Ohren auf! Eine Material- und Methodensammlung zur Zuhörförderung bei Kindern im Vorschulalter

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Transkript:

Eine Material- und Methodensammlung zur Zuhörförderung bei Kindern im Vorschulalter Ohren auf! - - - - - - Die Kunst des Zuhörens lernen und lehren - - - - - - Die Stiftung MKFS wird getragen von LFK, LMK und SWR 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 1 03.09.2009 12:16:27

IMPRESSUM Projektdurchführung und -dokumentation Universität Koblenz-Landau/Campus Landau Institut für Bildung im Kindes- und Jugendalter Prof. Dr. Gisela Kammermeyer/Dr. Susanna Roux/Dipl.-Päd. Verena Metzler Mitarbeit: Melanie Baldauf, Bärbel Franz, Christine Häberle, Anne Müller, Simone Renner, Sven Vosseler August-Croissant-Straße 5 76829 Landau Herausgeber Stiftung MedienKompetenz Forum Südwest (MKFS) Turmstraße 10 67059 Ludwigshafen Redaktion Thomas Schmid V.i.S.d. P. Sven Vosseler Birgit Hock Die Stiftung MKFS wird getragen von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz (LMK) und dem Südwestrundfunk. Kuratorium Manfred Helmes, Direktor LMK Thomas Langheinrich, Präsident LFK Peter Boudgoust, Intendant SWR Vorstand Dr. Walter Klingler, SWR (Vorsitzender) Peter Behrens, LMK Albrecht Kutteroff, LFK Layout magnolia gmbh Werbeagentur, Mannheim Druck Nino Druck Bildnachweis Fotos: Sven Vosseler Die Stiftung MKFS dankt der Firma HABA Habermaaß GmbH, Bad Rodach, der Firma JUMBO Neue Medien & Verlag GmbH, Hamburg, dem Verlag Jungbrunnen, Wien, dem Verlag an der Ruhr, der Firma lingoplay, Köln, der Verlagsgruppe Friedrich Oetinger, Hamburg sowie dem Verlag Carl Ueberreuter, Wien, für die Abdruckgenehmigungen. Wir danken außerdem den beteiligten Kindergärten, Kindertagesstätten, Eltern und Kindern für das Überlassen von Bildrechten. 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 2 03.09.2009 12:16:33

INHALT Vorwort S. 2 Anregungen für den Alltag Rituale S. 4 Anregungen für den Alltag Spiele ohne Material S. 5 Materialanregungen S. 10/11 Hören und Zuhören aus sprachlicher Perspektive S. 12 Spiele zur Schulung der phonologischen Bewusstheit S. 14 Anregung für schriftsprachliche Erfahrungen Bilderbuch und Hörmedium S. 18 Hören und Zuhören aus naturwissenschaftlicher Perspektive Gesundheit S. 22 Experimente S. 28 Hören und Zuhören aus interkultureller Perspektive S. 36 Lieder in verschiedenen Sprachen S. 42 Hören und Zuhören aus ästhetischer Perspektive S. 44 Hören selbst gestalten S. 50 Literaturhinweise S. 52 Weiterführende LInks S. 53 01 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 3 03.09.2009 12:16:33

VORWORT Liebe LeserInnen und angehende Ohrenspitzer, mit den hier gesammelten Anregungen zu Methoden und Materialien hoffen wir, Ihnen Möglichkeiten an die Hand zu geben, mit denen Sie das Hören und Zuhören noch bewusster in Ihre Arbeit mit Kindern im Vorschulalter integrieren können. Die Kinder lassen sich erfahrungsgemäß begeistert von der Faszination der auditiven Wahrnehmungswelt anstecken. Indem man dem Hören und Zuhören mehr Zeit und Raum gibt, es im Alltag sowie in geleiteten Aktionen gezielt anregt, schafft man ein Bewusstsein bei den Kindern, das es Ihnen ermöglicht, diese Fähigkeit zu erlernen und sensibler mit ihren Ohren umzugehen (z. B. auch mit Lärm). Die Kulturtechnik des Zuhörens ist Grundvoraussetzung für das Gelingen von Kommunikation und Basis für die sprachliche Entwicklung von Kindern. Gerade das Hören und Lauschen bzw. die phonologische Bewusstheit ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für den gelingenden Erwerb DIE KULTURTECHNIK DES ZUHÖRENS IST GRUNDVORAUSSETZUNG FÜR DAS GELINGEN VON KOMMUNIKATION der Schriftsprache. Indem man Kinder unterstützt, dieser Handlung (Zuhören ist eine aktive, konstruktive Handlung) nachzugehen, haben sie außerdem die Chance, ihre Wahrnehmungskompetenz zu erweitern und gleichzeitig Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprozesse zu schulen. Die derzeitigen gesellschaftlichen Entwicklungen verlangen von Kindern eine Ausdifferenzierung der Sinne, um sich in der eigenen Lebensumwelt gekonnt zu orientieren und zwischen vielen Eindrücken und Angeboten zu selektieren oder sich bewusst davon abzuwenden. Die Förderung von Hören und Zuhören spielt dabei eine besondere Rolle und leistet einen wichtigen Beitrag zur Medienkompetenz also dem sachgerechten, selbstbestimmten und eigenverantwortlichem Umgang mit den verschiedenen Medien von Kindern. Echtes Zuhören bedarf an Zeit! Nur wer sich für sein Gegenüber Zeit nimmt, kann ihm auch wirklich Zuhören. Zeit, sich gegenseitig zuzuhören diese Zeit scheint es in den Familien der Kinder immer weniger zu geben. Zuhören als ehrliche Zuwendung wird so zu einer raren Angelegenheit, auf die wir aber eigentlich nicht verzichten können. Wir alle sollten das Anliegen haben, mehr Zuhörsituationen zu gestalten, Kindern zuzuhören und sie in Ihrer Begeisterung am Lauschen unterstützen. Es gibt so viel Wunderschönes zu hören! Die vorliegende Material- und Methodensammlung ist im Laufe des ersten Ohrenspitzer-Kita-Projekts der Stiftung MedienKompetenz Forum Südwest (MKFS) in den Jahren 2004 bis 2006 entstanden. Durch die Universität Koblenz- Landau/Campus Landau (Institut für Bildung im Kindesund Jugendalter) wurde in dieser Zeit ein Konzept erarbeitet und in sechs Kindertagesstätten der Bundesländer Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg erprobt. Diese erprobten und hier nun publizierten Materialien bieten vielfältige Anreize zur Eigenaktivität und zum selbstständigen Handeln und fordern und fördern die Refl exion des eigenen sozialen Handelns in den vielfältigen Kommunikationssituationen. Um die Handlungsanregungen und Fördermöglichkeiten zu strukturieren, wurden die Materialien unter vier fachlich differenzierte Perspektiven, die sich an den Bildungsplänen der Bundesländer orientieren, gegliedert: So lässt sich das 02 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 4 03.09.2009 12:16:33

weite Feld der Zuhörförderung in eine sprachliche, eine naturwissenschaftliche (Gesundheit/pysikalische Experimente), eine interkulturelle und eine ästhetische Perspektive unterteilen. Die Hörerziehung im Sinne des Ohrenspitzer-Konzepts kann sehr gut mit bestehenden Förderschwerpunkten einer Einrichtung oder anderen Projekten verbunden werden Zuhörförderung unterstützt immer auch andere Lernbereiche! Vor allem trägt sie zu einer besseren Spiel- und Lernatmosphäre bei (Konzentration, Aufmerksamkeit), sensibilisiert im Umgang mit Lärm und kann zu einem besseren Miteinander führen. Dies kann auch eine allgemeine Lärmminderung in der Einrichtung bedeuten. Und: Zuhörförderung kann in verschiedenen Situationen (und Räumen) umgesetzt werden im Alltag und den integrierten Ritualen, in gelenkten oder freien Situationen und durch die räumliche Gestaltung. Vielleicht schaffen auch Sie es, dem Hören und Zuhören mehr Raum zu geben, zum Beispiel durch das Einrichten einer Hörecke oder eines Sinnesraums. Dieser Band kann Ihnen dabei helfen. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Ohren spitzen! Kuratorium der Stiftung MKFS 03 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 5 03.09.2009 12:16:33

