Ohne Thorarolle wäre eine Synagoge schließlich auch nicht denkbar. Sie gehört zum jüdischen Gebetshaus wie ein Kreuz zur Kirche.

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Aufbruch Bibel: Die Thora Vom 25. November bis einen Tag vor Heiligabend informierte der Stern im Jahr 2010 fünfmal hintereinander über die Heiligen Schriften der Religionen. Die fünfteilige Serie startete mit dem Koran und endete mit dem Hinduismus. Der zweite Teil der Serie war der Heiligen Schrift der Juden gewidmet. Die Thora als Heilige Schrift der Juden herauszustellen, ist sicherlich nicht falsch, aber eben auch nicht wirklich richtig. Dabei entspricht die Einschätzung des Stern sicherlich der gefühlten Wahrnehmung, dass sich die Juden vor allen Dingen über die fünf Bücher Mose die Thora definieren. Stern Nr. 49 vom 2.12.2010 Ohne Thorarolle wäre eine Synagoge schließlich auch nicht denkbar. Sie gehört zum jüdischen Gebetshaus wie ein Kreuz zur Kirche. Stern Nr. 49 vom 2.12.2010, Seite 72-73

Eine für den öffentlichen Gottesdienstgebrauch vorgesehene Thorarolle wird grundsätzlich per Hand geschrieben. Bei guter Aufbewahrung kann eine Thorarolle mehrere hundert Jahre rituell brauchbar bleiben. Thorarollen, die unbrauchbar geworden sind, werden nicht einfach weggeworfen, sondern in einem besonderen Raum - der Genisa - aufbewahrt oder auf einem jüdischen Friedhof begraben. siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/tora Allerdings besteht die Heilige Schrift der Juden nun doch aus erheblich mehr Büchern, als nur den fünf Büchern Mose der Thora. Sie ist mit unserem alten Testament deckungsgleich, auch wenn sich die Anordnung und die Anzahl der Bücher deutlich von unserem Alten Testament unterscheidet. Grundlage für die Hebräische Bibel und auch für unser Altes Testament ist der Codex Leningradensis aus dem Jahr 1.008 nach Christus. Es gibt zwar erheblich ältere Funde, zum Beispiel das Papyrus Nash und Teile von Jesaja aus Qumran, die aus dem 2. Jahrhundert vor Christus stammen. Der Codex Leningradensis ist aber die älteste bislang bekannte vollständige Handschrift der hebräischen Bibel in der Originalsprache. Man besitzt keine älteren Handschriften, weil bei den jüdischen Rabbinern alle abgenutzten Rollen beerdigt werden mussten. Man nennt den Text der bis heute erhaltenen Handschriften auch den masoretischen Text, weil die Rabbiner, die im 1. Jahrtausend nach Christus mit dem Abschreiben und Überwachen des Bibeltextes beschäftigt waren, im Hebräischen Masoreten (Überlieferer) genannt wurden. Der Schreiber des Codex Leningradensis, Samuel ben Jakob gibt selbst an, von durch Aaron ben Mosche ben Ascher korrigierten Büchern abgeschrieben zu haben. Wahrscheinlich wurde das Manuskript in Kairo geschrieben und später an eine in Damaskus lebende Person verkauft. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts befindet sich das Original in Sankt Petersburg in der Russischen Nationalbibliothek. http://de.wikipedia.org/wiki/codex_leningradensis Die Juden nennen ihre Heilige Schrift Tanach. Unter diesem Begriff ist auch der komplette hebräische Text im Internet abrufbar, der zugleich deckungsgleich mit dem bekannten Codex ist. Der Tanach besteht aus den Anfangsbuchstaben der drei Hauptteile der Hebräischen Bibel: Taw ( ת ) = Thora = Gesetz Nun ( נ ) = Nebiim = Propheten Kaph ( כ ) = Ketubim = Schriften

