Infokarte 1 Diagnose Schizophrenie S Eigentlich bin ich sehr aufgeschlossen, aber als bei mir erstmals eine Schizophrenie diagnostiziert wurde, erzählte ich meinen Freunden, ich wäre in Rehabilitation. Mir selbst redete ich ein, ich hätte einen Hirntumor ich wollte mir einfach nicht eingestehen, dass ich ein psychisches Problem habe. abe. STEFANIE
Infokarte 1 Diagnose Schizophrenie Diagnose Schizophrenie ein Schock, aber endlich auch Gewissheit. Je nachdem, wie lange Sie schon mit den Auswirkungen der Erkrankung leben, empfinden Sie die Diagnose vielleicht sogar als Erleichterung. Endlich gibt es eine Erklärung für Ihre Angst und Panik, Ihre Verunsicherung, das Gefühl der Verfolgung und Ihre Hilfl osigkeit und ganz gleich, wie es Ihnen zum Zeitpunkt der Diagnose geht: Ab sofort sind Sie mit Ihrem Gefühlschaos und Wahrnehmungschaos nicht mehr allein. Schizophrenie ist nicht so selten, wie viele annehmen jeder kann sie bekommen und niemand ist schuld daran. Etwa jeder hundertste Mensch erlebt im Laufe seines Lebens mindestens eine schizophrene Phase meist beginnt die Erkrankung im jungen Erwachsenenalter zwischen Pubertät und dem 30. Lebensjahr, bei Frauen etwas später. Vertrauen Sie Ihrem Arzt und allen, die Ihnen jetzt mit Rat und Tat zur Seite stehen diese Menschen sind ab sofort Ihre Verbündeten in der Auseinandersetzung mit der Erkrankung. Sie stehen für die berechtigte Hoffnung auf eine langfristige Verbesserung Ihrer Situation. Wie soll es jetzt bloß weitergehen? Sie wissen jetzt nicht, was alles auf Sie zukommt und wehren sich vermutlich auch gegen die Vorstellung, dass die Krankheit ab sofort Ihr Leben bestimmen wird. Das ist absolut verständlich und nachvollziehbar. Wenn Sie aber erfahren, dass die Wissenschaft in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt hat und Schizophrenie heute sehr gut zu behandeln ist, erscheinen ihre Befürchtungen vielleicht in einem anderen und freundlicheren Licht. Ihr Arzt wird für Sie einen individuellen Therapieplan erstellen und Ihnen moderne, hochwirksame Medikamente verordnen. Mit dieser Perspektive können Sie zuversichtlich in die Zukunft schauen und trotz der Erkrankung ein erfülltes und zufriedenes Leben führen.
www.meine-steps.de S TIPPS: Und noch ein Tipp: Sammeln Sie möglichst viele seriöse Informationen zu Ihrer Erkrankung. Ein umfangreiches Wissen ermöglicht es Ihnen, die Regie in diesem Theater selbst zu übernehmen, keine Tragödie daraus werden zu lassen und die Kontrolle über Ihr Leben zurück zu gewinnen und zu behalten Ich schäme mich so! Was werden die anderen jetzt von mir denken? Die Diagnose Schizophrenie ist zunächst nicht leicht zu verkraften, aber es gibt überhaupt keinen Grund, sich dafür zu schämen. Allerdings verbinden viele Menschen die Krankheit mit Gefährlichkeit und Unberechenbarkeit das zeugt von Unkenntnis und lässt die Erkrankung beängstigender erscheinen als sie tatsächlich ist. Schon deshalb werden Sie nicht immer und überall auf Verständnis stoßen. Aber Menschen, die Ihnen nahe stehen, werden sehr erleichtert sein, nun endlich eine Erklärung für Ihr Verhalten zu haben nicht nur Sie leiden unter den Symptomen der Erkrankung, Ihre Angehörigen und Freunde bemerken die Auswirkungen Ihrer Erkrankung vermutlich auch. Auch wenn es keinen Grund gibt, sich zu schämen überlegen Sie sich trotzdem, wem Sie Ihre ersten Symptome und die Diagnose anvertrauen. Wählen Sie eine Person aus Ihrer Familie oder Ihrem engen Umfeld, der Sie vertrauen und sprechen Sie mit ihr als erstes darüber. Gewinnen Sie neues Vertrauen zu sich selbst und zu den Menschen, die Ihnen wichtig sind. Das ist ganz entscheidend für den Verlauf der Erkrankung und gleichzeitig ein wichtiger Schritt in Richtung Neugestaltung Ihres Lebens mit der Krankheit.
Infokarte 1 Diagnose Schizophrenie Schizophrenie, was ist das überhaupt? Die Schizophrenie zählt zu den Psychosen einer seelischen Erkrankung, bei der die Betroffenen die Wirklichkeit anders wahrnehmen und dadurch oft verunsichert oder verängstigt sind. Die typischen Krankheitszeichen einer Psychose sind Trugwahrnehmungen, Störungen im Gedankenfl uss und Veränderungen der Gefühlswelt. Schizophrenie Patienten nehmen die Dinge anders wahr, denken und fühlen anders als nicht erkrankte Menschen. Der Begriff Schizophrenie kommt aus dem Griechischen und bedeutet Spaltung der Seele, was aber nicht heißt, dass die Betroffenen in zwei Persönlichkeiten gespalten sind. Vielmehr ist bei Menschen mit Schizophrenie die Wirklichkeit gespalten: Da ist die so genannte reale Wirklichkeit, in der auch Gesunde leben, und die andere Wirklichkeit, die der Patient wahrnimmt, mit Sinneseindrücken, Gefühlen und Erlebnissen, die Gesunde nicht nachvollziehen können. In der akuten Phase einer schizophrenen Psychose bemerken Erkrankte oft nicht, dass sie krank sind, was die Bewältigung des Alltags und den Umgang mit anderen sehr schwierig macht ärztliche Hilfe ist dann dringend erforderlich.
