Quellen. Hintergrund. Feuer und Rauch in Innenräumen aus umweltmedizinischer Sicht

Ähnliche Dokumente
Nebel, Feuer & Rauch in Innenräumen Innenraumschadstoffe durch Verbrennungsprozesse

Was ist eigentlicher ultrafeiner Feinstaub?

CLEAN AIR - A HUMAN RIGHT?? PARTIKEL UND MOLEKULARFILTER

Auswirkungen der Feinstaubbelastung auf Mortalität und Lebenserwartung

Schimmel und Public Health what else?

Isenburger Bürgerinnen und Bürger gegen Fluglärm und Schadstoffbelastung

Klinische Aspekte bei Erwachsenen Lungengesunde und Lungenkranke

Dr. Hans Jörg Baumann Sektion Pneumologie II. Medizinische Klinik - UKE. Luftschadstoffe als Belastungsfaktor fu r die menschliche Gesundheit

Schadstoffe im Bauwesen aus planerischer und medizinischer Sicht

Gefahrstoffe und ihre Auswirkungen

Feinstaub in Kletterhallen

Treibhausgase, Stickoxide, Quecksilber, Unerwünschte Nebenwirkungen einer fossilen Energieversorgung

Luftbelastungsmessungen in der Region Gerlafingen / Biberist

Gesundheitsrisiko dicke Luft: Feinstaub und Asthma

Moderne Therapie der Herzinsuffizienz und Asthma/COPD zwei unvereinbare Entitäten. Stefan Hammerschmidt Klinikum Chemnitz ggmbh

Stadt Luzern. Richtig feuern. Luzern packt s an. Rauchfrei feuern mit Holz! KamINFEGERN DER STADT LUZERN

Lüftung Bewohnergesundheit in energieeffizienten, neuen Wohngebäuden: detaillierte Ergebnisse

Gesundheitliche Belastung durch mineralischen Staub

Feinstaubemissionen aus häuslichen Feuerungsanlagen

Die 10 gefährlichsten Wohngifte: Wovon sollen wir uns fürchten?

Qualität der Innenraumluft

Wie ultrafeine Teilchen aus der Luft Herz und Gefäße schädigen

3.11 Einflussgröße: Elementarer Kohlenstoff (EC) und organischer Kohlenstoff

Was verschmutzt die Luft?

Inhaltsverzeichnis. Einleitung. 1 Die Grundlagen der Toxikologie. 2 Toxische Schwermetalle

Raumklimaverbesserung Vision oder Realität?

Klinikum Nürnberg. PASSIVRAUCHEN- Belästigung oder echtes Gesundheitsrisiko? Handout zur Pressekonferenz am Donnerstag, den

Chemikalienrichtlinie

Fachtagung. Betriebsmittel in der Rauchgasreinigung. Auswahl eines Verfahrens und der notwendigen Betriebsmittel für Waste to Energy Projekte

Teilnahme des LANUV an Ringversuchen oder Vergleichsmessungen

Feinstaub und Gesundheit. Heinz Fuchsig, AUVA Innsbruck Umweltreferent Ärztekammer Tirol

Ultrafeine Partikel und Gesundheit. Dr. Heinz Fuchsig, Innsbruck

Welchen Einfluss hat die Umwelt auf kindliches Asthma?

Gesunde Bauten- Dichtung und Wahrheit

Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz

Faktenblatt Feinstaub PM 10

Infektionen der Atemwege: Vorbeugen, erkennen und behandeln. Säuglings- und Kindesalter

Der Mensch atmet mit einem Atemzug rund 50 Millionen Partikel ein.

Feuer und Flamme ohne Rauch

Heizen mit Holz. Wer richtig heizt, spart Kosten, trägt zur Verbesserung der Luftqualität bei und schützt unser Klima!

Radfahren Aktiver Klimaschutz im Alltag

Wie können Menschen mit Alpha-1-Antitrypsin- Mangel ihre Lunge schützen? Leben mit Alpha-1-Antitrypsin- Mangel

Grippeschutz nicht vergessen. Impfen nützt impfen schützt!

PROBENAHME- UND ANALYSEVERFAHREN FÜR EMISSIONSMESSUNGEN

Raumwärme und Feinstaub. Ein Überblick über die Emissions- und Immissionssituation

Aerosole sind feste (griech. sol) und/oder flüssige Teilchen, die in der Luft (griech. Aero) schweben.

