Anfangs nur ein Abenteuer. Grenzgänger. Planen. Bauen. Nutzen. >Wir haben etwas Besseres. John Friedmann Schauspieler

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Transkript:

BauNetz PDF Journal www.baunetz.de/grenzgaenger 1 11 06 Grenzgänger Anfangs nur ein Abenteuer John Friedmann Schauspieler Interview: Falk Lenke Fotos: Andrea Altemüller >Wir haben etwas Besseres. Goodbye Taschenrechner: Mit Design2Cost-Lösungen von Nemetschek ermitteln Sie Ihre Kosten per Mausklick schnell und zuverlässig. Der TÜV SÜD hat die Mengenermittlung mit Allplan und Allright zertifiziert. Mehr Infos zu diesem einzigartigen Verfahren finden Sie unter www.design2cost.de

BauNetz PDF Journal www.baunetz.de/grenzgaenger 2 John Friedmann geboren 1971 lebt in München 1993 1998 Architekturstudium TU München 2001 Gründung der Film- und TV-Produktion headnut industries Fernsehproduktionen 2002 Pro7 headnut.tv, 2. Staffel (Darsteller/ Autor/ Produzent) 2006 Ich Chefe, du nix (Darsteller/ Autor) Kinoproduktionen 2000 Erkan & Stefan (Darsteller/ Autor) 2002 Erkan & Stefan Gegen die Mächte der Finsternis (Darsteller/ Autor) 2005 Erkan & Stefan in: der Tod kommt krass (Darsteller/ Autor/ Produzent) 2007 Die Augen meiner Mutter (Darsteller) www.erkan-stefan.de Immer wieder ziehen grübelnde Gesichter am Tisch vorüber. Ist er das, kann er das sein? Tatsächlich benötigt man einiges an Vorstellungskraft, um sich John Friedmann, so wie er hier im Münchner Cafe Tresniewski sitzt, in manierlicher Körperhaltung, mit Hemd und langen Haaren als den Münchner Deutsch-Türken Erkan Maria Moosleitner vorzustellen, den Milieu-Proll mit Goldkettchen, Trainingsanzug und einer Sprache, deren tragende Säulen die Wörter krass, brontal und bunny-checker bilden. Doch es stimmt: Zehn Jahre ist John Friedmann Erkan vom Comedy-Duo Erkan und Stefan, das mittlerweile drei Kinofilme, eine eigene Fernsehsendung und unzählige Auftritte vor ausverkauften Hallen vorzuweisen hat. Eine ungewöhnliche Laufbahn für einen studierten Architekten möchte man meinen, denn so recht scheint zwischen diesen Bereichen keine Verbindung zu bestehen. Der 35-Jährige sieht dies jedoch ein wenig anders. Mit Falk Lenke spricht der Schauspieler, Comedian und Drehbuchautor über den Einfluss, den das Architekturstudium noch heute auf seine Arbeit nimmt, über Spannungsbögen, Beziehungsdiagramme und Dönerbuden. Falk Lenke: Wie bist du von Architektur auf Comedy gekommen? John Friedmann: Das mit der Comedy ist schon während des Studiums so nebenher gelaufen. Ich habe zusammen mit meinem Freund Stefan (Anmerkung: Comedy-Kollege Stefan Lust alias Florian Simbeck), der damals Jura studiert hat, aus einer nachmittäglichen Martinilaune heraus die Idee für Erkan und Stefan gehabt. Wir haben dann zuerst unentgeldlich Sachen für den Club Mad bei Radio Energie geschrieben. Das war etwa vor zehn Jahren, in der Zeit der Radio-Comedy mit Bully-Herbig (Bullyparade, Der Schuh des Manitu) und so. Nach ein paar Jahren gab es immer mehr Resonanz. Wir sind dann mit unserem Programm auf die Bühne gegangen und schon nach dem zweiten Auftritt kam jemand auf uns zu und meinte: Mit euch mache ich einen Kinofi lm. Ich habe dann geantwortet: Das können wir gerne machen, aber erst bringen wir unser Studium zu Ende. FL: Warum war dir das so wichtig? JF: Architektur ist ein super Studium, das sehr viel Spaß macht. Aber es ist auch ein sehr trauriges Studium, weil die wenigsten Leute damit später Geld verdienen können. Ich hatte halt die Chance, gleich in einem Kinofi lm die Hauptrolle zu spielen und sogar selber daran mitzuschreiben. Trotzdem habe ich die Medienkarriere eher als ein Abenteuer gesehen, denn in dieser Branche weiß man nie, was morgen ist. Aus diesem Grund haben mein Freund Florian und ich darauf bestanden, vorher unser Studium abzuschließen, ich wollte nach wie vor Architekt werden und er Jurist. Dass sich das mit Erkan und Stefan so intensiviert und verselbstständigt, konnte ja niemand ahnen. FL: Was hat dich überhaupt zum Architekturstudium bewegt? JF: Ehrlich gesagt, fand ich den Habitus des Architekten ziemlich cool, diesen Allmachtsstatus. Aber natürlich habe ich auch gemerkt, dass mir kreatives und gestalterisches Arbeiten Spaß macht und dass ich dabei eine große Energie freisetze. Ausschlaggebend war auch, dass man in der Architektur viel mehr Möglichkeiten hat, viel mehrdimensionaler arbeiten kann als zum Beispiel beim Grafi kdesign.

