MIRO-info 9/2005 Ein Exclusiv-Service für die Unternehmen der Mitgliedsverbände sowie die Direktmitglieder von MIRO MIRO Das Kompetenzzentrum für Kies/Sand und Naturstein MIRO-Geschäftsstelle Juli 2005
2 MIRO - Das Kompetenzzentrum für Kies/Sand und Naturstein Ulrich Hahn Das Jahr 2005 wird bei einigen Steine- und Erden-Verbänden tiefe Spuren hinterlassen. Der Umstrukturierungsprozess im Steine- und Erden-Bereich ist zwar noch nicht zu Ende, zumindest in der Gesteinsindustrie konnten wir jedoch die langjährigen Bemühungen zu einem erfolgreichen Abschluss bringen. Zur Erinnerung: 2004 konnten wir auf eine 10-jährige erfolgreiche Zusammenarbeit von Naturstein- und Kalkindustrie zurückblicken. Am 1. Juli 1994 trat der Vertrag über die Arbeitsgemeinschaft Naturstein (AGN) in Kraft. Vorausgegangen waren lange vorbereitende Gespräche in einem Lenkungskreis aus Vertretern der beiden beteiligten Verbände, des Bundesverbandes Naturstein-Industrie e.v. (BVNI) und des Bundesverbandes der Deutschen Kalkindustrie e.v. (BVK). Schon kurze Zeit nach Gründung der AGN wurde gegen starke Widerstände von außen die Zusammenführung beider Verbände in einem Haus in Köln beschlossen. Aus den Erfahrungen der politischen und technischen Lobbyarbeit wurde rasch klar, dass eine Arbeitsgemeinschaft wie die AGN nicht denselben Stellenwert und Anspruch nach außen hat wie ein Verband. Auch die Mitglieder von BVK und BVNI erkannten sich in einer Arbeitsgemeinschaft nicht richtig wieder. Der Schritt zur Gründung des Deutschen Gesteinsverbandes e.v. (DGV) als Nachfolger der AGN war deshalb folgerichtig. Dieser Verband nahm seine Arbeit am 01.01.2001 auf. Die neue Organisationsform machte dem Außenstehenden bereits deutlich: Es gibt nur einen Ansprechpartner für Gesteinsfragen, den DGV. Im Frühjahr 2005 wurde jetzt ein weiterer Meilenstein gesetzt. Vier starke Landesverbände der Kies-/Sand-Industrie, und zwar die Fachabteilung Sand- und Kiesindustrie im Bayerischen Industrieverband Steine und Erden e.v., München, Fachabteilung Kies und Sand Hessen/Rheinland-Pfalz im Industrieverband Steine und Erden e.v., Neustadt/Weinstraße, Fachgruppe Sand und Kies im Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e.v., Ostfildern sowie die Fachgruppe Gesteinsbaustoffe im Unternehmerverband Mineralische Baustoffe e.v., Berlin/ Dresden/Nordhausen entschieden sich für einen Neuanfang. In intensiven Gesprächen fand man zusammen und beschloss, für die gemeinsamen Anliegen künftig unter dem Dach eines Bundesverbandes Mineralische Rohstoffe zu kämpfen. Dazu bedurfte es zahlreicher organisatorischer Vorbereitungen, die schließlich im Rahmen einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des BVNI am 28.02.2005 erfolgreich zum Abschluss gebracht werden konnten. Das neue, zwischen Kalk-, Kies- und Naturstein-Industrie abgestimmte Verbandskonzept sieht wie folgt aus: Die langjährige, gute Zusammenarbeit zwischen Kalk- und Naturstein-Industrie wird unter dem neuen Verbandsdach nahtlos fortgesetzt und um die Kies- und Sand-Belange als weitere wesentliche, mittragende Säule erweitert. Zugleich wird die Verbandslandschaft gestrafft. Hierzu wird der DGV, der seinen Zweck erfüllt hat, aufgelöst, und der BVNI gibt sich den neuen Namen Bundesverband Mineralische Rohstoffe e.v. (MIRO) mit erweitertem Aufgabenfeld. Die neue Struktur geht aus Abb. 1 hervor.
