Gottesdienst 10. April 2016, 10 Uhr Bettingen Pfr. Stefan Fischer; Predigttext: Johannes 21,1-14 Danach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern am See Tiberias. Er offenbarte sich aber so: 2 Es waren beieinander Simon Petrus und Thomas, der Zwilling genannt wird, und Nathanael aus Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere seiner Jünger. 3 Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich will fischen gehen. Sie sprechen zu ihm: So wollen wir mit dir gehen. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, und in dieser Nacht fingen sie nichts. 4 Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer, aber die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. 5 Spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. 6 Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden. Da warfen sie es aus und konnten's nicht mehr ziehen wegen der Menge der Fische. 7 Da spricht der Jünger, den Jesus lieb hatte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr war, gürtete er sich das Obergewand um, denn er war nackt (=im Untergewand), und warf sich ins Wasser. 8 Die andern Jünger aber kamen mit dem Boot, denn sie waren nicht fern vom Land, nur etwa zweihundert Ellen, und zogen das Netz mit den Fischen. 9 Als sie nun ans Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer und Fische darauf und Brot. 10 Spricht Jesus zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt! 11 Simon Petrus stieg hinein und zog das Netz an Land, voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig. Und obwohl es so viele waren, zerriss doch das Netz nicht. 12 Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. 13 Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt's ihnen, desgleichen auch die Fische. 14 Das ist nun das dritte Mal, dass Jesus den Jüngern offenbart wurde, nachdem er von den Toten auferstanden war.
1. Wenn Ostern seine Kraft verliert 2. Wie es zu einem neuen Ostern kommt 3. Was dann geschieht Liebe Gemeinde! 1. Wenn Ostern seine Kraft verliert Es ist alles wie früher. Nach den erlebnisreichen Jahren mit Jesus waren sie nun wieder zurück in Galiläa am Meer von Tiberias, dass auch See Genezareth genannt wird. Hier war es ruhiger als in Jerusalem, wo sie sich in Acht nehmen mussten nicht mit Jesus in Verbindung gebracht zu werden. Hier mussten sie sich nicht hinter verschlossenen Türen treffen aus Furcht auch gefangen genommen und verurteilt zu werden. Hier war alles ruhiger. Da sitzen sie, die früher Fischer gewesen waren, wieder bei ihren Booten und Netzen. Ich will fischen gehen sagt Petrus. Wir kommen mit dir, die anderen. Manchmal, da schliesst sich ein Lebenskreis wieder und man kehrt zu seinen Wurzeln zurück. Hier hatte alles begonnen. Hier hatte Jesus den Petrus und andere bei einem Fischzug berufen. Doch das war nun Vergangenheit. Was sie jetzt tun, es scheint so seltsam unverbunden mit all dem, was sie zwischendurch erlebt hatten. An Karfreitag hätte ich das verstanden, da waren die Träume der Jünger zerplatzt wie Seifenblasen und ihre Hoffnungen hatten sich in Luft aufgelöst. Aber jetzt wir befinden uns nach Ostern! Da sind Petrus und Johannes dabei, die am leeren Grab gestanden hatten. Zu allen sieben, die hier zusammen gekommen sind, war Jesus gekommen als sie sich am Osterabend hinter verschlossen Türen versammelt hatten. Sie alle waren froh geworden, als sie den Herrn sahen. Ihnen allen hatte Jesus gesagt: Wie mich der Vater gesandt hat, sende ich euch! (Joh 20,21). Sie alle waren so überzeugt, dass sie auch den zweifelnden Thomas überzeugen wollten und sie waren dabei als dieses geschah.