ANREGUNGEN FÜR DEN ALLTAG: RITUALE Im Kindergarten können immer wiederkehrende Rituale eingeführt werden, die sich auf Hören und Zuhören beziehen. Durch das Betätigen einer Klingel, eines Klangstabs oder einer Triangel kann angezeigt werden, wann es Zeit zum Aufräumen oder zum Anziehen ist. Kinder zeigen in verschiedenen Situationen (im Stuhlkreis, beim Mittagessen, beim Freispiel etc.) an, wenn es ihnen zu laut wird. Hierzu bieten sich verschiedene Möglichkeiten. Ein akustisches Signal, ein bestimmtes Handzeichen oder ein sichtbares, symbolisches Material, an dem die Kinder ihr Lautstärkeempfi nden kundtun können. Hierzu eignet sich zum Beispiel eine Lärmampel, die an einem festen Platz aufgestellt ist. Hier kann sowohl ein elektronisches Produkt erworben und verwendet werden oder ein Material selbst gebastelt werden, an dem jeder sein Empfi nden ausdrücken kann. Eine Hörrätseldose steht an einem festen Platz (z.b. in der Gruppe oder am Eingang). Jeden Tag steckt ein anderes Kind etwas in die Dose, sodass ein neues Geräusch entsteht. Die Kinder raten, was in der Dose ist (ihren Tipp können sie auch aufmalen und abgeben). Die Aufl ösung fi ndet dann gemeinsam z.b. im Stuhlkreis oder in einer Gesprächsrunde statt. 04 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 6 03.09.2009 12:16:33

ANREGUNGEN FÜR DEN ALLTAG: SPIELE OHNE MATERIAL Wecker verstecken Ein Kind wird ausgewählt und verlässt den Raum. Nun wird ein Wecker versteckt. Das Kind wird wieder hereingeholt und versucht den Wecker zu fi nden. Geräusche hören erkennen imitieren (Verlag an der Ruhr) Bei diesem Soundtrack-Spiel wird das genaue Hinhören gefordert und gefördert. Auf einer CD befi nden sich insgesamt 30 verschiedene Alltagsgeräusche, denen entsprechende Bildkärtchen zugeordnet werden können. Dabei ergeben sich verschiedene Spielvariationen. Ab 3 Jahre. Rätsel-CDs können aber auch selbst aufgenommen werden. Geräusch-Dosen Die Kinder erstellen mithilfe unterschiedlicher Materialien (z.b. Reis, Sand) und kleiner Dosen (z. B. Filmdosen) ein Geräuschespiel. Dabei werden jeweils 2 Dosen mit dem gleichen Inhalt gefüllt und entsprechend markiert (Dosenboden). Es gibt zwei Varianten, wie das Spiel gespielt werden kann. Variante I: Jedes Kind erhält eine Geräuschdose. Die Kinder verteilen sich im Raum und schütteln ihre Dosen. Nun müssen sich die jeweiligen Partner mit dem gleichen Inhalt fi nden. Variante II: Die Dosen werden aufgestellt. Beim Spielen müssen die richtigen Dosenpaare durch Schütteln und Hören gefunden werden. Wir erzeugen Geräusche und lauschen Ein Kind erzeugt hinter einem Sichtschutz ein Geräusch mit bereitgestellten Materialien (z. B. Papier zerknüllen, Wasser umschütten, einen Schlüsselbund bewegen). Die anderen Kinder müssen nun raten, wie das Geräusch erzeugt wurde. Wer richtig geraten hat, darf das nächste Geräusch erzeugen. Lausch-Feuer-Wasser-Blitz Die Kinder bewegen sich frei im Raum. Die Erzieherin schlägt dazu eine Trommel o.ä. Hört die Trommel auf, so nennt die Erzieherin einen Laut. Die Kinder laufen zu dem Ort, der vorher diesem Laut zugeordnet wurde. So bedeutet beispielsweise M Mauer, F Fenster, E Ecke, B Boden etc. Hexensprüche zum Herbeizaubern von Spielzeug In einer Kiste befi nden sich Spielzeug und ein Zauberstab. Mithilfe des Zauberstabes und eines Hexenspruchs, der sich reimen muss, können die Kinder reihum ein Spielzeug aus der Kiste hexen (z. B. Ene mene Stall, ich möchte einen Ball, hex,hex!) Beispiele: Ball (Stall, Knall) / Puppe (Suppe, Gruppe) / Maus (Haus, Laus) / Spiel (Stiel, Ziel) Anlaut- Ich sehe was, was du nicht siehst Es werden Gegenstände aus dem Raum ausgewählt und wie folgt gefragt: Ich sehe was, was du nicht siehst, das fängt mit an. Wer geraten hat, um was es sich handelt, darf das nächste Rätsel stellen. 05 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 7 03.09.2009 12:16:33

Die Ohr -Rang-Utans Gymnastikreifen werden auf dem Boden des Turnraums verteilt und die Kinder in zwei Gruppen eingeteilt. Musik oder Musikanlage wird startklar gemacht. Ein Teil der Kinder setzt sich in die Reifen. Sie sind die Ohr -Rang-Utans in ihren Käfi gen. Die anderen Kinder stehen neben den Reifen. Sie sind die Zoobesucher. Wenn die Musik ertönt, begeben sich die Kinder auf einen Rundgang durch den Affenzoo. Die Ohr -Rang-Utans strecken den Besuchern ihre Ohren entgegen. Sobald die Musik aussetzt, sucht sich jedes Kind einen Affen und schaut sich dessen Ohren genau an, bzw. betastet sie vorsichtig. Wenn die Musik wieder eingeschaltet wird, spazieren die Besucher weiter und untersuchen beim nächsten Musikstopp andere Ohrenpaare. Nach einiger Zeit wird gewechselt: Die Ohr -Rang-Utans werden zu Besuchern und die Besucher zu Ohr -Rang-Utans. Abschlussgespräch: Wie unterscheiden sich die Ohren (Ohrläppchen und Ohrmuscheln) in Form, Größe, Stellung, Farbe bei den verschiedenen Kindern? (=> Ohrläppchen mit feinen Härchen; manche sind spitz; manche angewachsen, manche nicht; an manchen hängen Ohrringe usw.) (vgl. Herrmann-Strenge, A.: Laute Flaute, stiller Sturm. Borgmann, Dortmund 2004, S.32) 06 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 8 03.09.2009 12:16:33