3 CEPMC Europ. Baustoffverband EuLA Europ. Kalkverband BBS Bundesverband Baustoffe Steine und Erden UEPG Europ. Gesteinsverband AiF Arbeitsgemeinschaft Ind. Forschungsvereinigungen BVK Bundesverband der Deutschen Kalkindustrie Kalk Kalkstein FG MIRO Forschungsgemeinschaft Mineralische Rohstoffe BVK ungebrannter Bereich Mitglieder Landes-/ Regionalverbände Direktmitglieder außerordentliche Mitglieder Abb. 1: Neue Verbandsstruktur des Bundesverbandes Mineralische Rohstoffe (MIRO) MIRO hat die Aufgabe, die gemeinsamen Interessen der Gesteinsindustrie zu wahren und zu fördern. Er hat zur Erreichung dieses Zweckes die wirtschaftlichen, fachlichen, rechtlichen und technischen Angelegenheiten, soweit sie von allgemeiner und grundsätzlicher Bedeutung sind, auf nationaler und europäischer Ebene zu bearbeiten und die Interessen der Industrie gegenüber Gesetzgeber, Behörden, Wirtschaftsverbänden, Arbeitgeber-/Arbeitnehmerorganisationen und wissenschaftlichen Institutionen sowie sonstigen Stellen zu vertreten, den Austausch wirtschaftlicher und technischer Erfahrungen zu pflegen und die wissenschaftliche Forschung zu fördern. Durch die Einrichtung von Arbeitsausschüssen und Arbeitskreisen wird gezielt auf aktuelle Fragestellungen aus dem Mitgliederkreis eingegangen. Außerhalb des Steine- und Erden-Sektors werden die Interessen der Gesteinsindustrie in nationalen und europäischen Verbänden, Organisationen und Ausschüssen verbandsseitig und unter Mitwirkung von Vertretern der Mitglieder wahrgenommen. Zur Initiierung und Betreuung gesteinsrelevanter Forschungen ist die Forschungsgemeinschaft Mineralische Rohstoffe e.v. tätig. Sie berät die Mitgliedsunternehmen von MIRO über angebotene Forschungsmittel und stellt den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis durch Kolloquien, Seminare und Veröffentlichungen sicher. MIRO gehören zur Zeit 9 Landes-/Regionalverbände an, die die landesspezifischen Interessen ihrer verbandlich organisierten Mitgliedsunternehmen vertreten sowie als Direktmitglieder die Basalt-Actien-Gesellschaft und die Readymix Kies GmbH. Außerdem ist der BVK für den ungebrannten Bereich Mitglied. Hinzu kommen 50 Unternehmen aus der Zulieferer-Industrie, die als außerordentliche Mitglieder Aufnahme in MIRO gefunden haben. MIRO vertritt damit rund 640 Kies- und Sandgruben sowie ca. 490 Steinbrüche mit zusammen etwa 11.300 Beschäftigten. Die von diesen erbrachte Jahresproduktion von rund 265 Mio. t steht für über 80 % des organisierten Umsatzes der Gesteinsindustrie Deutschlands.
4 Anlässlich der Mitgliederversammlung von MIRO am 17.06.2005 wurde unter anderem auch das Präsidium neu gewählt (Abb. 2). Ihm gehören an die Herren Dipl.-Ing. Peter Nüdling, Franz Carl Nüdling Basaltwerke GmbH + Co. KG/Fulda (Präsident) Rudolf Sehring, Sehring Sand & Kies GmbH & Co. KG/Langen (stellv. Präsident) Dr.-Ing. Herbert Müller-Roden, Rheinkalk GmbH/Wülfrath (stellv. Präsident) Abb. 2: Das neu gewählte MIRO-Präsidium (v.l.n.r.): Dr. Müller-Roden, Nüdling, Sehring Zur Unterstützung von Präsidium und Geschäftsführung wurde außerdem ein Geschäftsführendes Präsidium eingesetzt. Diesem gehören neben den 3 vorgenannten Herren an die Herren Rudi Bretschneider, Mitteldeutsche Hartstein-, Kies- und Mischwerke GmbH/Naumburg Dipl.-Kfm. Franz-Bernd Köster, Westkalk Warsteiner Kalksteinindustrie GmbH & Co. KG/Warstein RA Wolfgang Krieger, Heinrich Krieger KG/Neckarsteinach Wolfgang Liebscher, Bernhard Glück GmbH & Co. KG/Gräfelfing Dipl.-Ing. Peter Vos, Basalt-Actien-Gesellschaft/Linz Die noch zu verstärkende Geschäftsführung von MIRO besteht zur Zeit aus den Herren Prof. Dr. Ulrich Hahn, Hauptgeschäftsführer Dipl.-Vw. Dietmar von Landsberg, Geschäftsführer Ass. d. Bergf. Walter Nelles, Mitglied der Geschäftsführung Hintergrund für den Zusammenschluss in MIRO war die allen Unternehmen bekannte Entwicklung, dass sich unser Umfeld erheblich geändert hat. Die Unternehmen kämpfen mit der anhaltend schlechten wirtschaftlichen Lage und sehen sich einem zunehmenden Zeitdruck sowie einer wachsenden Informationsflut gegenüber. Dies alles geht einher mit der aufwändigen, manchmal mühsamen Suche nach neuen Betätigungsfeldern. Eine ähnliche Entwicklung ist allerdings auch bei den Verbänden festzustellen. Auch hier haben sich die Aufgaben vervielfacht, und die Fragestellungen werden immer komplexer, nicht zuletzt durch den spürbar wachsenden Einfluss der
