Das Inserat oder: Große Ansprüche

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Transkript:

Wolf Schmidt Das Inserat oder: Große Ansprüche Er hat das Heiratsinserat noch nicht aufgesetzt, die Frau bei der Zeitung muß ihm helfen. Das wird eine furchtbar schwierige, aber höchst amüsante Geschichte, denn der Mann will...aber das zeigt ja das Spiel. Und dann ist ihm das Inserat zu teuer und da geht er doch wieder zu - seiner Frau zurück, mit der er Krach hatte. Er wollte ja nur sehen, ob er nichts Besseres bekommen könne. BS 250 / Regiebuch IMPULS-THEATER-VERLAG Postfach 1147, 82141 Planegg Tel.: 089/ 859 75 77; Fax: 089/ 859 30 44

PERSONEN: Sie, die Dame der Anzeigenabteilung Er, ein Kunde ORT / DEKORATION / REQUISITEN: Zwei Stühle, ein Tisch; Schreibgerät SPIELALTER: Erwachsene; Senioren SPIELDAUER: knapp 15 Minuten WAS NOCH? Sie spricht hochdeutsch, Er spricht seinen eigenen jeweiligen Dialekt, bemüht sich aber, zum Teil ohne Erfolg, hochdeutsch zu sprechen. Die Rolle ist umso dankbarer, je mehr der Darsteller so spricht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. 2

Das Spiel Sie, eine junge Dame - es kann auch ein junger Mann sein - sitzt hinter einem Tisch: Inseratenannahme. Er der Kunde, tritt ein. Guten Morgen. Ach, entschuldigens Fräulein, ich wollt' ein Inserat aufgeben. Aber bitte. Darf ich um den Text bitten. Was für'n Text? Von dem Inserat. Ach, den machens so wie die andern. Bloß mein Name darf net dazu. Ach, Sie haben schon früher bei uns inseriert? Nein, nein, die Sache hat sich eben erst ergeben. Ich versteh Sie nicht. Was wollen Sie denn überhaupt anzeigen? Dass ich eine Frau such. (äußerst liebenswürdig) Oh! - Ein Heiratsinserat Und da haben Sie den Text noch nicht aufgesetzt? Nein, ich bin ja noch net dazu gekommen. Es ist ja eben erst passiert, und ich bin gleich hergekommen. Was schreibt man denn da am besten? Vielleicht darf ich Ihnen beim Aufsetzen behilflich sein? Ja, natürlich. Das heißt - - ja, doch. Wollen Sie eine Überschrift über das Inserat haben? Z. B. Herzenswunsch? Ja, das wäre ganz schön. Oder vielleicht mehr sachlich Einheirat? Das wär natürlich bedeutend besser. Oder vielleicht ganz ohne Überschrift gleich anfangen? Das machen wir. Gleich anfangen! Das is es, ja, was ich will. Beginnen wir also vielleicht mit kurzen Angaben über Sie selbst. Etwa in dieser Art: Gut situierter Herr, Anfang 40, aus der Lederbranche, sport- und musikinteressiert, vornehm gepflegtes Äußeres, sucht usw. Moment mal, das stimmt ja alles net. Ich habe das ja nur als Beispiel gemeint. Statt gut situiert könnte man auch gut aussehend sagen. Ja, ich seh doch gar net gut aus. Ich müsste mal vier Wochen Urlaub machen, da tät ich gleich gut aussehen. Und gut situiert, du lieber Himmel, da denken die alle gleich, man is Millionär. Die soll das gar net so wissen, wie viel Geld ich hab'. Da 3

