3. Abschnitt Die Produktion des absoluten Mehrwerts

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Das Kapital Karl Marx Die erstgenannten Seitenangaben beziehen sich auf folgende Ausgabe: Karl Marx & Friedrich Engels Das Kapital bei Capital Buch im FinanzBuch Verlag, 1. Auflage 2006, die zweitgenannten Seitenangaben auf die 4. Auflage (1890), die im ersten Referat verwendet wurde 3. Abschnitt Die Produktion des absoluten Mehrwerts Kapitel 5 Arbeitsprozess und Verwertungsprozess Arbeitsprozess: Der/Die VerkäuferIn der Arbeitskraft wird zum/zur ArbeiterIn und um die Arbeit in Waren darzustellen, sind sie in Gebrauchswerten darzustellen ( Artikel ). Die Arbeit ist ein Prozess zwischen Mensch und Natur. Dabei geht es aber nicht um ein kausales Mensch-wirkt-auf-Natur-Verhältnis, sondern dieses Verhältnis ist als dialektisches zu sehen. Die MENSCHLICHE Arbeit zeichnet sich nun gegenüber der instinktartigen Arbeit durch folgendes aus: Am Ende des Arbeitsprozesses kommt ein Resultat heraus, das beim Beginn desselben schon in der Vorstellung des Arbeiters, also schon ideell vorhanden war. (S. 209) Das heißt, die Arbeit ist bestimmt durch ihren endgültigen Zweck. Je uninteressanter die Arbeit, desto mehr Aufmerksamkeit ist nötig. Neben der Arbeit selbst gibt es noch zwei weitere einfache Momente (Bestandteile) des Arbeitsprozesses: den Gegenstand und das Mittel der Arbeit. Marx definiert mehrere Formen des Arbeitsgegenstands: Zum einen den allgemeinen Gegenstand, also die Erde und das Wasser, bzw. in der Natur vorgefundene Arbeitsgegenstände (Fische, Bäume, Erz). Zum anderen bereits bearbeitete Gegenstände, die dadurch zum Rohmaterial werden (gefangene Fische, gefällte Bäume, losgebrochenes Erz). Wir kommen zum Arbeitsmittel: das sind alle Gegenstände/Dinge, oder ein Komplex aus solchen, die dem/der ArbeiterIn als Leiter der Tätigkeit dienen. Marx nennt mehrere Beispiele: So sind dies zunächst Arme, dann Stein, Holz oder Knochen, die bereits selbst wiederum bearbeitet sind, ebenso wie gezüchtete Tiere. Und obwohl dies auch zum Teil bei einigen Tierarten zu beobachten ist, ist dies etwas, das den menschlichen Arbeitsprozess charakterisiert. Das Wie etwas gemacht wird ist bestimmend für die ökonomischen Epochen. Die Arbeitsmittel sind nicht nur Gradmesser der Entwicklung der menschlichen Arbeitskraft, sondern auch Anzeiger der gesellschaftlichen Verhältnisse, worin gearbeitet wird. (S. 211) Im weiteren Sinne sind A-Mittel auch Gebäude, die Erde, Infrastruktur usw. Der Arbeitsprozess bewirkt also die bezweckte Veränderung des Gegenstands. Am Ende des Arbeitsprozesses ist die Arbeit im Produkt vergegenständlicht. Genauso sind die Gebrauchswerte früherer Arbeitsprozesse im Produkt vergegenständlicht (siehe Rohmaterial). 1

Rohmaterial kann Hauptsubstanz eines Produkts sein, oder es kann Hilfsstoff sein (so wie die Kohle von der Dampfmaschine verbraucht wird, Farbe die Wolle färbt, oder Gas zum Heizen der Arbeitsräume). Einzig in der chemischen Produktion verschwimmen die Grenzen. Ob ein Gebrauchswert als Rohmaterial, Arbeitsmittel oder Produkt erscheint, hängt von seiner Stelle im Arbeitsprozess ab und mit dem Wechsel der Stellung wechselt auch die Bestimmung. (S. 213) Das Produkt verliert seine Eigenschaften als Produkt wenn es in den neuen Arbeitsprozess als Mittel oder Gegenstand eintritt, obwohl ihr Vorhandensein als Produkt Voraussetzung ist. So wird es zum Produktionsmittel. Kann es weder konsumiert noch als Produktionsmittel in einen neuen Arbeitsprozess eintreten verliert es seinen Gebrauchswert, es wird nutzlos. Nur ihr Kontakt mit