Fremdunterbringung bei Familienangehörigen. Überlegungen Konzepte, Methoden, Ideen

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Das Steiermärkische Kinder-und Jugendhilfegesetz (StKJHG) Dr. Katrin Struger

Transkript:

Fremdunterbringung bei Familienangehörigen Überlegungen Konzepte, Methoden, Ideen Anton Magometschnigg Kinderschutztagung: Zum Wohl des Kindes

Daten, Zahlen, Fakten Kinder-und Jugendhilfestatistik 2015 Ö: Kinder in Ö: Kinder von 0-18: 1.500.000, Volle Erziehung: 13.150, Erziehungshilfen: 51.000 (90% freiwillig) Gefährdungsabklärungen: 40.000, Rechtsvertretungen 115.000, Budget: 590Mio Unterstützung der Erziehung unterschiedlich je nach Bundesland: von 43 (Stmk) bis 15 (OÖ) auf 1000Kinder, Volle Erziehung von 12 (Wien) auf 6 (OÖ) Pflege und Erziehung: 8000 in SPE, 5200 bei Pflegepersonen Budget: 390 Mio für SPE, 63 Mio für Pflegepersonen, 140 Mio für Unterstützung der Erziehung Kinderschutztagung Salzburg, 12.05.2017 2

Verwandtschaftspflege/ FU bei Familienangehörigen) Untersuchung von Irmela Wiemann (Verwandtenpflege in D, 2010) EU- Standards unterschiedlich, teilweise kaum Regelungen von Kinderzahl, Kontrolle und Überwachung Verwandtenpflege ist vielschichtig: Verwandtenpflege 58% der Pflegeverhältnisse Informelle Verwandtenpflege (70% lt. Blandow) Halbformelle Verwandtenpflege Formelle Verwandtenpflege Kinderschutztagung Salzburg, 12.05.2017 3

Standards bei Pflegefamilien Was ist eine Pflegefamilie? Anlass Motivation und Erwartungen Klassische Pflegefamilie/Krisenpflege/ Familienbegleitende Pflege Voraussetzungen und Standards Vorbereitung und Durchführung Rechte Pflegekindergeld Dienstverhältnis Kinderschutztagung Salzburg, 12.05.2017 4

Möglichkeiten der Beratung und Begleitung von Pflegefamilien Begleitung von Pflegeeltern Besuchsbegleitung Pflegeelterngruppen Psychologische/Psychotherapeutische Unterstützung Fort- und Weiterbildung Dokumentation Kinderschutztagung Salzburg, 12.05.2017 5

Erwartungen an Pflegeeltern Klärung von Haltung/Motivation/Erwartung Klärung von Erwartungen an das Kind Kontaktgestaltung zu leiblichen Eltern Förderliches Umfeld Sozialer und ökonomischer Hintergrund Kontinuität Lebensweltnähe Kinderschutztagung Salzburg, 12.05.2017 6

Voraussetzungen Eignungsfeststellung (Testverfahren, Gespräch, Beobachtung, Besuch, Fragebogen) Personenbezogene Merkmale: Alter, Gesundheit, Kompetenz, Konfliktlösung) Familienform: weiches Kriterium mit Vor- und Nachteilen: Alleinerziehend, gleichgeschlechtlich, Patchwork, kinderlose Paare Familienfunktionalität: Decken der Grundbedürfnisse, Emotionalität, Rolle, Kommunikation, Kontrollverhalten, Werte und Normen, Reflexion, Paarbeziehung Außerfamiliäre Merkmale: Soziales Netz, Wohnsituation, Arbeitssituation, Motivation, Ökonomische Lage Kinderschutztagung Salzburg, 12.05.2017 7

Pflegeelternschulung Rechtliche Grundlagen Herkunftsfamilie Entwicklungspsychologie Bedürfnisse eines Pflegekindes Pädagogik Biografiearbeit und Besuchskontakte Familiendynamik Reflexion und Integration Kinderschutztagung Salzburg, 12.05.2017 8