Lärmschwinger Die Kinder bilden einen Sitzkreis. Ein Kind sitzt in der Mitte. Es spielt den Lärmschwinger. Wenn sich das Kind in der Mitte wie ein Stehaufmännchen in eine Richtung neigt, dann müssen die Kinder, die in dieser Richtung sitzen, laut lärmen. Wenn es sich wieder wegneigt, verstummen sie. Es kann kreiseln oder hin- und herschwingen oder einfach gerade sitzen, dann sind alle ganz still. Dies kann auch mit Instrumenten (z.b. Orff-Instrumente) durchgeführt werden. Ich packe meinen Koffer und nehme Krx, Boing und Zing mit Die Kinder bilden einen Sitzkreis. In der Mitte steht ein Koffer (oder Ähnliches). Die Erzieherin erklärt, dass der Hörkoffer gepackt wird. Das erste Kind sagt: Ich packe meinen Koffer und nehme mit. Dazu erzeugt es ein körpereigenes Geräusch. Das nächste Kind wiederholt den Satz samt dem Geräusch und fügt ein neues Geräusch hinzu. Statt der körpereigenen Geräusche werden Instrumentengeräusche oder anderes Geräuschmaterial eingepackt. Diesen Geräuschen können auch fantasievolle Namen gegeben werden, wie z. B. Krx, Boing und Zing. Lautloser Luftballon Die Kinder versuchen den Luftballon mit den Händen möglichst geräuschlos weiterzugeben. Der Luftballon kann auch auf andere Weise weitergegeben werden, z.b. mit den Beinen und Füßen ohne Zuhilfenahme der Hände. Dies kann auch mit anderen Materialien versucht werden (z. B. Blatt Papier, Klangkugeln etc.) Bello, dein Knochen ist weg! Der Dieb Bei diesen beiden Spielen sitzt jeweils ein Kind mit verbundenen Augen im Stuhlkreis. Im ersten Spiel wird dem Hund ein Knochen gestohlen und im zweiten Spiel ein Wattebausch weggenommen, der sich auf seinem Kopf befand. Nach einem vereinbarten Zeichen der Erzieherin bekommt ein Kind die Aufgabe, heimlich den Knochen oder den Wattebausch wegzunehmen. Das Kind mit den verbundenen Augen muss nun in die Richtung zeigen, aus der der Dieb gekommen ist. Wo ist das Geräusch? Geräuschekompass Ein Kind aus dem Kreis erzeugt ein Geräusch mit einem Instrument. Zeigt das Kind in der Mitte in die richtige Richtung, dürfen die Rollen getauscht werden. Erzählrunden Ein Stein, ein Bauklotz o. Ä. wird von einem Kind zum nächsten weitergegeben, jedes Kind kann über Erlebnisse erzählen, wenn es an der Reihe ist. Es wurde festgestellt, dass die Kinder im Morgenkreis gerne etwas von sich erzählen und dass durch den Erzählstein für alle sichtbar gemacht werden kann, wer gerade an der Reihe ist. Dadurch fällt es auch den anderen Kindern leichter, zuzuhören. 07 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 9 03.09.2009 12:16:33

Tiergeräusche Spielzeug-Tiere (z.b. Hund, Katze, Maus, Ziege, Kuh, Pferd) werden in einen Sitzkreis gelegt. Ein Kind sucht sich ein Tier aus der Kreismitte aus und benennt es. Es ahmt zunächst dessen Geräusch und typische Bewegungsart nach. Die anderen Kinder schließen sich an und laufen eine Runde im Kreis. Danach wird darüber gesprochen, ob die Kinder dieses Tiergeräusch als laut oder leise empfi nden. Erweiterung: Zwei Plakate liegen in der Mitte, auf denen die Kinder Tierbilder nach Lautstärke zuordnen. Die Tiere werden unter einem Tuch versteckt. Jedes Kind nimmt sich ein Tier, sodass es die anderen nicht sehen. Es ahmt das Geräusch nach und die anderen Kinder müssen raten, um welches Tier es sich handelt. Auf ein Plakat werden dann die Tierbilder aufgeklebt von Tieren, die laute Geräusche von sich geben, analog dazu werden auf das andere Plakat Tierbilder der Tiere, die leise Töne von sich geben, geklebt. Dieses Vorgehen muss sich natürlich nicht nur auf Tiere beschränken. Gerne kann man auf einem Plakat auch ein Lärmbarometer malen und passende Bilder zur jeweiligen Lautstärke kleben. Stilleübungen Eine Klangschale wird angeschlagen, die Kinder halten beide Arme so lange oben, bis sie den Ton nicht mehr hören können. Eine brennende Kerze/ein mit Wasser gefüllter Becher/ ein Luftballon/ein Papier oder eine Klangkugel werden von einem Kind zum anderen weitergegeben, dabei soll kein Geräusch entstehen. Eine Zeitlang bei geöffnetem Fenster/geöffneter Tür lauschen, danach erzählen, was jeder gehört hat. Gehörspaziergänge Geräuschexpedition Ein Kind bekommt seine Augen verbunden und sein Partner spielt den Blindenführer. Gemeinsam drehen die Kinder eine Runde durch den Kindergarten. Das Kind mit den verbundenen Augen versucht möglichst viele Geräusche wahrzunehmen. Danach werden die Geräusche besprochen und die Kinder erstellen eine Geräuschelandkarte. Wo war es laut, wo leise, welche Geräusche habe ich gehört. Solche Gehörspaziergänge können natürlich auch im Freien durchgeführt werden. Diese Übungen wie auch die Experimente sind für den Einstieg oder den Beginn des Morgenkreises interessant und hilfreich, da Ruhe und z. T. große Konzentration gefordert sind, wodurch die Kinder sich besser auf Besprechungen, Spiele o. Ä. im Morgenkreis konzentrieren können. 08 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 10 03.09.2009 12:16:33

Lieder, Fingerspiele, Geschichten Bei allen Bereichen scheint die Konzentration und Aufmerksamkeit der Kinder höher zu sein, wenn zu dem akustischen auch noch ein optischer Reiz hinzukommt, z. B. die Gitarre als Liedbegleitung oder die passende Mimik und Gestik zu einem Lied, Fingerspiele mit einfachen oder auch ausgefallenen Bewegungen (z. B. Familie Maus, Die Geschichte von der Frau Zunge ), kurze Geschichten mit Bildern oder einfache Bilderbücher. Beispiele für Fingerspiele: Familie Maus (Finger einer Hand vom Daumen zum kleinen Finger stellen jeweils die Mäuse dar) Das ist Papa Maus. Er hat sooo große Ohren, sooo eine große Nase und sooo einen langen Schwanz. Und ganz hartes Fell (entsprechende Handbewegungen). Das ist Mama Maus. Sie hat sooo große Ohren, sooo eine lange Nase und sooo einen langen Schwanz. Und ganz weiches Fell (entsprechende Handbewegungen). Das ist Bruder Maus (siehe Papa Maus)... Das ist Schwester Maus (siehe Mama Maus)... Das ist Baby Maus. Es hat sooo kleine Ohren, sooo eine kleine Nase und sooo einen kleinen Schwanz. Und noch gar kein Fell. Es ist noch ganz nackt. Das war die Familie Maus! Die Geschichte von der Frau Zunge Frau Zunge hat ein Haus. (Zunge macht eine kreisrunde Bewegung um die Lippen) Sie schaut auch mal zum Fenster raus. (Zunge herausstrecken) Sie geht die Treppe nach oben und hinunter... (Zunge nach oben an die Lippen, dann unten)...und winkt der Nachbarin ganz munter. (mit der Zunge winken ) Sie putzt die Zähne von außen und von innen... (Zahnfl ä- chen mit der Zunge berühren)... und auch die Backen ganz tief drinnen. (Zunge von innen nach außen drücken, sodass eine Wölbung entsteht) Den Staubsauger holt sie sodann. (Zunge einrollen und Luft einsaugen) Ihr Haus, das wackelt ab und an. (Kiefer wackeln) Sie ist ganz lustig und ganz froh (Lächeln)... und macht zwischendurch auch einmal so. (Mundraum mit Luft füllen, Handfl ächen an die Wangen drücken und Luft geräuschvoll herausdrücken) Ist sie müde, legt sie sich zur Ruh... (Augen schließen, Kopf neigen)... und macht ganz schnell ihr Häuschen zu. (Handfl äche vor den Mund) 09 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 11 03.09.2009 12:16:33

