Standort und Bodenvegetation im Freiburger Mooswald mit besonderer Berücksichtigung der Verjüngung der Stieleiche (Quercus robur)

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Transkript:

Standort und Bodenvegetation im Freiburger Mooswald mit besonderer Berücksichtigung der Verjüngung der Stieleiche (Quercus robur) Bachelorarbeit vorgelegt von Daniel Kohoutek im August 2010 angefertigt am Waldbau-Institut der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. Referent: Prof. Dr. A. Reif Korreferent: Prof. Dr. S. Fink Betreuer: C. Neophytou

INHALT 1. EINLEITUNG...4 1.1 Verjüngungsproblematik der Eichen... 4 1.2 Projektbeschreibung... 6 2. ZIELSETZUNG UND FRAGESTELLUNG...7 3. DER MOOSWALD IN DER FREIBURGER BUCHT...8 3.1 Geologie... 9 3.2 Grundwassersituation... 9 3.3 Böden... 10 3.4 Klima... 11 3.5 Vegetation... 12 3.5.1 Potentielle natürliche Vegetation...12 3.5.2 Aktuelle Vegetation...12 3.5.3 Beeinflussung der Vegetation durch Änderung des Grundwasserstands...13 4. DIE UNTERSUCHUNGSGEBIETE...15 4.1 Lage... 15 4.2 Boden... 16 4.3 Bestandesgeschichte... 16 4.4 Potentielle natürliche Vegetation... 16 4.5 Aktuelle Vegetation... 17 5. METHODIK...18 5.1 Auswahl der Untersuchungsflächen... 18 5.2 Vegetationsaufnahmen... 18 5.3 Aufnahme der Bodenproben... 20 5.4 Zeitraum der Datenaufnahme... 20 5.5 Auswertung der Daten... 20 5.5.1 Artbestimmung und Nomenklatur...20 5.5.2 Auswertung des Eichenjungwuchses...21 5.5.3 Berechnung der Zeigerwerte...21 6. ERGEBNISSE...22 6.1 Bodenproben... 22 6.1.1 Fläche A...22 6.1.2 Fläche B...22 2

6.1.3 Fläche C...23 6.2 Vegetationsaufnahmen... 23 6.2.1 Fläche A...23 6.2.2 Fläche B...25 6.2.3 Fläche C...27 6.3 Auswertung der Zeigerwerte... 29 6.3.1 Fläche A...29 6.3.2 Fläche B...31 6.3.3 Fläche C...33 7. DISKUSSION...35 7.1 Zu den Aufnahmeflächen... 35 7.2 Bodeneigenschaften... 35 7.3 Vegetationsauswertung... 36 7.4 Einfluss des Standorts auf die Zeigerwerte... 37 7.4.1 Lichtzahl...37 7.4.2 Temperaturzahl...38 7.4.3 Kontinentalitätszahl...39 7.4.4 Feuchtezahl...39 7.4.5 Reaktionszahl...40 7.4.6 Stickstoffzahl...40 7.5 Eichennaturverjüngung... 41 7.5.1 Gegenwärtige Situation...42 7.5.2 Vergleich von Verbiss, Vitalität und Konkurrenzvegetation...43 7.5.3 Beurteilung der Situation...45 7.5.4 Weitere Maßnahmen zur Förderung der Naturverjüngung...45 8. ZUSAMMENFASSUNG...47 9. LITERATURVERZEICHNIS...49 10. ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS...54 11. ANHANG...55 12. ERKLÄRUNG...63 3

1. EINLEITUNG Die Eichenarten Stiel- und Traubeneiche sind nicht nur natürlich vorkommende, sondern auch wirtschaftlich bedeutsame Baumarten in Deutschland. Diese Bedeutung ist vor allem im Oberrheinischen Tiefland stark ausgeprägt. Von den 78000 ha Wald auf der badischen Rheinseite werden 11000 ha von der Eiche bedeckt. Dies entspricht 14 %. Bei einer Klimaerwärmung könnten die Eichen eine noch größere Rolle spielen. Durch die zu erwartende Trockenheit im Sommer wird die Vitalität der Buche aufgrund ihrer hohen Ansprüche an die Wasserversorgung während der Vegetationsperiode zurückgehen (INTERREG). Daher ist es wichtig, die zukünftige Waldwirtschaft der Wälder am Oberrhein auf die Eiche auszurichten. Dies betrifft auch den Mooswald bei Freiburg, dessen Bewirtschaftung mit Stieleichen schon lange durchgeführt wird. Aber gerade einen mit Eichen ausgerichteten Waldbau durchzuführen, stößt auf einige Probleme, vor allem im Hinblick auf deren natürliche Verjüngung. 1.1 Verjüngungsproblematik der Eichen Zwar sind Eichensämlinge häufig anzutreffen, doch können sie sich in den darauf folgenden Jahren nicht etablieren (REIF & GÄRTNER 2007). Eine Vielzahl von Einflussfaktoren bestimmen, ob sich die Sämlinge weiterentwickeln. Eichelverluste Durch eine Vielzahl von Vögeln und Säugetieren dezimiert sich die Anzahl der Eicheln. Hauptsächlich trägt die Prädation durch Mäuse zu einem Verlust der Eicheln bei. Diese bevorzugen grasige Waldböden, so wie sie auch in einigen Teilen des Mooswalds vorkommen (REIF & GÄRTNER 2007). Eichenmehltau Durch den Befall von Mehltau verringert sich die Lichtversorgung, die Photosyntheseleistung und damit auch die Vitalität von Jungeichen (REIF & GÄRTNER 2007). Wildverbiss Wildverbiss wird für einen mangelnden Erfolg der natürlichen Verjüngung der Eichen als wichtigster Grund genannt. Bei einem starken Wildverbiss kann sich keine Naturverjüngung einstellen (UHL 2007). 4

Licht Eichen sind Lichtbaumarten, die unter Schirm schattentoleranteren Arten unterlegen sind. Wenn die Nährstoffe der Eichel aufgebraucht sind und die Pflanze auf Photosynthese angewiesen ist, ist eine ausreichende Lichtversorgung unumgänglich. Dies gilt vor allem für die Stieleiche. Mit zunehmender Beschattung erhöht sich die Mortalität junger Eichen (UHL 2007). Konkurrenz der Krautschicht Durch eine hohe und dichte Krautschicht wird die Verjüngung behindert. Durch allelophatische Exsudate verschiedener Gräser konnte ebenfalls eine hemmende Wirkung auf Eichenkeimlinge festgestellt werden (UHL 2007). Spätfrost Auf Lichtungen mit einer geschlossenen Bodenvegetation und einem gehemmten Kaltluftabfluss vergrößert sich die Spätfrostgefahr für Jungeichen. Vor allem sind Gräser für die Frostgefahr verantwortlich. Grashalme haben im Vergleich zu ihrem Volumen eine große Wärme strahlende Oberfläche. Sie verursachen so bei einem klaren Nachthimmel einen starken Temperaturrückfall (UHL 2007). Flächen mit ausgedehnten Grasfeldern (vor allem das Seegras (Carex brizoides)) sind von Natur aus im Mooswald weit verbreitet. Eingriffe in den Wasserhaushalt Wassermangel und der damit einhergehende Wasserstress kann auch ein entscheidender Faktor für einen Rückung des Eichenjungwuchses sein. Überflutungen hingegen werden von Stieleichen gut vertragen (UHL 2007, REIF & GÄRTNER 2007). Diese Stressfaktoren wirken sich nie alleine auf den Eichenjungwuchs aus, vielmehr ist es eine Kombination aus mehreren Umwelteinflüssen (UHL 2007). Hinzu kommt zum einen der Verlust der waldbaulichen Technik, zum anderen hat eine Reduzierung der Ausgaben in den Forstbetrieben zu einem Rückgang der anthropogenen Nutzung und Förderung der Eichen geführt (INTERREG). Aufgrund der oben angeführten Tatsachen läuft an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg (FVA) seit 2008 ein dreijähriges Projekt mit dem Namen Regeneration der Eichen im Oberrheinischen Tiefland. 5