lebendiger Arbeit kann ihre Gebrauchswerte erhalten. Während die individuelle Konsumtion nur den Konsumenten erhält (also der/die KonsumentIn das Produkt des Prozesses ist) entsteht durch die produktive Konsumtion ein neues Produkt. Der hier dargestellte Arbeitsprozess an sich verläuft in allen Gesellschaftsformen gleich. Ob der/die ArbeiterIn dies nun für sich selbst tut, oder für den Kapitalisten. Die dem Kapitalismus eigenen Phänomene bezüglich des Arbeitsprozesses sind folgende: Zunächst die Kontrolle des Kapitalisten in Hinsicht auf die effiziente Nutzung der Produktionsmittel. Und schließlich der Fakt, dass das Produkt der Arbeit nicht Eigentum des Produzenten, also des/der ArbeiterIn ist, sondern des Kapitalisten. Aus der Sicht des Kapitalisten konsumiert er den gekauften Gebrauchswert der Ware Arbeitskraft indem er Produktionsmittel, die im Arbeitsprozess verwertet werden und die er ebenfalls gekauft hat, zusetzt und damit arbeiten lässt. Verwertungsprozess: Der Kapitalist produziert nicht um des Gebrauchswerts willen, sondern nur, weil die Gebrauchswerte, wie wir schon vorhin gehört haben, Träger des Tauschwerts sind. Außerdem will er eine Ware produzieren, deren Wert die Summe der zu ihrer Produktion notwendigen Waren übersteigt, also will er Mehrwert produzieren. (S. 218) Ihr Produktionsprozess ist also nicht nur der gerade vorgestellte Arbeitsprozess, sondern auch Wertbildungsprozess. Einen Teil des Werts bilden die Werte der Produktionsmittel, die ja nur dadurch Produktionsmittel sein können, als dass sie selbst Gebrauchswert haben und auf die die unter den gegebenen gesellschaftlichen Produktionsbedingungen notwendige Arbeitszeit aufgewendet wurde, in denen sich also auch vergangene Arbeit vergegenständlicht. Den anderen Teil bildet die Arbeit selbst. Verschiedene Arbeiten (spinnen, schrauben, graben usw.) unterscheiden sich inhaltlich (qualitativ) voneinander; aus Sicht der Wertbildung, machen sie nur noch QUANTITATIV verschiedene Teile desselben Gesamtwerts (des Endprodukts) aus. Somit ist die in der Ware vergegenständlichte Arbeit, die gesellschaftlich notwendige, in das Produkt geflossene, Arbeitszeit, z.b. als Arbeitsstunden zählbar. Auf der anderen Seite stellt damit sowohl Rohmaterial als auch Produkt materiell die in sie eingeflossenen Arbeitsstunden dar. 2

Marx zeigt nun in einem Rechenbeispiel auf, dass, wenn der/die ArbeiterIn nur so lange arbeitet, dass ein Arbeitsquantum (im Bsp. 6 Arbeitsstunden) erreicht ist, das notwendig ist um die Durchschnittssumme der täglichen Lebensmittel des/der ArbeiterIn zu produzieren (=ihr Tageswert), kein Mehrwert geschaffen wird. Die Ware ist hier nur die Summe aus den Werten der Produktionsmittel (die der Kapitalist auf dem Markt zu ihrem Preis kauft) und der neu zugesetzten Arbeit die ausbezahlt wird. Die Arbeitskraft ist durch schaffen eines Werts in der Höhe ihres eigenen Tauschwerts, im Beispiel sind das die genannten 6 Arbeitsstunden, nicht erschöpft. Sie kann auch über diese 6 Stunden hinaus Wert schaffen, welch ein Glück für den Käufer. Das heißt, ab hier schafft die Arbeit Wert, über den Wert der Arbeitskraft hinaus, der ist ja schon, wie vorhin erläutert quasi abbezahlt. Hier endet der Wertbildungsprozess und wird zum Verwertungsprozess, weil eben mehr Produktionsmittel zugeschossen werden, die Arbeitszeit erhöht wird, sich Geld in Kapital verwandelt, Mehrwert entsteht. Vergleichen wir nun Wertbildungsprozess und Verwertungsprozess, so ist der Verwertungsprozess nichts als ein über einen gewissen Punkt hinaus verlängerter Wertbildungsprozess. Dauert der letztre nur bis