Sinn voll bauen Wie sich Sinne im Alter verändern und was das für die Planung bedeutet

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Transkript:

1 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Der rote Faden 1. Alles klar? 2. Funktionale Veränderungen im Alter 3. Zu Risiken und Nebenwirkungen 4. Bedarfsgerechte Umweltqualitäten 5. Wohn und Betreuungsformen weiterdenken 2 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Der rote Faden 1. Alles klar? 2. Funktionale Veränderungen im Alter 3. Zu Risiken und Nebenwirkungen 4. Bedarfsgerechte Umweltqualitäten 5. Wohn und Betreuungsformen weiterdenken 3 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

4 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

5 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

6 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

7 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Der rote Faden 1. Alles klar? 2. Funktionale Veränderungen im Alter 3. Zu Risiken und Nebenwirkungen 4. Bedarfsgerechte Umweltqualitäten 5. Wohn und Betreuungsformen weiterdenken 8 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Funktionale Veränderungen im Alter im Bereich des Körpers: Beweglichkeit/Mobilität Kraft Fingerfertigkeit im Bereich des Geistes Gedächtnis Informationsverarbeitung Reaktion Koordination im Bereich der Sinne: Sehen Hören Fühlen/Tasten Riechen/Schmecken 9 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

10 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Tastsinn, Berührung, Vibration und Schmerzempfinden Ursachen, die die Wahrnehmung erschweren: Haut verändert sich (Wind, Sonne, Hitze, Kälte) Blutkreislauf Diabetes und andere Erkrankungen schädigen die Nerven Medikamente Symptome sind zum Beispiel : Nachlassendes Wärme - und Kälteempfinden Nachlassende Tastschärfe Nachlassendes Druckempfinden 11 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Schmecken und Riechen Ursachen, die die Wahrnehmung erschweren sind zum Beispiel Anzahl der Geschmackszellen auf der Zunge verringert sich Weniger Nerven in der Nase Veränderung beschleunigt durch Rauchen, Medikamenten, Luftverschmutzung etc. Olfaktorisches Framing ( Zeitmaschine ) Symptome sind zum Beispiel : Gerüche werden weniger wahrgenommen, Warnhinweise kommen nicht an (Gasgeruch/Angebranntes etc.) Andere Speisen (süßes) werden bevorzugt etc. 12 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Wahrnehmung der Umwelt zu 85% über Sehen! Mögliche Ursachen, die das im Alter erschweren sind z. B.: Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) Verkleinerung der Pupille (Altersmiose) Katarakt (Grauer Star) Altersabhängige Makuladegeneration (AMD) Glaukom (Grüner Star) diabetische Retinopathie 13 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Wahrnehmung der Umwelt zu 85% über Sehen! Mögliche Symptome im Alter verminderte Sehschärfe zunehmende Blendempfindlichkeit vermindertes Farbsehen vermindertes Kontrastsehen Gesichtsfeldeinschränkung zentraler Visusverlust 14 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