1.2 Projektbeschreibung Das vorrangige Ziel ist es, die Eiche als eine forstliche Hauptbaumart weiterhin zu erhalten. Daher wurde ein Netz von 100 Referenzbeständen entlang des Oberrheins (50 in Frankreich (Elsass), 50 in Deutschland) errichtet, indem verschiedene standörtliche und waldbauliche Ausgangslagen berücksichtigt wurden. Die Beschreibung erfolgt auf Bestandes- und Einzelbaumebene. Das Projekt beinhaltet eine genaue Situationserhebung des wahrgenommenen Eichenrückgangs auf Basis von Inventurdaten und Forsteinrichtungswerken, eine Ermittlung der aktuellen und künftigen Optimalbedingungen für die Entwicklung von eichenreichen Beständen, sowie die Entwicklung eines Hiebsverfahrens, um eine erfolgreiche Eichenverjüngung zu garantieren. Zu diesem Zweck wurden an zwei verschiedenen Bodenvarianten toniger Lehm im Korker Wald bei Kehl und kiesiger Sand im Mooswald - Versuchsanlagen errichtet, um die Naturverjüngung mit Hilfe des Standortfaktors Licht zu steuern. In jeder Versuchsanlage wird die Entwicklung der Naturverjüngung unter verschiedenen Licht- bzw. Hiebsintensitäten beobachtet. Drei Flächen für die Dauerbobachtung der natürlichen Verjüngung wurden in jedem Fall errichtet, die den o.g. Lichtvarianten entsprechen (INTERREG). 6

2. ZIELSETZUNG UND FRAGESTELLUNG Die Arbeit soll die Standorts- und Bodenvegetationszusammensetzung auf den drei Flächen für die Dauerbeobachtung der Eichenverjüngung im Freiburger Mooswald miteinander vergleichen. Hierfür wurden von der FVA drei Flächen ausgewählt, die sich hinsichtlich des Standortfaktors Lichts voneinander unterscheiden. Die Ziele der vorliegenden Arbeit sind: - eine Untersuchung, ob standörtliche Unterschiede zu unterschiedlichen Ausprägungen in der Krautschicht führen. In wie weit unterscheiden sich die drei Flächen in ihrer Artenzusammensetzung? - Beurteilung der aktuellen Situation der Eichenverjüngung. - Untersuchung, ob abiotische oder biotische Konkurrenz die Jungeichen beeinflusst. Können sich die Eichen in den nächsten Jahren etablieren? Welche wären die Maßnahmen, die ergriffen werden müssten, um eine erfolgreiche Eichennaturverjüngung zu ermöglichen bzw. fortzusetzen? 7

3. DER MOOSWALD IN DER FREIBURGER BUCHT Als Mooswald wird einerseits das Waldgebiet zwischen Schwarzwald, der Vorbergzone, dem Kaiserstuhl und dem Tuniberg bezeichnet. Andererseits bezieht sich der Bergriff auf die Waldvegetation der feuchten Niederungen (MÄCKEL & SUDHAUS 2008). HÜGIN (1990) prägte hiefür den Begriff Riedauewald, mit seinen Erlen- und Eschenwäldern als charakteristisches Kernelement, der dafür verwendet wurde, den wechselnden Einfluss von Überschwemmung und Grundwasser zu verdeutlichen (HÜGIN 1990, COCH & MÜLLER- BAUERFEIND 2002). Nach der geographischen Landesaufnahme von Deutschland wird der Begriff für eine naturräumliche Einheit verwendet (Abbildung 1). Es handelt sich hierbei um die feuchten Ebenen der Freiburger Bucht. Synonym kann auch der Bergriff Breisgauer Bucht verwendet werden (MÄCKEL & SUDHAUS 2008). Abbildung 1: Lage des Mooswaldes in der Freiburger Bucht (aus MÄCKEL & SUDHAUS 2008) 8

3.1 Geologie Bei der Freiburger Bucht handelt es sich um ein von pleistozänen Schwarzwaldschottern bedecktes Bruchfeld. In ihm befinden sich einzelne Bruchschollen, die als kleine Hügel aus der quartären Bedeckung herausragen (MÄCKEL & SUDHAUS 2008). Tektonisch liegt die Freiburger Bucht in der Grabenrandzone des Oberrheingrabens. Nach SCHULZ (1988) wird sie zur Vorbergzone dazugezählt, die hier eine Tieflage erreicht. Entstanden ist sie infolge der Einsenkung des Oberrheingrabens vor etwa 50 Millionen Jahren. Durch das Absinken des Grabens im Tertiär konnten Gewässer die so entstandenen Randbereiche erodieren. Das Abtragungsmaterial wurde in den Graben geschüttet und in Form von kiesigen, sandigen und tonigen Lockersedimenten über den abgesunkenen Festgesteinsschollen abgelagert (VILLINGER 2008). Im Quartär kam es nach VILLINGER (2008) zu den so genannten Kaltzeit-Komplexen, in die immer wieder hochglaziale Phasen eingeschaltet waren. Durch die so entstandenen Vergletscherungen im südlichen Schwarzwald wurden enorme Mengen an Erosions-, Verwitterungs-, und Frostschutt freigesetzt. Diese wurden als Abtragungsmaterial durch Flüsse in die als Sedimentfalle wirkende Senke des Oberrheingrabens verfrachtet. Im Bereich der Freiburger Bucht waren hauptsächlich Dreisam, Glotter und Elz für die Sedimentverfrachtung verantwortlich. Die so entstandenen Mündungsschwemmkegel der Flüsse haben die Lockersedimente aus dem Tertiär verschüttet. Während den Eiszeitphasen im Mittel- und Oberpleistozän wurde Feinmaterial von vegetationslosen, eisfreien Gebieten ausgeblasen. In windstillen Bereichen wurde es als Löss wieder abgelagert und überdeckte weite Gebiete. In der Endphase der Würm-Eiszeit lagerten sich 0,5-3 m mächtige Hochflutsedimente ab, die durch Überschwemmungen entstanden sind. In der letzten Kältephase (Jüngeres Dryas) wurde nochmals eine wenige Dezimeter dicke Lösslage äolisch über die Landschaft ausgebreitet (VILLINGER 2008). 3.2 Grundwassersituation Die Freiburger Bucht wird im Osten durch den Schwarzwald, im Westen durch Tuniberg und Kaiserstuhl und im Süden durch die Lössbrücken der Mengener Brücke von der Rheinebene abgegrenzt (SCHULZ 1988). Die aus dem Schwarzwald kommenden Flüsse konnten so nicht direkt dem Rhein zufließen, sondern wurden nach Norden abgelenkt. Dies führt zu einem Aufstau der Gewässer. Hinzu kommt auch, dass der unterirdische Abfluss durch die kleineren Erhebungen zusätzlich gestaut wird. Diese sind mitverantwortlich für den hohen Grundwasserstand (MÄCKEL & SUDHAUS 2008). Seit etwa 60 Jahren ist ein Fallen des Grundwassers festzustellen, was u.a. mit Siedlungsbau, Grundwasserentnahme durch 9