europäischen Institutionen. Die meisten Verbände sehen sich zudem seit Jahren damit konfrontiert, die ständig wachsenden Aufgaben mit immer weniger Personal bewältigen zu müssen. Hier sind also innovative Lösungen gefragt. Das Ziel muss sein, Kompetenzen zu bündeln und die strategischen Positionen auf nationaler wie europäischer Ebene kompetent zu besetzen. Zusammengefasst heißt das, die Interessenvertretung für Gesteinsbaustoffe (Kies/Naturstein) zu straffen und zu stärken. Der Weg hierzu ist vorgezeichnet durch folgende Schritte: Installierung eines gemeinsamen, schlagkräftigen Verbandes ohne Anlaufverluste, das heißt mit eingearbeitetem, fachkundigem Personal, Schaffung klarer, übersichtlicher Strukturen ohne überflüssige, zeit- und kostenintensive Zwischenkonstruktionen (z.b. Fachgruppen), Intensivierung der Sacharbeit, Minimierung des Verwaltungsaufwandes, Einsatz eines konkreten, optimierten Mitarbeiterstamms mit eindeutigen Zuständigkeiten und abgegrenzten Aufgabengebieten, Benennung eines Hauptverantwortlichen, Konzentrierung aller Kräfte an zentralem, strategisch günstigem Standort. Dies alles wird nun umgesetzt unter Berücksichtigung des in unserer Industrie bewährten, dreigliedrigen Verbandssystems, bestehend aus den Landesverbänden auf regionaler Ebene für alle dort zu behandelnden Probleme (z.b. Fragen der Rohstoffsicherung), den Bundesfachverbänden, wie z.b. MIRO, auf der spartenbezogenen/fachlich-technischen Ebene sowie unserem Dachverband, dem Bundesverband Baustoffe - Steine und Erden (BBS), auf der spartenübergreifenden/überfachlichen Ebene. Denn nur im gemeinsamen Wirken können wir bei unseren schlanken Verbandsstrukturen durch abgestimmtes Vorgehen etwas erreichen. Das hat sich in der Vergangenheit mehr als ein Mal gezeigt. Natürlich wurde im Vorfeld dieser Veränderungen auch die Frage des Verbandssitzes eingehend erörtert und das Thema Berlin diskutiert. Bereits bei der Neuaufstellung des BBS war - trotz vieler gegenteiligen Erfahrungen - die Frage erörtert worden, alle Verbände dieser Branche nach Berlin in ein großes gemeinsames Verbandsgebäude unter Aufgabe der Selbstständigkeit zu verlagern. Die Erfahrungen des DGV zeigten jedoch die Schwächen einer solchen pauschalen Betrachtung: Zum einen sitzen unsere wirklichen und wichtigen Gesprächspartner nicht nur in Berlin, sie sitzen vor allem in Brüssel bei der Europäischen Kommission und bei den europäischen Verbänden UEPG (der europäische Gesteinsverband) und EuLA (der europäische Kalkverband), in Straßburg beim Europäischen Parlament, in Bonn bei den Fachreferaten des Bundesverkehrsministeriums sowie des Bundeswirtschaftsministeriums, in Köln bei der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) und bei der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF), in Bergisch Gladbach bei der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), in Hannover bei der Steinbruchs-Berufsgenos-senschaft (StBG) usw. Zum anderen sind die Dienstleistungsbereiche der Verbände für Güteüberwachung, Qualitätssicherung und die Zertifizierung von Qualitätsmanagement- und Umweltmanagement-Systemen (z.b. die Gütegemeinschaft Naturstein, Kalk und Mörtel e.v.) sowie für Gemeinschafts- und Auftragsforschung am besten dort angesiedelt, wo die Kunden, also die Mitgliedswerke liegen. Und der Schwerpunkt unserer Produktionsstätten liegt nun einmal nicht in Berlin und Umgebung, sondern eindeutig in den alten Bundesländern. Wir wollen andererseits den Neustart von MIRO nicht durch die Standortfrage belasten, sondern im Interesse der Mitgliedsunternehmen rasch an die Umsetzung gehen und uns den drängenden Problemen stellen. Der Verbandssitz kann dann zu einem späteren Zeitpunkt neu diskutiert werden, wenn die Randbedingungen auf der Basis sachlicher Kriterien definiert wurden. 5
Wir sind überzeugt, auf einem guten Weg zu sein. Wir werden die Leistungsfähigkeit nach innen erhöhen und die Anerkennung von außen stärken. Dies wird gelingen, weil alle Beteiligten gewillt sind, an einem Strang zu ziehen und sich auf diejenigen Themen zu konzentrieren, die wirklich von gemeinsamen Interessen geprägt sind (die gleiche Themenüberschrift reicht nicht, wenn die Inhalte unterschiedlich sind, was häufig der Fall ist). Der Erfolg wird sich einstellen, wenn der Umgang miteinander auch bei konkurrierenden und gegensätzlichen Interessen fair ist und von Vertrauen und gegenseitiger Achtung getragen wird und wenn die Chemie zwischen den handelnden Personen aus Vorständen und Geschäftsführungen stimmt und auch harte Widerstände überwindet. Das alles ist bereits bei der Zusammenarbeit zwischen Naturstein und Kalk gelungen und wird jetzt mit dem neuen Kies-Partner zu einer Erfolgsstory werden. 6