Vernünftigste. Ein neugieriger Blick ersetzte das Lächeln des Fremden. Ach, ist das so?, fragte er vergnügt. Ich ließ meinen Rucksack auf den Boden fallen, wobei der Eastpak halb auf meinem grauen Stiefel landete, und verschränkte die Arme vor der Brust. Endlich hatte Charlie Brown den Anstand, sich aufzusetzen. Je länger ich in sein Gesicht blickte, umso bekannter kam es mir vor. Womöglich hatte ich ihn schon einmal auf einer von Hunters Partys getroffen, doch bei Gott, mir fiel einfach kein Name zu diesem Gesicht ein. Wie auch immer; er wollte und wollte einfach nicht das Feld für mich räumen, was mir mittlerweile begann, auf die Nerven zu gehen. Er zog den zweiten Ohrstöpsel raus und rutschte ans Ende der Bank. Nur mit einem leichten Nicken lud er mich ein, mich
neben ihn zu setzen. Grummelnd folgte ich seiner Aufforderung. Neun Tage nach dem Unfall brauchte ich zwar keine Krücken mehr und ich konnte auch schon wieder problemlos Treppen steigen und Auto fahren, nur das Hinsetzen auf so niedrigen Dingen wie dieser Bank bereitete mir immer noch ein paar Probleme. Ich versuchte, mein Bein so gestreckt wie möglich zu halten, als ich langsam auf die Sitzfläche sank. Die Peanuts-Imitation hatte inzwischen seine Kappe wieder aufgesetzt und das Kabel des ipods um seinen Hals gehängt. Im Moment betrachtete er mich gerade mit unverblümtem Interesse das konnte ich aus dem Augenwinkel sehen. Du bist Susan Miller, nicht wahr?, fragte er vorsichtig und gerade laut genug, um die
Musik zu übertönen, die immer noch aus den Kopfhörern drang. Mein Blick blieb an dem roten Hai hängen, der von dem Transparent auf der anderen Seite des Spielfeldes zu uns herübergrinste, und ich verschluckte mich beinahe. Entgeistert drehte ich mich zur Seite. Welches Vögelchen hat dir denn das gezwitschert? Kein Vögelchen. Dein Knie hat dich verraten. Verlegen rieb er sich den Nacken und sah gerade ebenso bedauernd drein wie ich damals, als mir meine Mutter gesagt hatte, dass ich meine Ameisenfarm gegrillt hatte. Ich war erst sechs Jahre alt gewesen und hatte gedacht, die kleinen Krabbler würden sich über ein Sonnenbad an einem ziemlich heißen Augustnachmittag bestimmt freuen. Und wenn ich nicht komplett falsch
liege, fuhr Charlie Brown fort und schaffte es dabei sogar, trotz einer mitleidvollen Grimasse süß auszusehen, bin ich dein Ersatz. Du bist was? Ich sprang so elegant auf, wie ich konnte nur leider war das eben gar nicht elegant und stemmte meine Fäuste auf die Hüften. Hunter!, schrie ich aus Leibeskräften quer übers Feld, drehte mich dann zu Charlie Brown um und schnaubte entrüstet wie ein Stier in der Arena. Hör zu, Freundchen! Nur weil ich gerade untauglich bin, heißt das nicht, dass du so einfach daherkommen und mir meinen Platz stehlen kannst. Hunter! Nun stand der Junge ebenfalls auf und versuchte, mich mit besänftigenden Handbewegungen wieder runterzuholen, doch ich gab ihm keine Gelegenheit, auch nur den Mund aufzumachen. Stattdessen zeterte ich
weiter: In ein paar Wochen bin ich wieder wie neu und kann auch wieder Fußball spielen. Es gibt also keinen Grund dafür, mich irgendwie zu ersetzen. HUNTER! Beweg deinen verdammten Arsch hier rüber! Sofort! Charlie Brown biss sich auf die Unterlippe. Ryan hat schon gesagt, dass dir diese Nachricht wohl schwer im Magen liegen wird. Es wundert mich, dass er es dir noch nicht selbst gesagt hat. Oh, er hatte nicht die kleinste Silbe davon erwähnt. Was zum Teufel sollte das? Ich fiel doch nur für ein paar Wochen aus und nicht für immer. Es bestand also absolut kein Grund, gleich loszurennen und mich durch den nächstbesten Spieler auszutauschen. Was geht hier vor?, fauchte ich Ryan an, als er endlich neben mir stand. Erst einmal sog er die Luft durch seine