Motor des Blutkreislaufs ist das Herz, das die Funktion einer Pumpe hat.

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Transkript:

Kreislauf Funktion Eine wesentliche Aufgabe des Blutes ist der Transport des lebenswichtigen Sauerstoffes. Um diese Aufgabe zu erfüllen, muß beim Erwachsenen eine Blutmenge von 5 bis 7 Litern (ca. 8 % des Körpergewichtes) ununterbrochen im Blutgefäßsystem kreisen. Motor des Blutkreislaufs ist das Herz, das die Funktion einer Pumpe hat. Durch Zusammenziehen und Erschlaffen der Herzmuskulatur wird sauerstoffreiches Blut von den Lungen zu den Organen und umgekehrt sauerstoffarmes (mit Kohlendioxid angereichertes) von den Organen zu den Lungen befördert. Das Herz schlägt bei einem Erwachsenen in Ruhe in der Regel 60-80 mal pro Minute. Es funktioniert unwillkürlich, d.h. weitgehend ohne Einflüsse des Gehirns. Das Herz benötigt aber, wie jedes andere Organ, Sauerstoff als "Energiequelle". Über die Herzkranzgefäße (Koronargefäße) wird es mit sauerstoffreichem Blut versorgt. Bei jedem Zusammenziehen des Herzmuskels wird eine bestimmte Blutmenge (in Ruhe ca. 70 ml) in die Blutgefäße ausgeworfen. Hierdurch kommt es zu einer wellenförmigen Bewegung des Blutes, die sich durch alle Schlagadern (Arterien) fortsetzt. Durch diese Wellen entsteht der Puls. Dieser ist mit der Anzahl der Zusammenziehungen des Herzens identisch (d.h. Herzfrequenz = Pulsfrequenz) und kann normalerweise an den oberflächlich liegenden Schlagadern (z.b. am Handgelenk; in jedem Fall am Hals) getastet werden. Die Haut ist von kleinen Blutgefäßen durchsetzt. Bei regelrechter Durchblutung, also bei einer richtig funktionierenden Kreislauffunktion, hat sie eine rosige Farbe und fühlt sich warm an. Normalwerte der Herzaktion (Schläge in Ruhe pro Minute) Erwachsene ca. 60-80 Kinder ca. 90-100 Säuglinge ca. 100-120

Gestörte Funktion Bei plötzlichem Aussetzen der Herztätigkeit (Herzstillstand) oder unzureichendem, kraftlosem Zusammenziehen des Herzmuskels kommt es nicht mehr zu einem Blutauswurf in die Hauptschlagader (Aorta). Dadurch erliegt der Blutkreislauf (Kreislaufstillstand) und somit auch die Sauerstoffzufuhr zu allen Organen. MERKE: Ein Herz-/Kreislaufstillstand hat immer einen Atemstillstand und Bewußtlosigkeit zur Folge! Man spricht daher von einem Atem-/Herz-/Kreislaufstillstand, im folgenden Herzstillstand genannt. Was kann zu einem Herzstillstand führen? Herzinfarkt, andere Herzerkrankungen (z.b. Herzrhythmusstörungen), Einwirkung elektrischen Stroms (z.b. im Haushalt, in Betrieben, durch Blitz), Überdosierung von Medikamenten, Hirnverletzungen, Atemstillstand, Vergiftungen. GEFAHR Tod, wenn nicht ohne Zeitverzögerung die Maßnahme der Herz-Lungen-Wiederbelebung einsetzt. MERKE: Nur innerhalb der ersten 5 Minuten nach Eintreten des Herzstillstandes besteht die Möglichkeit, nicht wiedergutzumachende Schäden an den lebenswichtigen Organen, besonders dem Gehirn, zu verhindern. Da der Rettungsdienst den Notfallort innerhalb dieser kritischen Minuten nicht immer rechtzeitig erreichen kann (oft vergehen schon mehr als 5 Minuten, bevor der Notruf abgesetzt wird!), kommt deren Hilfe oft zu spät. Die Erfolgsaussichten sind um so besser, je früher mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen wird. Daher sind zufällig anwesende Passanten, Familienangehörige oder Arbeitskollegen besonders angesprochen, Herz-Lungen- Wiederbelebung nicht nur zu erlernen, sondern auch anzuwenden, denn sofortiges handeln rettet Leben! Und was, wenn die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn wahrscheinlich länger als 5 Minuten unterbrochen war? Die Antwort ist recht einfach: Beginnen Sie dennoch unverzüglich mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung! Hierfür sprechen zwei unterschiedliche, aber wichtige Gründe: 1. Die Überlebenszeit des Gehirns kann in Einzelfällen erheblich verlängert sein. Beispielsweise führt Kälte zu einer Senkung des Sauerstoffbedarfs des Gehirns. Auch das Alter oder Vorerkrankungen können eine Rolle spielen. Nur der Rettungsdienst kann dies - auch unter Wahrung ethischer Aspekte - eindeutig beurteilen. 2. Juristisch gesehen darf nur ein Arzt die mögliche Erfolglosigkeit einer Herz-Lungen- Wiederbelebung beurteilen - und damit in der Konsequenz den Tod eines Menschen feststellen.

