Branchenbericht Gemüsebau unter Glas

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Transkript:

Branchenbericht Gemüsebau unter Glas Der Gemüsebau ist mit einem Produktionswert von fast 1,82 Mrd. Euro die wirtschaftlich wichtigste Sparte im deutschen Gartenbau. Auf einer Grundfläche (ohne Mehrfachnutzung) von knapp 105.000 ha produzierten 2012 etwa 7.220 Betriebe Gemüse. Die Produktion findet sowohl in hochspezialisierten Gemüsebaubetrieben als auch in landwirtschaftlichen Betrieben statt. Das Wirtschaftsjahr 2011/12 wurde von der EHEC-Krise maßgeblich beeinflusst. Diese führte ab Mai 2011 zu drastischen Nachfrageinbrüchen vor allem bei Blattsalaten, Tomaten und Gurken. Die Nachfrage nach diesen Produkten erholte sich im Jahresverlauf nur langsam. Die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse der Freiland- und Unterglasbetriebe des ZBG-Betriebsvergleiches spiegeln die wirtschaftlichen Auswirkungen der bis dahin größten Lebensmittelkrise in Deutschland wider. Allerdings sind starke Schwankungen der Erfolgskennzahlen der Gemüsebaubetriebe nicht ungewöhnlich, auch 2009/10 war für viele Betriebe ein schwieriges Jahr, darauf folgte mit 2010/11 ein recht gutes Jahr. Neben der EHEC-Krise dürften daher noch andere Ursachen für den Rückgang der Erfolgskennzahlen eine Rolle gespielt haben. Gemüseanbauerhebung 2012: Im geschützten Anbau 915 ha Fläche Im geschützten Anbau betrug 2012 die Grundfläche 915 ha. Davon wurden auf rund 85 ha Jungpflanzen kultiviert. Die Anbaufläche für Gemüse unter Schutzabdeckungen lag bei 1.305 ha. Auf 315 ha wurden Tomaten angebaut. Es folgte die Erzeugung von Feldsalat mit 284 ha, Salatgurken mit 219 ha, Paprika mit 64 ha und Radies mit 55 ha. Die restliche Anbaufläche entfiel auf verschiedene Gemüsearten (132 ha) und sonstige Salatarten (153 ha) (siehe Grafik). Etwa die Hälfte der gesamten deutschen Gemüseanbauflächen liegt in den drei Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen. Der Anbau einiger Gemüsearten ist auf einzelne Länder konzentriert. 2012 lagen 42% der gesamten Anbaufläche von Weißkohl in Schleswig-Holstein (Dithmarschen) und fast 80% der gesamten Anbaufläche von Radies in RheinlandPfalz. Die Produktion einiger Gemüsearten, wie zum Beispiel Feldsalat, erfolgt in zum Teil hochspezialisierten Betrieben, die nur noch wenige Kulturen erzeugen. Der Schwerpunkt des Anbaus in Gewächshäusern oder unter begehbaren Schutzabdeckungen lag 2012 mit fast einem Drittel der Anbaufläche in Baden-Württemberg. 2012 wurden in Deutschland 3,6 Mio. t Gemüse im Freiland produziert, das waren 265.000 t oder 7,5% mehr als im Vor- ZBG-Branchenbericht Gemüsebau unter Glas, Januar 2014, 1/6

jahr. 2011 gelangte aufgrund der EHEC- Krise ein Teil der marktfähigen Ware überhaupt nicht auf die Märkte (insbesondere bei Salaten) sondern wurden schon auf den Feldern untergepflügt, so dass diese nicht in der Statistik erfasst wurde. Im Unterglasanbau belief sich die Erntemenge auf 133.000 t, die auf einer Anbaufläche von 1.305 ha produziert wurde. Markt für Gemüse Auswirkungen der EHEC-Krise in ganz Europa spürbar Im Sommer 2011 bestimmte wochenlang die EHEC-Krise die Berichterstattung in den Medien. Die Auswirkungen