N 5 2013 MeisterPersönlich Der Steuer- und Finanzbrief mit geldwerten Tipps und Informationen für den Handwerksmeister und seine Berater www.meister-persönlich.de Ausgabe 5/2013 Direkt-Login in Ihren persönlichen Kundenbereich: www.meister-persönlich.de Liebe Leserin, lieber Leser, was hat Hoeneß falsch gemacht? Zu diesem Thema liegt uns jegliches Moralisieren fern, wie möchten Hoeneß' Fehler an dieser Stelle unter rein praktischen Gesichtspunkten bewerten. Sinnloses Spekulieren: Uli Hoeneß bezeichnet sich selbst als Zocker und hat wohl mit dem Geld unzählige Wertpapiergeschäfte getätigt. Spekulieren ist jedoch sinnlos. Man versucht dadurch, eine Rendite zu erzielen, die über der jeweiligen Marktrendite liegt. Das ist zufällig natürlich möglich - genauso wie es möglich ist, zufällig im Spielkasino viel Geld zu gewinnen. Aber niemand kann dauerhaft den Index schlagen - auch die berühmten Profis, so wie z. B. George Soros, John Paulson oder Warren Buffett nicht. Die Steuerfolgen des Spekulierens vergessen: Kursgewinne muss man nur dann versteuern, wenn man sie realisiert. Wer seine Aktien friedlich liegen lässt, realisiert keine Gewinne und muss auch keine versteuern. Keine Verluste realisiert (darüber kann man bei Hoeneß nur mutmaßen): Gewinne werden freudig realisiert - aber sich Verlustgeschäfte einzugestehen, ist menschlich schwierig, und diese Papiere lässt man lieber liegen. Damit lässt man die Chance verstreichen, Aktienverluste steuerwirksam mit Aktiengewinnen zu verrechnen. Tücken der Selbstanzeige unterschätzen: Seit dem Zumwinkel-Fall wurde die Selbstanzeige extrem verkompliziert. Seit April 2011 sind so viele Fallstricke mit der Sache verbunden, dass die strafbefreiende Wirkung oft nicht eintritt. Und das Steuer - geheimnis ist das Papier eh nicht mehr wert, auf dem es steht. Fazit: Schwarzgeld macht nicht glücklich: Seit Einführung der 25-prozentigen Abgeltungssteuer gibt es keinen Grund mehr, sein Geld ins Ausland zu bringen. Herzliche Grüße aus München Mai 2013 Wie Sie Steuernachzahlungen hinausschieben Vermeiden Sie Steuer auf betriebliche Immobilienverkäufe Starker Gewinnanstieg in 2012? Droht eine Steuerlawine? Computer für 1.001 ist billiger als einer für 999 Ein zu langes Zahlungsziel für neue Kunden ist gefährlich Neue Betrugsmasche bei der Umsatzsteuer-ID-Nummer Bankkonto am Limit? Drei schnell wirksame Gegenmittel! Alte Rentenpapiere mit Kurs über 100 jetzt verkaufen Eilsache: Bis 31. Mai Vorsteuer für Photovoltaikanlage holen Kosten für die Betriebsübergabe an die Kinder abziehbar? Aus der Redaktions-Hotline: Abschreibung von GWG Unser Service für Sie www.meister-persönlich.de Exklusiver Kundenbereich mit Checklisten, Musterverträgen, Archiv... Ihre Redaktions-Hotline Montag bis Freitag 10 Uhr bis 11 Uhr Telefon 089 255436-0 Ulrike Mattis Diplom-Volkswirtin Chefredaktion oder jederzeit per Fax 089 255436-10 oder Mail ulrike.mattis@izw-info.de Ulrike Mattis