MATERIALANREGUNGEN Zuhörförderung aus sprachlicher Perspektive 1. Spiel: Papperlapapp 2. Spiel: Buchstabix 3. Buch und CD: Gehen wir heim, kleiner Bär 4. Spiel: Silbolo 5. Spiel: Haus, Maus, Laus Zuhörförderung aus naturwissenschaftlicher Perspektive 1. Buch: Die Hör-Werkstatt 2. Buch: Laute Flaute, stiller Sturm 3. CD: Ottos Welt der Klänge 4. Broschüre: Lärm und Gesundheit (Hrsg. BZgA) 5. Ohrmodell 6. Lärmpegelmessgerät 7. Material für Experimente (2 Lineale, 1 Stimmgabel, 1 Päckchen Gummiringe, 1 Kleiderbügel mit Schnur) 10 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 12 03.09.2009 12:16:33

Zuhörförderung aus interkultureller Perspektive 1. Poster von UNICEF 2. Märchen und Lieder 3. Kinder Weltatlas 4. Buch und CD: Europa in 80 Tönen 5. Der Fuchs geht um auch anderswo 6. CD: Nina Nana Schlafl ieder aus aller Welt Zuhörförderung aus ästhetischer Perspektive 1. zwei Kopfhörer 2. ein Mikrofon 3. ein Adapter für die Kopfhörer (um zu zweit an einem Abspielgerät zu hören) 4. Adapter für das Mikrofon (für den Fall, dass der Eingang an einem Rekorder nicht für den großen Stecker des Mikrofons geeignet ist) 5. CD: mit Ohrenspitzerlied und Hörspiel-Beispiel 6. 2 CDs: Ohrenspitzer-CDs mit Geräuschen und Atmosphären (kann für Hörratespiele oder zur Produktion von Hörspielen verwendet werden) 11 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 13 03.09.2009 12:16:34

HÖREN UND ZUHÖREN AUS SPRACHLICHER PERSPEKTIVE In Kindertagesstätten spielt die Sprachförderung schon immer eine wichtige Rolle. In neuerer Zeit wird verstärkt herausgestellt, dass Kindern die Möglichkeit gegeben werden soll zu erfahren, dass Sprache aus einzelnen Lauten besteht, die man voneinander unterscheiden kann. Außerdem wird seit kurzem erkannt, dass der Schulanfang kein Punkt Null ist und Kinder deshalb bereits im Vorschulalter erleben und entdecken sollen, dass Sprache auch in schriftlichen Symbolen ihre kommunikative Funktion erfüllt. Hierbei geht es vor allem darum, dass die Kinder Interesse am Schreiben entwickeln (Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend, 2004). SPRACHE ERFÜLLT AUCH IN SCHRIFTLICHEN SYMBOLEN IHRE KOMMUNIKATIVE FUNKTION Die sprachliche Perspektive gliedert sich zum einen in Materialien zur phonologischen Bewusstheit. In diesem Bereich werden verschiedene Spiele zum Hören von Geräuschen und zum Hören einzelner Segmente der sprachlichen Lautstruktur dargeboten. Zum anderen beinhaltet diese Perspektive Materialien, die das Hören mit einer umfassenden literacy-erziehung verbinden. Bilderbuch und das entsprechende Hörmedium (Hörbuch) dienen hier als Anregung für schriftsprachliche Erfahrungen. In beiden Bereichen spielt das Hören eine zentrale Rolle. Entsprechend lassen sich die Spiele zur phonologischen Bewusstheit, wie sie hier dargestellt werden, in folgende Kategorien einteilen: Lauschspiele, Reimspiele, Silbenspiele und Anlautspiele. Literacy ist ein zentraler Bestandteil der sprachlichen Bildung. Der Begriff literacy beschreibt umfassende kindliche Erfahrungen rund um die Buch-, Schrift- und Erzählkultur. Es gibt hierzu keinen entsprechenden deutschen Begriff, daher wird meist von einer literacy-erziehung gesprochen. Das Interesse an Schrift und Schreiben wird spielerisch geweckt. Die literacy-erziehung, wie sie hier dargestellt wird, umfasst sowohl einen Teilbereich des intensiven und selbstständigen Zuhörens einer Geschichte (mithilfe CD) sowie anschließende Arbeitsaufträgen. Dabei werden den Kindern Anlässe zum Erzählen, Diskutieren und Schreiben gegeben, die zu zweit oder in der Gruppe ausgearbeitet werden. Die phonologische Bewusstheit beschreibt die Fähigkeit, Einsicht in die Lautstruktur gesprochener Sprache zu erhalten (z. B. Reime erkennen, Anlaute hören). Diese Fähigkeit gilt als ausschlaggebend für einen erfolgreichen Schriftspracherwerb und zählt daher zu den wichtigen Vorläuferfähigkeiten im Kindergartenalter. Die Kinder befassen sich zunächst mit dem Hören verschiedenster Geräusche. Auf spielerische Weise wird so die Sensibilität des Hörens geschult. Darüber hinaus wird das Hören bewusst auf die verschiedenen Segmente der Sprache (Reime, Silben, Anlaute) gelenkt. 12 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 14 03.09.2009 12:16:34

DAS INTERESSE AN SCHRIFT UND SCHREIBEN WIRD SPIELEND GEWECKT Das selbstständige Hören der Geschichte unterstützt die Entwicklung von Medienkompetenz. Außerdem kann das konzentrierte Zuhören der Geschichte als Anlass für verschiedene weiterführende Aktivitäten im Sinne einer literacy-erziehung genommen werden. Dazu hören zunächst zwei Kinder die Geschichte und schauen sich parallel das Bilderbuch an. Danach erhalten sie verschiedene Aufträge, sich mit der Geschichte weiterführend zu beschäftigen. Wichtig dabei ist der Austausch über das Gehörte und Betrachtete. Das Erzählen der Kinder untereinander sowie die unterschiedlichen Möglichkeiten für schriftsprachliche Erfahrungen im Anschluss an das Gehörte sind hier von Bedeutung. Im Mittelpunkt steht zum einen das Interesse rund um die Buch-, Schrift- und Erzählkultur. Darüber hinaus werden Möglichkeiten gegeben, vielfältige Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln. Hierzu können die Kinder selbst schreiben, eigene Schriften entwickeln (vielleicht mit Buchstaben, die sie bereits kennen) oder mit der Hilfe eines Erwachsenen schreiben, indem sie den entsprechenden Text diktieren. Im Folgenden werden didaktische Aspekte der beiden Bereiche der sprachlichen Perspektive an Beispielen näher erläutert. 13 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 15 03.09.2009 12:16:34