Wasserwerke und der Entwässerung der Feucht- und Nasswiesen zur landwirtschaftlichen Nutzbarmachung zu tun haben dürfte (SCHWARZ 1992, HÜGIN 1990). In einigen Teilen der Freiburger Bucht sind die Grundwasserstände von 10-25 cm, vor nennenswerten Grundwasserstandsänderungen, auf mehr als 120 cm unter Flur abgesunken. Diese drastischen Veränderungen sind vor allem in Siedlungsnähe gemessen worden. An anderen Stellen, die in Waldgebieten liegen, sind die Auswirkungen oft nicht so stark. Bei den Flurabständen, gemessen vor und nach der Grundwasserstandsänderung, liegen oft nur wenige Zentimeter (HÜGIN 1990). 3.3 Böden Die Boden bildenden Gesteine der Freiburger Bucht sind fast ausschließlich Lockergesteine, fluvialen und äolischen Ursprungs (HÄDRICH & STAHR 2001). Aus den eiszeitlichen Lösslagen entstand durch Verwitterung Lösslehm. Durch Umlagerung infolge von Verschwemmungsvorgängen entstand schließlich Schwemmlöss. Aus flächig abgespültem, humosem Bodenmaterial bildeten sich Abschwemmmassen. Sie erreichen an einigen Stellen der Bucht Mächtigkeiten von bis zu mehreren Zehner-Metern. Bei Überflutungen lagerten die Flüsse überwiegend feinkörnige, aber auch kiesige Auensedimente ab (VILLINGER 2008). Im Bereich der höheren Lagen der Schwemmfächer von Dreisam, Elz und Glotter bildeten sich tief angewitterte, pleistozäne sandige Kiese und Sande aus Gebirgskristallin aus (HÄDRICH & STAHR 2001). Die holozänen Ablagerungen bestehen aus Auelehm, Sand und umgelagerten pleistozänen Schottern. Zudem gibt es in der Bucht mehrere isolierte Lössvorkommen auf höher gelegenen Schottern (MÄCKEL & SUDHAUS 2008). Da die Vielfalt an Böden in der Freiburger Bucht groß ist, beschränkt sich die Arbeit darauf, nur die Böden zu nennen, die sich in der Nähe der Versuchsflächen befinden. Die Böden im Mooswald bestehen aus spätwürmzeitlichem schluff- und tonreichem Hochflutlehm über Niederterassenschotter. In der Nähe des Opfinger Sees im Allmend- Moos haben sich größtenteils Gley-Pseudogleye und Vergleyte Parabraunerde- Pseudogleye entwickelt. Sie bilden einen räumlichen Übergang von der Gley-Braunerde zum Gley. Die Körnung besteht aus lehmigem Schluff bis schluffigem Lehm auf tonigem Lehm in der feinkörnigen Deckschicht über kalkhaltigem, lehmigem Sand und Kies (Abbildung 2). Der jährliche mittlere Grundwasserstand liegt zwischen 13 und 20 dm unter Flur. An Stellen, an denen das Grundwasser nach Absenkung bei 5-10 cm Tiefe angetroffen wird, sind Pseudogley-Gleye und Norm-Gleye, auch Norm-Nassgleye zu finden. Sie bestehen aus einer Deckschicht aus schwach kiesigem, sandig-lehmigem Schluff über sandigem Lehm auf 10

tonigem Lehm. Sie werden von stark kiesigem, lehmigem Sand und sandigem Kies überlagert (HÄDRICH & STAHR 2001). 1 Auen-Braunerde aus holozänen Schwemmfächersedimenten der Schwarzwaldbäche 4 5 3 1 2 2 Braunerde bis Braunerde-Parabraunerde aus kristallinen Schwemmfächersedimenten der Schwarzwaldbäche 3 Kolluviale Pararendzina, Pararendzina-Gley und typischer Gley aus Lösskolluvium der Talungen 4 Typischer Gley, Naßgley und Pseudogley aus holozänen kristallinen Schwemmfächersedimenten der Schwarzwaldbäche 5 Parabraunerde, kolluviale Parabraunerde und Pararendzina aus Löss und Schwemmlöss über kristallinen Schwemmfächersedimenten der Schwarzwaldbäche Abbildung 2: Ausschnitt aus der Bodenkarte des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald. Bodenassoziationen der Freiburger Bucht (aus HÄDRICH et al. 1988) 3.4 Klima Die Freiburger Bucht und somit auch der Mooswald gehören zum feuchtgemäßigten Klima, in dem westliche Winde mit Zufuhr von atlantischen Luftmassen herrschen. Bei einigen Klimaelementen wie der Lufttemperatur dominiert kontinentaler Einfluss (BLÄSING 2008). Der Mooswald liegt überwiegend im Bereich der Steigungsregen am Schwarzwaldrand und ist somit dem Übergangsbereich des atlantisch getönten Klimas des Westschwarzwaldes zuzuordnen; er liegt in der planaren Höhenstufe (GAUER & ALDINGER 2005). Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 10,3 C (Klimastation des Deutschen Wetterdienstes in Schallstadt-Mengen 1961-1990). Die Mitteltemperatur in der Vegetationszeit (April bis Oktober) liegt bei 15,2 C (DWD). Wegen der mittleren Jahresschwankung von 18,4K (Differenz zw. mittlerer Juli- und mittlerer Januartemperatur in Kelvin) liegt der Mooswald im Übergangsbereich zwischen dem maritim und kontinental geprägten Klima Mitteleuropas mit ausgeprägtem Charakter zum kontinentalen hin. Dies ist auf seine geschützte Lage im Oberrheingraben mit nur mäßig kalten Wintern und auf hohe sommerliche Lufttemperaturen zurückzuführen (BLÄSING 2008). Die Niederschläge sind geprägt durch die Luv- und Lee- Effekte von Schwarzwald und Vogesen. Dadurch ergeben sich enorme kleinräumige Unterschiede in den Niederschlagsummen. Die jährliche Niederschlagssumme liegt bei 761,0 mm (Schallstadt-Mengen) bzw. 881,5 mm (Freiburg-Mooswald). Die Monate Juni bis August sind durch immer wieder auftretende schauer- und/oder gewitterartige Niederschläge 11

mit 79 90 mm sehr niederschlagsreich, das Niederschlagsmaximum wird jedoch für Mai angegeben (BLÄSING 2008). In der Vegetationsperiode fallen 528,1 mm, bzw. 593,5 mm (DWD). 3.5 Vegetation 3.5.1 Potentielle natürliche Vegetation Der Mooswald liegt im Bereich des Buchenareals. Da dieses Gebiet unter dem Einfluss des Grundwassers steht, ist die Bildung von Buchenwäldern jedoch ausgeschlossen. Es können sich Eichen-Hainbuchen-Mischwälder (Verband Carpinion betuli) ausbreiten, die nach MÜLLER & OBERDORFER (1974) vorwiegend edaphisch bedingte Spezialgesellschaften darstellen. Rein klimatisch bedingte Eichen-Hainbuchenwälder fehlen. Sie treten erst außerhalb des Verbreitungsgebiets der Buche als zonale Waldgesellschaften auf (MÜLLER & OBERDORFER 1974). Im Mooswald sowie in der südlichen und mittleren Oberrheinebene ist der Sternmieren- Stieleichen-Hainbuchenwald mit Seegras (Stellario holosteae-carpinetum caricetosum brizoidis) vorherrschend. Er tritt im Wechsel mit dem Traubenkirschen-Erlen-Eschen-Auwald (Pruno Fraxinetum) auf. Kleinflächig tritt im Mooswald auch der Sternmieren-Stieleichen- Hainbuchenwald mit Bärlauch und Aronstab sowie Schwarzerlenbruchwald (Carici elongatae-alnetum) auf. Als floristische Seltenheit tritt das atlantische Carici-laevigatae- Alnetum mit dem Stattlichen Königsfarn (Osmunda regalis) auf (MÜLLER & OBERDORFER 1974). 3.5.2 Aktuelle Vegetation Die aktuelle Vegetation wird in erster Linie durch die unterschiedliche Bodenfeuchte, hervorgerufen durch verschieden hoch anstehendes Grundwasser, bestimmt. Viele Pflanzen zeigen einen gestörten Wasserhaushalt an. Weitere Beeinflussungen stellen der unterschiedliche Nährstoffgehalt, die Körnung, die Gründigkeit und der Säuregrad des Bodens dar. So ergibt sich ein mannigfaltiges Bild des Pflanzenkleides (HÜGIN 1990). Drei Waldtypen prägen den Mooswald: die Erlenbruchwälder, die Eschenwälder und die Eichen-Hainbuchenwälder. Auf Standorten, an denen hohe Grundwasserstände herrschen, sind die Erlenbruchwälder (Carici elongatae-alnetum) mit Schwarzerle (Alnus glutinosa) als herrschende Baumart zu finden. Die Erle kommt in Begleitung mit Moorbirke (Betula pubescens) und Hängebirke (Betula pendula) vor. Auf den nass bis dauerfeuchten Flächen 12