Wie Sie Steuernachzahlungen hinausschieben Vermeiden Sie Steuer auf betriebliche Immobilienverkäufe Wie Sie Steuernachzahlungen hinausschieben Steuernachzahlungen können Sie hinausschieben, indem Sie beim Finanzamt einen Antrag auf Verrechnung von Steuerguthaben und -schulden stellen. Manchmal kommt es vor, dass man bei der Umsatzsteuer nachzahlen muss, bei der Einkommenssteuer des gleichen Jahres aber eine Erstattung zu erwarten hat. Die Umsatzsteuer muss man bereits einen Monat nach Abgabe der Erklärung (Bescheid ist gar nicht notwendig!) bezahlen, während man bei der Einkommenssteuererstattung auf den Erlass des Bescheides warten muss. In solch einem Fall gewährt das Finanzamt in aller Regel die so genannte Verrechnungsstundung bzw. technische Stundung. Beispiel: Für 2012 muss Handwerksmeister H 3.000 Euro Umsatzsteuer nachzahlen und hat 5.000 Euro Einkommenssteuer-Erstattung zu erwarten. H gibt beide Erklärungen am 1. Mai ab. Die Umsatzsteuer-Nachzahlung ist damit am 1. Juni fällig, der Einkommenssteuer-Bescheid kommt aber erst im August. H schreibt deshalb ans Finanzamt: Bei mir (Steuernummer: ) bestehen gleichzeitig Steuerguthaben und schulden, nämlich ein Guthaben bei der Einkommenssteuer und Schulden bei der Umsatzsteuer. Ich beantrage technische Stundung für die Umsatzsteuer bis zum Ergehen des Einkommenssteuerbescheides.. Ihr Vorteil: Damit schonen Sie die Liquidität Ihres Betriebs. Ihr Vorteil: Sie müssen erst einmal nichts bzw. weniger ans Finanzamt zahlen und schont damit ihre Liquidität. ( 222 Abgabenordnung; OFD Hannover 04.02.05, DStR 2005, 870) Vermeiden Sie Steuer auf betriebliche Immobilienverkäufe Den Erlös aus betrieblichen Immobilien, die Sie schon mindestens sechs Jahre hatten, können Sie in einer Bilanz- Rücklage parken. Dann bleibt er entweder ganz steuerfrei oder wird zumindest erst später versteuert. Wenn man betriebliche Immobilien zu einem Preis über dem Buchwert verkauft, entsteht ein steuerpflichtiger Veräußerungsgewinn. Das Steuergesetz bietet allerdings ein Schlupfloch, falls man die Immobilien beim Verkauf schon mindestens sechs Jahre lang hatte ( 6 b EStG). Den Gewinn kann man nämlich vom Kaufpreis einer neuen Betriebsimmobilie abziehen und dadurch die Versteuerung vermeiden. Wer nichts Neues kauft, der muss den Gewinn spätestens nach vier Jahren versteuern - dann allerdings mit einem Zinszuschlag von sechs Prozent pro Jahr. Beispiel: Meister M hat eine Betriebsimmobilie seit 20 Jahren im Betriebsvermögen, die inzwischen zu klein geworden ist. Der Buchwert laut Bilanz beträgt 100.000 Euro und M verkauft die Immobilie für eine Million. Den 2 Meister Persönlich Ausgabe 5 - Mai 2013 www.meister-persönlich.de
Starker Gewinnanstieg in 2012? Droht eine Steuerlawine? Computer für 1.001 ist billiger als einer für 999 Gewinn von 900.000 Euro kann er in einer so genannten 6b-Rücklage parken. M kauft drei Jahre später eine neue Immobilie für zwei Millionen. Vom Kaufpreis der neuen Immobilie zieht er die 900.000 Euro aus der Rücklage ab, und diese steht nun nur noch mit 1,1 Millionen in der Bilanz. Den Gewinn aus dem Verkauf der alten Immobilie hat M damit nicht versteuert. Irgendwann erwischt es M zwar, wenn er die neue Immobilie verkauft, das aber vielleicht erst in 20 oder 30 Jahren. Starker Gewinnanstieg in 2012? Droht eine Steuerlawine? Können Sie einen starken Gewinnanstieg für 2012 verzeichnen? Wer 2012 deutlich mehr Gewinn gemacht hat als 2011 und die Steuer - erklärung 2012 erst Ende 2013 abgibt, riskiert eine doppelte Steuerlawine. Denn Ende 2013 wird das Finanzamt dann nicht nur die Nachzahlung für 2012 fordern, sondern gleich eine nachträgliche Vorauszahlung für 2013 in gleicher Höhe. Vorsicht: Dann droht Ihnen eine Steuer - lawine bei zu später Abgabe der Steuererklärung. Beispiel: Meister M muss für 2012 mit 40.000 Euro Steuernachzahlung rechnen. Falls er die Erklärung erst Ende 2013 abgibt, kommen bis