der Krise waren für Gemüseproduzenten in ganz Europa spürbar. Die Nachfrage nach einigen Gemüsearten wie zum Beispiel Tomaten, Gurke und Salaten brach ein und erholte sich nur langsam. Unverkäufliche Ware wurde oft schon auf den Feldern untergepflügt. Um den betroffenen Produzenten zu helfen, legte die EU einen Hilfsfonds auf, aus dem diese Entschädigungsleistungen beziehen konnten. In Deutschland wurden diese Mittel in Höhe von 16 Mio. Euro fast komplett abgerufen, während in anderen Ländern ein Teil der Mittel nicht abgerufen wurde. Innerhalb Deutschlands waren Mecklenburg-Vorpommern (21,5%), Rheinland- Pfalz (19,1%), Niedersachsen (18,7%), Nordrhein-Westfalen (15,3%), Bayern (12,5%) und Baden-Württemberg (6,5%) die Hauptempfänger. Ende des Jahres hatte sich die Marktlage wieder weitgehend stabilisiert, die Verbraucher fragten Gemüse nach wie vor der Krise. Auf den Pro-Kopf Verbrauch von Gemüse hatte die Krise kaum Auswirkungen, im Vergleich zu 2010/11 stieg der Verbrauch nach Berechnungen von BLE und BMELV 2011/12 um 0,5 kg auf 95,4 kg an. Der Selbstversorgungsgrad erhöhte sich um 2,3% auf 37,5%. Nebenstehende Grafik zeigt den monatlichen Erzeugerpreisindex für einige Gemüsearten. Wie zu erkennen ist, sind erhebliche Preisschwankungen bei Gemüse nicht ungewöhnlich. Auch nach Auftreten der EHEC-Krise gaben die Preise nach, erholten sich im Verlauf jedoch wieder. EHEC Krise 2011: Entschädigungszahlungen der EU Im Rahmen ihres EHEC-Hilfsprogrammes stellte die EU im August 2011 Finanzmittel in Höhe von 227 Millionen Euro für Entschädigungsleistungen zur Verfügung. Für spanische Gemüseproduzenten standen 71 Mio. Euro zur Verfügung, für polnische Gemüseerzeuger 46,4 Mio. und für ihre italienischen Kollegen 34,6 Mio. Euro. Für Entschädigungen an deutschen Produzenten stellte die EU 16 Mio. Euro bereit. Diese Summe wurde bis zum 15. Oktober (Ende des EU-Haushaltsjahres) fast komplett an die von der EHEC-Krise betroffenen deutschen Produzenten ausgezahlt. In Spanien wurden dagegen nur zwei Drittel der bewilligten Summe ausgezahlt, in Italien sogar nur 44% der verfügbaren Mittel (BMELV). Import und Export von Gemüse Zusätzlich zur Eigenproduktion ist der deutsche Markt auf Importe von Frischgemüse angewiesen, insbesondere in den Wintermonaten. Die Importe von Frischgemüse beliefen sich im Jahr 2011 auf 3,1 Mio. t. Die Importmenge lag damit trotz des durch die EHEC-Krise ausgelösten Nachfrageeinbruchs nur leicht unter ZBG-Branchenbericht Gemüsebau unter Glas, Januar 2014, 2/6

dem Wert von 2010 (siehe Grafik). Die meisten Einfuhren kamen aus den EU- Ländern. Lediglich rund 255.000 t wurden aus Drittländern importiert. Die Exporte von frischem Gemüse lagen bei 440.000 t. 2012 belief sich der Import von frischem Gemüse auf 3,1 Mio. t und lag damit unwesentlich niedriger als im Vorjahr. Allerdings stieg der Importwert um 7% auf 3,6 Mrd. Euro an. Exportiert wurden 2012 449 Mio. t frisches Gemüse im Wert von 351 Mio. Euro. ZBG-Betriebsvergleich: Nur leichte Einbußen in Unterglasproduktion erkennbar Am ZBG-Betriebsvergleich nahmen im Wirtschaftsjahr 2011/12 bzw. im Kalenderjahr 2011 45 Gemüsebaubetriebe mit dem Schwerpunkt Unterglasproduktion teil. Von 35 Betrieben