: Alleinunfall Kataloge möglicher technischer Probleme (theoriebasiert) 9. ADAC/BASt-Symposium Sicher Fahren in Europa, Stefan Siegrist bfu 11. Oktober 2016-FBP 8

Literaturanalyse: Vergleich E-Bike Fahrrad Unfallhäufigkeit: ähnlich Verletzungsschwere Verunfallter: ähnlich 9. ADAC/BASt-Symposium Sicher Fahren in Europa, Stefan Siegrist bfu 11. Oktober 2016-FBP 9

Literaturanalyse: Vergleich E-Bike Fahrrad Geschwindigkeiten: + 1-4 km/h (6-23%) Variation der Geschwindigkeiten: höher 9. ADAC/BASt-Symposium Sicher Fahren in Europa, Stefan Siegrist bfu 11. Oktober 2016-FBP 10

Literaturanalyse: Vergleich E-Bike Fahrrad Anteil Distanzen mit hoher Geschwindigkeit: höher Fehleinschätzungen anderer Verkehrsteilnehmer: höher 9. ADAC/BASt-Symposium Sicher Fahren in Europa, Stefan Siegrist bfu 11. Oktober 2016-FBP 11

Projektaufbau Grundlagenwissen Literaturanalyse Unfallgeschehen Unfallanalyse Verhalten der E- Bike-Lenkenden Lenkerbefragung Verhalten der Kollisionsgegner Geschwindigkeits- Einschätzungs- Experiment 9. ADAC/BASt-Symposium Sicher Fahren in Europa, Stefan Siegrist bfu 11. Oktober 2016-FBP 12

Unfallanalyse Schweiz: Unfallfolgen nach Tretfahrzeugtyp, 2011-2015 Fahrradfahrer E-Bike-Fahrer 73% 27% 68% 32% Schnelle E-Bikes Fahrradfahrer Langsame E-Bikes 70% 30% 73% 27% 67% 33% Schwere Personenschäden Leichtverletzte 13

0-4 5-9 10-14 15-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-69 70-74 75-79 80-84 85-89 90+ bfu Beratungsstelle für Unfallverhütung Unfallanalyse Schweiz: Schwere Personenschäden nach Alter und E-Bike-Typ*, 2011-2015 * n kleiner, da nicht alle E-Bikes identifizierbar sind 80 60 40 20 0 38 44 26 30 27 13 0 1 3 6 9 7 8 8 10 12 0 0 1 1 2 2 65 63 56 47 39 29 16 12 6 8 4 1 4 0 1 1 Langsame E-Bikes Schnelle E-Bikes 14

0 4 5-9 10-14 15-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-69 70-74 75-79 80-84 85-89 90+ bfu Beratungsstelle für Unfallverhütung Unfallanalyse Schweiz: Schwere Personenschäden bei E-Bike- Lenkern nach Geschlecht und Alter, 2011-2015 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 33 27 39 48 40 21 16 14 4 41 44 32 7 10 22 24 29 30 26 25 4 1 2 7 5 9 13 2 5 4 3 6 5 Männlich Weiblich 15

0-4 5-9 10-14 15-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-69 70-74 75-79 80-84 85-89 90+ bfu Beratungsstelle für Unfallverhütung Unfallanalyse Schweiz: Schwere Personenschäden bei Radfahrern nach Geschlecht und Alter, 2011-2015 500 400 300 200 100 0 129 157 80 123 111 111 79 72 79 74 62 54 80 160 135 118 177 207 215 281 312 288 252 39 203 201 18 171 37 109 2 56 62 6 1 25 8 Männlich Weiblich 16

Unfallanalyse Schweiz, schwere Personenschäden nach Tretfahrzeugtyp und Unfalltyp, Ø 2011-2015 Schnelle E-Bikes 46% 45% 9% Langsame E-Bikes 46% 52% 2% Fahrrad 58% 38% 5% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Kollision (auch nach Schleudern) Alleinunfall Andere 17

Unfallanalyse Schweiz, Verteilung der Verursacher von Kollisionen mit schweren Personenschäden, Ø 2011-2015 E-Bike Fahrrad 24% 37% 5% 61% 10% E-Bike-Fahrer alleiniger Verursacher E-Bike-Fahrer Hauptverursacher, Kollisionsgegner Mitverursacher Kollisionsgegner Hauptverursacher, E-Bike-Fahrer Mitverursacher Kollisionsgegner alleiniger Verursacher 51% 8% 4% Radfahrer alleiniger Verursacher Radfahrer Hauptverursacher, Kollisionsgegner Mitverursacher Kollisionsgegner Hauptverursacher, Radfahrer Mitverursacher Kollisionsgegner alleiniger Verursacher 9. ADAC/BASt-Symposium Sicher Fahren in Europa, Stefan Siegrist bfu 11. Oktober 2016-FBP 18