Maßnahmen bei Herzstillstand (Herz-Lungen- Wiederbelebung) Der schmale Grat Tote können nicht erweckt werden, und der nachweisbare Hirntod ist trotz des Einsatzes modernster Reanimationsverfahren (Reanimation = Wiederbelebung) irreversibel. Der Unterschied zwischen Leben und Tod liegt vielmehr im therapiefreien Intervall, also jener Zeit begründet, die zwischen dem Eintritt des Kreislaufstillstandes (Herzstillstandes) und dem Beginn der Ersten-Hilfe- Maßnahmen verstreicht. Jede ungenutzte Minute verschlechtert die Chance einer vollständigen Wiederherstellung der Individualität und Lebensfunktion. Reanimation ist nicht Ausdruck menschlicher Überheblichkeit, sondern vielmehr der schmale Grat zwischen dem klinischen Tod (= völlige Genesung möglich) und dem biologischen Tod (= endgültiger Tod). Von wenigen Ausnahmen abgesehen, liegt der Zeitfaktor einer möglichen erfolgreichen Wiederbelebung bei ca. 3-5 Minuten Diese 3-5 Minuten sind eine erstaunliche kurze Zeit, wenn man erst überlegen muß, was los sein könnte, wenn man erst nachlesen muß, was zu tun ist, wenn man erst entscheiden muß, wer zu rufen ist. Dieselben 3-5 Minuten reichen aber durchaus, um einem Menschen das Leben zu retten, der sonst mit Sicherheit verloren wäre, wenn man sofort die Vitalfunktionen kontrolliert (Bewußtsein, Atmung, Puls), den Rettungsdienst unverzüglich alarmiert bzw. durch eine andere Person alarmieren läßt (Notruf), die Herz-Lungen-Wiederbelebung ohne Zeitverzögerung anwendet. Akute Erkrankungen der Herkranzgefäße Die im Herzmuskel liegenden Herzkranzgefäße (Koronargefäße) sind für die Ernährung bzw. Entschlackung des Herzmuskels verantwortlich. Die Koronargefäße liegen wie ein Kranz um das Herz (daher auch der Name Herzkranzgefäße). Die koronare Herzkrankheit (KHK) - Todfeind Nummer eins Die Bedeutung der Herzkranzgefäßerkrankungen leitet sich aus ihrer Häufigkeit ab: Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt stellen unverändert die häufigste Todesursache dar - weit vor Krebs und Infektionskrankheiten. Der plötzliche Herztod als bedrohlichste Folge einer KHK fordert mehr als siebenmal so viele Opfer wie Drogen, AIDS und Verkehrsunfälle zusammen. Diese eindrucksvollen Zahlen rechtfertigen alle Anstrengungen, dieser tödlichen Gefahr entgegenzutreten. Aus amerikanischen Untersuchungen ist aber darüber hinaus bekannt geworden, daß Maßnahmen zur Vermeidung (Prävention), Verlangsamung der Gefäßverkalkung (Intervention) oder sogar deren Rückbildung (Regression) die größten Erfolge im Kampf gegen die KHK zeigen.