lagen aus drei aufeinander folgenden Jahren Daten vor (identische Betriebe), deren Ergebnisse hier betrachtet werden. Im Durchschnitt bewirtschaften diese Betriebe rund 8,5 ha, von denen 4,5 ha für die Produktion von gartenbaulichen Kulturen genutzt werden. Die Unterglasfläche umfasst rund 13.700 m². Im Vergleich zur Vorperiode fällt die Glasfläche um 400 m² größer aus, weil einige Betriebe in neue Glasflächen investiert haben. Die Betriebe beschäftigen im Durchschnitt 9,5 Vollzeit-Arbeitskräfte, wovon 1,8 Arbeitskräfte aus der Unternehmerfamilie stammen. Im Gemüsebau unter Glas werden überwiegend feste Arbeitskräfte beschäftigt, der Anteil von saisonal beschäftigten Angestellten liegt bei nur 12% und ist vergleichbar mit dem des Zierpflanzenbaus. Nur leichter Rückgang der Betriebsergebnisse Die wirtschaftliche Situation der Unterglasbetriebe der ZBG-Stichprobe hat sich im Jahr 2011/12 im Vergleich zu 2010/11 im Durchschnitt leicht verschlechtert. Der durchschnittliche Betriebsertrag erhöhte sich minimal um 1% auf 959.000 Euro, während der Betriebsaufwand um 2% auf 873.000 stieg. Die Flächenproduktivität ging leicht zurück, pro m² Gewächshausfläche erzielten die Betriebe 63,50 Euro. Ursache könnten geringere Preise, aber auch geringere Erntemengen sein. Zu beachten ist, dass die Aussagen nur auf die Betriebe der Stichprobe zu treffen, andere Betriebe waren eventuell sehr viel stärker von den Auswirkungen der EHCE-Krise betroffen. Gemessen am Betriebsertrag mussten die Betriebe der Stichprobe mehr für die Eigenproduktion aufwenden (fast 50% des Betriebsertrages), weil sich insbesondere die Aufwendungen für Töpfe, Substrate und Verpackungen erhöhten, während der Aufwand für Heizmaterial relativ stabil blieb. Im Durchschnitt lag der Aufwand für Heizmaterial 2011/12 bei 10% des Betriebsertrages. Das entsprach pro m² heizbare Glasfläche einem Aufwand von 7,83 Euro pro m² und lag damit etwas unter dem der Vorperiode. Für den allgemeinen Aufwand und den Lohnaufwand für entlohnte Arbeitskräfte mussten die Betriebe im Schnitt 19% bzw. 20% ihres Betriebsertrages aufwenden. Mit dem erwirtschafteten Betriebsertrag gelang es den Betrieben knapp, sowohl ihre Aufwendungen als auch die Lohnansprüche für nicht entlohnte Familienarbeitskräfte zu decken. Der erwirtschaftete Reinertrag von 1% reichte für eine angemessen Verzinsung des eingesetz- ten Kapitals aber nicht aus. Der Rentabilitätskoeffizient lag mit 0,87 jedoch nur unwesentlich niedriger als der der Vorperiode (0,91). Die Netto-Arbeitsproduktivität (Betriebseinkommen je Arbeitskraft) fiel mit rund 29.000 Euro im Vergleich zur Vorperiode um 4% niedriger aus. Der Gewinn pro Familienarbeitskraft als Indikator für das Einkommen ging deutlich zurück. Mit 41.800 Euro lag der Gewinn um 15% niedriger als 2010/11. Der Gewinn kann u.a. für Investitionen verwendet oder als Privatentnahmen aus dem Betrieb entnommen werden. Investitionen über die Ersatzinvestitionen hinaus lassen darauf schließen, dass die Betriebsinhaber ihre Betriebe als zukunftsfähig erachten. Die identischen Betriebe der ZBG- Stichprobe haben in den vergangenen Jahren erheblich investiert, unter anderem in Flächenerweiterungen. In der Vorperiode investierten die Betriebe im Durchschnitt 7.500 Euro je Arbeitskraft, ZBG-Branchenbericht Gemüsebau unter Glas, Januar 2014, 3/6