www.meine-steps.de S Wie kommt es zu der Erkrankung? Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei der Entstehung einer Schizophrenie viele Faktoren zusammenkommen können. Eine vorhandene Anfälligkeit (lat. Vulnerabilität) im Zusammenwirken mit belastenden Faktoren begründen das Vulnerabilitäts-Stress-Modell. Bei entsprechender Anfälligkeit kann in Verbindung mit psychosozialen Faktoren, wie z.b. Stress, Drogenkonsum, belastenden Lebensereignissen oder beruflicher Überbelastung eine Schizophrenie ausgelöst werden. Darüber hinaus weiß man heute, dass bei einer schizophrenen Psychose der Stoffwechsel bestimmter Botenstoffe im Gehirn Dopamin und Serotonin gestört ist. Diese so genannten Neurotransmitter sind im Gehirn für die Funktion der Nervenzellen verantwortlich. Bei der Schizophrenie gibt es ein Ungleichgewicht dieser Botenstoffe, was zu einer Reizüberflutung und zu einer erheblichen Störung der Informationsverarbeitung im Gehirn führt. Dadurch entstehen psychotische Positiv-Symptome, wobei mit positiv gemeint ist, dass etwas Zusätzliches entsteht, wie beispielsweise Wahnvorstellungen, Sinnestäuschungen oder Gefühlsstörungen. Andererseits sind bei einer Psychose häufig bestimmte Gehirnregionen mit diesen Botenstoffen unterversorgt, was zu den so genannten Negativ-Symptomen wie Antriebsarmut, Energielosigkeit, Trägheit der Gedanken und sozialem Rückzug führen kann. Spezielle Medikamente greifen in den Stoffwechsel dieser Botenstoffe ein und stellen das Gleichgewicht wieder her.
Infokarte 1 Diagnose Schizophrenie Wie verläuft die Krankheit? Der Verlauf der Erkrankung ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich, die Medizin unterscheidet aber grundsätzlich drei verschiedene Phasen: Prodromalphase Frühstadium der Erkrankung mit leichten Veränderungen von Stimmung, Energie oder Konzentration. Akute Phase Krisensituation mit Auftreten von Positiv Symptomen wie Wahnvorstellungen, Trugwahrnehmungen, Sinnestäuschungen oder Veränderungen in der Art des Denkens. Erhaltungsphase Stabilisierung des Krankheitszustands nach Beginn einer Therapie, Rückgang der aktiven Symptome, manchmal ist eine Restsymptomatik aus Negativ Symptomen zu beobachten. Kann die Krankheit vollständig geheilt werden? Eine genaue Prognose der Erkrankung kann niemand erstellen. Etwa jeder Vierte an Schizophrenie Erkrankte ist nach fünf Jahren symptom und medikamentenfrei. In den meisten anderen Fällen können die Symptome deutlich verringert und das Befinden langfristig stark gebessert werden Voraussetzung dafür ist jedoch immer die Therapietreue des Patienten sowie die regelmäßige Einnahme der Medikamente und Einhaltung der Arztkontakte in der Akut und der Erhaltungsphase. Ich habe Angst vor der Behandlung. Muss das wirklich sein? Es ist ganz menschlich, eine anstehende Therapie skeptisch zu betrachten; sei es, weil Sie die Krankheit noch nicht akzeptiert haben oder weil Sie vom Erfolg noch nicht ganz überzeugt sind. Aber: Ohne Therapie könnten sich die Symptome verschlimmern, der Alltag noch mühsamer und der Umgang mit Menschen noch unangenehmer werden. Die medikamentöse Therapie ist also die einzige Chance, die Krankheit in den Griff zu bekommen.
www.meine-steps.de S Zur Behandlung von Schizophrenie gibt es heute zahlreiche Arzneimittel, so dass für jeden Patienten ein optimales Medikament gefunden werden kann. Manche davon werden oral, also z. B. als Tablette eingenommen, andere werden als Depot vom Arzt gespritzt. Sie können die Behandlung gemeinsam mit Ihrem Arzt also ganz nach Ihren persönlichen Wünschen und Bedürfnissen ausrichten. Mögliche Nebenwirkungen bespricht Ihr Arzt mit Ihnen. Die meisten modernen Präparate haben heute weniger Nebenwirkungen als die älteren. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Ihre Wünsche und Sorgen; gemeinsam suchen Sie das optimale Medikament aus. TIPPS: Für die nächste Zeit möchten wir Ihnen ein paar Tipps mit auf den Weg geben: Vertrauen Sie Ihrem Arzt! Stellen Sie ihm beim nächsten Termin alle Fragen, die Ihnen auf der Seele brennen auch die, die Ihnen vielleicht ungewöhnlich erscheinen. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt die verschiedenen Verabreichungsformen von Medikamenten (Tablette oder Depot) vorstellen und sprechen Sie mit ihm über Ihre Wünsche. Wählen Sie eine Vertrauensperson aus Ihrem engsten Umfeld, mit der Sie über Ihre Diagnose sprechen. Knüpfen Sie Kontakt zu anderen Erkrankten, z. B. über eine Selbsthilfegruppe! Machen Sie vor allem den wichtigsten Schritt zur Bewältigung der Erkrankung: Nehmen Sie eine Therapie in Anspruch.
Stand Februar 2014 OPG/0214/ABI/1095