Sie waren alle mit hineingenommen in den befreienden Osterglauben. Müsste der sich nicht natürlicherweise fortsetzen? Wenn man das Johannesevangelium liest, dann kann man den Eindruck gewinnen, dass es mit dieser Osterdynamik schliessen wollte. Nach der Erzählung vom zweifelnden Thomas kommt das Johannesevangelium zu einem vorläufigen Abschluss: Joh 20:30f:. 30 Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch. 31 Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen. Das klingt, als ob der Osterglaube mit grosser Kraft weiter gehen müsste. Aber dann wird noch das 21. Kapitel angehängt. Hier wird erzählt, wie es mit den Jüngern tatsächlich weitergegangen ist, nämlich mit dem, was unser Predigttext erzählt. Wenn ich mir nun die Jünger anschaue, dann hat der Glaube an den Auferstandenen seine Kraft verloren. Nicht, dass sie ihre früheren Glaubenserfahrungen leugnen würden Ja, Jesus ist auferstanden und nun? Es scheint so unverständlich, wie normal zu gleich zu sein. Der Alltag ist wieder eingekehrt und die Dynamik ist nicht mehr da. Sie sind nicht ungläubig geworden, aber sie sind nicht mehr bewegt. Wenn man sie fragen würde, dann hätten sie bestimmt viel zu erzählen, aber es durchdringt ihren Alltag nicht mehr. Diese Lethargie, die kann jeden erfassen. Sie kann eine Gemeinde erfassen, die von der Vergangenheit erzählen kann: Von den tollen christlichen Jugendlagern damals vor 30,40,60 Jahren. Von der Kirchengeschichte und wie wichtig die Reformation war mit den mutigen Reformatoren und ihren Frauen Nicht, dass wir es heute nicht gut miteinander hätten. Die sieben Jünger, die da zusammen kommen, die verstehen sich. Sie schaffen sogar zusammen, aber die Osterfreude sie ist verpufft. Sie erfasst ihren Alltag nicht mehr.
Es ist nicht grundlos, dass wir an jedem Sonntag die Osterkerze im Gottesdienst anzünden. Sie ist ein Erinnerungszeichen daran, dass wir uns jeden Sonntag versammeln, weil Jesus auferstanden ist. Erinnerung in der Hoffnung, dass wir neu von der Dynamik, die den Tod verjagt hat, angerührt werden. Und so frage ich mich, wie der Osterglaube seine Kraft wieder gewinnen kann. 2. Wie es zu einem neuen Ostern kommt Da sind sie am Fischen, die Jünger. Die ganze Nacht hindurch und die Netze bleiben leer. Das kann es geben, wenn die Fische nicht hoch genug schwimmen oder man das Netz auf der falschen Seite auswirft. Eine vergebliche Nacht, eine frustrierende Erfahrung, auch im Beruf stellte sich der Erfolg nicht ein. Aber Selbstzweifel, ob es richtig war, dass sie sich wieder dem Fischen zugewandt hatten kamen dadurch nicht auf, wie es das ja geben kann, wenn man nach Wanderjahren wieder in seinen alten Beruf zurückkehrt und nicht gleich wieder an alte Erfolge anknüpfen kann. Sie hatten nichts gefangen die ganze Nacht nicht. Man sagt History repeats itself die Geschichte holt einen wieder ein. Nichts gefangen die ganze Nacht. So war damals alles losgegangen mit Jesus. Damals als er Petrus und die anderen von ihren Netzen holte und sie zu Menschenfischern machte. Da hatten sie ebenfalls die ganze Nacht nichts gefangen und Jesus hatte ihnen gesagt, werft die Netze nochmals aus. Sie hatten es getan und dann hatten sie einen übergrossen Fischfang gemacht. Und daraufhin hatten sie alles verlassen und waren Jesus gefolgt. Und jetzt stand da wieder einer am Ufer. Dieses Mal nicht am Predigen, sondern er war mit einem Feuer beschäftigt und er grüsste sie und rief vom Ufer zu ihnen: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden. Da warfen sie es aus und konnten's nicht mehr ziehen wegen der Menge der Fische.