Wie entsteht eine koronare Herzkrankheit? Durch Ablagerungen von Kalk, Fett oder einem Blutgerinnsel kann es zu einer Gefäßverengung oder zu einem vollständigen Gefäßverschluß kommen. Eine Gefäßverengung an den Herzkranzgefäßen führt zum Krankheitsbild Angina pectoris, ein Gefäßverschluß an den Herzkranzgefäßen zum Krankheitsbild Herzinfarkt. Herzinfarkt: Im Begriff Infarkt steckt das lateinische Wort "hineinstopfen". In der Medizin spricht man von Infarkt, wenn Blutgefäße (Arterien) durch Blutgerinnsel o.ä. verstopft werden und der durch das betroffene Gefäß versorgte Gewebsbereich abstirbt. Herzinfarkt ist also ein durch Sauerstoffmangel verursachter Untergang von Herzmuskelgewebe. Angina pectoris: Aus dem Stamm des griechischen Wortes Angina ist der Begriff Einengung abzuleiten; pectoris bedeutet "im Bereich der Brust, des Herzens". Bei körperlicher oder seelischer Belastung nehmen meist Blutdruck und das Schlagvolumen des Herzens zu. Der mehrarbeitende Herzmuskel benötigt mehr Sauerstoff. Ist eine ausreichende Mehrdurchblutung über krankhaft veränderte Herzkranzgefäße nicht möglich, treten Schmerzen auf. Angina pectoris ist also ein vorübergehender Sauerstoffmangel des Herzmuskels ohne Gewebeuntergang. Angina pectoris und Herzinfarkt sind eng verwandte Krankheitsbilder. In beiden Fällen kommt es zum Sauerstoffmangel am Herzen. Für Sie als Laie ist es nicht möglich, zwischen Angina pectoris und einem Herzinfarkt zu differenzieren. Dies ist aber auch nicht notwendig, da die Symptome wie auch die Erste-Hilfe- Maßnahmen gleich sind. Selbst der Notarzt vor Ort kann einen Herzinfarkt nicht immer sicher diagnostizieren. Häufig ist dies erst durch Ableitung eines 12-Kanal-EKGs (Elektrokardiogramm) und der Bestimmung von Enzymen im Blut durch eine entsprechende Laboruntersuchung im Krankenhaus möglich. Wie erkenne ich einen Herzinfarkt bzw. einen Angina pectoris Anfall? Heftiger stechender Schmerz und/oder Engegefühl hinter dem Brustbein oder in der linken Brustseite, meist mit Ausstrahlung in den linken Arm (seltener erfolgt die Schmerzausstrahlung in den Oberbauch oder in den Rücken), Unruhe, Todesangst (Vernichtungsgefühl!), fahle, blaue, kühle Haut, kalter Schweiß, Atemnot, häufig Übelkeit und Erbrechen, häufig unregelmäßiger und kaum tastbarer Puls, Die Symptome des plötzlich einsetzenden Brustschmerzes können bei psychischer Belastung (z.b. durch Aufregung, Angst) oder bei körperlicher Belastung (z.b. bei der Gartenarbeit) auftreten, aber auch aus einer völligen Ruhelage heraus (man wird aus dem Schlaf gerissen). Beim Herzinfarkt treten je nach Ausmaß und Lokalisation des nun nicht mehr durchbluteten Herzmuskelbereichs massive Schmerzen auf und lösen bei dem Betroffenen ein Gefühl der Vernichtung aus. Das Engegefühl in der Brust kann man sich so vorstellen, als wenn man einen Gürtel um den Brustkorb legt und diesen immer enger zuzieht. Der Betroffene bekommt Atemnot, dieses verstärkt die Angst und führt zu einem höheren Sauerstoffbedarf des Herzens, die Schmerzen werden stärker...

