Produktionsintegrierte Kompensation in Thüringen Ergebnisse eines DBU-Projektes Catharina Druckenbrod Thüringer Landgesellschaft mbh Artenschutz mit der Landwirtschaft Möglichkeiten und Grenzen produktionsintegrierter Maßnahmen Münster, 4. Juli 2012 PIK in Thüringen 1
Projekt zu produktionsintegrierter Kompensation (PIK) Ziel: PIK in die Praxis bringen (Fokus auf Thüringen) Projektträger: Thüringer Landgesellschaft mbh (ThLG) Förderung: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) Laufzeit: 03/2011 bis 05/2013 Kooperation mit Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz (TMLFUN) Thüringer Bauernverband (TBV) DBU-Projekt 100 Äcker für die Vielfalt PIK in Thüringen 2
Ergebnisse: Rahmenbedingungen für PIK a) Bewertung: Einordnung in numerisches Biotopwertverfahren Thüringer Bilanzierungsmodell Bedeutungsstufen 0 bis 55 Acker: Bedeutungsstufe 20 Für PIK neu entwickelt und abgestimmt: keine PSM, keine synth. N-Düngung, Striegelverzicht, verringerte Aussaatstärke multifunktionale, ökosystemare Effekte Bedeutungsstufe 30 spezielle Artenschutzmaßnahmen z. B. für Feldhamster, Rotmilan sektorale Effekte Bedeutungsstufe 25 in Kombination Bedeutungsstufe 35 PIK in Thüringen 3
Ergebnisse: Rahmenbedingungen für PIK b) Betriebsprämie Skepsis bei Landwirtschaftsämtern Praxis häufig: LN vs. Kompensationsflächen Klarstellung durch Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz auf Grundlage von EuGH-Urteil (C61_09 Vorabentscheidungsersuchen Niedermair-Schiemann./. Landkreis Bad Dürkheim vom 14.10.2010) Voraussetzungen für Betriebsprämie: Anbau landwirtschaftlicher Erzeugnisse und Ernte oder guter landwirtschaftlicher und ökologischer Zustand (CC-glöZ) Naturschutz steht landwirtschaftlicher Tätigkeit nicht entgegen Flächenverfügbarkeit muss bei Landwirt liegen Betriebsprämienfähigkeit gegeben bei geprüften PIK-Maßnahmeblättern Grundsätzlich gilt: PIK-Fläche = betriebsprämienfähig b i PIK in Thüringen 4
Ergebnisse: Rahmenbedingungen für PIK c) Verhältnis zu Agrarumweltmaßnahmen (AUM) grundsätzlicher Ausschluss von AUM und PIK-Maßnahmen auf einer Fläche Ausstieg ohne Rückzahlung möglich Kalkulation der Aufwertung: Ausgangszustand vor Umsetzung der AUM-Maßnahme (gem. 7 Abs. 2, Satz 5 ThürNatG) PIK in Thüringen 5
Ergebnisse: Rahmenbedingungen für PIK d) Finanzierung PIK Langfristigkeit schwierig für Naturschutzbehörden und Vorhabenträger Dienstleistung durch Dritten hilfreich treuhänderische Verwaltung & langfristige Auszahlung der Mittel an Landwirt z.b. über Thüringer Landgesellschaft möglich PIK in Thüringen 6
Ergebnisse: Praxiserfahrung gute Kooperation mit Thüringer Naturschutz- und Landwirtschaftsverwaltung; wichtig für Schaffung formaler Voraussetzungen Überzeugungsarbeit bei Landwirtschaftsämtern notwendig Kontakt zu Betrieben über Landesbauernverband hilfreich Landwirte sehr aufgeschlossen weitreichende Bewirtschaftungseinschränkungen akzeptiert Potential für Schutz seltener Arten auch bei Großbetrieben Investoren an PIK interessiert, da Ziel generell, Kompensation vermehrt mit Landnutzern, nicht gegen sie zu gestalten weniger Widerstand, Kompensationsmaßnahmen besser umsetzbar PIK in Thüringen 7
Ergebnisse: Praxiserfahrung entscheidend für die Zusammenarbeit mit Landwirten: Beteiligung an der Maßnahmenauswahl Beteiligung an der Gestaltung der Bewirtschaftungsvereinbarung Ausnahmen / Anpassungen ermöglichen PIK in Thüringen 8
Ergebnisse: Beispiel 1 Eingriff: Landwirt baut neuen Stall PIK als Konzept vorgestellt Interesse Betrieb schlägt Fläche vor Fläche bewertet für Ackerwildkrautschutz geeignet Maßnahme (Auszug): Reduzierte Aussaatstärke Keine Pflanzenschutzmittel Keine synthetischen Stickstoff-Dünger Brache als Fruchtfolgeglied Landwirt bezahlt fachliche Begleitung der Maßnahme, um Ziel Ackerwildkrautschutz zu sichern Flächensicherung: langfristige Pachtverträge Von UNB als Kompensation für Versiegelung durch Stallbau anerkannt Landwirt kompensiert so seinen eigenen Eingriff z. T. selbst PIK in Thüringen 9
Ergebnisse: Beispiel 2 Eingriff: Neubau Windenergieanlagen Beeinträchtigung des Rotmilans Landwirt bereit zu konkreten Maßnahmen zum Schutz des Rotmilans Luzerneanbau als Nahrungshabitat Zeitlich versetzte Mahdtermine Keine Rodentizide Flächensicherung: Pachtverträge Maßnahmensicherung: Vertrag zwischen Landwirt und Investor Jährliche Zahlung von Investor an Landwirt PIK in Thüringen 10
Ergebnisse: Beispiel 3 Kein konkret anstehender Eingriff PIK als Konzept vorgestellt Interesse Betrieb schlägt Flächen vor Prüfung dieser Flächen gefährdete Ackerwildkräuter gefunden Bewirtschaftungsvorschläge zu deren Schutz gemacht Abstimmung und Einigung mit Betrieb und UNB Ergebnis: Konzept für Kompensationsmaßnahmen, die aus Sicht der UNB sinnvoll und für den Landwirt verträglich sind Jetzt: Investor plant Solarpark auf Ackerflächen des Betriebes Landwirt hat Investor die PIK-Maßnahmen als Kompensation vorgeschlagen PIK in Thüringen 11
Ergebnisse: Beispiele - Kontroverse Aspekte Dauer: 20 Jahre Sicherung: langfristige Pachtverträge Ausnahmen: einzelne Pflanzenschutzmittel möglich PIK in Thüringen 12
PIK-Projekt: Ausblick weitere Umsetzungsbeispiele schaffen Spannungsfeld: Variabilität vs. Standardisierung Maßnahmenvorschläge, gemeinsam mit der Landesanstalt für Landwirtschaft Praxisleitfaden zur Anwendung von PIK PIK in Thüringen 13
Produktionsintegrierte Kompensation in Thüringen Ergebnisse eines DBU-Projektes Mehr unter www.thlg.de Catharina Druckenbrod Thüringer Landgesellschaft mbh Münster, 4. Juli 2012 PIK in Thüringen 14