Unfallanalyse Schweiz: Verteilung der Hauptursachen bei schweren Schleuder-/ Selbstunfällen von E-Bike-Fahrern nach Fahrzeugtyp, Ø 2011 2015 Langsame E-Bikes Schnelle E-Bikes 32% 2% 21% 28% 2% 17% 13% 15% 17% 21% 11% 21% Vortrittsmissachtung Geschwindigkeit Fahrzeugbedienung Unaufmerksamkeit und Ablenkung Alkohol Andere 19

Unfallanalyse Schweiz: Entwicklung der schweren Personenschäden bei E-Bike-Fahrern nach Alter, 2011-2015 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2011 2012 2013 2014 2015 0 17 18 24 25 44 45 64 65+ 9. ADAC/BASt-Symposium Sicher Fahren in Europa, Stefan Siegrist bfu 11. Oktober 2016-FBP 20

Unfallanalyse Schweiz: Schwere Personenschäden und Letalität bei E-Bike-Fahrern nach Alter Alter Schwerverletzte Getötete Letalität Ø 2015 Ø 2011 2014 2015 Ø 2011 2014 2011 2015 0 17 2 1 0 0 0 18 24 5 3 1 0 145 25 44 22 16 1 0 25 45 64 79 51 2 1 62 65+ 55 31 10 4 503 Tot al 163 101 14 5 178 9. ADAC/BASt-Symposium Sicher Fahren in Europa, Stefan Siegrist bfu 11. Oktober 2016-FBP 21

Unfallanalyse Schweiz: Kollisionen mit verunfalltem E-Biker nach Unfalltyp und Hauptverursacher, Ø 2011-2015 73% 99% N=112 N=246 9. ADAC/BASt-Symposium Sicher Fahren in Europa, Stefan Siegrist bfu 11. Oktober 2016-FBP 22

Hypothesen E-Bike-Lenker verkennen den Risikofaktor «Geschwindigkeit» und fahren zu wenig defensiv Lenkerbefragung: Psychologische Prädiktoren für Fahrverhalten? Deskriptive Statistiken (Wissen über Gesetze, Helmtragquote, etc.) Andere Verkehrsteilnehmer unterschätzen die Geschwindigkeit von E-Bikes Experiment: Unterschätzen PW-Lenker Geschwindigkeit von einspurigen Fahrzeugen? Fehleinschätzung bei E-Bikes ausgeprägter? 9. ADAC/BASt-Symposium Sicher Fahren in Europa, Stefan Siegrist bfu 11. Oktober 2016-FBP 23

Projektaufbau Grundlagenwissen Literaturanalyse Unfallgeschehen Unfallanalyse Verhalten der E-Bike- Lenkenden Lenkerbefragung Verhalten der Kollisionsgegner Geschwindigkeits- Einschätzungs- Experiment 9. ADAC/BASt-Symposium Sicher Fahren in Europa, Stefan Siegrist bfu 11. Oktober 2016-FBP 24

Lenkerbefragung Grundlagen Postalisch (Lenker schnelle E-Bikes) Psychologische Prädiktoren für Fahrverhalten Wissen über Gesetze, Gefahren, etc. Stichprobe Anzahl Teilnehmer: 2158 Durchschnittsalter: 50 Jahre (SD = 11.4; min. = 14 ; max. = 87) Geschlecht: 50,3 % Männer; 49,7 % Frauen Durchschnittliche Fahrerfahrung: 37 Monate (SD = 33; min. = 1) 25

Lenkerbefragung Ergebnisse (Auswahl) Sind Sie in der Zeit vor Ihrer E-Bike-Nutzung Fahrrad gefahren? 61% 30% 10% 0% 20% 40% 60% 80% 100% 26

Lenkerbefragung Ergebnisse (Auswahl)) Unterschätzen Verkehrsteilnehmer die Geschwindigkeit von E-Bike- 3% Lenkenden? 34% 62% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Haben E-Bikes einen längeren Anhalteweg/Bremsweg im Vergleich zu Fahrradfahrenden? 27

Fazit Lenkerbefragung Mehrheit ist sich den Gefahren des E-Bikes bewusst - Geschwindigkeit - Bremsweg - gefährlicher als Velofahren Ausgeprägtes Bewusstsein für Unterschätzung der Geschwindigkeit durch andere Verkehrsteilnehmer Risiko für Selbstunfälle eher unterschätzt Ältere und ungeübtere Personen sowie Frauen fahren nach eigener Angabe vorsichtiger 28

Projektaufbau Grundlagenwissen Literaturanalyse Unfallgeschehen Unfallanalyse Verhalten der E-Bike- Lenkenden Lenkerbefragung Verhalten der Kollisionsgegner Geschwindigkeits- Einschätzungs- Experiment 9. ADAC/BASt-Symposium Sicher Fahren in Europa, Stefan Siegrist bfu 11. Oktober 2016-FBP 29