Exportkreditgarantien des Bundes Hermesdeckungen

Feinst au emissi onen n Hamburg und die uswirkungen Auswirkungen a uf auf Umwelt und Bevölkerung Walte t r e Leal 6. April 2011

Luftschadstoff- und Feinstaubdeposition im urbanen Raum M.Sc. Tim Londershausen

Die Luftqualität in der Zentralschweiz und im Kanton Aargau

Kammeruntersuchungen zum Effekt des Passiv-Dampfens beim Einsatz elektronischer Zigaretten

Feinstaub und Gesundheit

Energieeffizient und gesund Bauen ein Widerspruch? Aufenthaltszeit in Innenräumen

LEITFADEN. Unsere Tipps für Ihre gute Raumluft kurz & bündig. Entfernung von der Wand gemessen werden. Gute Temperaturbereiche in Räumen:

Björn Schwick Lungenklinik Standort Bardenberg Medizinisches Zentrum Würselen

Factsheet Factsheet. Studien-Factsheet

Quantitative Risikoabschätzung der Feinstaubbelastung

Pressekonferenz der AGI 2008

Raumklima-Parameter und Klima-Anlagen

Emissionsentwicklung von Straße, Schiene und Schifffahrt im Vergleich

Gesundheitliche Auswirkungen von Armut

Wichtigste Ergebnisse in der Übersicht Lufthygienische und klimarelevante Betrachtung

Clean air solutions PM1 FEINSTAUB GEFAHR FÜR DIE GESUNDHEIT

Leistungskatalog Wohnmedizin / Innenraumhygiene

Feinstaubmessungen in Rüsselsheim

Innenraumluft-Info Innenluftqualität und Gesundheit

LHKW - Wirkungen auf den Menschen

Feuer. Naturwissenschaftliches Denken und Arbeiten. Methodische Fähigkeiten und Fertigkeiten beim Experimentieren

ZAHL DATUM ULRICH-SCHREIER-STRASSE 18. BETREFF FAX TEL

Wirkung von Stickstoff-Einträgen auf die Umwelt. Situation in NRW. Dominik Frieling

Feinstaubbelastung durch den Flugverkehr

Tag der offenen Türe Dr. August Kaiser Schadstoffe in der Atmosphäre

Reduktion von Feinstaub in Kletterhallen

für Raumluftqualität und Gesundheit


Gefahrstoffe. Welchen Belastungen und Schadstoffen ist der Mensch bei der Arbeit ausgesetzt?

DATEN UND FAKTEN: ARM UND REICH IN ÖSTERREICH

Ökologisch Heizen mit qualitativ hochwertigen Holzbrennstoffen

Verbessert Elektromobilität die Luftqualität? Eine Sensitivitätsstudie

Baupraktische Aspekte zur Entstehung von Schimmel

Richtig Heizen mit Stückholz RATGEBER H5.

Verkehr und Emissionen in Graz

Stadtklima und Lufthygiene Wirkungen auf den Menschen

Transkript:

Feuer und Rauch in Innenräumen aus umweltmedizinischer Sicht H-P Hutter, F Unterhofer, P Wallner 6. Innenraumtag 24. November 2015 Hintergrund Komplexes Thema der Innenraumklimatologie: eher im Hintergrund Neue Entwicklungen: e-zigaretten, Duftlampen... Wissenschaftliche Evidenz zu Kochen, Heizen Anlassbezogen Brandgeschehen Zusammenhang mit Feinstaubthema Quellen Offene Flammen, Feuerstellen Rauchen im Innenraum: Tabakrauch, e-zigaretten Brandgeschehen VORTRAG PRUCKNER VORTRAG MOSHAMMER, PIETSCH, ROTH-WALTER Div. Verbrennungsprozesse: Kerzen, Räucherstäbchen, Beduftungen, Laserdrucker, Innenraumrelevante Verbrennungsprozesse Außenraum VORTRAG SCHIFFERT, TWRDIK 1

Gasherd Emissionen: PM, CO, NO x Küchendunst: Partikel, PAK, Amine, IARC: 2A (2010) bis 590.000 Teilchen/cm³ (Fromme 2012) Mit Gas kochen z.b. Lungenfunktion bei Kindern (z.b. Moshammer 2006) Energiearmut UK 2011: [Es gelten] jene Haushalte als energiearm, die mehr als 10% ihres Einkommens für die notwendigen Energiekosten aufwenden müssen, um den Wärmestandard gemäß der WHO zu erreichen und den weiteren notwendigen Energiebedarf (v.a. Elektrizität) zu decken. Hills (2012): E-Armut ergibt sich aus dem Zusammenspiel von unter-durchschnittlichen Haushaltseinkommen [60% des Medianeinkommens Gesamtbevölkerung nach Abzug E- Kosten] und überdurchschnittlichen Energiekosten [über Median E-Kosten Gesamtbevölkerung]. EU-SILC (2004-2011): Wenn der Haushalt angibt, dass er es sich nicht leisten kann, die gesamte Wohnung angemessen warm zu halten. 2013 in Ö >1 Mio. Menschen armutsgefährdet Verschärfung Situation (Zukunft); E-Beratung (Heizungsart, Einsparen etc.) Risiko für Schimmelbildung stark erhöht Zweckentfremdung von Gasherd/Backrohre 2