Diese Dreiteilung der hebräischen Bibel war zur Zeit Jesu bereits gang und gebe. So weist er seine Jünger darauf hin, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über ihn geschrieben steht (Lukas 24, Vers 44). In einer Auseinandersetzung mit den Pharisäern, macht Jesus darauf aufmerksam, dass das vergossene Blut der Propheten von Abel bis Secharja (Matthäus 23, Vers 35 und Lukas 11, Vers 51) gerächt werden wird. Mit diesen beiden Namen bezieht sich Jesus auf den kompletten Text des Tanach der hebräischen Bibel vom ersten Buch Mose (Kapitel 4, Vers 1 bis Vers 16) bis zum 2. Buch der Chronik (Kapitel 24, Vers 20 bis Vers 24), dem Ende der hebräischen Bibel. In der hebräischen Bibel werden die Doppelwerke Samuel, Könige, Chronik und Esra/Nehemia jeweils als ein Buch angesehen. Ebenfalls werden die so genannten kleinen Propheten, die am Ende unseres Alten Testaments zu finden sind, in einem Buch zusammengefasst. So kommt die hebräische Bibel auf 24 statt wie unser Altes Testament auf 39 Bücher. Die Kids aus dem BU hätten an der hebräischen Einteilung sicherlich ihre helle Freude. Thora (Weisung / Gesetz / Lehre): 1. bis 5. Mose Nebiim (Propheten): Vordere / frühere Propheten Hintere / spätere Propheten Ketubim (Schriften): Lehrbücher Rollen Geschichtsbücher Josua Richter Samuel Könige Jesaja Jeremia Ezechiel 12-Propheten-Buch Psalmen Ijob Sprüche Rut Hohelied Kohelet (Prediger) Klagelieder Ester Daniel Esra / Nehemia Chronik Erstaunlich ist auch die Zuordnung der Bücher in der hebräischen Bibel. So werden die Bücher Josua bis Könige zu den Propheten gezählt, während wir Daniel bei den Schriften finden. Ursprünglich wurde der hebräische Text des Alten Testaments ohne Vokale also ohne A, Ä, E, I, O, Ö, U, Ü (im Deutschen) - geschrieben. Dies führte dann zu seltsamen Stilblüten, wie bei dieser Statue von Mose. Die Skulptur von Michelangelo, eine Darstellung des Mose mit Hörnern, geht auf die Übersetzung des hebräischen Verbs qāran in der Vulgata mit gehörnt (cornuta), statt strahlend (coronata)

zurück. Auch der persönlichste Gottesname Jahwe wurde anfänglich nur mit den vier Buchstaben JHWH (Tetragramm = Vierfachzeichen) wiedergegeben. Daraus entstand z. B. der Name Jehova, nachdem sich die Zeugen Jehovas nennen. Heute weiß man, dass diese Wiedergabe des Gottesnamens falsch ist, und dass Gott, der sich Mose mit diesem Namen vorstellte, Jahwe heißt. Erst um 900 n.chr. wurde der Konsonantentext vollständig mit Vokalen versehen. Der Konsonantentext galt als heilig und an ihm durfte unter keinen Umständen etwas geändert werden. Die Rabbiner hatten Register aller Buchstaben, Silben, Wörter und Zeilen des AT, außerdem gab es eine bestimmte Gruppe von Männern, deren einzige Aufgabe es war, die Heiligen Schriften mit größter Sorgfalt zu bewahren und zu kopieren. So lässt sich übrigens auch erklären, weshalb es bei dem berühmten Qumranfund aus dem Jahr 1949 keine wirklichen Abweichungen zwischen dem dort aus dem Jahr 200 vor Christus gefundenen Buch Jesaja und dem fast 1.200 Jahre älteren Codex Leningradsenis gab. Der evangelische Theologe und Professor Rudolf Kittel (1853 1929) brachte 1906 erstmals eine wissenschaftliche Ausgabe der Hebräischen Bibel heraus. Die heutige Deutsche Bibelgesellschaft in Stuttgart übernahm 1925 dieses Werk. Bis heute bewahrt die mittlerweile mehrfach überarbeitete Biblia Hebraica den Namen Rudolf Kittel. Bis heute ist sie die einzige vollständige wissenschaftliche Ausgabe des Codex Leningradensis. Sie ist weltweit in Gebrauch und wird in allen Konfessionen als überaus zuverlässige Ausgabe des hebräischen Bibeltextes geschätzt. Sie bildet die Grundlage sowohl bei der Ausbildung von Pfarrern als auch für alle seriösen Bibelübersetzungen. http://www.bibelwissenschaft.de/start/wiss-bibelausgaben/biblia-hebraica/ Sein Sohn Gerhard Kittel (1888 1948) war Professor für Neues Testament und gab das bis heute von Pfarrern und Theologen geschätzte 10bändige Wörterbuch zum Neuen Testament heraus. Seinem Vater verdanken wir die wissenschaftliche Hebräische Bibel, und sein Sohn machte mit den Nazis gemeinsame Sache. Kein deutscher Universitätstheologe stand der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie so nahe wie Kittel. Gerhard Kittel hat in seiner Stellung als Wissenschaftler durch Vorträge, Publikationen und durch Gutachten über jüdische Volksgruppen für das Reichssicherheitshauptamt aktiv und bewusst an der von ihm selbst propagierten endgültigen Lösung der Judenfrage in Europa mitgearbeitet. http://de.wikipedia.org/wiki/gerhard_kittel