AMD altersbedingte Makuladegeneration In der Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen leidet jeder fünfte Bundesbürger an einer AMD, ab dem 75. Lebensjahr ist bereits jeder Dritte betroffen!) Amsler-Gitter mit normalem zentralen Gesichtsfeld So könnte ein Amsler-Gitter mit altersbedingter Makuladegeneration erscheinen 15 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Die Größe der Pupille verringert sich im Alter Die Tiefenschärfe kann durch Größenvariation schlechter reguliert werden. Die Umgebung wirkt dunkler, der Lichtbedarf nimmt zu. 16 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Lichtbedarf Die Transmissionseigenschaften der Linse vermindern sich bei langwelligem roten Licht langsamer als bei kurzwelligem blauen Licht. Altersgerecht Beleuchten heißt also bereits ab einem Alter von 50 Jahren besonders den Blau Weiß Anteil des Lichts zu verstärken. 17 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Farbsehen Die Farben blau-grün-violett verblassen, gut unterscheidbar bleiben gelb-orange-rot Deutsche Gesellschaft für Gerontotechnik mbh 18 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Durch Farbe 3D: die Fähigkeit der Tiefenwahrnehmung nimmt ab Langwelliges rotes Licht wird schwächer gebrochen und hinter der Netzhaut gebündelt, die Abbildung wird sehr kontrastarm, verschleiert. Kurzwelliges blaues Licht wird stärker gebrochen, der Brennpunkt ist vor der Netzhaut, im Glaskörper, das Auge wird kurzsichtig. 19 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Wahrnehmung der Umwelt zu 12% über Hören! Mögliche Ursachen, die das im Alter erschweren sind z. B.: Verschleißerscheinungen an den Haarzellen des Innenohrs Beeinträchtigungen des Hörnervs und des Hörzentrums Verfestigung der Konsistenz des Ohrwachses 20 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Wahrnehmung der Umwelt zu 12% über Hören! Mögliche Symptome im Alter: Störanfälligkeit für Hintergrundgeräusche (Cocktail-Party-Effekt) Verminderte Leistungsfähigkeit des Gehörs Deutliche Presbyakusis Gravierende Störung des Sprachverstehens Unnecessary noise then, is the most cruel absence of care which can be inflicted on sick or well. Florence Nightingale, 1820-1910 21 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Barrieren für Sprachverständlichkeit Hohe Hintergrundgeräuschpegel Schnelles Sprechen Zu leises / weggewandtes Sprechen Reflexionsintensive Räume 22 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Barrieren für Sprachverständlichkeit Hohe Hintergrundgeräuschpegel Schnelles Sprechen Zu leises / weggewandtes Sprechen Reflexionsintensive Räume 23 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Lärmwirkung für Mitarbeiter, Patienten und Angehörige: gesundheitliche Beeinträchtigung bei Dauerbelastung ab 65 db (Risiko für Herz- Kreislauferkrankungen steigt) bereits ab 40 db kann sich die Schlafqualität verringern Kommunikation erschwert Lokalisation von Geräuschquellen schwer möglich Verunsicherung und Angst Ausgrenzung - Isolation - Depression Dubai German Hospital 24 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

25 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Australien, Royal North Shore H. Sydney 26 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Gedächtnisleistung Auch psychische Leistungen lassen nach, z.b. sinkt die Informationsverarbeitungs-Geschwindigkeit. Die Gefahr an Demenz zu erkranken steigt drastisch an. Alzheimer s Disease International (ADI) nennt 2015 46,8 Mio. an Demenz erkrankter Menschen und rechnet mit einer Verdoppelung bis 2030. In Deutschland geht man derzeit von etwa 1,6 Mio. erkrankter Menschen aus und rechnet bis 2030 mit etwa 2,2 Mio., davon 70% Frauen. (Deutsche Alzheimergesellschaft, 2016) 27 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Wie verändern sich die Gedächtnissysteme bei Demenz? Das episodische Gedächtnis und das semantische Gedächtnis werden früh angegriffen. 28 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Das perzeptuelle Gedächtnis und das Primingsystem werden lange verschont. 29 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

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Das perzeptuelle Gedächtnis und das Primingsystem werden lange verschont. 31 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Last in first out 32 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Der rote Faden 1. Alles klar? 2. Funktionale Veränderungen im Alter 3. Zu Risiken und Nebenwirkungen 4. Bedarfsgerechte Umweltqualitäten 5. Wohn und Betreuungsformen weiterdenken 33 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Mehr als die Hälfte aller Patienten im Krankenhaus sind über 65 Jahre alt Es sind immer mehr Menschen mit Demenz zu betreuen 40 % der über 65-jährigen Patienten in Allgemeinkrankenhäusern leiden an kognitiven Störungen und Demenzen Bei weniger als 40% der betroffenen Patienten war eine Demenzerkrankung vorbekannt und als Diagnose in der Krankenakte festgehalten, d.h. gut zwei Drittel der Demenzerkrankungen sind bei der stationären Aufnahme unbekannt Quelle: Schäufele, Martina; Bickel, Horst (2016): General Hospital Study - GHoST. Zusammenfassung einer repräsentativen Studie zu kognitiven Störungen und Demenz in den Allgemeinkrankenhäusern von Baden-Württemberg und Bayern. Hg. v. Robert Bosch Stiftung. 34 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Fast 69 % aller Bewohner in stationären Pflegeeinrichtungen sind an Demenz erkrankt Es sind immer mehr Menschen mit Demenz zu betreuen in stationären Pflegeinrichtungen weisen zwischen 45 und 90 Prozent der Bewohner eine Demenz auf. Die Krankheitshäufigkeit nimmt mit steigendem Alter signifikant zu: Bei den über-85-jährigen bis auf rund 73 % Frauen sind geringfügig häufiger betroffen als Männer Schäufele, Martina; Kohler, Leonore; Hendlmeier, Ingrid; Hoell, Andreas; Weyerer, Siegfried (2013): Prevalence of Dementia and Medical Care in German Nursing Homes: a Nationally Representative Survey. In: Psychiatrische Praxis 40 (4), S. 200 206.