dahin 80.000 Euro zusammen. Anfang 2014 sind es dann sogar 90.000 Euro, weil dann gleich noch das 1. Quartal 2014 dabei ist. Fazit: Wer üppige Liquiditätsreserven hat, so dass hohe Nachzahlungen keine Probleme machen, der kann die Erklärungsabgabe ruhig hinausschieben. Bei knapper Liquidität: Geben Sie die Steuererklärung für 2012 lieber früh ab. Bei wem es trotz guter Gewinne immer eher knapp auf dem Konto aussieht, der sollte lieber der Gefahr (= Finanzamt) mutig ins Auge sehen und die Steuererklärung früh abgeben. Die Steuern muss man dann zwar auch zahlen, aber nicht alles auf einmal. Computer für 1.001 ist billiger als einer für 999 Ein Computer für 1.001 Euro ist für Sie billiger als einer über 999 Euro, weil Sie ihn schneller abschreiben können. Dieser vermeintliche Widerspruch liegt an den Abschreibungsregeln. Wirtschaftsgüter bis 1.000 Euro netto landen in aller Regel in dem so genannten Pool, in dem alle Wirtschaftsgüter zwischen 150,01 und 1.000,00 Euro netto einheitlich über fünf Jahre abzuschreiben sind. Über 1.000 Euro gelten die individuellen Abschreibungssätze je nach Nutzungsdauer. Das ist bei www.meister-persönlich.de Ausgabe 5 - Mai 2013 Meister Persönlich 3
Ein zu langes Zahlungsziel für neue Kunden ist gefährlich Neue Betrugsmasche bei der Umsatzsteuer-ID-Nummer Büromöbeln schlecht, weil dann 13 statt fünf Jahren AfA-Dauer gelten. Bei PCs und Peripheriegeräten ist es aber besser, weil man dann mit drei Jahren Abschreibungsdauer - statt fünf Jahren - davon kommt. Lassen Sie gegebenenfalls lieber noch eine Grafikkarte o. ä. einbauen, um über diese Grenze zu kommen. Lassen Sie deshalb also lieber noch eine Grafikkarte, eine Speicher - erweiterung o. ä. in den Rechner einbauen, um ihn über die 1.000-Euro-Grenze zu hieven. Übrigens: Folgendes zählt alles als eine Einheit: PC, Tastatur, Maus, Bildschirm, Drucker, Scanner. Ein zu langes Zahlungsziel für neue Kunden ist gefährlich Bei neuen Kunden sollten Sie kein allzu langes Zahlungsziel vereinbaren. In einem gesättigten Markt kann man Kunden der Konkurrenz manchmal nur über besondere Zugeständnisse abwerben. Manche Kunden wollen gar nicht unbedingt große Preiszugeständnisse, sondern 90 oder gar 120 Tage Zahlungsziel. Vorsicht: Das schwächt nicht nur Ihre Liquidität, sondern Sie riskieren auch, dass der neue Kunde innerhalb dieser drei oder vier Monate pleitegeht und Sie es zu spät merken. Machen Sie es lieber so: Geben Sie ihm zunächst z. B. 30 Tage plus Einführungsrabatt. Machen Sie es besser so: Gewähren Sie also lieber 30 Tage Zahlungsziel und stattdessen einen kleinen Einführungsrabatt. Dann können Sie erst einmal die Zahlungsmoral Ihres neuen Kunden testen und später immer noch das Zahlungsziel verlängern. Neue Betrugsmasche bei der Umsatzsteuer-ID-Nummer Betrüger versenden derzeit fiktive Rechnungen für die Vergabe von Umsatzsteuer- ID-Nummern an Unternehmen. Prüfen Sie, ob Sie überhaupt eine solche USt.-ID brauchen. Das Bundeszentralamt für Steuern warnt vor amtlich aussehenden Schreiben, in denen eine kostenpflichtige Registrierung und Veröffentlichung von Umsatzsteuer-ID-Nummern angeboten wird. Die Vergabe von Umsatzsteuer- ID-Nummern erfolgt aber kostenlos durch das Bundeszentralamt für Steuern und sie wird auch kostenlos dort registriert. Eine Veröffentlichung ist weder notwendig noch empfehlenswert. Falls Sie weder Güter in die EU exportieren noch importieren und auch keine Dienstleistungen im EU-Ausland erbringen und auch keine solchen entgegennehmen, brauchen Sie gar keine Umsatzsteuer-ID-Nummer. 4 Meister Persönlich Ausgabe 5 - Mai 2013 www.meister-persönlich.de