will sie's sonst nur aus einem heraussaugen. Dann schreiben Sie doch Ideal veranlagter Herr. Nein, nein, da denken die vielleicht, man tät den ganzen Tag Gedichte aufsagen und sie brauchten einem nichts Gescheites zu kochen. Na, dann sagen Sie doch einfach Herr. Herr is gut. Herr - das klingt nach was. Vielleicht noch ein Hinweis auf das Alter? Aber warum denn? Was brauch ich denn denen auf die Nase zu binden, wie alt ich bin? Das macht sie nur kopfscheu. Der einen is es zu jung, und der anderen is es zu alt. Na schön. Wollen Sie Ihren Beruf nennen? Aber warum denn? Wenn der mein Beruf net passt, dann soll sie mir den Buckel herunterrutschen. Nichts wird gesagt. Herr langt vollkommen. Das sagt alles. Also gut. Dann wollen wir uns den Ansprüchen zuwenden, die Sie an die Dame stellen. Richtig. Ansprüche! Das is das richtige Wort. Ansprüch stell ich. Damit ist es Schluss, dass die Ansprüch an mich gestellt werden. Vor allen Dingen müssens da hineinbringen, dass sie mich net überfallen darf, wenn man mal seine Stiefel net abgeputzt hat. Sagen wir vielleicht: sucht lebensfrohe, verträgliche Dame!!! Halt halt. Wieso denn lebensfroh? Lebensfroh braucht sie net zu sein. Die wollen immer nur tanzen und Geld ausgeben. Also lieber: sucht verträgliche Dame... Dame, Dame - Dame will ich keine haben. Damen sind net verträglich. Damen wollen alles besser wissen und meinen, sie sind mehr wie unsereins, und kosten einem einen Haufen Geld und wollen nichts schaffen. Oh, Sie haben schlechte Erfahrungen mit Damen gemacht? Persönlich net. Gottseidank. Aber was man so liest. Schön. Vielleicht dann: Herr sucht verträgliche Gattin. Legen Sie Wert auf Vermögen? Augenblick mal, könnens das mit dem Stiefelabputzen net hineinbringen? Sagen wir sucht verträgliche, großzügig denkende Gattin... Erlaubens mal, wieso soll denn das großzügig sein, wenn sie einem net gleich überfällt wie eine wildgewordene Dreschmaschine, bloß weil man sich mal die Stiefel net abgeputzt hat? Die soll einen Putzlumpen nehmen und den eventuellen Dreck wegmachen ohne zu murren. So eine Frau will ich. Und keine andere. Und das muss hinein in das Inserat. Sonst hat die ganze Sach keinen Wert. Sie meinen das mit dem Stiefelabputzen doch sicherlich nur 4

beispielsweise? Natürlich, beispielsweise. Eine Frau, die in sowas versagt, die is auch sonst nichts wert. Die Stiefel müssen hinein! Ja, aber man kann doch nicht in einem Heiratsinserat so direkt was von Stiefelabputzen sagen? Warum denn net? Ich will's ja bezahlen. Aber, bitte, sowas kann man doch nicht machen. Hörens mal, haben wir Pressefreiheit oder net? Wenn man net mal sagen darf, dass man nichts mit Weibern zu tun haben will, die einem wegen einem lächerlichen Stiefel das Leben zur Hölle machen, dann möcht ich wissen, was man überhaupt noch darf. Wozu haben wir denn die Demokratie? Da sieht man wieder, wie dem Volk das Maul verbunden werden soll! Aber, lieber Herr, es handelt sich gar nicht darum, dass Ihnen hier Ihr- Dings verbunden werden soll. Von mir aus können Sie das mit dem Stiefel auch ins Inserat hineinbringen. Ja, dann bringen s ihn hinein, den Stiefel! Das wird aber lang. Das macht ja nichts. Lieber ein langes Inserat als ein langes Gesicht, wenn's nachher nichts ist. Wollen Sie nicht zuerst einmal sagen, wie alt Ihre zukünftige Frau sein soll? Alt soll sie überhaupt net sein. Alte Weiber hab ich.genug in der Familie. Ich hab sieben weibliche Tanten, eine schlimmer wie die andere. Schreiben wir demnach...sucht verträgliche Gattin bis... Na, wie viel? 22 Jahre? Zweiundzwanzig? Aber Fräulein! Was tu ich denn mit so einem Kalbfleisch, das nichts als Dummheiten im Kopf hat und keine Lebenserfahrung. Wenn Sie eine erfahrene Frau suchen, wie wäre es mit einer Witwe? Ach, hören s mir auf. Da heiratet man den toten Mann mit. Ich hab's mal im Kino gesehen, wie's so eine mit ihrem zweiten Mann getrieben hat. Also das war ja schändlich. Nein, nein - - (seufzt) Dann meinetwegen verträgliche Gattin mit Lebenserfahrung in mittleren Jahren... Was wollens denn immer mit der Lebenserfahrung? So erfahren soll sie auch wieder nicht sein. Erfahrungen wird sie schon noch bei mir machen. Natürlich soll sie auch net ganz unerfahren sein. Sie muss schon ein bisschen Erfahrung haben, wie man Erfahrungen macht. Sonst hat man den ganzen Tag die Heulerei im Haus. 5

Ganz können wir Ihnen diesen Spieltext hier nicht geben. Ist doch klar, oder?! Wenn Sie dieses Stück spielen wollen rufen Sie uns an: Impuls-Theater-Verlag Tel.: 089 / 859 75 77 Dann besprechen wir alles weitere! 6