Hier entsteht ein Teufelskreis aus: Sauerstoffmangel verursacht Schmerzen, Schmerzen verursachen Angst, Angst verursacht höhere Herztätigkeit, höhere Herztätigkeit verursacht höheren Sauerstoffbedarf, höherer Sauerstoffbedarf verursacht höheren Sauerstoffmangel, höherer Sauerstoffmangel verursacht höhere Schmerzen, höhere Schmerzen verursachen höhere Angst usw. Sind die Brustschmerzen nicht ganz so massiv, wird die mögliche Gefahr leider oft unterschätzt. Aus eigenen Erfahrungen im Rettungsdienst weiß ich nur zu gut, wie oft die Patienten auch ihren Angehörigen "verbieten", den Rettungsdienst zu alarmieren, weil sie hoffen, die Schmerzen gingen von alleine wieder weg. Erst wenn dies nicht der Fall ist oder wenn die Schmerzen zunehmen, wird der Arzt geholt. Hier wird sinnlos Zeit verschenkt; Zeit, die lebensrettend sein kann. GEFAHR Bewußtlosigkeit, Atemstillstand, Herzstillstand. Durch die Schädigung des Herzens beim Herzinfarkt kann es im Anschluß zu lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen mit Bewußtlosigkeit kommen. Aber auch die Gefahr des plötzlichen Herzstillstandes ist beim Herzinfarkt jederzeit gegeben. Bereiten Sie sich gedanklich bereits jetzt auf eine eventuell erforderliche Herz-Lungen-Wiederbelebung vor. MASSNAHMEN Kontrollieren Sie die Vitalfunktionen Bewußtsein, Atmung und Puls, bei Bewußtlosigkeit -> stabile Seitenlage, bei Atemstillstand -> Atemspende, bei Herzstillstand -> Herz-Lungen-Wiederbelebung bei erhaltenem Bewußtsein: o lagern Sie den Betroffenen mit erhöhtem Oberkörper, o öffnen Sie beengende Kleidung (Krawatte, Hemd etc.), o beruhigen Sie den Betroffenen und sorgen Sie für Ruhe, Notruf veranlassen Ist der Betroffene bei Bewußtsein, ist eines der wichtigsten Maßnahmen die Beruhigung. Versuchen Sie nicht hektisch zu werden. Sorgen Sie für Ruhe, wenn erforderlich schicken Sie andere Personen beispielsweise aus dem Zimmer. Öffnen Sie beengende Kleidung des Betroffenen wie Krawatte, Hemd etc., öffnen Sie ein Fenster. Legen Sie den Patienten mit erhöhtem Oberkörper auf den Rücken (dies dient der Entlastung des Herzens). Veranlassen Sie schnellstmöglich den Notruf. Risikofaktoren In den USA wurden große Bevölkerungsgruppen, in der Test-Kleinstadt Framingham über 40 000 Personen, jahrzehntelang auf das Auftreten der koronaren Herzkrankheit hin beobachtet. Dabei ergab sich ein Zusammenhang zwischen bestimmten Risikomerkmalen und der Häufigkeit von Herzinfarkten. Als bedeutsam für die Gefäßverkalkung werden angesehen: Bluthochdruck, Übergewicht, Nikotinmißbrauch, Zuckerkrankheit, zu hoher Blutfettspiegel, Bewegungsmangel.