Bankkonto am Limit? Drei schnell wirksame Gegenmittel! Bankkonto am Limit? Drei schnell wirksame Gegenmittel! Gegen angespannte Liquidität gibt es diese drei schnell wirksamen Gegenmittel: 1. Factoring - der Verkauf offener Forderungen. Ihre Liquidität ist derzeit angespannt? Folgende drei Methoden bringen relativ schnell (innerhalb von wenigen Wochen) Entlastung: Factoring: Eine Factoringgesellschaft kauft Ihre Forderungen auf und schreibt Ihnen das Geld innerhalb von ein paar Tagen gut. Dann kümmert sich die Gesellschaft selber darum, das Geld einzuziehen. Es gibt verdecktes Factoring (die Forderungen werden nur still abgetreten und der Kunde merkt nicht, dass hier Factoring im Spiel ist) und offenes Factoring (die abgetretene Forderung wird von der Factoringgesellschaft selber eingezogen). Nachteil: Offenes Factoring ist bei manchen Kunden unbeliebt. Im Zweifel vorher fragen, ob Ihr Kunde etwas dagegen hat. Vorteil: Wenn Sie einen durchschnittlichen Forderungsbestand von 400.000 Euro haben, haben Sie innerhalb weniger Wochen 400.000 Euro mehr auf dem Konto. 2. Sale and lease back - der Verkauf und das Zurückmieten von Maschinen. Sale and lease back: Eine Leasinggesellschaft kauft Ihre Maschinen und schreibt Ihnen den Verkaufserlös sofort gut. Anschließend leasen Sie die Maschinen zurück. Meistens nach zwei bis vier Jahren können Sie die Maschinen für nen Appel und ein Ei wieder ablösen und dann gehören sie Ihnen wieder. Nachteil: Eine teure Methode, die zudem den Spielraum für Kreditaufnahmen wegen Wegfalls von Sicherheiten einschränkt. Vorteil: Sofort liquiditätswirksam. 3. Finetrading - die Vorfinanzierung des Wareneinkaufs. Vorfinanzierung des Wareneinkaufs: Dieses Instrument nennt man Fine - trading. Ein Finanzdienstleister kauft die Ware für Sie ein und die Rechnung geht an den Dienstleister. Geliefert wird unverändert an Sie und Sie haben bis zu drei Monate Zeit, die Rechnung zu bezahlen. Allerdings wird für den www.meister-persönlich.de Ausgabe 5 - Mai 2013 Meister Persönlich 5
Alte Rentenpapiere mit Kurs über 100 jetzt verkaufen Eilsache: Bis 31. Mai Vorsteuer für Photovoltaikanlage holen zweiten Monat 0,75 bis 1,5 Prozent Zuschlag verlangt, für den dritten Monat meistens 1,0 bis 1,75 Prozent. IZW-Leserservice: Mehr Informationen zu Finetrading finden Sie in Ausgabe 5/2012 von Meister Persönlich : Im Internet unter www.meister-persönlich.de Finetrading als Suchwort eintragen. Wo finden Sie Anbieter? Factoring und sale and lease back wird von allen größeren Banken angeboten. Finetrading gibt es nur von unabhängigen Finanzdienstleistern. Am besten geben Sie alle drei Stichworte einmal in eine Internet-Suchmachine ein und suchen sich einen Anbieter Ihres Vertrauens heraus. Billig sind alle diese Methoden zwar nicht - aber im Zweifel dennoch eine gute Alternative. Fazit: Alle drei Instrumente sind nicht billig, aber auch nicht viel teurer als Bank-Überziehungszinsen. Und billiger als Insolvenz wegen Zahlungsunfähigkeit sind sie allemal. Alte Rentenpapiere mit Kurs über 100 jetzt verkaufen Festverzinsliche Wertpapiere, die Sie vor 2009 gekauft haben, und die heute einen Kurs von über 100 haben, sollten Sie jetzt verkaufen. Vorteil: Der Kursgewinn bleibt dann steuerfrei. Falls