SPIELE ZUR SCHULUNG DER PHONOLOGISCHEN BEWUSSTHEIT Auf den folgenden Seiten werden für jede der oben genannten Kategorien der phonologischen Bewusstheit zunächst beispielhaft Materialien vorgestellt, die im freien Spiel genutzt werden können. Im Anschluss daran fi nden sich weitere Spiele und Hinweise. Lauschspiel Papperlapapp HABA Verlag Ab 3 Jahre, für 1 6 Spieler Das Spiel enthält insgesamt sechs verschiedene Spielideen zur Förderung von Sprache und Hören. Dabei müssen entweder verschiedene Laute imitiert oder die Geräusche von der CD erkannt werden. Zu jedem Geräusch auf der CD gibt es eine passende Figur (z. B. ein Schwein oder eine Glocke). Insgesamt befi nden sich 20 Geräusche auf der CD. Es handelt sich überwiegend um Tiergeräusche. Das Spiel kann von den Kindern auch alleine gespielt werden, da auf der CD nach jedem Geräusch eine Erklärung (für die Selbstkontrolle) erfolgt. Zunächst werden die einzelnen Figuren und die dazugehörigen Geräusche eingeführt. Dazu kann sich jedes Kind eine Figur aus dem Stoffsäckchen ziehen, das entsprechende Geräusch machen oder eine kleine Geschichte, die dem Kind hierzu einfällt, erzählen. Auch ein kleines Ratespiel kann entstehen, indem die anderen Kinder raten, um welches Tier es sich handelt. Die Figuren können auch von den einzelnen Kindern im Säckchen gefühlt und die entsprechenden Geräusche imitiert werden. Für die jüngeren Kinder können anstatt der gesamten 20 Geräusche nur einige leichtere Geräusche herausgegriffen werden. Reaktionsspiel: Alle Figuren werden in die Mitte gelegt. Ertönt ein Geräusch, muss schnell nach der richtigen Figur gegriffen werden. Spannend wird das Reaktionsspiel vor allem dann, wenn in der Mitte mehr (oder weniger) Figuren liegen als Geräusche ertönen. Hinweis: Die Anleitung beinhaltet sechs Varianten des Spiels. Die Erfahrungsberichte aus den Kindergärten waren durchweg gut. Positiv wurde erwähnt, dass dieses Spiel aufgrund der vielen verschiedenen Spielvarianten auch schon mit den jüngeren Kindern gut gespielt werden kann. Einige Geräusche sind etwas missverständlich bzw. schwer dargestellt (der Elefant, die Glocke und das Glöckchen, die Schlange). Diese werden den Kindern separat vorgestellt und eventuell erklärt. Einige der Geräusche klingen recht ähnlich (z.b. das Quaken der Frösche und das Quaken der Ente), was aber laut den Erfahrungsberichten gerade den besonderen Reiz des Spiels ausmacht, da die Kinder aufgefordert werden, genau hinzuhören. Zwei der Figuren (der Hund und die Ziege) sind in Form und Farbe sehr ähnlich. Hierauf sollte geachtet werden, da sonst eventuell das falsche Tier gewählt wird und am Ende des Spiels eine Figur übrig bleibt. Beim Vorstellen der einzelnen Figuren kann daher auf den Unterschied der beiden Figuren aufmerksam gemacht werden. 14 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 16 03.09.2009 12:16:34

Reim-Spiel Haus-Maus-Laus Lingoplay GmbH Ab 5 Jahre, für 2 4 Spieler Bei diesem Kartenspiel handelt es sich um ein Merkspiel mit Reimen. Die Karten werden auf dem Tisch verteilt. Durch Aufdecken müssen die zusammengehörigen drei Reimkarten gefunden werden (z. B. Haus-Maus-Laus). Da das Spielprinzip an ein bekanntes Gedächtnisspiel erinnert, das den Kindern geläufi g ist, werden sie mit dem Spiel schnell vertraut. Es ist sinnvoll, zu Beginn mit den Kindern die einzelnen Bildmotive zu benennen und die jeweiligen Reime hervorzuheben, da es sonst während des Spiels zu Missverständnissen kommen kann und so die einzelnen Reime nicht gefunden werden. Silbenspiel Silbolo Lingoplay GmbH Ab 5 Jahre, für 2 6 Spieler Bei diesem Kartenspiel legen alle Spieler gleichzeitig eine Karte offen in die Mitte. Wer die Karte mit der höchsten Silbenanzahl aufdeckt, bekommt alle Karten, die in dieser Runde ausgespielt wurden. Beim Benennen der Kartenmotive sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Es gewinnt der Spieler, der am Ende die meisten Karten gesammelt hat. Auch bei diesem Spiel bietet es sich an, zunächst alle Kartenmotive gemeinsam mit den Kindern zu benennen und die entsprechenden Silben zu klatschen. Je nachdem, mit wie viel Karten gespielt wird, können die Karten entweder verdeckt auf einem Stapel vor den Kindern abgelegt werden oder sichtbar auf die Hand genommen werden. Befi nden sich die Karten sichtbar auf der Hand, können die Kinder taktisch die entsprechenden Motive einsetzen und sind nicht auf bloßes Glück angewiesen. 15 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 17 03.09.2009 12:16:34

Anlautspiel Buchstabix HABA Verlag Ab 5 Jahre, für 2 8 Spieler Bei diesem Spiel handelt es sich um ein Anlaut-Gedächtnisspiel, bei dem Kartenpaare gefunden werden müssen. Auf den einzelnen Karten befi nden sich Motive und die entsprechenden Anlaute. Dabei sind die Kartenpaare so gestaltet, dass sich hierauf der jeweilige Anlaut in großer und kleiner Schreibweise befi ndet und dies auch bildlich ausgedrückt wird (z. B. der Anlaut E, e wird durch einen großen und einen kleinen Elefanten dargestellt). Die Kinder können sich somit beim Suchen der Karten an den Motiven orientieren. Beim Aufdecken der Karten sprechen die Kinder den jeweiligen Anlaut laut aus. Je nach Alter der Kinder bieten sich einige Varianten dieses Spiels an. So können sie beispielsweise aus einigen Karten den Anlaut ihres Namens suchen. Die Erfahrungsberichte zeigen, dass auch jüngere Kinder Spaß daran haben, die einzelnen Anlaute zu fi nden. Da das Spielprinzip schon den Kleinen bekannt ist, kann dieses Spiel schon mit 3-4 jährigen gespielt werden. Dabei können Hilfestellungen bezüglich der einzelnen Anlaute gegeben werden. 16 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 18 03.09.2009 12:16:34

WEITERE SPIELE Silben-Rallye HABA Verlag Ab 5 Jahre, für 2 4 Spieler Die Kinder sind mit dem Flugzeug (dem Auto, per Zug oder mit dem Schiff) quer durch Europa unterwegs und versuchen, so schnell wie möglich verschiedene Städte zu besuchen. Doch das Vorankommen ist gar nicht so einfach, denn die Anzahl der Silben des genannten Wortes bestimmt, wie viele Felder man vorangehen darf. Die Kinder ziehen hierzu einzelne Bildkarten, die sie benennen. Entsprechend der Silbenanzahl des genannten Wortes dürfen sie auf dem Spielfeld voranschreiten. Wer beim Benennen der Motive Fantasie beweist, kann schnell vorankommen. Klatsch-Domino Froehling Verlag Ab 4 Jahre, für 2 6 Spieler Initialo Lingoplay GmbH Ab 5 Jahre, für 2 Spieler Bei diesem Domino-Spiel dürfen die einzelnen Holztafeln nur so angelegt werden, dass die Silbenzahl der Abbildungen jeweils übereinstimmt. Hierfür müssen die Kinder das jeweilige Wort laut klatschen (in Silben zerlegt), bevor sie entscheiden, welches ihrer Holztafeln angelegt werden kann. So darf beispielsweise das Haus an den Schuh oder der Eimer an den Tiger angelegt werden. Bei diesem Kartenspiel handelt es sich um ein Anlaut- Schwarzer-Peter -Spiel mit 32 Spielkarten. Hier müssen jeweils die Paare mit gleichem Anlaut gesucht und gezogen werden. Wer zum Schluss die Schwarzer-Peter-Karte besitzt, hat verloren. L wie Löwe Lingoplay GmbH Ab 5 Jahre, für 2 4 Spieler Reim-Spiel Froehling Verlag Ab 4 Jahre, für 2 8 Spieler Ein Kartenspiel zum Ablegen, bei dem sich alles um die Wort-Anlaute dreht. Die einzelnen Karten dürfen jeweils nur an die passenden Anlautreihen angelegt werden. Wer als Erster seine Karten abgelegt hat, gewinnt. Bei diesem Gedächtnisspiel muss zu den einzelnen Holztäfelchen die passende Reimkarte gefunden werden. Die einzelnen Karten sind zusätzlich mit Symbolen versehen, die der Selbstkontrolle dienen. 17 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 19 03.09.2009 12:16:34