2011/12 waren es immerhin noch knapp unter 3.500 Euro. Zu den wirtschaftlich erfolgreicheren Betrieben zählten 2011/12 die Betriebe, die überwiegend Topfkräuter produzieren. Ihre Betriebsergebnisse lagen über denen der Vorperiode, allerdings unter den Ergebnissen von 2009/10. Mit einer Glasfläche von 2,4 ha und einer Beschäftigtenzahl von 23 Voll-Arbeitskräften erzielten sie 2011/12 einen Betriebsertrag von fast 2,8 Mio. Euro. Mit knapp unter 110 Euro Ertrag pro m² Glasfläche wiesen sie eine besonders hohe Flächenproduktivität auf. Zwar konnten diese Betriebe alle Aufwendungen sowie den kalkulatorischen Lohnansatz decken, jedoch erreichten sie wie in der Vorperiode keine ausreichende Kapitalverzinsung. Betriebe, die nicht auf die Produktion von Kräutern spezialisiert sind, mussten 2011/12 eine deutliche Verschlechterung ihrer Betriebsergebnisse im Vergleich zu 2010/11 hinnehmen. Allerdings lagen sie auch bei diesen Betrieben immer noch deutlich über den Ergebnissen von 2009/10. Mit dem erwirtschaften Betriebsertrag von im Durchschnitt 414.000 Euro konnten nicht alle Aufwendungen und der kalkulatorische Lohnansatz gedeckt werden, eine Kapitalverzinsung wurde daher auch nicht erreicht. ZBG-Branchenbericht Gemüsebau unter Glas, Januar 2014, 4/6

Schwierige Lage für einige Betriebe Neben wirtschaftlich erfolgreichen Betrieben, die rentabel produzieren und alle Produktionsfaktoren entlohnen können, gibt es solche, die große wirtschaftliche Schwierigkeiten haben. Diese Betriebe des dritten Drittels bewirtschaften mit 1,1 ha eine kleinere Gewächshausfläche und erreichen nur unterdurchschnittliche Arbeits- und Flächenproduktivitäten (siehe Tabelle). Eine Ursache könnte sein, dass in den zum Teil veralteten Gewächshäusern im Winter nicht durchgängig produziert werden kann, weil dies unrentabel ist. Der Ertrag in Euro pro m² Gewächshausfläche fällt dementsprechend gering aus, er erreichte 2011/12 mit 22,74 Euro nicht einmal die Hälfte des Durchschnittwertes von 59 Euro. Der erwirtschaftete Betriebsertrag von 369.500 Euro reichte nicht aus, die Aufwendungen für die eingesetzten Produktionsfaktoren zu decken, was der Rentabilitätskoeffizient von 0,37 zeigt. Da 2011/12 im Durchschnitt kein Gewinn erwirtschaftet wurde, der Gewinn pro Familienarbeitskraft lag mit -17.900 Euro deutlich im Verlustbereich, waren Nettoinvestitionen nicht möglich. Die Betriebe leben von der Substanz. Ohne Investitionen in neue Gewächshäuser und Flächenerweiterungen wird die Mehrzahl der Betriebe des dritten Drittels aber auf Dauer nicht am Markt bestehen können. Gemüsevermarktung 2012 besser, aber nicht gut Nach dem für Produzenten und Handel sehr schwierigen Jahr 2011 war die Marktsituation 2012 bei den meisten Gemüsekulturen ausgeglichen. Die Preise für viele Produkte erholten sich aufgrund eines geringeren Angebotes, erreichten aber nicht das langjährige Mittel. Die deutsche Saison begann 2012 später als im Vorjahr mit langsam steigenden Erntemengen. Trotzdem gaben die Preise schnell nach, lagen aber meist über dem niedrigen Vorjahresniveau. Die Erntesaison 