Erschreckend nicht wahr? Der Vater engagiert sich für die hebräische Bibel und sein Sohn ist aktiv an der Ausrottung des Volkes beteiligt, dem Gott dieses Wort gab. Die einzelnen fünf Bücher der Thora werden in der hebräischen Bibel jeweils nach den Anfangsworten der Bücher bezeichnet: Bereschit ( בּ ר אשׁ ית ) (Im Anfang schuf...) Genesis (Ursprung) Schemot ( ש מוֹת ) (Dies sind die Namen...) Exodus (Auszug) Wajikra ( ו יּ ק ר א ) (Und es rief JHWH...) Levitikus (Gesetz) Bemidbar ( בּ מּ ד בּ ר ) (Und es redete JHWH in der Wüste...) Numeri (Zahlen) Devarim ( דּ ב ר ים ) (Dies sind die Worte...) Deuteronomium (Zweites Gesetz) Weil die Juden die Thora in der Synagoge in einem Behälter aufbewahrten, nannten die Kirchenväter die fünf Bücher Mose auch Pentateuch : Fünfrollen-Behälter. Als Verfasser dieser fünf Bücher wird Mose angegeben. Innerhalb der heutigen Theologie wird dies vehement abgestritten. Hauptargument ist bis heute der unterschiedliche Gebrauch der Gottesnamen, denen man dann entsprechend einzelne Quellen zuordnet. Diese Hypothese ist mittlerweile aber am Bröckeln. Die Endfassung wird von der Historisch-Kritischen Forschung weit nach hinten auf das Jahr 400 vor Christus geschoben. Nachdem, was wir von Mose und aus anderen Quellen der damaligen Zeit wissen, wuchs er als Sohn des Pharaos auf mit einer entsprechenden Ausbildung. Mehrfach wird in diesen fünf Büchern davon berichtet, dass Mose etwas aufschrieb (2. Mose 34, 27 28; 4. Mose 6, 6-9; 5. Mose 31, 9). 1975 entdeckte ein Team italienischer Archäologen in Tell Mardikh (Syrien) das Archiv der Stadt Ebla mit rund 20.000 Keilschrift-Tontafeln aus der Zeit zwischen 2.500 und 2.000 v.chr., also aus der Zeit vor Abraham. Diese Tafeln deuten auf die enge Beziehung der Stadt zum südlichen Mesopotamien hin, wo die Keilschrift entwickelt wurde. Die Tafeln enthielten auch Vokabellisten, die ihre Übersetzung ermöglichten. Dieser Fund bescheinigt außerdem, dass das Schreiben schon lange vor Mose eine wichtige Rolle gespielt haben muss. Die einzelnen Bücher der Thora berichten über unterschiedlich lange Zeiträume. Das erste Buch beginnt bei der Schöpfung der Welt und endet mit dem Tod Josefs. Im zweiten Buch wird vor allem der Auszug aus Ägypten berichtet und der Bund Gottes mit seinem Volk am Sinai. Das dritte Buch ist eher ein Einschub und eine Ergänzung der Gesetzestexte. Das vierte Buch knüpft an das Ende des zweiten Buches an und erzählt die 40jährige Wüstenwanderung. Danach wird im fünften Buch wesentliches aus dem Gesetz wiederholt, Josua als Führer eingesetzt und von Moses Tod im Alter von 120 Jahren berichtet.

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Erstaunlicher ist aber noch die Aussage Jesu (Matthäus 5, 17 18) zur Thora und den Geboten. Er wollte davon nichts auflösen, sondern es erfüllen. Nicht einmal der kleinste Buchstabe der Thora das Jota ist für Jesus nebensächlich. Alles bleibt in Kraft bis er wiederkommt in Macht und Herrlichkeit. An Jesus haben wir also Maß zu nehmen, wie wir mit den 613 Vorschriften umzugehen haben. Er hat sie erfüllt und uns in der Bergpredigt gesagt, wie sie nach Gottes Ansicht zu verstehen sind. Die fünf Stichworte nach Ernst Aebi fassen den Inhalt der einzelnen fünf Bücher nochmals gut zusammen: - Schöpfung - Erlösung - Heiligkeit - Wüstenwanderung - Gehorsam Ernst Aebi, Kurze Einführung in die Bibel, Seite 15-34 Diese Bücher machen deutlich, dass die Initiative immer von Gott ausging. Er hat uns ins Leben gerufen. Er hat Abraham berufen und einem unscheinbaren Volk Israel als erstes sein heiliges Wort anvertraut und Geschichte mit Menschen geschrieben, die Mose im Rückblick als störrisch und ohne Verstand bezeichnet (5. Mose 32, Vers 28 bis Vers 29). Damit wird gleich am Anfang der Bibel Gottes Gnade sichtbar, die ein widerspenstiges Volk dennoch leben lässt und von der wir letztlich alle leben. Denn so wie Israel immer wieder seinen Kopf durchsetzen wollte, machen wir es doch auch, oder? Wo wären wir ohne seine Gnade? Wo wären wir ohne Jesus und sein Erbarmen?