ANREGUNG FÜR SCHRIFTSPRACHLICHE ERFAHRUNGEN: BILDERBUCH UND HÖRMEDIUM Dieser Bereich der sprachlichen Perspektive beinhaltet Bilderbücher und dazu passende Hörmedien. Über CD haben die Kinder die Möglichkeit, die Geschichten anzuhören und parallel das entsprechende Bilderbuch zu lesen. Anschließend werden den Kindern entsprechend einer literacy-erziehung verschiedene Anregungen gegeben, sich weiterführend mit der Geschichte zu befassen. Dabei steht das Erzählen sowie das Schreiben in Bezug auf die jeweilige Geschichte im Mittelpunkt. Zunächst hören je zwei Kinder die Geschichte und schauen sich dazu das Bilderbuch an. Mithilfe der CD haben die Kinder die Möglichkeit, selbstständig das Buch zu lesen, indem sie das Buch parallel zum Hörmedium betrachten. Neben dem gezielten Zuhören werden auf diese Weise Erfahrungen mit Buchstaben und Schrift gemacht. Die Kinder sehen das, was auf der CD vorgelesen wird, in ihrem Buch. DAS ERZÄHLEN SOWIE SCHREIBEN IN BEZUG AUF DIE GESCHICHTE STEHT IM MITTELPUNKT Es ist daher darauf zu achten, dass das Hörbuch exakt den Text wiedergibt, der im Buch steht. Mit der Zeit werden die Kinder einzelne Wörter erkennen und den vorgelesenen Text teilweise mit den Augen verfolgen können. Nach dem Hören der Geschichte werden verschiedene Aufträge gegeben, sich mit der Geschichte weiterführend zu beschäftigen. Wichtig hierbei ist der Austausch: das Erzählen der Kinder untereinander sowie der zwanglose Umgang mit schriftsprachlichen Erfahrungen. Die Anregungen beginnen daher immer zunächst mit einem kleinen Gespräch über die jeweilige Geschichte: Worum geht es? Was ist den Kindern besonders in Erinnerung geblieben? Was hat sie beschäftigt? Danach werden gezielte Anregungen gegeben, die sich direkt an die Geschichte halten oder aber darüber hinausgehen. In Anlehnung an die präsentierte Geschichte können die Kinder selbst schreiben, eigene Schriften entwickeln (vielleicht mit Buchstaben, die sie bereits kennen) oder mit der Hilfe eines Erwachsene schreiben, indem sie den entsprechenden Text diktieren. Zu der jeweiligen Geschichte kann eine kleine Ausstellung entstehen, in der die Ergebnisse der Zweier-Gruppen präsentiert werden. Neben vielen kleinen Bildern kann auch zu einem Themenbereich ein großes Bild, das von vielen Kindern gemalt wird, entstehen; die Technik ist variabel, auch eine Collage ist möglich. Kleine selbst gestaltete Bücher können entstehen: Die Kinder malen Bilder, beschriften diese selbst oder lassen sie nach Wunsch von der Erzieherin beschriften. Zusätzlich zu den Fragestellungen bietet es sich an, einzelne Szenen aus dem Buch herauszukopieren und diese gezielt mit den Kindern zu besprechen. Auf den Kopien können Denk- und Sprechblasen hinzugefügt werden. Die Sprechblasen werden nach den Ideen der Kinder beschriftet und eigene Interpretationen gestaltet. Diese Ideen machen deutlich, wie viele Möglichkeiten es gibt, in verschiedene Richtungen Anregungen sowohl für sprachliche als auch für schriftsprachliche Erfahrungen zu gestalten. Bei Kindern, die bereits Erfahrungen mit den vorgeschlagenen Aktivitäten gemacht haben, können auch mit Hörspielen ohne dazugehöriges Bilderbuch Möglichkeiten zu schriftsprachlichen Erfahrungen angeregt werden. 18 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 20 03.09.2009 12:16:34

Im Folgenden werden exemplarisch einige mögliche Anregungen zur Geschichte Gehen wir heim, kleiner Bär gegeben: Material: Bilderbuch (vgl. Cover), CD, 2 Kopfhörer (oder mehr), Papier, Postkarten und Stifte Gruppengröße: 2 Kinder bzw. kleine Gruppe Geschichte: Der große Bär und der kleine Bär stapfen durch den Wald. Plötzlich bleibt der kleine Bär stehen: Er hat etwas gehört! Könnte das ein Stampfmonster sein? Gar nicht so leicht, den Kleinen zu beruhigen! Auf dem Weg hört der kleine Bär noch weiter unheimliche Geräusche, doch der große Bär kann ihn beruhigen. Er erklärt dem kleinen Bär, dass die Geräusche nicht von Monstern kommen, sondern ganz natürliche Quellen haben. Erarbeitungsphase: Die teilnehmenden Kinder schauen sich das Buch an und hören den Text (Vorlesen durch die Erzieherin bzw. Hören der CD) Hierauf können mögliche Fragestellungen folgen: Wie könnte ein Stampfmonster aussehen? Die Geschichte spielt im Winter. Wie könnte der Waldspaziergang im Sommer verlaufen? Was gäbe es da zu hören, zu sehen? Hattet ihr schon mal Angst vor seltsamen Geräuschen? Was habt ihr schon mal im Wald erlebt? Was könnte am nächsten Tag geschehen? Malt und beschreibt, was der kleine Bär erlebt. Anknüpfend an diese Fragestellungen können die Kinder Bilder (alleine und zu zweit) anfertigen oder selbst kleine Geschichten schreiben, welche dann den anderen Gruppen präsentiert werden. Auf diese Weise kann beispielsweise eine kleine Geräusche-Monster -Ausstellung entstehen. 19 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 21 03.09.2009 12:16:35

Die Geschichte kann auch als Anlass dienen, Postkarten oder Briefe zu schreiben oder schreiben zu lassen. Hier einige Anregungen: Schreibt dem kleinen Bär einen Brief (eine Karte) wie es euch einmal im Wald ergangen ist. wie das war, als ihr einmal Angst vor seltsamen Geräuschen hattet. Die Kinder können dem Bären auch Post schreiben. Ein kleiner Briefkasten (z. B. Schuhkarton) wirkt zusätzlich motivierend. Hierin können alle Briefe gesammelt und zu einem späteren Zeitpunkt in der Gruppe vorgestellt werden. Beispiel für einen möglichen Brief eines Kindes (z. B. diktiert an die Erzieherin): Als Anlass kann den Kindern auch eine Karte/Brief für den Bären vorgelesen werden, in der ihm ein Freund seine Erlebnisse (o. Ä.) beschreibt. Beispiel eines Briefs an den Bär (von dessen erfundener Cousine Berrit), den die Erzieherin vorlesen könnte: 20 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 22 03.09.2009 12:16:35

