I. Geschichte Das Institut für Philosophie der Humboldt Universität

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Transkript:

2010, State Russian Museum, St. Petersburg Ljubow Sergejewna Popowa Bildnis eines Philosophen, 1915 Öl auf Leinwand, 89x63 cm ROLF-PETER HORSTMANN Das Institut für Philosophie I. Geschichte Das Institut für Philosophie der Humboldt Universität kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, die von der Gründung der Berliner Universität im Jahre 1810 ihren Ausgang nimmt. Diese Geschichte spiegelt nicht nur die sich ändernden Auffassungen von dem wider, was Philosophie als Wissenschaft zu leisten hat. Sie gibt auch Hinweise auf die Art der außerfachlichen und eher öffentlichen Erwartungen, die mit dieser akademischen Disziplin verbunden gewesen sind und die auch heute noch mit ihr verbunden werden. Man wird diese Auffassungen und Erwartungen etwas grob zwischen verschiedenen Seiten ansiedeln können: auf einer Seite steht die Auffassung, dass Philosophie der umfassenden Grundlegung der Normen des Wissens und des Handelns dient und deshalb auf Orientierung zielt. Auf einer anderen Seite steht die Erwartung, dass Philosophie sich als Einzelwissenschaft in einen methodisch und sachlich geregelten Wissenschaftskanon integrieren lässt. Und eine dritte Seite schließlich geht aus von der Überzeugung, dass Philosophie ein wesentlich kritisches Unternehmen ist, dem sich alle Verhältnisse zu stellen haben. Alle diese Haltungen zur Philosophie sind nachdrücklich und wirkungsmächtig von den Berliner Repräsentanten des Faches vertreten worden. Dass sich an der zweihundertjährigen Geschichte der Berliner Universitätsphilosophie diese Einstel- 24 humboldt-spektrum

porträt philosophie lungen und deren Wandlungen besonders deutlich dokumentieren lassen, ist sicher nicht nur das persönliche Verdienst ihrer frühen Fachvertreter, sondern hängt zusammen mit der herausgehobenen Rolle, die Berlin im damaligen Deutschland als kulturelles und politisches Zentrum einnahm. Diese Rolle ließ die Berliner Universität von Anfang an den Ruf kultivieren,»universität des Mittelpunkts«(so Hegel in seiner Antrittsvorlesung 1818) zu sein, und dieser Ruf scheint sie, damals wie heute, besonders attraktiv gemacht zu haben. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sie vor allem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts besonders viele bereits prominente oder später prominent gewordene Personen anzuziehen in der Lage gewesen ist, die ihre Prominenz nicht zuletzt ihrer Leitbildfunktion für die Wahrnehmung ihrer jeweiligen Fächer verdanken. Dies gilt natürlich nicht nur für die Philosophie, aber doch auch für sie. Was Prominenz betrifft, so haben geradezu bedrückend viele Größen der Philosophiegeschichte vor allem des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts sich an der Berliner Universität den sogenannten»philosophischen Wissenschaften«gewidmet, sei es als Student, sei es als Privatdozent oder als fest angestellter Hochschullehrer. Zu den namhaftesten Studenten gehören zweifelsohne Ludwig Feuerbach, Karl Marx und Sören Kierkegaard. Sie sind später alle zu den wohl einflussreichsten Denkern nicht nur ihrer Zeit geworden. Die Liste der Privatdozenten reicht von Arthur Schopenhauer über Ernst Cassirer zu Hans Reichenbach. Das Namensverzeichnis bekannt gewordener Hochschullehrer ist auch beachtlich. Bereits der erste gewählte Rektor der Universität, Johann Gottlieb Fichte, ist ein Philosophieprofessor gewesen, der nicht nur als akademischer Lehrer und eigenständiger Theoretiker zu seiner Zeit eine weit über die Universität hinausgehende Wirkung gehabt hat, sondern dessen Deducirter Plan einer zu Berlin zu errichtenden höheren Lehranstalt auch von großem Einfluss auf die Gründungskonzeption und das Profil der Berliner Hochschule gewesen ist. Der direkte Nachfolger auf seinem Lehrstuhl, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, hat sein ebenso ambitiöses wie nach wie vor kontroverses philosophisches System hauptsächlich in seiner Berliner Zeit zu einer der einflussreichsten Positionen neuzeitlichen Den- Prominente Studenten der»philosophischen Wissenschaften«an der Berliner Universität im 19. Jh. Collection Intern. Institute of Social History, Amsterdam Ludwig Feuerbach 1804 1872 Karl Marx 1818 1883 Sören Kierkegaard 1813 1855 kens ausgearbeitet. Einige Jahre nach Hegels Tod (1831) ist mit Friedrich Wilhelm Joseph Schelling ein weiterer Repräsentant des sog. Deutschen Idealismus an die Universität gebunden worden. Sein nur wenige Jahre dauernder Berliner Aufenthalt hat allerdings nicht die großen Erwartungen erfüllt, die vor allem von staatlicher Seite mit seinem Auftreten verknüpft gewesen sind. Durch Fichte und Hegel, die nebeneinander auf dem benachbarten Dorotheenstädter Friedhof begraben sind, aber auch durch Schelling ist das philosophische Programm einer idealistischen Weltinterpretation untrennbar mit Berlin und seiner ältesten Universität verbunden. Ungefähr seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ist dann diese frühe Generation von Fachvertretern, The Royal Library, Copenhagen humboldt-spektrum 25