in Ihrem Depot vor 2009 gekaufte festverzinsliche Wertpapiere liegen, dann werden diese oftmals einen Kurs von über 100 haben, weil sie wegen der damals noch hohen Zinsen heute recht gefragt sind. Wenn Sie diese Papiere jetzt verkaufen, können Sie den Kursgewinn steuerfrei einstreichen. Wenn Sie sie hingegen bis zum Fälligkeitszeitpunkt behalten, wird der Kurs wieder auf 100 sinken. Die bis dahin anfallenden hohen Zinseinnahmen müssen Sie (mit 25 Prozent Abgeltungssteuer) voll versteuern. Deshalb: Alte Papiere (Kauf vor 2009) mit Kurs über 100 raus aus dem Depot. Hinweis: Für ab 2009 gekaufte Rentenpapiere gilt dieser Tipp nicht. Eilsache: Bis 31. Mai Vorsteuer für Photovoltaikanlage holen Eilsache: Den Vorsteuerabzug aus einer im Jahr 2012 gekauften Photovoltaikanlage müssen Sie spätestens bis 31. Mai 2013 beantragen. Wer seine Photovoltaikanlage ab 1. April 2012 in Betrieb genommen hat, wird wahrscheinlich einen Teil des Stroms selbst verbrauchen, weil das wirtschaftlich inzwischen sinnvoller ist als die Einspeisung. Umsatzsteuerlich wird die Photovoltaikanlage dadurch zu einem gemischt genutzten Wirtschaftsgut. Man hat dann ein Wahlrecht, es zu 100 Prozent dem Unternehmen zuzuordnen und somit 100 Prozent Vorsteuerabzug in 6 Meister Persönlich Ausgabe 5 - Mai 2013 www.meister-persönlich.de
Kosten für die Betriebsübergabe an die Kinder abziehbar? Anspruch zu nehmen. Dieses Wahlrecht muss man aber bis 31. Mai des Folgejahres ausüben. www.meister-persönlich.de Tagesaktuelle Infos finden Sie ab sofort mit dem Direkt-Login auf Ihrer persönlichen Website: www.meister-persönlich.de Beispiel: Otto hat sich im Sommer 2012 eine Photovoltaikanlage auf das Dach seines Privathauses bauen lassen für 20.000 Euro plus 3.800 Euro Mehrwertsteuer. 30 Prozent des Stroms verbraucht er selbst, 70 Prozent speist er ein. Otto gibt seine private Umsatzsteuererklärung 2012 erst im Juli 2013 ab. Damit ist der Vorsteuerabzug komplett verloren, denn Otto hat die Zuordnungsfrist 31. Mai des Bundesfinanzhofs für gemischt genutzte Wirtschaftsgüter verpasst (BFH, 15.12.11, V R 48/10, BFH/NV 12, 808). Otto hätte die Umsatzsteuer erklärung bis 31. Mai 2013 beim Finanzamt einreichen müssen. Hinweis: Man kann es natürlich auch nach Fristversäumnis noch probieren, weil viele Finanzämter das BFH-Urteil noch nicht kennen. Wer auf Nummer sicher gehen will, gibt die Umsatzsteuererklärung bei 2012 gekauften Photovoltaikanlagen mit nicht 100 prozentiger Stromeinspeisung rechtzeitig vor dem 31. Mai 2013 ab. Bei vollständiger Einspeisung gilt die Frist nicht, weil die Anlage kein gemischt genutztes Wirtschaftsgut ist und automatisch zum Unternehmensvermögen gehört. Kosten für die Betriebsübergabe an die Kinder abziehbar? Beratungs- und Notarkosten, die bei einer Betriebsübergabe an Kinder anfallen, lässt das Finanzamt nicht als steuerlich abzugsfähig gelten. Falls Sie Ihren Betrieb an Ihre Kinder übertragen, werden dabei in aller Regel hohe Beratungs- und Notarkosten anfallen. Die Finanzverwaltung lässt den Abzug als Betriebsausgabe aber nicht zu, weil sie sagt, die Betriebsüber gabe sei rein privat durch familiäre Überlegungen veranlasst. Dagegen hat der Bund der Steuerzahler nun ein Musterverfahren angestrengt, das unter dem Aktenzeichen IV R 44/12 beim Bundesfinanzhof anhängig ist. Dagegen läuft nun ein Musterverfahren beim Bundesfinanzhof. Berufen Sie sich im Zweifel darauf. Falls Sie Kosten für die Unternehmensnachfolge hatten, sollten Sie diese durchaus als Betriebsausgabe deklarieren (aber bitte nicht heimlich versteckt, sondern ganz offen erkennbar für das Finanzamt, sonst könnten Sie sich Ärger einhandeln). Und falls das Finanzamt den Abzug ablehnt, legen Sie Einspruch gegen den Bescheid ein und beantragen unter Hinweis auf das oben genannte Aktenzeichen Ruhen des Verfahrens nach 363 Abgabenordnung. www.meister-persönlich.de Ausgabe 5 - Mai 2013 Meister Persönlich 7