WEITERE BILDERBÜCHER MIT ENTSPRECHENDEN HÖRBÜCHERN Lemieux, M.: Was hört der Bär? Impulse Musikverlag CD: Impulse Musikverlag Der kleine Bär hört immer wieder ein seltsames Klopfen. Auf der Suche nach der Ursache erfährt er viel Neues, trifft neue Freunde und erlebt Spannendes und Abenteuerliches. Der Bär entdeckt schließlich, dass das Klopfen aus seinem Inneren kommt, aus seinem Herzen. Lobe, M.: Das kleine Ich bin ich. Jungbrunnen Verlag CD: Jumbo Medien Verlag Das bekannte Kinderbuch vom kleinen Stofftier, das vielen Tieren ähnlich sieht, aber keinem gleicht bis es erkennt: Ich bin nicht irgendwer, ich bin ich. Nordqvist, S.: Wie Findus zu Pettersson kam. Verlag Friedrich Oetinger, GmbH CD: Oetinger audio, Verlag Friedrich Oetinger GmbH Der arme Pettersson fühlt sich ganz alleine bis zu dem Tag, an dem er kleinen Kater geschenkt bekommt. Das einsame und langweilige Leben von Pettersson hat nun ein Ende. Eines Tages aber ist sein kleiner Kater Findus verschwunden Nordqvist, S.: Findus und der Hahn im Korb. Verlag Friedrich Oetinger, GmbH CD: Oetinger audio, Verlag Friedrich Oetinger GmbH Seit der Hahn Caruso auf dem Hühnerhof Einzug gehalten hat, ist bei Pettersson und Findus nichts mehr so wie früher. Alle Hühner haben nur noch Augen für den Hahn. Genauso einer hat ihnen noch gefehlt. Findus versteht die Welt nicht mehr. Und dann erst die Kräherei. Gibt es wirklich nichts, womit man dem Hahn das Krähen abgewöhnen kann? Waddell, M. & Firth, B.: Kannst du nicht schlafen, kleiner Bär. Annette Betz Verlag, Wien CD: Jumbo Medien Verlag Kannst du nicht schlafen, kleiner Bär? fragte der große Bär. Ich mag die Dunkelheit nicht, sagte der kleine Bär. Da hast du ein kleines Licht, damit du dich nicht fürchtest, sagte der große Bär. Danke, großer Bär, sagte der kleine Bär. Aber er konnte noch immer nicht schlafen. Waddell, M. & Firth, B.: Gut gemacht, kleiner Bär. Annette Betz Verlag, Wien CD: Jumbo Medien Verlag Schau, was ich alles kann, sagt der kleine Bär und springt und klettert. Gut gemacht, kleiner Bär, sagt der große Bär und passt auf, dass dem kleinen Bären nichts passiert. Wie gut, dass der große Bär immer da ist, wenn der kleine Bär ihn braucht. Waddell, M. & Firth, B.: Du und ich, kleiner Bär. Annette Betz Verlag, Wien CD: Jumbo Medien Verlag Der kleine Bär möchte gern mit dem großen Bären spielen, aber vorher muss noch viel erledigt werden: Wasser holen, Holz sammeln, die Bärenhöhle aufräumen... Nachdem beide gemeinsam angepackt haben, hat der große Bär aber immer noch keine Zeit! * Mehr Vorschläge und Anregungen fi nden Sie in den Literaturhinweisen auf S.52 21 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 23 03.09.2009 12:16:36

HÖREN UND ZUHÖREN AUS NATURWISSENSCHAFTLICHER PERSPEKTIVE: GESUNDHEIT Die Auseinandersetzung mit dem Thema Hören und Zuhören aus naturwissenschaftlicher Perspektive beinhaltet zwei Teilbereiche. Mithilfe der Materialien zum Bereich Gesundheit wird das Interesse der Kinder am eigenen Körper aufgegriffen. Kinder erleben zwar ihre Gesundheit unbeschwert als Gegebenheit, sie haben jedoch auch bereits Erfahrungen mit Krankheiten. So kennen viele Kinder im Vorschulalter z. B. Ohrenschmerzen. Die Kinder werden in der Auseinandersetzung mit der gesundheitlichen Perspektive des Themas Hören und Zuhören zum einen angeregt zu erkennen, dass das Ohr ein empfi ndliches Organ ist, das geschützt werden muss. Und zum anderen werden sie zum bewussten Umgang mit Lärm angeleitet. Das Vorbild der Erwachsenen im Umgang mit Lärm spielt dabei ebenso eine Rolle wie das Einüben von Gewohnheiten (Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend, 2004). Im Folgenden werden zu dieser Perspektive zwei Materialien angeboten, die für die Altersklasse der Kindergartenkinder eher ungewöhnlich sind, ein Ohrmodell und ein Schallpegelmessgerät. Aufgrund der positiven Erfahrungen bei der Erprobung wurden diese von ErzieherInnen empfohlen. Das Ohr Es ist ratsam, das Ohrmodell erst gegen Mitte der Ohrenspitzer-Aktivitäten zu erklären, wenn die Kinder schon für das Thema sensibilisiert sind und dementsprechend ein gesteigertes Interesse am Ohr haben. Bevor das Ohrmodell eingesetzt wird, sollten folgende Aktivitäten, die das Äußere des Ohres betreffen, vorausgehen: Gegenseitiges Anschauen und Betasten der Ohren (Ohr- Rang-Utan-Spiel, siehe Spiele) Abmalen der Ohren Fotografi eren der Ohren => Herstellung eines Ohren- Paare-Findens (Zuordnung Kind-Ohr oder Zuordnung der Ohrenpaare eines Kindes) Die Geschichte Der Ausfl ug ins Ohr von Olli Ohrwurm (Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e. V., www.lzgbayern.de, Bestellen/Olli Ohrwurm) bietet einen kindgemäßen Einstieg in die Erklärung des Modells, da sich die Kinder hier bereits mit den Hauptpersonen des Buches auf eine virtuelle Reise durch das Ohr begeben. 22 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 24 03.09.2009 12:16:36

Das Ohrmodell Material: Ein plastisches Ohrmodell (evtl. beim HNO ausleihen) Ein Stück Stoff zum Abdecken des Inneren des Ohres (wenn möglich Teddyfell; es soll die Haare darstellen) Knete langes dünnes Holzstäbchen Klebstoff Schaschlikstäbchen (an einem Ende wird ein Wattebausch angeklebt) Gruppengröße: kleine Gruppe, ca. 4 6 Kinder Ziele: Die Kinder sollen erkennen, dass das Ohr ein sehr empfi ndliches Organ ist; erfahren, was passiert, wenn man Gegenstände ins Ohr steckt; beschreiben, wie es im Ohr drinnen aussieht. Vorbereitung: Die Kinder gruppieren sich um die Erzieherin bzw. stehen um einen Tisch herum. Das präparierte Ohrmodell ist für alle gut sichtbar. Die Erzieherin hat das Ohrmodell zunächst so weit mit Stoff (z. B. Teddyfell) abgedeckt bzw. umhüllt, dass zunächst nur die Ohrmuschel zu sehen ist. Erst nach und nach wird das Innere des Ohres schrittweise aufgedeckt. Durchführung: Gespräch über das äußere Ohr: Ohrmuschel: Sie fängt die Klangwellen (Schallwellen oder Töne) auf. Die Töne treten in den Gehörgang (2) ein und gelangen in Richtung Trommelfell (3). Sobald sie das Trommelfell erreichen, fängt es an zu vibrieren (zittern), wie beim Schlagen einer Trommel. hierzu ggf, den Versuch Trommelfellnachbildung mit Joghurtbecher durchführen. Gespräch über das innere Ohr: Das Trommelfell gehört schon zum Mittelohr. Durch das Vibrieren (Zittern) des Trommelfells werden die drei kleinen Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel bewegt. Der Hammer schlägt bei jeder Schwingung gegen den Amboss, der Amboss gibt die Schwingungen an den Steigbügel weiter, der wiederum auf eine andere Haut drückt und die Schwingungen ins Innenohr leitet. Dadurch wird der Klang noch einmal verstärkt: Er wird lauter. => Beim Gespräch über Gehörknöchelchen geht es nicht um Begriffswissen, sondern darum zu staunen und zu erkennen, dass diese sehr klein und empfi ndlich sind. Der Klang gelangt also ins Innenohr. Dort sitzt die sogenannte Schnecke. Sie heißt so, weil die Form ähnlich ist wie die bei einem Schneckenhaus von einer echten Schnecke. Sie enthält in den einzelnen Windungen eine Flüssigkeit. Die Schwingungen gehen also erst einmal baden und bewegen die Flüssigkeit in der Schnecke. In der Schnecke sitzen ganz viele kleine Härchen (Hörsinneszellen). Sie sind sehr wichtig, weil sie die Schwingungen in elektrische Signale umwandeln. Der Hörnerv leitet die elektrischen Signale an das Gehirn weiter. Das Gehirn versteht die Signale und somit kann man z.b. Musik hören. Gespräch darüber, dass die kleinen Härchen sehr empfi ndlich sind. Wenn ich ein sehr lautes Geräusch höre oder wenn mir jemand ins Ohr schreit, dann gehen viele Härchen kaputt und ich höre nicht mehr so gut. 23 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 25 03.09.2009 12:16:36

