Software-Qualitätsmanagement: Theorie & Praxis herausgegeben von Band 2 Schriften zum Software-Qualitätsmanagement Konstruktive und analytische Qualitätssicherung in Theorie und Praxis (Hrsg.)
Editorial Der Jahrtausendwechsel ist vollbracht und die Deutsche Mark ist dem Euro gewichen: Es sind keine besonderen Vorkommnisse hinsichtlich der eingesetzten Software zu vermelden und es gilt business as usual. Die Schlussfolgerung könnte daher lauten: Software-Qualität ist kein Problem, sondern Realität. Und tatsächlich ist Software-Qualität in vielen Bereichen zumindest eine Normalität, aber eine durchweg befriedigende Situation herrscht keinesfalls. Ein prominentes Beispiel ohne einen Namen nennen zu müssen: Ein großes Software-Unternehmen stellt zwar mittlerweile eine Spiele-Console her und erschließt sich damit einmal mehr einen Markt, kämpft jedoch nach wie vor mit Qualitätsproblemen, womit nicht nur die allseits bekannten Abstürze (worst case) gemeint sind auch Inkompatibilitäten und Konzeptionsfehler führen zu schlechter Qualität. Denn stellt ein Hersteller bewusst Produkte her, die zu Standards inkompatibel sind bzw. verweigert die Veröffentlichung des Source Codes, so schränkt dies die Möglichkeiten des Anwenders ein, z.b. verschiedene Plattformen zu nutzen, Sicherheitslücken zu entdecken oder zu begegnen oder Schnittstellen zu programmieren. Solche Alleingänge sind häufig ohne erkennbaren Vorteil für den Kunden, besonders dann, wenn der Hersteller ein monopolähnliches Gebilde darstellt. Die neue Offenheit (Stichwort Open Source) und der Erfolg des Betriebssystems Linux sowie der darauf verfügbaren Anwendungssoftware tragen immerhin dazu bei, dass sich zunehmend Hersteller und deren Kunden mit Software-Produkten auseinandersetzen, deren Qualität sie direkter beeinflussen können dies ist ein Schritt in die richtige Richtung. Auch bei technischen Systemen gab es in der jüngeren Vergangenheit nur wenige spektakuläre Vorfälle, wie der Absturz des Mars Climate Orbiters, der auf einen Schnittstellenfehler zurückzuführen ist: Ein Software-Modul hatte Werte in englischen Einheiten (Inches, Feet, Pounds etc.) an ein anderes Software-Modul übergeben, welches mit metrischen Werten (Meter, Gramm etc.) gerechnet hat. Diese Fehlinterpretation führte zu völlig falschen Ergebnissen, obwohl die Software-Module in sich wohl korrekt arbeiteten. Hier lagen offensichtlich Defizite bei der Anforderungsanalyse, der Spezifikation und natürlich beim Integrationstest vor. Auch der Absturz der Ariane 5 im Jahr 1996 durch einen Software-Fehler ist beinahe schon vergessen; 5 Jahre sind im Informatikzeitalter eine halbe I
Editorial Ewigkeit. Außerdem hat die Trägerrakete die letzten Starts erfolgreich absolviert schnell geraten solch unangenehmen Zwischenfälle wie der Absturz in Vergessenheit. Es deutet einiges darauf hin, dass es noch erheblicher Anstrengungen in Hinblick auf Software-Qualität bedarf, da einerseits die Anwendungsgebiete von Software-Anwendungen permanent zunehmen (insbesondere im sicherheitskritischen Bereich) und andererseits Personalknappheit herrscht (trotz ecommerce- Einbruch und Konjunkturflaute). Auch sind die Innovationszyklen im IT- Bereich nach wie vor sehr kurz und der Automatisierungsgrad bei der Software- Entwicklung in einigen Teilbereichen (z.b. Debugging) kaum vorhanden. All diese Faktoren können dazu beitragen, dass es zu Qualitätsproblemen bei ausgelieferten Produkten kommt. Die Beiträge dieses Bandes tragen den o.g. Problemen und Entwicklungen Rechnung: Der Artikel Verifikation von Software soll die Leserin bzw. den Leser an die viel zu wenig genutzten Korrektheitsbeweise heranführen und stellt einen guten Einstieg in die eigentlich nicht neue Thematik dar. Weiterhin zeigen die beiden Beiträge Reorganisation des Datenflusses und Maßnahmen