Themen von Pflegeeltern (1) Bindung (Primäres Bindungsmuster, Bindungskontinuität, Verlässlichkeit von Beziehungen) Trennung und Wiederannäherung Änderung der Lebenswelt Beziehungen, Verwandtschaften, Freunde Vorgeschichte des Kindes (Deprivation- Konflikte- Helfersysteme) Identität(skonflikte) Loyalität(skonflikte) Familiendynamik (mehrgenerational) Tabus und Familiengeheimnisse Konflikte und Spannungen im Alltag Kinderschutztagung Salzburg, 12.05.2017 9

Themen von Pflegeeltern (II) Kontinuität der Betreuung Kontaktgestaltung zu Herkunftseltern Ökonomische Verhältnisse Pubertät und Ablösung Rollenwechsel (bei Verwandtschaftspflege) Alter, psychische Energie Vorbereitung der Aufnahme, Clearing Kooperation mit Kinder- und Jugendhilfe generell Rückführung Dokumentation und andere Auflagen Kinderschutztagung Salzburg, 12.05.2017 10

Krisenpflege Kurzfristige Hilfestellung Bewahren vor institutioneller Betreuung: Gruppe Bindungspersonen Versorgung Flexibilität Individuelle Lösungen Umfassendere Ausbildung und Begleitung Ökonomische Rahmenbedingungen Kinderschutztagung Salzburg, 12.05.2017 11

Vorteile einer Begleitung von Pflegeeltern Höhere Qualität der Pflegeelternbetreuung durch psychologische Unterstützung, Training, Weiterbildung und Reflexion Reduktion von Isolation von Pflegeeltern durch ein Netzwerk Versicherung von Pflegeeltern Verbesserung der Kooperation zwischen Pflegeeltern und Herkunftssystem Verbesserung der Kooperation mit der Kinder- und Jugendhilfe Kinderschutztagung Salzburg, 12.05.2017 12

Themen in der Pflegeelternbegleitung Entwicklungspsychologische Grundlagen und Interventionsstrategien bei auffälligem Verhalten Reflexion der Arbeit Unterstützung in der Arbeit mit Herkunftsfamilien Biographiearbeit Unterstützung beikonflikten Unterstützung bei Dokumentation Begleitung im Verständnis von Diagnosen, Therapieempfehlungen diagnostics, Unterstützernetzwerk Kinderschutztagung Salzburg, 12.05.2017 13

Alternativen zur Verwandtenpflege Krankenhäuser Kriseneinrichtungen Heilpädagogische Zentren Kinderwohngruppen Sozialpädagogische Wohngruppen Kinderdorffamilien Alternative Formen von Pflegefamilien Kinderschutztagung Salzburg, 12.05.2017 14

Vorteile der Verwandtenpflege Familiennahes Umfeld Bindungsstabilität Kooperationsbeziehungen bleiben aufrecht Schuld und Scham geringer?! Nähe zu Sozialraum Familienkonferenzen Vermeidung von Isolation Rasches Handeln möglich, Krisen Gesellschaftlich nachhaltig Kinderschutztagung Salzburg, 12.05.2017 15

Nachteile der Verwandtenpflege Mehrgenerationale Konflikte Ähnlichkeit der Problemlage Abgrenzung schwieriger Ungeregelte Pflegeverhältnisse Kaum Vorbereitung, Ausbildung, Unterstützung Sozioökonomische Nachteile Kaum Qualitätskontrolle Kaum Auflagen/Eingreifen möglich Kinderschutztagung Salzburg, 12.05.2017 16

Ideen einer reformierten Verwandtenpflege Zusammenarbeit mit Familien und sozialen Netzwerken (Case Management, Koordination) Empowerment und aktivierende Hilfe Professionelle Reflexion, Beratung und Unterstützung Gleichstellung zu allen anderen Pflegeeltern und österreichweite Standards für Diagnostik, Therapie und ökonomische Einbettung Stärkenorientierte Diskussion von Verwandtenpflege, Pflegefamilien und sozialpädagogischen Einrichtungen (Respekt) und ehrliches Diskutieren der Fallen= Öffentlichkeitsarbeit! Wahrnehmung als spezialisierte Gruppe mit besonderen Zugängen und Methoden Forschung, Angebote Kinderschutztagung Salzburg, 12.05.2017 17

Kinderschutztagung Salzburg, 12.05.2017 18