Weiterführende Hinweise: Was passiert, wenn man Wattestäbchen verwendet? Kann mit präpariertem Schaschlikstäbchen und Knete gezeigt werden: Ohrenschmalz wird noch weiter in den Gehörgang hineingedrückt und verpfropft dort. Damit wird der Selbstreinigungsprozess verhindert. Normalerweise entsorgt sich das Ohrenschmalz selbstständig aus dem Ohr. Aufgepasst: Das Trommelfell ist sehr empfi ndlich! Deshalb keine Gegenstände ins Ohr stopfen! Erklärung von anderen Teilen des Ohres, z. B. Ohrtrompete: Sie stellt Verbindung zum Nasen-Rachenraum her. Verdeutlichung: Wenn ihr Nasentropfen in die Nase bekommt, merkt ihr, wie sie im Hals hinunterlaufen und ihr könnt sie dann auch schmecken. Es hat sich gezeigt, dass die Kinder von dem Modell fasziniert waren und auch noch einige Tage danach darauf zurückkamen und es betrachten wollten. Es könnte z.b. in einer besonderen Vitrine an einem zentralen Ort stehen und auf Wunsch von der Erzieherin herausgeholt werden. Aufgrund der enthaltenen Kleinteile sollte ein freier Zugang sorgfältig abgewogen werden. Im Anschluss bietet es sich an, mit den Kindern einen Ohrenarzt zu besuchen. Dieser kann mithilfe einer Mini- Kamera den Kindern das Innere des Ohres zeigen. 24 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 26 03.09.2009 12:16:36

Laut und leise Material: für jeden Raum ein DIN A 3 Plakat für jeden Raum einen typischen Gegenstand, z.b. Pinsel für Kreativraum, Legos für Bauraum, Igelabbildung für Igelgruppe etc. für jedes Kind einen roten und einen grünen Bauklotz Gruppengröße: variabel Lernziel: Die Kinder sollen verschiedene Lautstärken in Räumen unterscheiden. Wenige Tage vor dieser Aktivität werden die Kinder gebeten, im Kindergartenalltag darauf zu achten, in welchen Räumen es laut bzw. leise ist. Die Kinder sitzen im Kreis. Die Erzieherin verweist auf die oben beschriebene Beobachtungsaufgabe, die die Kinder in den letzen Tagen erledigen sollten. Sie regt die Kinder nun an, die Ergebnisse auf Plakaten festzuhalten. Die Erzieherin sagt, dass jedes Plakat einen bestimmten Raum im Kindergarten darstellen soll. Zur Kennzeichnung legt sie mit den Kindern die typischen Gegenstände darauf. Die Kinder haben danach die Aufgabe, reihum zuerst einen roten Bauklotz auf das Plakat zu legen, welches den lautesten Raum darstellt. In einer zweiten Runde werden auf die gleiche Art und Weise die leisesten Räume dargestellt. Die Erzieherinnen fragen nach, wodurch es nach Meinung der Kinder in den einzelnen Räumen laut bzw. leise ist. Zum Schluss wird durch das gemeinsame Abzählen der einzelnen Bauklötze auf den Plakaten der (gemäß den Empfi ndungen der Kinder) lauteste bzw. leiseste Raum des Kindergartens ermittelt. Im abschließenden Gespräch bespricht die Erzieherin mit den Kindern Möglichkeiten, ob und wie die Geräuschquellen in den lauten Räumen reduziert werden können. Statt der Bauklötze werden grüne und rote Papierstreifen verwendet, die die Kinder auf die Plakate kleben. Sie können anschließend für alle sichtbar im Kindergarten aufgehängt und erklärt werden. Die Kinder schneiden aus Prospekten Geräuschquellen aus und entscheiden, ob sie diese als laut oder leise empfi nden. Auf einem Plakat mit zwei Spalten für laut und leise werden die Abbildungen aufgeklebt. Im Anschluss messen die Kinder die Lautstärken in den Räumen bzw. der einzelnen Geräuschequellen mithilfe eines Schallpegelmessgerätes (vgl. S.26). Die Erzieherinnen sollten ihrerseits auf eine Einschätzung der Räume mit Bauklötzen verzichten oder erst ganz am Ende ihr Urteil abgeben, da sich die Kinder davon zu sehr leiten lassen. Wenn dieses Bewertungssystem mit grünen und roten Bauklötzen noch nicht aus anderen Kontexten bekannt ist, kann es die Kinder leicht überfordern. 25 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 27 03.09.2009 12:16:36

Schallpegelmessgerät Materialien: Schallpegelmessgerät (evtl. beim Umweltamt ausleihen) Stift Blatt mit Spalten. In jeder Spalte befi ndet sich ein Symbol für einen bestimmten Raum im Kindergarten Gruppengröße: 5 6 Kinder Ziele: Die Kinder sollen den Umgang mit dem Schallpegelmessgerät üben; jeweils an der ersten Zahl erkennen, ob die gerade gemessene Lautstärke größer oder kleiner ist als die im anderen Raum. Durchführung: Die Kinder sitzen um die Erzieherin. Die Erzieherin stellt das Schallpegelmessgerät vor, zeigt es, nennt seinen Namen und lässt die Kinder vermuten, wozu es dient. Gemeinsam mit der Erzieherin probieren die Kinder das Gerät aus. Sie erzeugen leise und laute Geräusche (mit unterschiedlichen Materialien bzw. durch unterschiedliche Handlungen) und beobachten die Anzeige. Die Kinder stellen fest, dass die erste Zahl größer wird, wenn sie z.b. laut schreien und kleiner, wenn sie fl üstern. Statt einen Raumplan könnten die Kinder auch selbst Geräuschemacher, deren Lautstärke sie messen wollen, aus Katalogen ausschneiden und aufkleben oder malen. Diese Aufgabe könnte als Gruppenarbeit gestaltet sein: Eine Gruppe gibt die zu messenden Geräusche vor und die anderen messen sie. Danach könnte getauscht werden. Darüber hinaus könnten sich die Kinder mit der Erzieherin auf einen Geräuschespaziergang mit Schallpegelmessgerät außerhalb der Kindertagesstätte begeben. Die Kinder eigneten sich den adäquaten Umgang mit dem Gerät sehr schnell an. Die Geräusche können alle Kinder messen. Allerdings können nur diejenigen die gemessenen Lautstärken vergleichen (und notieren), die bereits die Zahlen von 5 bis 10 lesen können. Die anderen können dies mithilfe der Erzieherin erledigen und die nötigen Schlüsse aus den Messungen ziehen. Das Schallpegelmessgerät lässt sich aufgrund seines fl e- xiblen Einsatzes sehr gut in den Kindergartenalltag integrieren. In Kleingruppen gehen die Kinder als Geräuschedetektive durch den Kindergarten und messen die Lautstärken in den einzelnen Räumen. Sie tragen je nach Fähigkeit die erste(n) Zahl(en) der Anzeige auf ein dafür vorgesehenes Blatt ein bzw. machen Kreuze in eine Spalte, die einen bestimmten Zahlenbereich bereits vorgibt. Die Ergebnisse werden später gemeinsam mit der Erzieherin besprochen. 26 090806_Ohrenspitzerbroschüre.indd 28 03.09.2009 12:16:36