Im Rückblick auf die fast siebzig Jahre währende Dominanz rechter und linker totalitärer Systeme im Deutschland des 20. Jahrhunderts wird man wohl sagen können, dass die institutionelle Vereinporträt Universitätsbibliothek J. Chr. Senckenberg, Frankfurt/M. Felix Meiner Verlag, Hamburg Prominente Privatdozenten im 19. bzw. frühen 20. Jh. Arthur Schopenhauer 1788 1860 Ernst Cassirer 1874 1945 (Quelle: Toni Cassirer, Mein Leben mit Ernst Cassirer, Hamburg 2003) die alle hauptsächlich an Grundlegungsfragen als Gegenstand der Philosophie interessiert gewesen sind, abgelöst worden durch eine Reihe mehr einzelwissenschaftlich orientierter Professoren wie etwa Friedrich Adolf Trendelenburg und Eduard Zeller. Diese haben ihr Fach mehr an den Standards der sich enorm entwickelnden Einzelwissenschaften, und hier besonders der historischen Wissenschaften, ausgerichtet. Sie haben hier bedeutende philosophiehistorische Studien hinterlassen. Von den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg scheint sich wieder eine durch fachund themenübergreifende Fragestellungen ausgezeichnete Auffassung von Philosophie durchzusetzen. Zu dieser Einschätzung muss man kommen auf Grund der philosophischen Arbeit von Hermann Lotze, der allerdings bereits im ersten Semester seiner Berliner Lehrtätigkeit stirbt, sowie vor allem der Leistungen von Wilhelm Dilthey, dem Begründer der Lebensphilosophie, Georg Simmel, einem der Begründer der Soziologie, und Ernst Cassirer, einem dem Marburger Neukantianismus entstammenden Universalgelehrten. Sie alle sind mit systematischen Werken zu einer großen Menge von Gegenstandsbereichen hervorgetreten, die sich von den Naturwissenschaften über die Logik bis zur Theorie der Geisteswissenschaften erstrecken, ohne philosophiehistorische Studien zu vernachlässigen. In die Tradition dieser Philosophen, die ihre Disziplin unter der doppelten Perspektive einzelwissenschaftlicher Relevanz und philosophiegeschichtlicher Kompetenz wahrgenommen haben, gehört auch Nicolai Hartmann, der das Fach von den frühen 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs vertritt. ein bemerkenswertes fachliches Profil entwickelt haben. Eigentlich müssen nur Alfred Bäumler und Kurt Hager erwähnt werden. Dies allerdings nicht wegen irgendwelcher philosophischer Leistungen, sondern wegen der exponierten ideologischen Rollen, die der erste im nationalsozialistischen Regime, der zweite im SED-Regime gespielt haben. Wollte Bäumler die Philosophie in»politische Pädagogik«transformieren, so wollte Hager Philosophie auf Marxismus-Leninismus restringieren. Prominente Professoren der»philosophischen Wissenschaften«an der Berliner bzw. Friedrich-Wilhelms-Universität Johann Gottlieb Fichte 1762 1814 Friedrich Wilhelm Joseph Schelling 1775 1854 Georg Wilhelm Friedrich Hegel 1770 1831 Friedrich Adolf Trendelenburg 1802 1872 Ansonsten gilt für das Institut für Philosophie, dass es weder zu Zeiten der Weimarer Republik, noch während des Dritten Reichs und auch nicht in der DDR mit Personen besetzt gewesen ist, die 26 humboldt-spektrum