kommt der Eschenwald (Pruno-Fraxinetum) mit eingestreuten Traubenkirschen (Prunus padus), Flatterulmen (Ulmus laevis), Winterlinden (Tilia cordata) und der Haselnuss (Corylus avellana) als Strauch vor. Den größten Flächenanteil des Mooswaldes nehmen unter gegenwärtigen Bedingungen Hainbuchen (Carpinus betulus) und Stieleichen (Quercus robur) ein (Stellario holosteae-carpinetum betuli) (BAMMERT 2008). Sie kommen mit Grauerle (Alnus incana), Vogelkirsche (Prunus avium) und Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) vor. Als neophytisch eingebrachte Arten sind Roteiche (Quercus rubra), Robinie (Robinia pseudoacacia), Douglasie (Pseudotsuga menziesii) und Hybridpappeln (Populus x canadensis) zu erwähnen. Sie wurden zum Teil als Kulturen nach großflächigem Kahlschlag angebaut (BAMMERT 2008, HÜGIN 1990). Ehemals bewaldete Gebiete sind zu Feucht- und Nasswiesen umgewandelt worden, die heute als Mähwiesen dienen, oder für die Landwirtschaft (Ackerbau) genutzt werden. Auf heutigem Ackerland dominiert der Maisanbau (LITZELMANN 1965, HÜGIN 1990). 3.5.3 Beeinflussung der Vegetation durch Änderung des Grundwasserstands Ihre Entstehungsgeschichte verdanken die Mooswälder dem hohen Grundwasserstand. Sie waren und sind auf ein reiches Angebot an Grundwasser angewiesen. Durch die in Kapitel 3.2 erwähnten Maßnahmen kam es zu einem Absinken des Grundwassers, was auch die Vegetation in besonderem Maße betrifft. Die für die Waldbaumwurzeln noch erreichbaren Grundwasserflurstände liegen zwischen 40 und 120 cm (im Mittel bei 75 cm) (SCHWARZ 1992). Durch die Absenkung war ein Wurzelkontakt mit dem Grundwasser oft nicht mehr gegeben. Dies hat zu Folge, dass die früher weit verbreiteten Erlenwälder sich auf ein Minimum verringert haben (HÜGIN 1990). Während die Erle vor hundert Jahren noch 35% der Fläche bestockte, liegt der heutige Anteil bei 7-8 % (SCHWARZ 1992). Einhergehend mit dem Absterben bestimmter Waldbäume sind auch Veränderungen in der Krautschicht bemerkbar. So gibt es nach HÜGIN (1990) zahlreiche Pflanzen, die einen gestörten Wasserhaushalt anzeigen. Beispielweise sterben Nässezeiger nach 20 Jahren allmählich aus. In Erlenwäldern sind vor allem Walzen-Segge (Carex elongata), Sumpfdotterblume (Caltha palustris), Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara) und Sumpf-Haarstrang (Peucedanum palustre) betroffen (HÜGIN 1990). Gleichzeitig werden Arten gefördert, die besser an trockenere Verhältnisse angepasst sind. So konnte sich die Esche im Unterstand schnell in den Zwischenstand und bis hin zur herrschenden Baumschicht ausbreiten. In der Krautschicht behaupten sich nun Scharbockskraut (Ranunculus ficaria), Seegras (Carex brizoides) und Buschwindröschen (Anemone nemorosa). Ein weiteres Merkmal grundwassergestörter Bestände ist das Auftreten von Arten, die schnell lichte Stellen besiedeln können. Hierzu gehören Vogelkirsche, Goldrute (Solidago gigantea) und 13

Nickendes Perlgras (Melica nutans). Auch bei den Arten im Eschenwald sind diese Veränderungen in gleicher Weise festzustellen. Ihnen überlegen sind jetzt die Stieleiche und die Hainbuche sowie in der Krautschicht die mehr Trockenheit ertragenden Arten wie Efeu (Hedera helix), Goldnessel (Lamium galeobdolon), Sternmiere (Stellaria holostea) und die zuvor genannten Arten wie Seegras und Buschwindröschen (HÜGIN 1990). 14

4. DIE UNTERSUCHUNGSGEBIETE 4.1 Lage Die Untersuchungsflächen befinden sich im westlichen Teil der Mooswaldniederung im Distrikt Opfinger Mooswald (Abbildung 3). Sie gehören zum Forstamt der Stadt Freiburg und liegen im Forstrevier Opfingen. Die Flächen A und B gehören zur Abteilung 19 Allmendmoos ; sie befinden sich in der Ebene auf einer Höhe von 208 m ü. NN. Die Koordinaten der Fläche A sind: N 48 0 15, E 7 44 32 ; Gauß-Krüger: RW 3406237,31 HW 5319235,79; die der Fläche B: N 48 0 14, E 7 44 41 ; Gauß-Krüger: RW 3406416,39 HW 5319213,01. Fläche C befindet sich in der Abteilung 16, ebenfalls in der Ebene und liegt 205 m ü. NN. Die Koordinaten sind: N 48 0 40, E 7 44 27; Gauß-Krüger: RW 3406141,73 HW 5320015,61. C A B Abbildung 3: Lage der Untersuchungsflächen A, B und C im westlichen Mooswald 15

4.2 Boden Die Böden auf dem Gebiet, auf dem sich die Flächen A und B befinden, sind sandig kiesig mit unterschiedlicher Auflage und Zwischenlage von saurem sandigen Lehm bis tonigem Lehm (HÜGIN 1990). Als Standortseinheit wird für die Fläche A ein wechseltrockener flachgründiger Boden angegeben. Er gehört zur Gruppe der mehr oder weniger vernässenden kiesig sandigen Lehmböden. Der Boden der Fläche B gehört zur Öko-Serie der unterbodendichten kiesig-sandigen Böden. Für ihn wird ein mäßig trockener unterbodendichter kiesig sandiger Boden angegeben. Die Fläche C, ebenfalls die gleiche Öko-Serie wie B, besitzt einen Boden mit kleinflächigem Wechsel von grundfrischemgrundfeuchtem Wasserhaushalt (SEEMANN 2010). 4.3 Bestandesgeschichte Die alten Eichen auf den Flächen zeugen von einer ehemaligen Nieder- und Mittelwaldwirtschaft, die bis Anfang des letzten Jahrhunderts ausgeübt wurde. Seit dem 15. und 16. Jahrhundert hatte die Eiche im Waldbau eine zentrale Rolle inne. Die früheste bekannte Erwähnung stammt aus einer Bannbeschreibung aus dem Jahre 1457. Seit her wurden die Eiche und ihre Nachzucht stark gefördert (COCH & LIESEN 2008). Die Eichen dienten überwiegend der Brenn- und Bauholznutzung sowie zur Schweinemast und Waldweide (ABEL et al. 2008, BRANDL 1970). Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Seegras geerntet und zur Matratzenfüllung verwendet. Ab ca. 1925 begann die Überführung in den Hochwaldbetrieb (COCH & MÜLLER-BAUERFEIND 2002). 4.4 Potentielle natürliche Vegetation Wie für die südliche und mittlere Oberrheinebene bezeichnend, sind auch hier alle drei Flächen typische Standorte des Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwalds mit Seegras (Stellario holosteae-carpinetum caricetosum brizoidis). Auf Fläche C mit seinem grundfrischen bis grundfeuchten Wasserhaushalt ist auch das Pruno-Fraxinetum möglich (MÜLLER & OBERDORFER 1974). 16

4.5 Aktuelle Vegetation Alle drei Flächen werden vom Stellario holosteae-carpinetum caricetosum brizoidis bedeckt. Stieleiche und Hainbuche nehmen somit auf den Flächen den größten Anteil ein. Als Mischbaumarten kommen vereinzelt Esche, Roterle und Berg-Ahorn vor. Die Strauchschicht wird von Hasel, Hainbuche, Faulbaum (Frangula alnus) und Traubenkirsche gebildet. Auf lichten Stellen kommen truppweise Hainbuchen vor. Auf Fläche B, die fast zur Gänze kahl geschlagen wurde, bilden nun Stieleichen, Hainbuchen, vereinzelt auch Birken, Hasel und Faulbaum die Strauchschicht. Am häufigen Auftreten der Stieleiche auf der Freifläche (Fläche B) ist zu erkennen, dass die durch den Kahlschlag entstandenen sehr guten Lichtverhältnisse der Eiche zugute kommen. Vereinzelt kommen Roteiche und Spitzahorn vor. Sie dürften wahrscheinlich aus Ansamung entstanden sein und zeugen vom Anbau der im Mooswald nicht einheimischen Baumarten. 17

