Seite 1 von 7 Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Wissenschaft und Forschung Zweite Bürgermeisterin Verleihung der Ehrendoktorwürde der Nationalen und Kapodistrischen Universität Athen an Helmut Schmidt 15. Oktober 2014, Rathaus, Kaisersaal Es gilt das gesprochene Wort. Sehr verehrter Herr Schmidt, sehr geehrter Vertreter des griechischen Ministerpräsidenten, Herr Prof. Karakostas, sehr geehrter Rektor Fortsakis, sehr geehrter Präsident Lenzen, sehr geehrte Frau der Hamburgischen Bürgerschaft (Duden),
Seite 2 von 7 sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Nationalen und Kapodistrischen Universität Athen, meine sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen im Hamburger Rathaus! Von Ihnen, lieber Herr Schmidt, ist bekannt, dass Ihnen lange Reden erst recht Lobreden auf Ihre Person herzlich unangenehm sind. Aber ein Mann Ihres Formats, Ihrer Lebensgeschichte und Ihres Ansehens hat sich das, mit Verlaub, selbst zuzuschreiben, dass sich das Lob der anderen nicht immer ganz vermeiden lässt. Die Rechercheure in den Medien haben sich in den vergangenen Tagen gelegentlich widersprochen belegt aber ist die imposante Zahl von 23 Ehrendoktortiteln, die Ihnen bislang weltweit verliehen wurden! Wer kann von sich behaupten, für sein Schaffen international so viel Anerkennung
Seite 3 von 7 durch nationale und internationale Universitäten erhalten zu haben? Die Athener Ehrendoktorwürde drückt nichtsdestoweniger eine besondere Würdigung und Anerkennung des Staatsmannes Helmut Schmidt aus eine Freude auch für uns Hamburgerinnen und Hamburger. Mir fiele kaum ein deutscher und schon gar kein hanseatischer Kandidat ein, den oder die ich heute für preiswürdiger erachtete als, verzeihen Sie mir ausnahmsweise das Possessivpronomen, unseren Helmut Schmidt. Dafür gibt es mehrere Gründe. Lassen Sie mich ohne den folgenden Rednern vorzugreifen einen, wie ich finde, bemerkenswerten Punkt kurz ansprechen. Helmut Schmidt war und ist seit Jahrzehnten einer der wichtigsten Fürsprecher einer bedeutenden Europäischen Union. Er mahnte beispielsweise
Seite 4 von 7 2011, dass jede einzelne der europäischen Nationen 2050 nur noch einen verschwindenden Bruchteil von 1 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen werde. Woraus folgt: Wenn wir die Hoffnung hegten, dass wir Europäer eine Bedeutung für die Welt hätten, dann könnten wir das nur gemeinsam erreichen. Das gilt insbesondere für die Zeit der Finanz- und Wirtschaftskrise, die wir seit 2008 erleben. Griechenland gehört zu uns, lautete die Überschrift Ihres Beitrags in der Zeit, deren Herausgeber Sie sind. Und in diesem Jahr ergänzten Sie, es gebe, Zitat, eine moralische Pflicht zur Solidarität unter uns Europäern. Dessen ungeachtet haben Sie später im Gespräch mit Giovanni di Lorenzo gleichermaßen Ihre Zweifel am Sinn der EU-Mitgliedschaft Griechenlands öffentlich gemacht.
Seite 5 von 7 Ein Widerspruch? Keineswegs. Es zeigt, wie ich finde, einen Ihrer wesentlichen Charakterzüge: nämlich entschieden für das mit Blick auf das Gemeinwesen Sinnvolle und Notwendige einzutreten, selbst mit Bedenken; aber ebenso offen über die Sachzwänge zu sprechen, die der praktischen Politik manchmal zugrunde liegen. Was Sie als Politiker und später als Elder Statesman taten und sagten, war das Eine. Noch markanter erscheint mir, wie Sie das taten. Mit welcher Haltung. Es stimmt, für dieses gelebte hanseatische oder doch eher preußische? Pflichtgefühl wurden Sie nicht immer geliebt. Das haben Sie als unvermeidlich hingenommen. Auch als sich das mit der Zeit änderte.
Seite 6 von 7 Denn man kann zweifellos sagen, dass Ihnen durch die Öffentlichkeit und die Medien herzliche Zuneigung, Verehrung gar, erst im fortgeschrittenen Alter zuteilwurde. Und ich bin nicht sicher, ob Sie das nicht doch mehr freut, als Sie zu erkennen geben Lieber Helmut Schmidt, Ihr Blick auf und in die Welt ist geprägt durch profundes Wissen, Erfahrung und Weitsicht. Vielfach ist zu spüren: Dieser Blick auf die Welt kommt heutzutage oft zu kurz. Auch in der Griechenland- Debatte haben Sie an das große Ganze erinnert, ich zitiere: In diesen Tagen, in denen es immer um Milliarden geht, müssen aber auch zweieinhalb Jahrtausende der Geschichte eine Rolle spielen. Griechenland ist das Mutterland der Demokratie und der Renaissance und der Aufklärung! Ein ganz großer
Seite 7 von 7 Teil der europäischen Zivilisation beruht auf den Leistungen großer Griechen. Ohne Homer, ohne Euripides, ohne Sophokles was wären wir denn? Ohne Sokrates, Platon, ohne Aristoteles? Oder ohne Perikles? Meine Damen und Herren, ich ergänze: Was wären wir in Deutschland ohne weise Menschen wie Helmut Schmidt? Im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg gratuliere ich Ihnen, lieber Helmut Schmidt, dem Ehrenbürger, sehr herzlich zur Ehrendoktorwürde. Vielen Dank.