Was finden die Patienten vor? 36 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

37 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

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Australien, Royal Melbourne Hospital / REHA 45 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Australien, Royal Melbourne Hospital / REHA 46 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

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Prof. Dr. Dietrich Dörner (Institut für theoretische Psychologie) 53 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Der rote Faden 1. Alles klar? 2. Funktionale Veränderungen im Alter 3. Zu Risiken und Nebenwirkungen 4. Bedarfsgerechte Umweltqualitäten 5. Wohn und Betreuungsformen weiterdenken 54 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Beispiel Nasszelle Signaletik Überprüfung öffentlicher Beschilderung auf Ihre Verständlichkeit für Menschen mit geistiger Behinderung Barrierefreiheit für Menschen mit kognitiven Einschränkungen Kriterienkatalog, BKB Bundeskompetenzzentrum Barrierefreiheit e.v. 55 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Beispiel Nasszelle Bewohner/Patientenzimmer 56 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Demenzinitiative für Stadt und Landkreis Bamberg 57 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Einfachste Maßnahmen können hilfreich sein Beispiel Nasszelle 58 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

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Annahme: 800-Betten Krankenhaus mit 420 Nasszellen, Belegung 70 % entspricht 560 Patienten mit 6 Nutzungsvorgängen pro Tag pro Patient. Berechnung: 560 Patienten x 330 Tage = 185.000 Tage x 6 Nutzungsvorgänge = 1.110.000 Nutzungsvorgänge pro Jahr, davon 20% mit Pflegeunterstützung. 220.000 Nutzungsvorgänge mit je 16 Minuten Pflegezeit ergibt 58.700 Stunden im Jahr, was 33 Vollzeitstellen entspricht Studie Grey Performance T. Guthknecht, Lausanne Health and Hospitality Group, 2012 61 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