Ein zweiter grosser Fischfang, der sie wieder an den Anfang zurückführt. Johannes erkennt es als erster: Es ist der Herr! kommt es ihm über die Lippen. Ob es die Analogie des Geschehens war, wie ich es gerade ausgeführt habe? Der Text sagt es nicht. Es macht den Osterglauben ja gerade aus, dass wir ihn nicht festhalten können. Es ist der Herr. Mitten im Alltag ist Jesus wieder da. Jedenfalls kommt die Wende von aussen, denn es war Jesus der am Ufer stand. Es war Jesus der zu ihnen sprach und es waren die Jünger, die dann ihre Erfahrungen machten. Mir scheint, dass dieses der Weg ist, wie es zu einem neuen Ostern kommt. Es braucht zweierlei, nämlich die für uns unverfügbare Auferstehungskraft. Sie überwindet nicht nur den Tod, sondern durchdringt alle Lethargie oder auch Resignation, die einen erfassen kann. Mit Jesus am Ufer ist sie gegenwärtig. Aber man erkennt ihn nicht sofort, denn die Auferstehung hatte auch Jesus verwandelt. (Das hatten die Emmausjünger auch schon erlebt, die stundenlang mit Jesus unterwegs waren und ihn nicht erkannten). Aber sein Wort, es ändert sich nicht. Werft das Netz aus. Jesus muss in jeder Lebenssituation neu erkannt werden. Man kann den Osterglauben eben nicht einfach mitnehmen. Aber im Tun, was Jesus sagt, erkennen sie ihn. Wer von vornherein weiss, dass es keinen Erfolg haben wird und es sein lässt, der verbaut sich den Weg selbst. Die erfolglose Nacht hinter sich lassen und das Netz auswerfen, das führt zu einem vollen Netz Wo wir als Gemeinde die Netze auswerfen und merken, es tut sich etwas in der Gemeinde da entsteht Leben. Oder im Bild: Wir sind Menschenfischer und die Netze werden voll Im Weitertragen der Osterbotschaft erfahren wir selbst den Auferstandenen. Da ist Leben, da wird der Osterglaube zu keiner theologischen Lehre, sondern zur existentiellen, persönlichen Überzeugung. Es ist der HERR. Und nun? Wie wirkt sich dieser Osterglaube aus?
3. Was dann geschieht Was dann geschieht ist unterschiedlich, denn jeder bringt seine eigene Geschichte und Persönlichkeit mit. Petrus, schon immer ein Draufgänger, kann es gar nicht abwarten. Gerade noch greift er seine Kleidung, streift sie sich über und springt ins Wasser. Tropfnass zog es ihn zu ihm. Es ist nicht nur der Draufgänger, der schon aus dem Boot ausstieg, auf dem Wasser lief und dann versank, der sich hier zu Jesus aufmacht, sondern auch der, der trotz des Osterglaubens noch etwas persönlich mit Jesus zu klären hatte. Er hatte ihn ja dreimal verleugnet. Jesu hatte ihn angesehen. Er hatte bitterlich geweint. Aber zu einem Vier-Augen-Gespräch wäre es nie wieder gekommen. Trotz des Osterglaubens stand für Petrus noch etwas an, was in seinem Leben in Ordnung kommen musste. Wenn man das Johannesevangelium im Anschluss an unseren Predigttext liest, dann wird dort geschildert, wie seine zu Jesus gestörte Beziehung wieder in Ordnung kam. Aber auch die anderen Jünger sie springen nicht ins Wasser. Sie kommen mit dem Boot. Sie haben eine andere Dynamik. Entscheidend ist, dass sie alle ans Ufer zu Jesus kommen. Und wieder lässt sich der Auferstandene nicht in unseren Kategorien fassen. Sie erkennen Jesus nicht an ihrem Äusseren und dennoch fragt keiner: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. (Joh 21,12) Es ist das Geheimnis des Glaubens, dass sich ihnen hier wieder erschliesst. Und dort essen sie zusammen. Jesus hat Brot und Fisch parat. Die Fische der Jünger braucht er nicht. Und sie frühstücken zusammen. Es ist kein Abendmahl, nichts Liturgisches. Ein Frühstück. Ein Fischer-Z`Morge nach getaner Arbeit. Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt's ihnen, desgleichen auch die Fische. Da ist Jesus mitten in ihrem Alltag und da ist wieder Ostern. AMEN.