5. METHODIK 5.1 Auswahl der Untersuchungsflächen Die Auswahl der Flächen erfolgte über die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg (FVA). Es handelt sich hierbei um drei Dauerbeobachtungsflächen im Rahmen des Interreg-Projekts Regeneration der Eichen im Oberrheinischen Tiefland. Diese drei Flächen repräsentieren den Standort mit kiesigem Sand und unterscheiden sich nur durch ihre Hiebsintensitäten und die daraus resultierende Beleuchtungsstärke. Jede von ihnen besitzt eine Größe von 50 x 100 Meter. Nach Möglichkeit sollten sich die drei Flächen standörtlich nicht unterscheiden. Fläche A wurde durch Schirmschlag durchforstet, sodass sich eine Lichtintensität von 40-60 % ergibt. Fläche B ist eine Kahlschlagfläche mit hoher Lichtintensität, Fläche C ist eine undurchforstete Fläche mit geringem Lichteinfall (INTERREG). 5.2 Vegetationsaufnahmen Auf jeder Fläche befinden sich 19 Aufnahmepunkte, die in drei Reihen angeordnet sind. An den Rändern befinden sich jeweils 6, in der Mitte 7 dieser Aufnahmepunkte. Abbildung 4 gibt ein Beispiel zur Verteilung der Punkte auf einer Fläche. Abbildung 4: Verteilung der Aufnahmepunkte auf Fläche A 18

Die 19 Punkte sind systematisch und im gleichen Abstand verteilt, um so die gesamte Fläche zu erfassen. Für die Vegetationsaufnahmen wurden pro Fläche 6 Punkte ausgewählt. Die Auswahl erfolgte so, dass durch die 6 Punkte die ganze Fläche repräsentiert wurde. Es wurde nur die Bodenvegetation aufgenommen. Baum- und Strauchschicht wurden erwähnt. Die Schichten wurden nach FISCHER (2003) wie folgt definiert: - Baumschicht: Individuen > 5 m Höhe - Strauchschicht: Individuen 1 bis 5 m Höhe - Krautschicht: Individuen < 1 m Höhe (FISCHER 2003). Der Radius der Probekreise beträgt 4 m. Da lediglich die Krautschicht aufgenommen wurde, liegt der Wert mit ca. 50 m² innerhalb der geforderten Größe für Aufnahmen der Krautschicht im Wald (CHYTRÝ & OTÝPKOVÁ 2003, TREMP 2005). Der Gesamtdeckungsgrad der Krautschicht sowie der Überschirmungsgrad durch Altbäume und Gebüsche wurde geschätzt. Zur Bestimmung der Artmächtigkeit (Häufigkeit und Deckung) wurde die modifizierte Methode von BRAUN-BLANQUET nach WILMANNS (1998) verwendet. Hierbei handelt es sich um ein semiquantitatives Schätzverfahren, das bei geringen Deckungen (< 5 %) die Individuenzahlen berücksichtigt, bei höheren Deckungen (< 5%) die Dominanz bewertet (DIERSCHKE 1994). Als Skalen wurden verwendet: Skala Deckungsgrad Individuenzahl R sehr wenig deckend (< 1%) 1-2 + wenig deckend (< 1%) 3-10 1 < 5 % deckend 11-50 2m < 5 % deckend > 50 2a 5-15 % deckend beliebig 2b > 15-25 % deckend beliebig 3 > 25-50 % deckend beliebig 4 > 50-75 % deckend beliebig 5 > 75-100 % deckend beliebig Tabelle 1: Modifizierte Deckungsgradskala nach BRAUN-BLANQUET 19

Die Moosschicht blieb bei den Aufnahmen unberücksichtigt, auch auf die Soziabilität wurde verzichtet, da sie eher ein artspezifisches Merkmal darstellt (HOFMEISTER 2004). 5.3 Aufnahme der Bodenproben Als Bodendaten waren lediglich die Daten der Standortskartierung vorhanden. Pro Fläche wurde jeweils in der Mitte eine Bodenprobe entnommen. Um die Horizontabfolge zu bestimmen, wurden die Proben mit einem Spaten entnommen. Der Bohrstock wäre wegen des sehr kiesig steinigen Bodens dafür ungeeignet und hätte durch die Nichtaufnahme sehr groben Materials verfälschte Ergebnisse geliefert. Es war nur möglich bis ca. 30 cm Tiefe zu graben, weil wegen des steinigen Bodens kein Tiefergraben möglich ist. Da nach HÜGIN (1990) alle drei Flächen grundwasserbeeinflusst sind, müssen demnach auch grundwasserbeeinflusste Horizonte vorhanden sein. Die Auswertung der Flurabstände des Grundwassers in der Nähe der Flächen ergab einen mittleren Grundwasserstand von 60-65 cm (HÜGIN 1990). Daher wurde in 60 bis 65 cm Tiefe ein Go- bzw. Gr-Horizont angenommen. Nach den in der Forstlichen Standortsaufnahme (ARBEITSGEMEINSCHAFT FORSTLICHE STANDORTSKUNDE 2003) und den in der Bodenkundlichen Kartieranleitung (AG BODEN 1994) angegebenen Verfahren wurden Bodenhorizonte, Bodenart, Humusgehalt und Humusform, Gründigkeit, nutzbare Feldkapazität sowie Skelettgehalt ermittelt. Bei der Ermittlung des Skelettgehalts wurde angenommen, dass der Gehalt an kiesig steinigem Material bis zum Grundwasser gleich bleibt. 5.4 Zeitraum der Datenaufnahme Die Vegetationsaufnahmen wurden vom 24.05.2010 bis 28.05.2010 durchgeführt. Die Bodenproben wurden am 21.06.2010 erhoben. 5.5 Auswertung der Daten 5.5.1 Artbestimmung und Nomenklatur Die Bestimmung der Sträucher und der krautigen Pflanzen erfolgte nach OBERDORFER (2001). Zur Bestimmung der Gräser diente auch KLAPP & OPITZ (2006). Die Nomenklatur 20

richtet sich nach OBERDORFER (2001). Die Art Rubus fruticosus wurde nicht näher bestimmt, da sie im Mooswald nur steril und untypisch vorkommt und schwer bis gar nicht zu bestimmen ist (BAMMERT 2008). Die Benennung der Pflanzengesellschaften erfolgte durch OBERDORFER (1992). 5.5.2 Auswertung des Eichenjungwuchses Die Auswertung der Eichen beschränkte sich nicht nur auf die 6 Vegetationsaufnahmen. Hinzugezogen wurden auch die Daten der FVA, die im Rahmen ihres Projekts auf allen Aufnahmepunkten den Eichenjungwuchs aufgenommen hat. Der Radius der Aufnahmekreise für den Eichenjungwuchs beträgt nicht, wie bei den Vegetationsaufnahmen 4 m, sondern 1,78 m, was einer Fläche von 0,001 ha Größe entspricht. Pro Aufnahmepunkt wurden 5 m westlich und östlich des Mittelpunktes die Stichprobenkreise mit 0,001 ha angelegt (KÄRCHER et al. 1996). Die Angaben über Vitalität, Höhenklasse, Verbiss und Blattfraß bezogen sich auf jeweils alle 19 Aufnahmepunkte und nicht nur auf die 6 der Vegetationsaufnahmen. 5.5.3 Berechnung der Zeigerwerte Für die Krautschicht wurden mittlere Zeigerwerte nach ELLENBERG et al. (1992) berechnet. Für die Berechnung diente das ungewichtete arithmetische Mittel. Hierbei handelt es sich um ein Verfahren, dass sich bei der Zeigerauswertung in der Praxis besonders bewährt hat (FISCHER 2003). Jedoch ist auch ein Problem damit verbunden: die ordinal skalierten Faktorgradienten erlauben streng mathematisch keine Mittelwertbildung. Doch zeigt die Erfahrung, dass mittlere Zeigerwerte brauchbare Ergebnisse liefern und zu standortsökologisch zutreffenden Aussagen führen (DIERSCHKE 1994, FISCHER 2003). Ein weiteres Problem bilden im Falle des Mooswalds die Feuchtezeiger. Sie sind mit Vorsicht zu genießen. Da grundwasserabhängige Arten nach einer Grundwasserabsenkung noch reliktartig vorhanden sind, ist es nicht möglich, nur nach dem Vorkommen von Feuchtezeigern auf die Feuchteverhältnisse zu schließen (HÜGIN 1990). Wird einem Erlenwald das Grundwasser entzogen, dann dauert es etwa 40 Jahre, bis auch die letzten Nässezeiger verschwunden sind (HÜGIN 1990: 22). 21