zu dem Punkt, wo der vom Kapital gezahlte Wert der Arbeitskraft durch ein neues Äquivalent ersetzt ist, so ist er einfacher Wertbildungsprozess. Dauert der Wertbildungsprozess über diesen Punkt hinaus, so wird er Verwertungsprozess. (S. 228) Mehrfach ist von der gesellschaftlich notwendigen Arbeit die Rede. Nur sie ist wertbildend, denn wenn unter den gegebenen Produktionsbedingungen bspw. für ein Pf. Garn eine Pf. Baumwolle notwendig ist, so darf auch nur ein Pf. Baumwolle im Arbeitsprozess konsumiert werden. Genauso bildet die zusätzliche Arbeitszeit, die aufgrund von veralteten Arbeitsmitteln gebraucht wird, keinen Wert: es ist einfach mehr Arbeitszeit nötig um denselben Wert zu schaffen. Kapitel 6 Konstantes Kapital und variables Kapital Hier beginnt Marx mit der Frage, wie die Arbeit einerseits Wert schafft, aber gleichzeitig den Wert der zugeschossenen Produktionsmittel erhält. Er führt das eine auf die abstrakte, das andere auf die konkrete Eigenschaft der Arbeit zurück: In ihrer abstrakten, allgemeinen Eigenschaft also, als Verausgabung menschlicher Arbeitskraft, setzt die Arbeit des Spinners den Werten von Baumwolle und Spindel Neuwert zu, und in ihrer konkreten, besondren, nützlichen Eigenschaft als Spinnprozess, überträgt sie den Wert dieser Produktionsmittel auf das Produkt und erhält so ihren Wert im Produkt. (S. 233; 215) Das heißt: Wert wird geschaffen durch das quantitative Zusetzen von Arbeit, Wert wird erhalten durch die Qualität der zugesetzten Arbeit. Der Wert des Produktionsmittels wird also durch Arbeit auf das Produkt übertragen, und zwar gibt es in dem Maße seinen Wert weiter, wie es selbst seinen (Gebrauchs-)Wert verliert. Manche Produktionsmittel verlieren ihre selbstständige Gestalt (z.b. Kohle, Öl; eben Arbeitsgegenstände (s. Kapitel 5), Marx spricht im zweiten Band von zirkulierendem Kapital), andere verschleißen (Maschinen; Arbeitsmittel (s. Kapitel 5; Marx spricht im zweiten Band von fixem Kapital). Sie werden ausgemustert, wenn sie all ihren Gebrauchswert verloren und ihren Wert auf die dem Arbeitsprozess entsprungenen Produkte übertragen haben. (ebenso mit den Menschen) 3

Ein Produktionsmittel kann in unterschiedlichem Maße in den Arbeits- und den Verwertungsprozess eingehen. Durch Verschleiß einer Maschine bspw. wirkt die Maschine täglich zur Gänze am Arbeitsprozess mit, überträgt aber, wenn sie angenommen 1000 Tage Lebensdauer hat, täglich nur 1/1000 ihres Werts. Umgekehrt fließt auch Abfall, wie abgehobeltes Holz, zumindest in dem Grad in den Verwertungsprozess ein, in dem er in normalen Ausmaß anfällt und nicht wieder selbständigen Gebrauchswert bildet. Im Unterschied zum Wert der Produktionsmittel, deren Wert im neu produzierten Gebrauchswert erscheint, wird die Arbeitskraft tatsächlich durch neue Wertschöpfung reproduziert. Weil aber auch noch, wie wir wissen, darüber hinaus Wert produziert wird, entsteht ein Überschuss, der Mehrwert. Produktionsmittel und Arbeitskraft sind die beiden Formen, in die der ursprüngliche Kapitalwert angenommen hat, um zu Faktoren des Arbeitsprozesses zu werden. Erstere, die, wie wir gesehen haben, ihre Wertgröße nicht verändert haben sind das konstante Kapital. Die Arbeitskraft, die keinen fixen Wert schafft, sondern einen Wert, der größer, oder kleiner sein kann, ist das variable Kapital. Kapitel 7 Die Rate des Mehrwerts Der Exploitationsgrad der Arbeitskraft C = c + v (vorgeschossenes Kapital = konstantes Kapital + variables Kapital) Wird durch Mehrarbeit zu C = c + v + m (Produktenwert = konstantes Kapital + variables Kapital + Mehrwert) Der neue aus dem Prozess