BauNetz PDF Journal www.baunetz.de/grenzgaenger 3 Wenn du Erfolg in der Medienbranche hast, kannst du weitaus mehr Geld verdienen als in der Architektur. FL: Bereust du es manchmal, der Architektur den Rücken gekehrt zu haben? JF: Also, ich würde gern mal irgendwohin kommen und sagen können: Das habe ich gebaut. Das fände ich schon toll. Ich habe außerdem ziemlich lange gedacht, dass ich irgendwann wieder zur Architektur zurückkehre. Aber das mit Erkan und Stefan ging immer weiter. Die endgültige Entscheidung ist eigentlich erst vor ein paar Jahren gefallen, als wir schon mehrere Filme gedreht hatten. Mir ist mit einem Mal klar geworden, dass ich nun schon ziemlich lange draußen bin und in einem kleinen Büro mit wenig Gehalt anfangen müsste. Wenn du Erfolg in der Medienbranche hast, kannst du weitaus mehr Geld verdienen als in der Architektur. Betrachtet man nur den Aspekt der Wertschöpfung, dann ist es doch so, dass man am meisten Wert schöpfen kann, wenn man nicht austauschbar ist. In der Architektur ist man jederzeit austauschbar. Neunzig Prozent der Häuser werden nach Schema X gebaut. Es hat einfach eine wahnsinnige Standardisierung eingesetzt, und da ist man als Architekt alles andere als der große Individualist. Das, was ich jetzt mache, ist viel persönlicher, meine Stimme, mein Gesicht, meine Comedy. FL: Bei Erkan und Stefan hatte man immer den Eindruck, dass euch ziemlich egal ist, was in den Medien über euch gesagt wird. Derzeit aber versuchst du dich als Schauspieler auch in ernsthafteren Rollen. Würde dich Kritik jetzt mehr treffen? JF: Wahrscheinlich geht einem das unweigerlich näher, bei mir vor allem auch, weil ich in diesem Bereich noch nicht so routiniert bin. Doch durch meine Comedy-Erfahrungen habe ich gegenüber Kritikern sowieso meinen Respekt extrem verloren. Bei unserem ersten Film haben sie gesagt: Oh Gott, was soll denn das werden? und Was für ein Scheißfi lm. Wer ist überhaupt dieser Bully Herbig?. Bei unserem zweiten Film hieß es dann: Klar, Bully Herbig.. Allein die Tatsache, dass ich zehn Jahre lang die Leute mit meinem echten Namen an der Nase herumführen konnte, spricht für sich. FL: Du hast gesagt, nach dem Abitur hätte dich der Allmachtsstatus des Architekten gereizt. Ist der Weg hin zum ernsthaften Schauspieler, der sich inszenieren lässt, deine endgültige Abkehr von der Architektur? JF: Das kann man so sagen. Eigentlich bin ich ein ziemlicher Kontrollfreak. Beim letzten Erkan und Stefan-Film zum Beispiel haben wir alles selber bestimmt bis auf den Starttermin. Mittlerweile aber habe ich gelernt, die Kontrolle abzugeben, und genieße es, mich fallen zu lassen. Indirekt ist das ein Entfernen vom Architekten-Status. Als Schauspieler bist du eher ein Baustein.