2013 begann bei fast allen Kulturen im ersten Halbjahr zwei bis drei Wochen später als im Durchschnitt. Im Unterglasanbau waren die Preise für Salatgurken und Tomaten in der Frühsaison durchschnittlich, in der Hauptsaison für Salatgurken aber meist zufriedenstellend bis gut. Bei Tomaten gab es ab Mitte Juli dagegen Preisdruck. Insgesamt gesehen sind in Deutschland die Gewächshausflächen für die Gemüseproduktion zurückgegangen. Diese Entwicklung ist überwiegend auf den anhaltenden Strukturwandel zurückzuführen, im Zuge dessen alte und wenig rentable Gewächshausflächen aufgegeben werden. An anderer Stelle entstanden und entstehen dafür große moderne Produktionsstätten, die zum Teil Abwärme aus Kraftwerken oder der Industrie nutzen. In einigen Fällen haben sich mehrere Unternehmer zusammengeschlossen, um den Bau einer großen Gewächsausanlage zu verwirklichen. Der Anbau von Gemüse in Gewächshäusern in Deutschland hat Zukunft, gerade unter den Aspekten Regionalität und Nachhaltigkeit. Fakten Gemüsebaubetriebe unter Glas alle Erfolgsgrößen im Vergleich zur Vorperiode verschlechtert Betriebsertrag leicht erhöht, Betriebsaufwand stärker gestiegen Aufwand für Eigenproduktion fast 50% des Betriebsertrages, insbesondere hoher Aufwand für Heizkosten und Töpfe, Verpackungen (Topfkräuterbetriebe) Reinertrag noch knapp positiv, ausreichende Entlohnung des Kapitals (Zinsansprüche) wird nicht erreicht Rentabilitätskoeffizient bei 0,87 Gewinn pro Familienarbeitskraft bei 41.800 Euro Nettoinvestitionen relativ hoch (Durchschnitt 2011/12: 3.500 Euro je Arbeitskraft) Investitionen in Glasfläche: durchschnittliche Glasfläche steigt um 450 m² auf 13.684 m² (im Vorjahr plus 1.600 m²) Topfkräuterbetriebe mit besseren Ergebnisse als 2010/11 ZBG-Branchenbericht Gemüsebau unter Glas, Januar 2014, 5/6

Quellen: BMELV (2011): EHEC-Hilfsprogramm der EU wird aufgestockt - Deutschland erhält die beantragten Mittel in Höhe von 16 Millionen Euro, Pressemitteilung Nr. 152 vom 28.07, www.bmelv.de BMELV (2013): Der Gartenbau in Deutschland - Daten und Fakten BMELV (2013): Ertragslage Garten- und Weinbau 2013 BMELV (2013): Deutscher Agraraußenhandel insgesamt in den Kalenderjahren 2011 und 2012 Deutscher Bauernverband (2013): Obst- und Gemüseernte stark von Frühjahrswitterung beeinflusst, Pressemeldung vom 22.8.2013, Quelle: http://www.bauernverband.de/obst -und-gemueseernte-stark-von-fruehjahrswitterung-beeinflusst Dirksmeyer,W. und Fluck, K. (2013): Wirtschaftliche Bedeutung des Gartenbausektors in Deutschland, Braunschweig, Johann Heinrich von Thünen-Institut, Thünen Report 2 Stat. Bundesamt (2013): Gemüseanbauerhebung 2013 ZBG (2013): Kennzahlen für den Betriebsvergleich im Gartenbau, 56. Jahrgang, Hannover Impressum Herausgeber: Zentrum für Betriebswirtschaft im Gartenbau e. V., Herrenhäuser Str. 2, 30419 Hannover Website: www.zbg.uni-hannover.de E-Mail: zbg@zbg.uni-hannover.de Telefon: 0511-762-5409 Telefax: 0511-762-19245 Redaktion: Sabine Hübner Der Nachdruck auch auszugsweise ist nur mit vorheriger Genehmigung durch das ZBG zulässig. Bitte kontaktieren Sie uns, wenn Sie weitere Exemplare dieser Publikation benötigen. ZBG-Branchenbericht Gemüsebau unter Glas, Januar 2014, 6/6