Experiment Vorgehen 30

Experiment - Vorgehen Probanden am Fahrbahnrand schätzen die Geschwindigkeit von einspurigen Fahrzeugen ein, die sich von links nähern. Fahrzeuge Fahrzeuglenker (Schauspieler) Gefahrene Geschwindigkeiten Probanden Alltagsfahrrad Rennrad E-Bike (schnell) E-Bike (langsam) Elektroroller Frau ü 50 Mann ü 50 Frau u 30 Mann u 30 15 km/h 30 km/h 40 km/h 12 Gruppen à je 8 Probanden Jede Gruppe beurteilte 26 Kombinationen 52 Kombinationen 31

Experiment Vorgehen 32

Experiment Vorgehen 33

Experiment Vorgehen 34

Experiment - Analyse Untersuchte Einflussfaktoren auf die Geschwindigkeitsschätzung Alter und Geschlecht der Lenker Fahrzeugtyp Geschwindigkeit Alter & Geschlecht der Probanden Häufigkeit und Art der Verkehrsteilnahme Brille im Strassenverkehr bzw. während Experiment Messgrösse für Geschwindigkeitsschätzung Fehlerzeit 35

Experiment - Ergebnisse Geschwindigkeit von allen Tretfahrzeugen wird unterschätzt Absolut Relativ im Vergleich zu Elektroroller Fahrrad und E-Bike werden gleich stark unterschätzt Bei 25 km/h und 40 km/h wird stärker unterschätzt als bei 15 km/h Frauen unterschätzen die Geschwindigkeit stärker als Männer Alter: eher irrelevant Sitzposition: In höherer und leicht zurückversetzter Position wird stärker unterschätzt als in tiefer, vorderen Position 36

Sensibilisierung: richtige Botschaft? 37

Wichtigste Ergebnisse im Überblick Zielgruppe E-Bike-Fahrer, 45 Jahre und älter, Fokus Alleinunfälle: Botschaft: Ein E-Bike zu beherrschen ist nicht einfach, man muss es lernen. Zielgruppe Autofahrer, alle Altersgruppen, Fokus Kollisionen an Kreuzungs- und Einbiegesituationen, Unterschätzen der Geschwindigkeit Botschaft: Fahr langsam und rechne mit E-Bikes, sie sind schneller da als du denkst. Zielgruppe E-Bike-Fahrer, alle Altersgruppen, Fokus Kollisionen an Kreuzungs- und Einbiegesituationen, Unterschätzen der Geschwindigkeit durch Kollisionsgegner Botschaft: Lass dich nicht abschiessen. 38

Studie Alleinunfälle bei E-Bikenden: Ausgangslage und Ziele Ausgangslage: Alleinunfälle bei E-Bikenden häufigster Unfalltyp (55 % der E-Bike- Unfälle in den amtlichen Daten) Hohe Dunkelziffer zu erwarten Wenig bekannt über Hergänge und Ursachen von Alleinunfällen Ziel: Erarbeiten von Wissen über Hergänge und Ursachen von Alleinunfällen bei E-Bikenden Ableitung von Massnahmen und Handlungsempfehlungen zur Prävention solcher Unfälle 39

Studie Alleinunfälle bei E-Bikenden: Methoden Literaturrecherche Analyse bestehender Datenquellen Strassenverkehrsunfallstatistik SVU, Unfallskizzen Lenkerbefragung Fragebogen online und schriftlich Dissemination bfu-report und Artikel in wissenschaftlicher Zeitschrift 40

Studie Alleinunfälle bei E-Bikenden: Lenkerbefragung 41

Studie Alleinunfälle bei E-Bikenden: Inhalt Fragebogen Verunfallte Schilderung Unfall Rahmenbedingungen und Hergang Auslösende Faktoren Allgemeine Fragen zur E-Bike-Nutzung Soziodemographische Faktoren Nicht Verunfallte Zusätzliche Fragen zur E-Bike-Nutzung 9. ADAC/BASt-Symposium Sicher Fahren in Europa, Stefan Siegrist bfu 11. Oktober 2016-FBP 42

Studie Alleinunfälle bei E-Bikenden: Weitere Schritte 2016: Befragung (schriftliche und Online) 2017 Datenanalyse Veröffentlichung bfu-report Wissenschaftlicher Artikel in Fachzeitschrift Projektende: Dezember 2017 43

Massnahmen Education Engineering Enforcement Economy Research Fahrkurse für Neueinsteiger ohne Vorerfahrung mit Velo Fahren mit Licht am Tag Sensibilisierungskampagnen Fahrausbildung PW verkehrstechnische Normen anpassen Helme mit höherer Schutzwirkung Verbrauchertests Helme Monitoring (Unfallgeschehen, Exposition, etc.) Wir machen Menschen sicher 1. Januar 2016-ABT 44

Weitere Informationen in folgenden bfu-publikationen bfu-report 72, E-Bikes im Strassenverkehr Sicherheitsanalyse (Art. 2.258.01 bfu-shop) SINUS-Report 2015 Sicherheitsniveau und Unfallgeschehen im Strassenverkehr 2014 (Art. 2269.01 bfu-shop) SINUS-Report 2016 Sicherheitsniveau und Unfallgeschehen im Strassenverkehr 2014 erscheint am 25.10.2016 45