Vorbeugung Sind die Risikofaktoren bekannt, kann jeder seine eigene Risikosituation einschätzen. Hier bietet sich dann der Ansatz, durch Umstellung des Lebenswandels die Risikofaktoren so weit wie möglich auszuschalten, durch regelmäßige ärztliche Untersuchungen, mäßig essen, richtig ernähren, nicht rauchen, wenig Alkohol, viel Bewegung. Bitte beachten Sie: Alle paar Minuten stirbt in unserem Land ein Mensch den plötzlichen Herztod, zumeist als Folge eines Herzinfarktes. Die Betreuung von Patienten mit Herzinfarkt stellt zahlenmäßig sicherlich die größte notfallmedizinische Herausforderung an Ersthelfer, Hausärzte, Rettungsassistenten und Notärzte dar. Eine Untersuchung an Hamburger Herzinfarktpatienten hat gezeigt, daß es im Schnitt nach Eintritt des Brustschmerzes zwei Stunden dauert, bis Infarktpatienten ihren Arzt um Hilfe rufen. Zwei Stunden mit höchstem Risiko, am Herzkammerflimmern zu sterben (häufigste Todesursache nach Herzinfarkt!), zwei Stunden, in denen unwiederbringlich Herzmuskelzellen absterben, zwei Stunden, die der lebensrettenden Therapie fehlen! Während die sofortige Alarmierung des Rettungsdienstes auch bei banalen Alltagsunfällen mit Bagatellverletzungen in unserem Land die Regel darstellt, wird der gesundheitliche "GAU" des Herzinfarktes oft noch dem behandelnden Arzt oder dem kassenärztlichen Bereitschaftsdienst primär gemeldet. Bedenkt man, daß der betroffene Patient jederzeit vom plötzlichen Herztod bedroht ist, kann dieser oft noch verzögerte Zugriff auf rettungsdienstliche und notärztliche Hilfe nicht gutgeheißen werden. (aus "Strategien gegen den plötzlichen Herztod") Viele Patienten mit akutem Brustschmerz begeben sich zu Fuß, mit dem Fahrrad, per Pkw oder Taxi zu ihrem Hausarzt oder in das Krankenhaus. Neben der körperlichen und psychischen Belastung, die beim akuten Brustschmerz unbedingt vermieden werden muß, stellt diese Vorgehensweise auch eine erhebliche zeitliche Verzögerung der lebenswichtigen Behandlung dar. "Nicht der Patient muß zum Arzt kommen, wenn er in Lebensgefahr schwebt, sondern der Arzt zum Patienten." Diese Aussage führte in den 60ziger Jahren zur Einrichtung des heute in Deutschland praktizierten Notarztsystems. Nutzen Sie die bestehenden Möglichkeiten, denn jemand den Du liebst, könnte es das Leben retten. Deshalb gilt: Bei den oben genannten Symptomen unverzüglich den Rettungsdienst alarmieren! Ein paar Zahlen Wir nehmen es als selbstverständlich hin, daß unser Herz ohne Unterbrechung ein Leben lang schlägt. Um einmal eine kleine Vorstellung von der Schwerstarbeit zu erhalten, die unser Herz vollbringen muß, ein paar sehr eindrucksvolle Zahlen: In jeder Minute schlägt das Herz zwischen 60 und 80mal, o am Tag über 100.000mal, o in einem 70jährigen Leben über 2.500.000.000mal. Jeder Herzschlag fördert rund 70 Milliliter Blut in die große Körperschlagader, o am Tag sind das über 7.000 Liter, o in einem 70jährigen Leben über 200.000.000 Liter. Die Leistung kann bei Belastung auf die 5-fache Menge steigen. Als Motor leistet es ca. 0,0027 PS bei einem Durchschnittsgewicht von 300 g. Diese tägliche Leistung reicht aus, um einen Güterwagen 1 m hoch zu hieven. Auf das Leben umgerechnet würde dies eine Leistung ergeben, 400.000 Tonnen 1 m hoch zu heben.

Um jede einzelne Körperzelle mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen steht unserem Körper ein über 100.000 km langes Gefäßnetz zur Verfügung, bestehend aus ca. o 54.000.000 vom Herzen wegführende Arterien und o 95.000.000 zuführende Venenbahnen, beide wiederum werden durch rund o 1.200.000.000 verzweigter Kapillaren miteinander verbunden. Und wenn unser Herz plötzlich aussetzt, o wird man nach ca. 6 Sekunden bewußtlos, o setzt nach ca. 15 Sekunden die Atmung aus, o erweitern sich nach ca. 45 Sekunden die Pupillen der Augen, o und nach 90 Sekunden reagieren diese nicht mehr auf Licht.