Aus der Redaktions-Hotline: Abschreibung von GWG E-Mail von Hans K. aus Mainz an die Redaktions-Hotline: Ich habe für unser Büro eine Schreibtisch-Container-Kombination für komplett 699 Euro gekauft. Jetzt sagt die Buchhalterin im Steuerbüro, dass man so etwas über 13 Jahre abschreiben muss. Da wäre es doch besser gewesen, ich hätte mir zwei getrennte Rechnungen geben lassen?" Impressum Meister Persönlich Der Steuer- und Finanzbrief mit geldwerten Tipps und Informationen für den Handwerksmeister und seine Berater IZW antwortet: Ob etwas ein geringwertiges Wirtschaftsgut ist und damit sofort abschreibbar, hängt nicht damit zusammen, wie viel der Rechnungs - betrag ausmacht. Wenn auf einer Rechnung fünf Stühle für insgesamt 2.000 Euro stehen, können Sie diese gleichwohl sofort abschreiben, denn auf jeden Stuhl entfallen ja nur 400 Euro (5 x 400 = 2.000). Umgekehrt kann man aus einem einheitlichen Wirtschaftsgut durch Aufdröseln auf viele Rechnungen nicht lauter geringwertige Wirtschaftsgüter machen. Sonst könnte man ja sogar ein Auto sofort abschreiben, indem man sich jede Schraube extra abrechnen lässt. Herausgeber: IZW InformationsZentrum für die Wirtschaft GmbH Heiliggeiststr. 3 80331 München Telefon 089 255436-0 Telefax 089 255436-10 service@izw-info.de www.izw-info.de. Geschäftsführerin: Ulrike Mattis, Dipl.-Volksw. (V.i.S.d.P.) Worauf es ankommt ist das: Ist das einzelne Wirtschaftsgut, das maximal 410 Euro netto kostet, selbstständig nutzbar? Bezogen auf Ihre Schreibtisch-Kombination heißt das: Steht der Schreibtisch auf dem Container, würde also ohne Container umfallen, dann sind beide Teile NICHT selbständig nutzbar. Steht aber der Container daneben und man könnte ihn auch woanders hin rollen, ohne dass der Schreibtisch umfällt, handelt es sich um zwei getrennte Wirtschaftsgüter. Wenn diese beide jeweils unter 410 Euro liegen, können Sie beides sofort abschreiben. Ein getrennter Ausweis auf der Rechnung (z. B. Tisch 399 Euro, Container 300 Euro) wäre natürlich sehr hilfreich. Ein weiterer Ausweg, um der 13-Jahres-Abschreibung zu entgehen: Bis insgesamt 1.000 Euro können Sie die so genannte Poolbewertung nutzen. Dann verkürzt sich die Abschreibungsdauer immerhin von 13 auf fünf Jahre. Fachlicher Beirat: Dipl.-Kfm. Alfred Gesierich, Steuerberater Dr. jur. Ludwig Macher, Steuerberater Der Inhalt des Beratungsbriefs wurde mit größtmöglicher Sorgfalt nach bestem Wissen und Kenntnisstand erstellt und geprüft. Haftung und Gewähr kann wegen der Komplexität und der ständigen Veränderungen der zugrundeliegenden Materie nicht übernommen werden. Wiedergabe - auch auszugsweise - nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers. Nachteil dabei: Auch alle anderen GWGs desselben Wirtschaftsjahres zwischen 150 und 410 Euro müssen Sie dann ebenfalls über fünf Jahre (statt sofort) abschreiben. 2013 by IZW München/ZKZ 73648 8 Meister Persönlich Ausgabe 5 - Mai 2013 www.meister-persönlich.de