Dr. Aurelia Frick Ausstellungseröffnung. Prostor Oblik Abstrakte Kunst aus den Sammlungen der Nationalgalerie Bosnien-Herzegowina

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Transkript:

Dr. Aurelia Frick Ausstellungseröffnung Prostor Oblik Abstrakte Kunst aus den Sammlungen der Nationalgalerie Bosnien-Herzegowina 25. Oktober 2012, 18.30 Uhr, Kunstmuseum Vaduz

Sehr geehrte Damen und Herren Was verbinden Sie mit dem Land Bosnien-Herzegowina? Vielleicht Begriffe wie Krieg, Zerstörung, Trauer, Hilflosigkeit? In der Tat: 1914 kommt es zum Attentat von Sarajewo auf Erzherzog Franz Ferdinand. Gavrilo Princip ist Mitglied einer bosnisch-serbischen nationalistischen Bewegung und ermordet den damaligen Thronfolger. Dieses Attentat führt zum Ersten Weltkrieg. 1992 1995 findet der Bosnien-Krieg statt. Er fordert den Tod von etwa 100 000 Menschen. Viel Elend hat das Land gesehen, viel mussten die Menschen in Bosnien-Herzegowina in den vergangenen Jahrzehnten erleiden. Der Bosnien-Krieg ist nun bereits 20 Jahre her. Trotzdem haben wir immer noch die schrecklichen Bilder dieser Zeit vor Augen. Widmen wir uns heute jedoch den schönen Seiten dieses Landes. Beispielsweise steht in Mostar die Stari Most, auf Deutsch Alte Brücke. Dieses UNESCO-Weltkulturerbe verbindet den bosniakisch geprägten Ostteil mit dem kroatischen Westteil der Stadt. Die Brücke gilt seit Jahrhunderten als Hoffnungssymbol zwischen Ost und West: 2

Einerseits als Brücke zwischen der Welt des Christentums und der islamischen Welt. Andererseits als Brücke zwischen den katholischen Kroaten und den orthodoxen Serben. Sehr geehrte Damen und Herren, Auch wir bauen heute eine Brücke. Eine Brücke, die man mit Steinen nicht bauen kann. Eine Brücke, die durch Kultur definiert wird. Eine Brücke mit Symbolcharakter. Wir alle wissen es: Die Kultur und ihr internationaler Austausch bildet Brücken zum Ausland. So trägt die liechtensteinische Kulturaussenpolitik inländisches Kunstschaffen nach aussen. Gleichzeitig präsentieren wir ausländisches Kulturschaffen in Liechtenstein. Genau dieser gegenseitige Austausch trägt zum Zusammenwachsen der Staaten bei. Friedemann Malsch und sein Team haben die Wichtigkeit des kulturellen Austausches erkannt: Sie haben eine Brücke nach Bosnien-Herzegowina geschlagen. Momentan ist die Nationalgalerie Moderner Kunst in Bosnien- Herzegowina geschlossen. Das Museum hat zu wenig finanzielle Unterstützung. Das ist ein Zustand, der hoffentlich nicht mehr lange anhalten wird. 3

In der Zwischenzeit ist es für die bosnisch-herzegowinische Kunst ganz besonders wichtig, im Ausland gezeigt zu werden. Das Kunstmuseum Liechtenstein macht durch die Ausstellung Prostor Oblik die schwierige Lage für die moderne und zeitgenössische Kunst in Bosnien-Herzegowina sichtbar. Gleichzeitig anerkennt das Kunstmuseum Liechtenstein den unschätzbar grossen Wert der internationalen kulturellen Zusammenarbeit. Vielleicht wird in der Zukunft eine liechtensteinische Ausstellung in Sarajevo zu sehen sein? Dies würde ich mir sehr wünschen, denn Liechtenstein und Bosnien-Herzegowina haben einiges gemeinsam: Diplomatische Beziehungen zwischen den beiden Ländern gibt es seit 2004. Im Jahr 2006 reiste eine offizielle liechtensteinische Regierungsdelegation für einen bilateralen Arbeitsbesuch nach Bosinen-Herzegowina. Und wie viele andere Länder Westeuropas war auch Liechtenstein in den neunziger Jahren mit einem Flüchtlingsstrom aus diesem Gebiet konfrontiert. Nach dem Krieg kehrten die Flüchtlinge teilweise im Rahmen eines Wiederaufbauprojektes wieder in ihre Heimat zurück. Ein Teil der Flüchtlinge blieb in Liechtenstein und fand hier ein neues Zuhause. Die Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner zeigten sich in den neunziger Jahren gegenüber den Flüchtlingen aus Südost- 4

europa aufnahmebereit. Zu Spitzenzeiten waren ca. ein Prozent der liechtensteinischen Gesamtbevölkerung Flüchtlinge. Die Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner sahen es als selbstverständlich an, den Menschen in Not zu helfen. Sie waren solidarisch. Als weiteres Solidaritätsbekenntnis hat sich die liechtensteinische Regierung im Jahr 2005 an einem Bildungsprojekt finanziell beteiligt. Dieses beinhaltete die Modernisierung der Universitätsausbildung in Bosnien-Herzegowina. In den vergangenen Jahren hat sich in Bosnien-Herzegowina vieles zum Positiven verändert. Trotzdem hat das Land nach wie vor grosse wirtschaftliche Probleme. Kunst kann beim Meistern dieser Probleme helfen. Sie ist nämlich ein wichtiger Gesellschaftsfaktor. Gleichzeitig ist sie unerlässlich für die Entwicklung eines Landes. Zudem ist sie Mittel des Dialogs. Mit der Ausstellung Prostor Oblik hat das Kunstmuseum einen weiteren Dialog zwischen Liechtenstein und Bosnien-Herzegowina ins Leben gerufen. Für dieses herzliche Engagement danke ich allen Beteiligten. Ich ende mit Viktor Frankl: Wollen wir eine Brücke schlagen von Mensch zu Mensch und dies gilt auch von einer Brücke des Erkennens und Verstehens 5

so müssen die Brückenköpfe eben nicht die Köpfe, sondern die Herzen sein. Ich danke Ihnen. 6