6. ERGEBNISSE 6.1 Bodenproben Alle drei Flächen werden mehr oder weniger vom Grundwasser beeinflusst. Es liegt im Mittel bei 60-65 cm unter Flur (HÜGIN 1990). Aufgrund dieser Annahme muss ein Go-/Gr-Horizont auf allen Flächen vorhanden sein. 6.1.1 Fläche A Die Standortskartierung gibt für diesen Standort einen wechseltrockenen flachgründigen kiesig-sandigen Lehmboden aus. Bodentyp ist der Norm-Gley mit folgender Horizontabfolge: bis 5 cm: Ah bis 25 cm: Bv bis 65 cm: Bv-Cv (Go,Gr). Die Bodenart im obersten Horizont ist mittel lehmiger Sand (Sl3). Sie bleibt auch in den darauf folgenden Horizonten gleich. Der Gley enthält im Ah- und im Bv-Horizont humose Beimengungen. Die o.g. Horizonte sind somit als mittel humos (2-5 m %) einzustufen. Der Skelettanteil im Ah- und Bv-Horizont liegt unter 5 %. Im Bv-Cv-Horizont liegt der Skelettanteil bei 75 %. Er bildet den Übergang zum Go- und Gr-Horizont. Die Gründigkeit wird durch den kiesig, steinigen Bv-Cv-Horizont weitestgehend begrenzt und beträgt 30 cm. Oberhalb herrscht eine mäßig gute Durchwurzelung vor. Als Auflagehumus sind ein L- und ein 0,5 cm tiefer Of-Horizont vorhanden. Die Abfolge ist L-Of-Ah mit der Humusform F-Mull. Die nutzbare Wasserspeicherkapazität liegt bei 64,8 mm. 6.1.2 Fläche B Nach der Standortskartierung wird der Standort als mäßig trockener unterbodendichter kiesig-sandiger Boden ausgegeben. Bodentyp ist Gley mit folgender Substratfolge: bis 5 cm: Ah bis 10 cm: Ah-Bv bis 23 cm: Bv 22

bis 60 cm: Bv-Cv (Go,Gr). Die Körnung weist im obersten Horizont einen schwach lehmigen Sand (Sl2) auf. In den folgenden Horizonten findet sich mittel lehmiger Sand (Sl3). Der Ah-, Ah-Bv, sowie der Bv- Horizont besitzt einen mittleren Humusgehalt von 2-5 m %. Alle drei Horizonte sind nicht skelettfrei, besitzen aber weniger als 5 % Skelettanteil. Der ca. 37 cm mächtige Bv-Cv- Horizont besitzt einen geschätzten Skelettanteil von 65 %. Die meisten Wurzeln befinden sich in den ersten drei Horizonten. Die Gründigkeit wird damit etwa beim Bv-Cv-Horizont begrenzt und beträgt ca. 23 cm. Der Auflagehumus wird von einem 3 cm mächtigen Of- Horizont gebildet. Die Abfolge ist L-Of-Ah, mit der Humusform F-Mull. Die nutzbare Wasserspeicherkapazität liegt bei 65,1 mm. 6.1.3 Fläche C Für Fläche C ist ein kiesig-sandiger Boden mit grundfrischem bis grundfeuchtem Wasserhaushalt ausgegeben worden. Bodentyp ist Gley mit folgender Horizontabfolge: bis 2 cm: Ah bis 20 cm: Ah-Bv bis 60 cm: Bv-Cv (Go,Gr). Die Körnung besitzt in der gesamten Horizontabfolge einen schwach sandigen Lehm (Ls2). Der Ah-Horizont weist einen starken Humusgehalt von 5-10 m% auf. Der Skelettanteil liegt bei unter 2 %. Der 18 cm mächtige mittelhumose Ah-Bv-Horizont besitzt einen Skelettanteil von 5 %. Der Bv-Cv-Horizont ist mittel humos, mit einem Skelettanteil von ca. 50 %. Die Gründigkeit wir durch den Bv-Cv-Horizont begrenzt und beträgt 25 cm. Die Horizonte des Auflagehumus werden von einem L-Horizont, sowie einem 1 cm tiefen Of-Horizont gebildet. Die Abfolge ist L-Of-Ah mit der Humusform F-Mull. Die nutzbare Wasserspeicherkapazität liegt bei 65,7 mm. 6.2 Vegetationsaufnahmen 6.2.1 Fläche A Die Baumschicht (> 5 m) auf Fläche A wird von Stieleiche und Hainbuche aufgebaut. Vereinzelt schafft es Hasel und Faulbaum in die Baumschicht. Vor allem die Hainbuche sorgt durch ihr truppweises Auftreten für hohe Deckungsgrade und sorgt für Überschirmungen von 23

bis zu 95 %. Auch in der Strauchschicht ist sie reichlich vertreten. Weitere Arten in der Strauchschicht sind die jetzt häufiger vorkommende Hasel, Stieleiche und Faulbaum. In der Krautschicht kamen Seegras, Brombeere (Rubus fruticosus), Große Sternmiere und Buschwindröschen mit hohen Stetigkeiten vor. Von ihnen erreichte nur das Seegras Deckungsgrade von 15-25 %. Vielfach kam auch Efeu und Himbeere (Rubus idaeus) vor. Die häufig im Mooswald anzutreffenden Farne Frauenfarn (Athyrium filix-femina) und Dornfarn (Dryopteris carthusiana) erreichten nur sehr geringe Stetigkeiten. Alle anderen Gräser und krautigen Pflanzen hatten niedrige Stetigkeiten. Von den verjüngten Baumarten wurden Stieleichen und Hainbuchen mit hohen Stetigkeiten und Deckungsgraden gefunden. Vereinzelt waren Esche (Fraxinus excelsior), Hasel und Bergahorn vertreten. An Stellen, an denen die Hainbuche hohe Prozentwerte in der Überschirmung einnimmt, können sich gerade noch die früh blühenden Buschwindröschen und das Efeu behaupten. Die Situation der Eichenverjüngung auf Fläche A: Verjüngte Eichen kamen an allen Aufnahmepunkten vor. Im Durchschnitt wurden pro Aufnahmepunkt 87 Individuen gezählt. Sie erreichten in den meisten Fällen durchschnittliche Deckungsgrade von 28 %. Lediglich an Punkten, an denen die Überschirmung hoch liegt und somit zu wenig Licht zur Verfügung steht, sind weniger Individuen angetroffen worden. Etwa 80 % besaßen gute bis mäßig gute Vitalitäten. 19 % waren nahezu abgestorben bzw. schon tot (Abbildung 6). Abbildung 5 zeigt, dass 88 % eine Höhenklasse zwischen 11 und 150 cm erreichten. Der Verbiss auf der gesamten Fläche lag bei 13 %, Blattfraß wiesen 26 % aller Eichen auf. Sonstige Krankheiten wurden nicht gefunden. 24