62 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Baustein Licht Licht mit visueller Funktion Licht mit emotionaler Funktion Licht mit biologischer Funktion 63 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Baustein Farbe Farbe als Barriere Farbe zur Orientierung Farbe zum Wohlfühlen 64 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Baustein Akustik Kommunikation ermöglichen Lärm begrenzen Orientierung geben 65 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Baustein Form Vertrautheit Bedienbarkeit Hygiene 66 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Baustein Signaletik Vertrautheit Einsatz von Symbolen oder Bildern Kontrastreiche Gestaltung Sichtbarkeit - auf Augenhöhe 67 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Baustein Freibereiche Vitamin D-Bildung Entspannung, Stressreduktion Aktivierung, Bewegung Tag-Nacht - Rhythmus 68 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Der rote Faden 1. Alles klar? 2. Funktionale Veränderungen im Alter 3. Zu Risiken und Nebenwirkungen 4. Bedarfsgerechte Umweltqualitäten 5. Wohn und Betreuungsformen weiterdenken 69 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Fragen: Einmal unabhängig von Ihrer jetzigen Situation: Wenn Sie einmal nicht mehr alleine leben können, welche Art zu leben könnten Sie sich vorstellen? (Listenvorlage) Wenn Sie einmal nicht mehr alleine leben können, wohin möchten Sie dann ziehen, wie möchten Sie dann am liebsten leben? (Listenvorlage, Mehrfachnennungen möglich) Generali Altersstudie in: Kaiser, Gudrun: Bauen für ältere Menschen, Köln 2014 70 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Betreuungsangebote, auch für Menschen mit Demenz stundenweise Betreuung zu Hause durch geschulte ehrenamtliche Helfer Betreuungsgruppen (oft mit Fahrdienst) Betreuung in Gastfamilien Ambulante Pflegedienste Tages- und Nachtpflege Kurzzeitpflege in stationären Einrichtungen 71 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Wohnformen, auch für Menschen mit Demenz Selbständiges Wohnen zu Hause In gemeinschaftlichen Wohnformen (bewohner- oder anbieterinitiiert), z.b. Mehrgenerationenwohnen Betreuung durch Angehörige oder Mitbewohner ggf. Moderation von außen (v.a. bei anbieterinitiierten Projekten 72 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Wohnformen, auch für Menschen mit Demenz Ambulant betreutes Wohnen Zu Hause mit ambulanter Betreuung durch einen Pflegedienst Betreutes Wohnen Ambulant betreute Wohngemeinschaften 73 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Wohnformen, auch für Menschen mit Demenz (teil)stationäre Pflegeeinrichtungen Kurzzeitpflege Leben in einer Pflegeeinrichtung 74 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Wohnformen, auch für Menschen mit Demenz (teil)stationäre Pflegeeinrichtungen Entwicklung von reinen Pflegeinstitutionen zu einem häuslichen Wohnumfeld mit Quartiersanbindung Krankenhauskonzept Vom Insassen zum Patienten 75 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Wohnheimkonzept Der alte Mensch als Bewohner 76 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Hausgemeinschaftskonzept Der alte Mensch als Nachbar 77 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Quartierskonzept Einbindung stationärer Einrichtungen in das Gesamtkonzept des Quartiers Inklusion 78 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Sonderwohnformen für Menschen mit Demenz (teil)stationäre Pflegeeinrichtungen Pflegeoasen Mehrpersonenräume für Menschen mit schwerer Demenz Demenzdörfer Exklusion Supermarkt im Demenzdorf De Hogeweyk, Niederlande 79 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Die räumliche Gestaltung kann eine qualitätsvolle Pflege von Menschen mit Demenz zwar nicht ersetzen, aber dazu beitragen, diese zu erleichtern und in ihren Wirkungen zu verbessern. Raumnutzung und Raumerleben entstehen erst im Zusammenwirken von räumlichen und sozialen Faktoren. Ideal ist, wenn der Bau als ein Möglichkeitsraum zur Entwicklung bedürfnisorientierter Nutzungs- und Verhaltensmuster gestaltet ist. www.zukunft-lebensraeume.messefrankfurt.com/content/dam/zukunftlebensraeume/ 2014/vortraege/03042014/Radzey, Beate 80 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Durchschnittliche Zufriedenheit der 65-85-jährigen (BRD) auf einer Skala von 0 ( überhaupt nicht zufrieden ) bis 10 ( völlig zufrieden) mit: Generali Altersstudie In: Kaiser, Gudrun: Bauen für ältere Menschen, Köln 2014 81 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

82 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

83 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

84 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

85 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Wir arbeiten im Moment an der Entwicklung eines webgestützten Leitfadens zur alters- und demenzsensiblen Gestaltung von Krankenhäusern. Der Leitfaden soll im März 2017 unter www.bifada.de im Netz zur Verfügung stehen! Projektförderung: Robert Bosch Stiftung Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege Projektpartner: Ingenium Stiftung Ingolstadt 86 Dr. Birgit Dietz Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur 6.12.2016

Dr. Ing. Birgit Dietz, Architektin Leitung Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur (BIfadA) www.bifada.de info@bifada.de Leitung dietz health care facilities (dietz-hcf) www.dietz-hcf.de info@dietz-hcf.de LBA Krankenhausbau und Bauten des Gesundheitswesens, TU München Mitarbeiterin im DIN Normenausschuss zur Überarbeitung der DIN 13080 Mitglied EDK (Expertenausschuss für DIN-Normen im Krankenhausbau) Dipl. Ing. Matthias Dietz, Architekt BDA Leitung Architektur Büro Dietz www.dietz-architekten.de mail@dietz-architekten.de DIN-zertifizierter Fachplaner barrierefreies Bauen Gaustadter Haupstraße 109a 96049 Bamberg Fax 0951 96515-0 Fax 0951 96515-55