erhaltene Produktenwert ist v + m, weil wir ja vorhin gehört haben, dass der Wert des konstanten Kapitals auf den neuen Wert nur übertragen wird. Das heißt, c beeinflusst v + m, also die eigentliche Wertveränderung, das Wertprodukt, nicht. Das Verhältnis in dem sich das variable Kapital verwertet hat bestimmt sich durch das Verhältnis des Mehrwerts zum variablen Kapital m/v. Dies ist die Rate des Mehrwerts. Die weiter oben bereits erklärte Arbeitszeit, in der der/die ArbeiterIn einen Wert äquivalent des Werts der Durchschnittssumme der täglich benötigten Lebensmittel produziert, in der also der Wert der Arbeitskraft im Produkt reproduziert wird, nennt Marx die notwendige Arbeitszeit, die dabei verausgabte Arbeit die notwendige Arbeit. Notwendig für den Arbeiter, weil unabhängig von der gesellschaftlichen Form seiner Arbeit. Notwendig für das Kapital und seine Welt, weil das beständige Dasein des Arbeiters ihre Basis. (S. 249) Die darüberhinausgehende Arbeitszeit, die für den/die ArbeiterIn keinen Wert schafft, sondern für den Kapitalisten, nennt Marx die Surplusarbeitszeit, die in ihr verausgabte Arbeit Mehrarbeit. Wie der Wert bloß vergegenständlichte Arbeit ist, ist der Mehrwert vergegenständlichte Mehrarbeit. Die Summe von notwendiger Arbeitszeit und Surplusarbeitszeit bildet den Arbeitstag. Damit ist v der Wert der notwendigen Arbeit und m die Mehrarbeit. Damit ist m/v: Mehrarbeit/Notwendige Arbeit die Form flüssiger Arbeit, während Mehrwert/Variables Kapital die Form vergegenständlichter Arbeit ist. Die Rate des Mehrwerts ist damit die Exploitationsrate (= Ausbeutungsrate) durch das Kapital. 4

Darstellung des Produktenwerts in proportionellen Teilen des Produkts + Seniors Letzte Stunde Hier wird aufgezeigt, wie sich die Aufteilung der jeweiligen Wertteile im fertigen Produkt oder während seiner Erzeugung darstellen lässt. Dies ist insofern wichtig, als dass damit noch einmal klar wird, welchen Anteil am Arbeitstag die Schaffung von Mehrwert einnimmt und wie sich dies im Produkt darstellen lässt. Den Teil des Produkts, in dem sich der Mehrwert darstellt nennt Marx das Mehrprodukt. Er nimmt hier und folgend Bezug auf bürgerliche Theorien, wonach nur die letzte Stunde des Arbeitstages auf die Schaffung von Mehrwert aufgewandt wird. Das kann aber nur der Fall sein, müsste im Arbeitsprozess der Wert der Produktionsmittel wieder von neuem geschaffen werden. Dass dies nicht der Fall ist, sondern der Wert der Rohmaterialien usw. durch die Arbeit erhalten und auf das neue Produkt übertragen wird, haben wir schon gehört. Noch einmal zur Erinnerung: die Wertübertragung passiert durch die Arbeit, und geht damit unweigerlich mit der Schaffung von neuem Wert einher, es fällt daher keine Arbeitszeit an, die die Surplusarbeitszeit schmälern würde. Anhand des Beispiels der Argumentation des Professors Nassau Senior, der aufzeigen wollte, dass der Reingewinn in der letzten Stunde geschaffen wird, davor sozusagen nur gearbeitet wird um die Kosten zu decken, zeigt Marx auf, dass sich durch eine Reduktion der Arbeitszeit lediglich das Verhältnis von notwendiger Arbeitszeit zur Surplusarbeitszeit verschiebt. In dem von Senior aufgebrachten Beispiel würde selbst nach der Reduktion der Arbeitszeit immer noch eine Exploitationsrate von 117,39 % übrigbleiben, also der/die ArbeiterIn mehr als die Hälfte des Arbeitstages darauf aufwenden, Mehrwert zu produzieren. (evtl. kurz Vorrechnen?) Kapitel 8 Der Arbeitstag Die Grenzen des Arbeitstags Die notwendige Arbeitszeit ist bei der Ermittlung des Arbeitstags eine Konstante, während die Surplusarbeitszeit eine