porträt philosophie Anliegen, einige Antworten auf verschiedene grundlegende und zeitrelevante Fragen zu geben und sie so zu diskutieren, dass hierbei auch die Ergebnisse der Einzelwissenschaften berücksichtigt werden, prägt das heutige Philosophieverständnis. Diesem Verständnis sind auch die Mitarbeiter und Hochschullehrer verpflichtet, die am Institut für Philosophie der Humboldt-Universität zu Berlin seit der Wiedervereinigung beschäftigt waren und sind. II. Struktur des heutigen philosophischen Instituts Seit der Wiedervereinigung im Jahr 1990 ist das Institut für Philosophie Teil der Philosophischen Fakultät I. In den zwanzig Jahren seit seiner Neugründung hat es sich ständig erweitert. Gegenwärtig (2010) sind an ihm folgende Schwerpunkte durch Professuren vertreten: Internet www.philosophie.hu-berlin.de Eduard Zeller 1788 1860 Georg Simmel 1858 1918 Philipps-Universität Marburg Wilhelm Dilthey 1833 1911 Nicolai Hartmann 1882 1950 nahmung des Faches Philosophie zu politischen Zwecken zwar zu einer Politisierung der Philosophie geführt, sie aber keineswegs als Reflexionsdisziplin weiter gebracht hat, weder als kritische Einrichtung, noch als Einzelwissenschaft und erst recht nicht als ein auf Grundlegung ausgerichtetes Unternehmen. In der gegenwärtigen Zeit ist das Selbstbild der Philosophie durch selbstbewusste Bedachtsamkeit ausgezeichnet. Das in der Geschichte der Philosophie oft anzutreffende Selbstverständnis, durch ihre normative Grundlegungsfunktion oder durch die Wahrnehmung ihrer kritischen Aufgabe eine vor anderen hervorgehobene Wissenschaft, gar deren Königin zu sein, findet sich insgesamt in der Philosophie heute eher selten. Das bescheidenere! Philosophie der Antike und Gegenwart! Philosophiegeschichte: Deutscher Idealismus! Philosophische Anthropologie und Kulturphilosophie! Praktische Philosophie, Rechts- und Sozialphilosophie! Praktische Philosophie/Ethik! Theoretische Philosophie! Wissenschaftstheorie der Naturwissenschaften und Naturphilosophie! Didaktik der Philosophie und Philosophie der Bildung! Logik und Sprachphilosophie! Philosophie des Geistes Jeder dieser Bereiche hat die Aufgabe, das Fach sowohl unter systematischen als auch unter historischen Gesichtspunkten in Lehre und Forschung zu vertreten. humboldt-spektrum 27

porträt III. Lehre Das Institut für Philosophie betreut verschiedene Studiengänge. Neben dem alten Magister-Studiengang (Haupt- und Nebenfach), der 2005 durch die modularisierten Studiengänge ersetzt worden ist, bietet es einen Bachelor-Studiengang Philosophie und einen lehramtsbezogenen Bachelor-Studiengang Philosophie/Ethik an. Außerdem können seit 2007 drei Master-Studiengänge absolviert werden, nämlich ein reiner Studiengang Philosophie und zwei lehramtsbezogene Studiengänge, den Studiengang»Master of Education Philosophie/Ethik«und den Studiengang»Master of Education Ethik«. Mehr als 1000 Studenten sind insgesamt in den verschiedenen Studiengängen eingeschrieben. Durch die finanzielle Unterstützung der zum Institut gehörenden Carl und Max Schneider Stiftung zur Förderung der Philosophie können außerdem eine große Anzahl von Gast-Veranstaltungen in Gestalt von Vorträgen, Block-Seminaren und Workshops angeboten werden. IV. Forschung Das Forschungsprofil des Instituts für Philosophie ist hauptsächlich durch die es strukturierenden Schwerpunktgebiete charakterisiert. Es wird aber auch bestimmt durch die Arbeit in institutsübergreifenden Einrichtungen und Drittmittelprojekten. Besonders stark engagiert sind Mitarbeiter des Instituts im Excellence Cluster Topoi: The Formation and Transformation of Space and Knowledge in Ancient Civilizations, in der Graduate School of Ancient Philosophy, im August-Boeckh-Antikezentrum, der Berlin School of Mind and Brain, der Forschergruppe»Transformationen des Geistes. Philosophische Psychologie zwischen 1500 und 1750«und der Kolleg-Forschergruppe»Bildakt und Verkörperung«sowie in dem von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften getragenen Humanprojekt. Zur Stellung des Menschen in der Natur. Außerdem werden, zum Teil mit Unterstützung durch die DFG, Editionen der Werke Kants und der politischen Theorie von Hannah Arendt sowie die Ernst Cassirer Edition von Mitgliedern des Instituts getragen. All diese weitgehend interdisziplinär angelegten Aktivitäten haben dazu beigetragen, dass das Institut für Philosophie eine bemerkenswerte Anziehungskraft auch auf ausländische Studenten und Gastwissenschaftler entfaltet hat. Prof. em. Dr. Rolf-Peter Horstmann Jg. 1940, war von 1995 bis zu seiner Emeritierung 2007 Professor für Philosophiegeschichte: Deutscher Idealismus an der Humboldt-Universität zu Berlin. Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Philosophie E-Mail: rolf.horstmann@rz.hu-berlin.de www.philosophie.hu-berlin.de/institut/lehrstuehle/idealismus/ mitarbeiter/horstmann 28 humboldt-spektrum