Höhenklassen der Eichen (Fläche A) (%) 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 bis 10 cm 11-150 cm > 150 cm Höhenklassen Abbildung 5: Höhenklassen der Eichen auf Fläche A 100 90 80 70 Vitalität der Eichen (Fläche A) (%) 60 50 40 30 20 10 0 sehr vital vital mäßig vital nahezu abgestorben Vitalität tot Abbildung 6: Vitalität der Eichen auf Fläche A 6.2.2 Fläche B Fläche B entspricht der Variante mit viel Licht. Sie ist eine Kahlschlagfläche, auf deren 5000 m² nur 8 Bäume stehen. Eine Überschirmung durch Altbäume ist somit weitestgehend nicht gegeben. 25

Die Baumschicht wird von Stieleiche, Esche und Hainbuche aufgebaut. Als Einzelexemplar sei noch eine Roteiche (Quercus rubra) zu erwähnen. Eine reiche Strauchschicht ist vorhanden. Häufig wurde Stieleiche, Birke, Faulbaum und Hasel gefunden. Vereinzelt kam Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Zweigriffliger Weißdorn (Crataegus laevigata) und Spitzahorn (Acer platanoides) vor. Aufgrund des hohen Lichteinflusses ist eine üppige Krautschicht ausgebildet. Alle Aufnahmepunkte hatten Gesamtdeckungsgrade von über 50 %. Drei von ihnen sogar über 90 %. Als grasartige Pflanze hatte das Seegras sowohl eine hohe Stetigkeit als auch einen hohen Deckungsgrad auf allen Aufnahmepunkten aufzuweisen. Es bildete auf fast der gesamten Fläche richtige Teppiche aus. Hohe Stetigkeiten besaßen auch Himbeere, Große Sternmiere und das Buschwindröschen. An einem Aufnahmepunkt kam das Weiche Honiggras (Holcus mollis) vor; es erreichte einen Deckungsgrad von 25-50 %. Es wurde sonst an keinem weiteren Aufnahmepunkt gesichtet. Auf der Hälfte der Aufnahmeflächen wurden Brombeere, Gemeines Rispengras (Poa trivialis), Späte Goldrute (Solidago gigantea), Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea) und Dreinervige Nabelmiere (Moehringia trinervia) gefunden. Trotz des enormen Lichtangebots wurden auch einige Schattenpflanzen wie Vielblütige Weiswurz (Polygonatum multiflorum), Dünnährige Segge (Carex strigosa), Behaarte Hainsimse (Luzula pilosa), sowie Goldnessel (Lamium galeobdolon) aufgenommen. Jedoch erreichte keine von ihnen hohe Deckungsgrade. Von den Baumarten waren vor allem Stieleiche und Hainbuche in der Naturverjüngung anzutreffen. Auch die Birke als klassische Pionierbaumart, die schnell freie Flächen besiedeln kann, konnte sich häufig durchsetzen. Hasel wurde in drei Fällen gefunden. Vereinzelt wurden auch Esche, Bergahorn, Salweide (Salix caprea) sowie ein Traubeneichensämling (Quercus petraea) aufgenommen. Die Situation der Eichenverjüngung auf Fläche B: Mit im Schnitt 75 Pflanzen pro Aufnahmepunkt wurden auf Fläche B etwas weniger Eichen gefunden als auf A. Auf allen Aufnahmepunkten wurden Eichen mit durchschnittlichen Deckungsgraden von 25-50 % gefunden. 38 % aller Eichen wiesen eine Höhe bis 10 cm auf (Abbildung 7). Damit befanden sie sich unter der des Seegrases, welches eine durchschnittliche Höhe von 34 cm aufwies. Mehr als die Hälfte (58 %) besaßen bereits Höhenklassen die über der des Seegrases lagen. Alle aufgenommenen Eichen besaßen sehr gute bis mäßig gute Vitalitäten (Abbildung 8). Verbiss zeigten etwa 10 %. Damit liegt dieser Wert unter dem der Fläche A. Blattfraß ist vernachlässigbar gering, Pilzbefall und sonstige Krankheiten sind ebenso vernachlässigbar, da sie unter 1 % liegen. 26

Höhenklassen der Eichen (Fläche B) 70 60 50 (%) 40 30 20 10 0 bis 10 cm 11-150 cm > 150 cm Höhenklassen Abbildung 7: Höhenklassen der Eichen auf Fläche B 100 90 80 70 60 Vitalität der Eichen (Fläche B) (%) 50 40 30 20 10 0 sehr vital vital mäßig vital nahezu abgestorben Vitalität tot Abbildung 8: Vitalität der Eichen auf Fläche B 6.2.3 Fläche C Fläche C entspricht der Variante mit wenig Licht. Somit ergeben sich auf den meisten Aufnahmepunkten hohe Überschirmungsgrade durch Altbäume. 27

Die Baumschicht wird aus Stieleiche, Hainbuche und Esche mit eingestreuter Traubenkirsche, Hasel und Bergahorn aufgebaut. Die Strauchschicht besteht aus vereinzelten Hainbuchen, Traubenkirschen, Eschen sowie aus Weißdorn, Gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus) und Faulbaum. Wie auf Fläche B bildet auch hier das Seegras auf weiten Flächen enorme Teppiche aus. Deckungsgrade von bis zu 75 % sind so möglich. Hohe Stetigkeiten besaßen Brombeere, die Deckungen von 50-75 % erreichte, Efeu und Buschwindröschen. Auf vier Aufnahmeflächen kamen Gewöhnliches Rispengras (Poa trivialis) und Wald-Ziest (Stachys sylvatica) vor. Zur Hälfte wurden Gewöhnlicher Hohlzahn (Galeopsis tetrahit), Vielblütige Weiswurz, Gundermann (Glechoma hederacea) und Große Sternmiere gefunden. Vermehrt wurden Basen liebende Pflanzen aufgenommen wie Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum) und Klettenlabkraut (Galium aparine). Insgesamt wurden aufgrund des niedrigen Lichteinfalls mehr Schattenpflanzen wie Schattenblümchen (Maianthemum biofolium), Einbeere (Paris quadrifolia) und Wald-Segge (Carex sylvatica) gefunden, jedoch ohne große Deckungsgrade. In der Verjüngung besaßen Stieleiche, Hainbuche und Esche hohe Stetigkeiten; Stieleiche jedoch mit sehr geringen Artmächtigkeiten (<1% deckend). Vereinzelt verjüngten sich Hasel, Bergahorn und Traubenkirsche. Die Situation der Eichenverjüngung auf Flache C: Es wurde zwar an allen Aufnahmepunkten Eichenverjüngung festgestellt, aber im Wesentlichen geringeren Umfangs als auf den Flächen A und B. Im Schnitt waren es nur 10 Pflanzen. Die Individuenanzahl pro Aufnahmepunkt kam selten über 5 Stück hinaus. Die Deckungsgrade lagen auf einem Aufnahmepunkt unter 5 %, auf den restlichen 5 Punkten sogar unter 1 %. Das Seegras hatte eine mittlere Höhe von 40 cm. 13 % der Eichen lagen unter der Decke des Seegrases. 86 % immerhin zwischen 11 und 150 cm (Abbildung 9). 40 % der Eichen waren nahezu abgestorben bzw. schon tot. 45 % besaßen mäßig gute Vitalitäten, nur 13 % hatten gute Vitalitäten aufzuweisen (Abbildung 10). Verbissen waren 2 %, Blattfraß wurde an 16 % aller Eichen festgestellt, sonstige Krankheiten waren nicht vorhanden. 28

Höhenklassen der Eichen (Fläche C) (%) 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 bis 10 cm 11-150 cm > 150 cm Höhenklassen Abbildung 9: Höhenklassen der Eichen auf Fläche C Vitalität der Eichen (Fläche C) (%) 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 sehr vital vital mäßig vital nahezu abgestorben Vitalität tot Abbildung 10: Vitalität der Eichen auf Fläche C 6.3 Auswertung der Zeigerwerte 6.3.1 Fläche A Die mittlere Lichtzahl liegt bei 5,2; damit ist die Fläche den Halbschattenpflanzen zuzuordnen. Die Werte schwanken zwischen 4,1 und 5,8. Es kommen sowohl Tiefschatten- bis 29