BauNetz PDF Journal www.baunetz.de/grenzgaenger 4 FL: Hast du vom Studium irgend etwas Bleibendes mitgenommen? JF: Auf jeden Fall. Was ich aus der Architektur mitgenommen habe, ist das konzeptionelle Denken und das Denken in Alternativen. Beim Drehbuchschreiben zum Beispiel gehe ich sehr technisch vor. Ich versuche erst, die Geschichte in ihrer Gesamtheit, ihrer Struktur und ihrem Aufbau zu sehen. Ich male mir eine Time-Line, einen Strich, der die Länge des Films darstellt, und unterteile ihn in Akte, füge verschiedene Events hinzu und setze einen Spannungsbogen darüber... Neunzig Prozent der Häuser werden nach Schema X gebaut... Das, was ich jetzt mache, ist viel persönlicher. FL: Das glaube ich dir nicht. JF: Es stimmt aber. Komm mit zu mir nach Hause, da liegen eine Menge graphischer Sachen herum. Ich muss eine Geschichte sozusagen erst optisch und in ihrer Gesamtheit vor mir sehen. Nur so bewahre ich den Überblick. Ich habe beispielsweise einmal einen Beziehungsfi lm geschrieben, da habe ich dann Pfeile zwischen die Figuren gemacht und Schnittmengen aufgezeichnet, inwieweit welcher Charakter wen vereinnahmt. Beim Filmemachen ist das Architekturstudium natürlich auch hilfreich, wenn es um räumliches Denken geht, bei Kamerafahrten zum Beispiel oder beim Licht. Man hat dann schon ein Gefühl für so was.

BauNetz PDF Journal www.baunetz.de/grenzgaenger 5 Beim Drehbuch-Schreiben gehe ich sehr technisch vor. FL: Wie wohnst du zur Zeit? JF: Im Laufe der Jahre ist mein Quadratmeteranspruch etwas gestiegen. Allerdings habe ich schon als Student gern unter dem Dach gewohnt und tue das immer noch gern. Ich mag es nicht, wenn irgend jemand über mir ist. Außerdem mag ich einen freien Ausblick. Der wichtigste Raum ist für mich die Küche. Sie ist groß, hat einen Kamin mit Bänken drum herum, einen Zugang zum Balkon und einen großen Esstisch. Ich mag kommunikative Räume. In der Küche schreibe und lese ich am liebsten. Irgendwann möchte ich mir ein Haus bauen. Der Gedanke, ein fertiges Haus zu kaufen, ist für mich unvorstellbar. Auch bei alten Häusern müsste ich irgend etwas anoder umbauen, etwas von mir einbringen. FL: Ich habe gehört, Erkan und Stefan planen eine Dönerbudenkette. JF: Richtig, wir versuchen schon seit längerem eine Dönerbudenkette aufzubauen. Im Raum Bayern gibt es sogar schon ein paar. Dabei kam auch kurz wieder der Architekt in mir zum Vorschein. Das hat mir schon ziemlich viel Spaß gemacht, die Buden zu gestalten. Wir haben sogar eine spezielle Dönerverpackung entwickelt. Eigentlich wollten wir das ganze Projekt noch ausbauen, aber der Investor ist abgesprungen und jetzt dümpelt das Ganze so vor sich hin. Ich bin einfach kein Finanzmensch. Foto: André Plessel Ich bin einfach kein Finanzmensch. FL: Was reizt dich so an der türkischen Lebensart und an der Figur des Deutsch-Türken Erkan? JF: Mich hat die Diskussion über die multikulturelle Gesellschaft immer ein wenig genervt. Gibt es sie, oder gibt es sie nicht? Ich kann diese Frage nicht mehr hören. Dabei hieß der Assistent vom Alten schon Charles Mohammed Huber. Das fand ich immer faszinierend und da habe ich gedacht: Mensch, abends im ZDF gibt es einen, der heißt Charles Mohammed Huber natürlich gibt es die multikulturelle Gesellschaft, sie ist schon längst Realität. Und das hat mich zu meinem Künstlernamen inspiriert: Erkan Maria Moosleitner.

BauNetz PDF Journal www.baunetz.de/grenzgaenger 6 FL: Vom Architekturstudenten zum Comedian, vom Schauspieler zum Dönerbudenkettenbesitzer du hast schon eine Menge ausprobiert. Ist Scheitern für dich ein relevanter Begriff? JF: Ich fi nde es immer spannend, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Dass man sich ständig verändert und neu erfi nden muss, ist ja klar. Wir haben immer gesagt, nach drei Erkan und Stefan-Kinofi lmen gibt es erstmal keinen mehr. Aber natürlich gibt es uns weiter, aber eben auch anders. Wir haben unser Spektrum einfach nur erweitert, was dabei herauskommt, wird man ja sehen. FL: Demnächst läuft der Film Die Augen meiner Mutter in den Kinos an, dein erster ernsthafterer Film. In was für einer Art von Film möchtest du in Zukunft gern zu sehen sein? JF: Auf jeden Fall in Filmen, die weniger lustig sind. Ich will nicht einen auf Mr. Superernst machen, aber Filme, die emotionaler sind, interessieren mich zur Zeit einfach mehr. FL: Vielen Dank für das Gespräch.