Heizen VORTRAG TWRDIK Holzheizungen: offene/geschlossene Kamine, Kaminöfen etc. versch. Fabrikate/Qualitäten Scheit-, Stückholz, Holzbriketts, -pellets, Hackschnitzeln etc. Emissionen von vielen Faktoren abh.; Brennstofflagerung (trocken), Anwenderfehler, Außen-, Innenraumluft Holzrauch gesundheitlich sehr problematisch Ethanolöfen: Beliebtheit; beworben mit Null- Emissionen Gastherme: schlecht gewartet, defekt, hohe Außentemperaturen Gasbetriebene Durchlauferhitzer mit offener Bereitschaftsflamme 3

Global Offene Flammen, Feuerstellen in Innenräumen = massives Gesundheitsproblem (weltweit) ~ 50% Weltbevölkerung kochen mit Holz, Dung Chron. Bronchitis, Asthma, Lungen CA, TBC ~ 40 Mio. verlorene gesunde Lebensj. pro Jahr (WHO) wg Kochen/Heizen mit offenem Feuer CO, NOx Kohlenwasserstoffe (Formaldehyd, polychlorierte Dibenzo-p-dioxine, -furane], polyaromatische Kohlenwasserstoffe) Ultrafeine Partikel Verbrennung Duftstoffe, Pyrethroide, Schwermetalle, NO2 Stark, ätzendes Reizgas; Entzündungsreaktionen in Atemwegen Kurzfristig: Husten, Asthmaanfälle, Verschlechterung Lungenfunktion, Infekte Langfristig: Bronchitis, Beeinträchtigung Lungenwachstums, erhöhte Sterblichkeit 4

PAH Unvollständige Verbrennungsprozessen organ. Materials >100 Verbindungen; einige zu Epoxide umgewandelt (reaktiv!) Benzo(a)pyren: erbgutverändernd, fortpflanzungs-, entwicklungsschädigend, kanzerogen IARC 2010: 12 PAK eingestuft (1, 2A, 2B) Feinstaub Partikel mit (aerodynamischem Äquivalenz-) Durchmesser < 10 µm, mit unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung und unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften Atmosphärisch (z.b. Aerosolbildung) Mechanisch (z.b. Splitt, Abrieb) Verbrennung (z.b. Diesel) Gesundheitseffekte Kurzfristige Effekte Husten, Bronchitis, Asthmaanfälle, Lungenfunktion, Otitis media acuta, Herz-Kreislauf-Erkrankungen Langfristige Effekte Beeinträchtigung Lungenwachstum und Gehirnfunktion, Mortalität, Lungen CA 5

Evidenz Zusammenhänge Mortalität/Morbidität - PM 10 /PM 2.5 Assoziation mit feinen Partikeln stärker als mit gröberen Partikeln (WHO 2004) Hohe Bedeutung lokaler Quellen Risikogruppen Kein Schwellenwert Durch Rauchen in Innenräumen sehr hohe Feinstaub-Konzentrationen möglich: Akute Asthmaanfällen etc. erwartbar! Passivrauchen erhöht Gesundheitsrisiko Plötzlicher Säuglingstod (SIDS) Akute, chronische Mittelohrentzündung, Bronchitis, Asthma E-Zigaretten-Studien (MedUni Wien) Wirkung von E-Zigarettendampf auf Mundschleimhaut (Dampfer/Raucher/Nichtraucher) Mundschleimhautabstrich (Micronuclei-Assay; zellschädigendes u. krebserregendes Potenzial) Fragebogenerhebung (Nutzungsverhalten, Abhängigkeit,...) Messungen in Innenräumen 6

Dez. 2005 Hohe Feinstaubkonzentrationen durch Kerzen, Räucherstäbchen (mehrere 100 µg/m³) (Chao 1998, Jetter 2002) Wohnen an viel befahrenen Straßen erhöht Gesundheitsrisiko Je geringer Distanz zu Straßen, desto größer Gesundheitsrisiko Problem der Straßenschluchten Pilotstudie zur verkehrsbedingten Schadstoffbelastung (inkl. Schwebestaub) von Kindern in Wien (ÄGU, UBA, TU) PMxx (µg/m³) Verlauf PM 2.5 - u. PM 10 -Konz. in 2 Schulen Schule A PM 2,5 Schule B PM 2,5 Schule B PM10 Spittelauer Lände PM2,5 AKH PM2,5 80 70 60 50 40 30 20 10 0 3.12. 5.12. 7.12. 9.12. 11.12. 13.12. 15.12. 17.12. 19.12. 21.12. Außenluft deutlicher Einfluss 7

Zusammenfassung Feuer und Rauch komplexes Indoor Air-Thema Hoher gesundheitlicher Impact von Verbrennungsprodukten/aerosolen Minimierungsgebot! Reduktion an Quelle! Verwendung von Räucherstäbchen, Kerzen etc. überdenken Bewusstsein für div. Anwendungen im Innenraum: Trends hinterfragen (Ethanolöfen ) Kochen mit Abzug bzw. Fensterlüftung Keine offenen Kamine Nicht rauchen Außenraumquellen deutlicher Einfluss! Danke für Ihre Aufmerksamkeit! 8