Schattenpflanzen wie Wald-Segge und Behaarte Hainsimse vor als auch Halblichtpflanzen wie Himbeere und Klettenlabkraut. Die Mehrheit der aufgenommenen Pflanzen waren Halblichtpflanzen. Daneben kamen auch einige Arten zwischen einer Lichtzahl von 4 bis 6 vor. Die mittlere Temperaturzahl ergab einen Wert von 5,4. Die Fläche liegt somit im Bereich der Mäßigwärmezeiger mit Arten von tiefen bis montanen Lagen mit einem Schwerpunkt im submontanen Bereich. Die Werte schwanken nur wenig zwischen 5,3 und 5,5. Fast alle aufgenommen Pflanzen lagen bei einer Temperaturzahl von 5 und 6. Lediglich in Kreis 7 und 11 kamen mit Wald-Hainsimse (Luzula sylvatica) bzw. Bleiche Segge (Carex pallescens) zwei Arten vor, die der hochmontanen und montanen Stufe zuzuordnen sind. Bei der mittleren Kontinentalitätszahl wurde ein Wert von 3,5 errechnet. Das heißt, die Fläche liegt zwischen den ozeanischen und subozeanischen Bereichen, so wie sie nach ELLENBERG et. al. (1992) in großen Teilen Mitteleuropas vorkommt. Die mittleren Kontinentalitätszahlen schwanken zwischen 3,2 und 3,7. Mit der Dünnährigen Segge kommt eine euozeanische Pflanze vor. Die übrigen Arten liegen in ozeanischen bis subozeanischen Bereichen. Für Fläche A wurde eine mittlere Feuchtezahl von 5,7 errechnet. Der Standort gehört somit zu den Frischezeigern. Die mittleren Feuchtezeiger schwanken auf den einzelnen Aufnahmepunkten zwischen 5,3 und 6,5. Mit dem Rohrglanzgras kommt ein Nässezeiger vor. Einige Arten wie Dünnährige Segge oder Flatter-Binse (Juncus effusus) zeigen gut durchfeuchtete Böden an. Andere wiederum sind Zeiger für mittelfeuchte Böden wie Buschwindröschen, Große Sternmiere und Erdbeer-Fingerkraut (Potentilla sterilis). Mit einer mittleren Reaktionszahl von 5,2 liegt die Fläche im Bereich der Mäßigsäurezeiger. Je nach Aufnahmepunkt schwanken die Werte stark zwischen 3,5 und 7,0. Auf zwei Aufnahmeflächen wurden mit Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum), Wiesenwachtelweizen (Melampryum pratense) und Flatter-Binse Säurezeiger aufgenommen. Die übrigen Arten lagen bei Reaktionszahlen von 4 bis 7. Mit Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis) ist auch ein Schwachsäure- bis Schwachbasenzeiger vorhanden. Die mittlere Stickstoffzahl lag bei 4,8 und ist ein Weiser für mäßig stickstoffreiche Standorte. Mit dem Seegras ist eine stickstoffarme Art auf allen Aufnahmeflächen vertreten. Die meisten Arten weisen auf mäßig stickstoffreiche bis stickstoffreiche Standorte hin. Als Beispiel sei 30

Wald-Segge und Große Sternmiere (Stickstoffzahl 5), sowie Rohrglanzgras und Gewöhnliches Rispengras (Stickstoffzahl 7) erwähnt. Abbildung 11 gibt einen Überblick über die mittleren Zeigerwerte auf Fläche A. M ittlere Zeigerwerte (Fläche A) 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 mz Stickstoff mz Bodenreaktion mz Feuchte mz Kontinentalität mz Temperatur mz Licht Abbildung 11: Mittlere Zeigerwerte der Fläche A 6.3.2 Fläche B Fläche B besitzt eine mittlere Lichtzahl von 5,6. Sie liegt damit im Bereich der Halbschattenpflanzen. Die Lichtzahlen schwanken zwischen 5,1 und 6,1. Hohe Stetigkeiten kamen mit Seegras, Himbeere und Große Sternmiere im Bereich der Halbschatten- bis Halblichtpflanzen vor. Mit Waldsauerklee (Oxalis acetosella) wurde sogar eine Tiefschattenpflanze aufgenommen. Auf drei Aufnahmeflächen wurden mit Späte Goldrute und Schweizer Löwenzahn (Leontodon helveticus) Lichtpflanzen gefunden. Volllichtpflanzen wie sie auf Freiflächen oft vorkommen wurden nicht gefunden. Mit einer mittleren Temperaturzahl von 5,4 ist Fläche B den Mäßigwärmezeigern zuzuordnen. Die mittleren Temperaturzahlen schwanken zwischen den Aufnahmepunkten nur wenig zwischen 5,3 und 5,6. Neben einem Kühlezeiger wie Schweizer Löwenzahn kommen überwiegend Mäßigwärmezeiger wie Mädesüß (Filipendula ulmaria), Dreinervige Nabelmiere, Weiches Honiggras und Knotige Braunwurz (Scrophularia nodosa) vor. Im Bereich der 31

Mäßigwärmzeiger sind auch die Arten mit den höchsten Stetigkeiten vertreten. Beispiele sind Seegras und Große Sternmiere. Die mittlere Kontinentalitätszahl liegt bei 3,7. Die Fläche weist ozeanische bis subozeanische Verhältnisse auf mit einer Tendenz zum subozeanischen. Die Werte schwanken zwischen 3,4 und 4,0. Hohe Stetigkeiten mit Gewöhnlichem Rispengras, Buschwindröschen und Große Sternmiere wurden bei einer Kontinentalitätszahl von 3 gefunden. Eine Vielzahl von Arten wies bei den Aufnahmen diese Zahl auf. Für Fläche B beträgt die mittlere Feuchtezahl 5,9. Ein frischer Standort ist somit charakteristisch. Die Feuchtewerte schwanken zwischen 5,4 und 6,4. Viele der aufgenommen Arten liegen bei einem Wert von 5 und zeigen mittelfeuchte Böden an. Auf zwei Aufnahmepunkten wurde Mädesüß aufgenommen, ein Feuchte- bis Nässezeiger. Auf zwei weiteren Punkten wurde mit Rohrglanzgras ein Nässezeiger aufgenommen, der durchnässte, oft luftarme Böden anzeigt. Die mittlere Reaktionszahl liegt bei 5,2 und weist auf Standorte mit mäßigsauren Böden hin. Die Werte der einzelnen Aufnahmepunkte liegen zwischen 4,4 und 6,0. Häufig sind Arten mit einer Reaktionszahl von 6 und 7 gefunden worden wie Klettenlabkraut, Vielblütige Weißwurz, Erdbeer-Fingerkraut (Reaktionszahl 6) und Große Brennnessel (Urtica dioica), Dünnährige Segge, Gewöhnliche Goldnessel (Reaktionszahl 7). Mit Weichem Honiggras wurde ein Starksäure- bis Säurezeiger aufgenommen. Die Berechnung der mittleren Stickstoffzahl für Fläche B ergab den Wert 5,4. Die Fläche ist daher ein Zeiger von mäßig stickstoffreichen Standorten. Auf dieser Fläche sind von stickstoffarmen Zeiger bis übermäßig stockstoffreichen Zeiger alle dazwischen liegenden vorhanden. In zwei Fällen wurden mit Schweizer Löwenzahn und Wiesenwachtelweizen stickstoffarme Zeiger aufgenommen. Mit hoher Stetigkeit wurden Arten gezählt, die stickstoffarme bis mäßig stickstoffreiche Standorte anzeigen. Auf dieser Fläche waren es Seegras (N=3), Große Sternniere (N=5) und Himbeere (N=6). Mit Große Brennnessel und Klettenlabkraut wurden zwei Arten aufgenommen, die ausgesprochene Stickstoffzeiger sind; mit Schwarzem Holunder wurde auf einem Aufnahmepunkt sogar eine Pflanze aufgenommen, die übermäßig stickstoffreiche Standorte anzeigt. Abbildung 12 zeigt die errechneten mittleren Zeigerwerte der Fläche B. 32