variable ist. Diese Annahme gilt eben, wenn man sich dem absolten Mehrwert widmet. Die Kapitel 5-9 sind auch zum dritten Abschnitt Die Produktion des absoluten Mehrwert zusammengefasst. Das Verhältnis dieser beiden Größen (Surplusarbeitszeit zu notwendiger Arbeitszeit) gibt uns die Rate des Mehrwerts, die Rate des Mehrwerts sagt aber somit nichts über die Größe des Arbeitstages aus. Als Minimalschranke des Arbeitstags kann die notwendige Arbeitszeit genannt werden, auch wenn sie im Kapitalismus nie erreicht werden wird; denn ohne Mehrwert keine Kapitalverwertung. Die Maximalschranke besteht einmal in der physischen Kapazität, Arbeitskraft zu verausgaben und in den beschränkten Zeitressourcen, da ja auch Zeit auf die Regeneration der Arbeitskraft (essen, schlafen, Hygiene, usw.) aufgewendet werden muss. Ein zweites Mal besteht die Maximalschranke in Form einer moralischen, da auch Zeit auf soziale Interaktion usw. aufgewendet werden muss. Diese Maximalschranken sind allerding flexibel. Während der Kapitalist am Markt für die Ware Arbeitskraft den Wert gezahlt hat, der nötig ist, um die Ware Arbeitskraft herzustellen, sie aber darüber hinaus Wert schaffen kann, ist er daran interessiert, möglichst lange arbeiten zu lassen. Der/Die ArbeiterIn wiederum verlangt einen 5

Normalarbeitstag, also einen Arbeitstag solcher Länge, dass die Arbeitskraft wieder hergestellt werden kann. Durch übertriebene Erhöhung der Arbeitszeit wird mehr Arbeit verflüssigt als von dem/der ArbeiterIn wieder hergestellt werden kann, es geht also zu Kosten der Arbeitssubstanz, der/die ArbeiterIn bekommt praktisch nur noch einen Bruchteil der Arbeitskraft ausbezahlt. Also bestehen hier widersprüchliche Interessen, die sich als Kampf darstellen: ein Kampf zwischen dem Gesamtkapitalisten, d.h. der Klasse der Kapitalisten, und dem Gesamtarbeiter, oder der Arbeiterklasse. (S. 266, 249) Der Heißhunger nach Mehrarbeit. Fabrikant und Bojar Auch vor dem Kapitalismus gab es Mehrarbeit. Allerdings war diese Mehrarbeit auf die Befriedigung von Bedürfnissen der Ausbeuter beschränkt, während die kapitalistische Mehrarbeit nur der Produktion von Mehrwert selbst gilt. Anhand von folgendem Beispiel wird der Unterschied verdeutlicht: Die Mehrarbeit und notwendige Arbeit verschwimmt ineinander, wie wir gesehen haben. Die Fronarbeit im Mittelalter, die hier als Vergleich dient, ist aber räumlich getrennt von dem mittelalterlichen Äquivalent zur notwendigen Arbeit. Den einen Tag arbeitete der/die BäuerIn am eigenen, den anderen Tag am Feld des Adligen. Während der Adel also auf mehr Frontage aus war, ist der Kapitalist auf eine maßlose Verlängerung des Arbeitstags aus. Dies wird ausführlich anhand des russischen Règlement organique betreffend die Abschaffung der Leibeigenschaft zugunsten der Ausdehnung der Fronarbeit, mit der Russland den Beifallsklatsch der liberalen Kretins von ganz Europa (S. 269, 252) eroberte, erklärt. Ihm gegenübergestellt wird der englische Factory-Act von 1850, der zwar gesetzliche Arbeitszeiten festlegt, aber in der Realität nach Können verbogen und gebrochen wird um noch mehr Mehrarbeit herauszuschlagen. Marx zitiert aus einem Bericht von Fabrikinspektoren, der auch heute noch seine Gültigkeit hat: Der durch Überarbeit über die gesetzliche Zeit zu machende Extraprofit scheint für viele Fabrikanten eine zu große Versuchung, um ihr widerstehn zu können. Sie rechnen auf die Chance nicht ausgefunden zu werden, und berechnen, dass selbst im Fall der Entdeckung die Geringfügigkeit der Geldstrafen und Gerichtskosten ihnen immer noch eine Gewinnbilanz sichert. (S. 273, 