zur Qualitätssicherung am Beispiel der Lohn- und Gehaltsabrechnung im Otto Versand mit SAP HR und Konzeption und Erstellung von Qualitätssicherungsrichtlinien für SAP R/3 Einführungsprojekte in Tochtergesellschaften der Drägerwerk AG, wie es in großen Organisationen und umfangreichen Projekten gelingt, Qualitätssicherungsmaßmahmen in bestehende Prozesse einzubetten. Mit zwei Beiträgen ist der Bereich QM-Personal und Qualifikation vertreten: Eine praxisnahe Umfrage zum Thema Person und Berufsbilder für das Qualitätsmanagement gibt Aufschlüsse über die Qualifikationsanforderungen aus Sicht der Unternehmen. Die Betrachtung von Rollenkonzepten bei Vorgehensmodellen sowie die Ausbildung QM-Personal behandelt ebenfalls die menschliche Seite, so dass die Beiträge gut thematisch ineinander greifen. Dass das Thema QM-Personal aktuell ist und noch weiterführender Arbeit bedarf, zeigt auch das rege Interesse am Arbeitskreis Berufsbild Software-Tester der Gesellschaft für Informatik e.v., der sich kurz auf Seite 3 vorstellt. Das Dauerthema Vorgehensmodelle behandelt der Beitrag über den Rational Unified Process * aus QM-Sicht, der auch kurz auf das V-Modell 97 und extreme Programming (XP) eingeht. Ebenfalls Vorgehensmodelle betrachtet der * Rational und der Rational Unified Process sind eingetragene Warenzeichen der Firma Rational, USA. II
Editorial Artikel mit dem Titel Qualitätsverbesserung durch geregeltes Vorgehen!?, der über den sonst üblichen Tellerrand schaut. In der Hoffnung, daß Ihnen, liebe Leserin oder lieber Leser, diese aktuellen und praxisnahen Berichte helfen bzw. Anregungen geben können und Sie sich auch weiterhin dem Vorhaben Software-Qualität hingezogen fühlen, wünsche ich viel Spaß beim Studium dieses Bandes aus der Schriftenreihe Software-Qualitätsmanagement: Theorie & Praxis diesmal mit dem Titel Konstruktive und analytische Qualitätssicherung in Theorie und Praxis. An dieser Stelle darf ich den Autoren meinen besonderen Dank dafür aussprechen, dass Sie die Zeit gefunden haben, ihre Ergebnisse und Erfahrungen einer breiten Leserschaft zur Verfügung zu stellen. Hierdurch wird deutlich, daß Software-Qualitätssicherung ein Tätigkeitsfeld darstellt, für das sich eine zunehmende Anzahl von Software-Ingenieuren, Beratern und Managern interessiert und begeistert. In diesem Zusammenhang möchte ich jeden, der sich mit dem Thema Software- Qualität auseinandersetzt oder sich darüber informieren möchte, zur Mitarbeit in der Fachgruppe 2.1.7 (TAV Test, Analyse und Verifikation von Software) der Gesellschaft für Informatik (siehe http://www.fbe.hs-bremen.de/spillner/gi.htm) und zu einem Dialog über das Thema Software-Qualität ermuntern. Ich bin unter www.softwarequality.de erreichbar. Berlin, im März 2002 III
Inhalt Software Qualitätsmanagement Konstruktive und analytische Qualitätssicherung in Theorie und Praxis Informationen zum Arbeitskreis Berufsbild Software-Tester der Gesellschaft für Informatik e.v..... 3 Johannes Brauer Verifikation von Programmen.... 5 Sven Herrmann Reorganisation des Datenflusses und Maßnahmen zur Qualitätssicherung am Beispiel der Lohn- und Gehaltsabrechnung im Otto Versand mit SAP HR... 15 Iris Fischer-Haagen, Sven Herrmann, Florian Zimmer Berufsbilder in Bereich Software-Qualitätsmanagement: Eine praxisnahe Untersuchung... 56 QM-Personal für die Software-Entwicklung: Grundlage für die personelle Ausgestaltung von Rollen in Vorgehensmodellen..... 86 Daniel Oestmann Konzeption und Erstellung von Qualitätssicherungsrichtlinien für SAP R/3 Einführungsprojekte in Tochtergesellschaften der Drägerwerk AG... 116 Der Rational Unified Process als Vorgehensmodell aus der Sicht des Qualitätsmanagements..... 144 Manuela Wiemers Qualitätsverbesserung durch geregeltes Vorgehen!?... 162 Autorenverzeichnis... 173 Stichwortverzeichnis... 175 1