256-257) Es folgen weitere historische Beispiele der schamlosen Ausbeutung der ArbeiterInnenschaft im damaligen England, auf die ich nicht näher eingehen werde. Sie handeln von dem zu Tode arbeiten, die Ausdehnung der Arbeitszeit auch in die Nacht hinein und damit verbunden die Schichtarbeit, gar keine Rede von der selbstverständlichen Kinderarbeit. Damals, ganz ökonomisch bezeichnet als full times erwachsene ArbeiterInnen, die die volle Zeit arbeiten können und half times, die Kinder. Aus all dem resultiert: Sie [die kapitalistische Produktion] produziert die vorzeitige Erschöpfung und Abtötung der Arbeitskraft selbst. Sie verlängert die Produktionszeit des Arbeiters während eines gegebenen Termins durch Verkürzung seiner Lebenszeit. (S. 295-296, 281) Kapitel 9 Rate und Masse des Mehrwerts David Harvey spricht hier von einem Übergangskapitel, weil die limitierenden Faktoren bei der Produktion des absoluten Mehrwerts herausgearbeitet werden, die durch die Produktion des relativen Mehrwerts gesprengt werden. Sind die Kapitel 5-9 unter dem Abschnitt Die Produktion des 6

absoluten Mehrwert subsumiert, so die Kapitel 10-13 unter dem Abschnitt Die Produktion des relativen Mehrwert. Die Masse des produzierten Mehrwerts ist gleich der Größe des vorgeschossnen variablen Kapitals multipliziert mit der Rate des Mehrwerts oder aber sie ist gleich dem Wert einer Arbeitskraft multipliziert mit dem Grad ihrer Exploitation und multipliziert mit der Anzahl der gleichzeitig eingesetzten Arbeitskräfte. (S. 330, 321-322) Das heißt: M = m/v * V (Masse des Mehrwerts = Mehrwert / variables Kapital pro ArbeiterIn * Gesamtsumme des variablen Kapitals) Oder: M = k * a /a * n (Masse des Mehrwerts = Wert der Durchschnittsarbeitskraft * Mehrarbeit/notwendige Arbeit * Anzahl der ArbeiterInnen) Das heißt, soll die Masse des Mehrwerts gleichbleiben, muss bei einer Verringerung der beschäftigten ArbeiterInnen eine proportionale Verlängerung des Arbeitstages erfolgen und umgekehrt. Ebenso verhält es sich mit der Erhöhung oder Verminderung des variablen Kapitals, auf die eine Erhöhung der Exploitationsrate folgen muss. Doch hier gibt es Grenzen. Wie bereits bei den Ausführungen zum Arbeitstag erwähnt, herrschen hier physische wie moralische Grenzen, was die Verlängerung des Arbeitstags betrifft. Außerdem gibt es eine Grenze bezüglich der einsetzbaren Anzahl an Arbeitskräften. Hier entsteht ein Widerspruch zu einer anderen Tendenz des Kapitalismus, die Anzahl der eingesetzten Arbeitskräfte so viel wie möglich zu reduzieren. Wir sehen: Je größer das variable Kapital, desto Größer die Masse des Mehrwerts. Obwohl dies der Erfahrung zu widersprechen scheint, hält Marx fest, dass es, um dies zu vermitteln, noch vieler Mittelglieder bedarf. (Hinweis: im dritten Band wird dies behandelt [Ausgleich der Profitraten]) Aus dem bisher Gesagten ergibt sich, dass eine Mindestsumme an Geld oder Tauschwert notwendig ist, um Geld- oder Wertsumme in Kapital zu verwandeln: nämlich der Kostenpreis der Arbeitskraft, die zur Gewinnung von Mehrwert genutzt wird. Aber eine einzelne Arbeitskraft wäre zu wenig, es bedarf dafür mehrere ArbeiterInnen um den Lebensunterhalt des/der KapitalistIn zu verdienen und zusätzlich Mehrwert zu schaffen, der in Kapital verwandelt werden kann. Mit der ausreichenden Menge der ArbeiterInnen, die beschäftigt werden schlägt quantitative Veränderung in qualitativen Unterschied um, wird der Handwerksmeister zum Kapitalisten. Diese Mindestsumme ist darüber hinaus abhängig von verschiedenen Entwicklungsstufen und Produktionssphären (technologischer Fortschritt usw.). 7