89 6 Angewandte Kinesiologie Wesentliche Voraussetzung für eine ungestörte Funktion der Organe ist der ungehinderte Energiefluss in den Meridianen, denn es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Meridianen, Muskeln und Organen. Jedem Meridian sind ein oder mehrere Muskeln zugeordnet. Bei einer Schwäche oder bei Hypertonus (Überspannung) eines Muskels kann davon ausgegangen werden, dass im dazugehörenden Meridian eine Energieflussstörung vorliegt. Unterenergien beseitigen wir, wie oben angeführt, durch Stärken von Meridianen und Muskeln. Wird diese Energieflussstörung behoben, können die behinderten Strukturen wieder arbeiten. Die Unter- oder Überenergie können wir nur über kinesiologische Techniken oder über das Abtasten der Meridiane feststellen. a Definition Energieflussstörungen sind: Stau = Fülle = Überenergie Mangel = Leerezustand = Unterenergie Touch for Health, die Grundtechnik der angewandten Kinesiologie, wurde von George Goodheart, einem Chiropraktiker aus den USA, entwickelt. Goodheart fand heraus, dass sich die Muskelreaktion nicht nur bei Problemen im Bewegungsapparat ändert, sondern dass sich jeder negative Reiz auf den Muskeltonus auswirkt. Er entdeckte damit eine Möglichkeit, ohne Geräte die Reaktion des Körpers auf Stressfaktoren wie Disharmonien im Bewegungsapparat, aber auch Organ- und Meridianstörungen sowie Allergene festzustellen. 6.1 Um Muskelblockaden, energetische oder emotionale Blockaden beim Pferd festzustellen, eignet sich hervorragend der Biofeedback-Mechanismus des kinesiologischen Muskeltests. Wir verwenden beim Tier den sog. Surrogattest, d. h. es wird über eine vermittelnde Person getestet. Mit dem Surrogattest ist es möglich, Säuglinge, Kleinkinder und Tiere zu testen. Wir brauchen dazu die Hilfe einer 3. Person, die als Surrogat (Ersatz) dient. Bei dieser Person muss zunächst die Testbarkeit des zu verwendenden Muskels sichergestellt sein, um eindeutige Testergebnisse zu erhalten. Die Surrogatperson stellt durch Berührung die Verbindung zwischen Tester und der Testperson oder dem zu testenden Tier her. In der Kinesiologie werden je nach Methode verschiedene Muskeln getestet, die jeweils einen Bezug zu bestimmten Meridianen haben. Zum Testen eines Pferdes verwenden wir den seitlichen Deltamuskel der Surrogatperson als Indikator (sog. Indikatormuskel). Wie jede manuelle Methode kann auch das exakte Muskeltesten nicht theoretisch erlernt werden. Um den Muskeltest als aussagekräftiges Instrument verwenden zu können, empfiehlt sich eine kinesiologische Grundausbildung. Das Stresskonzept Erklärung der Muskelreaktionen Muskeltesten bedeutet Stress zu testen. Stress ist sehr individuell. Die verschiedenen Muskelreaktionen (vgl. Abb.6.2) werden verständlich, wenn man den Stressmechanismus des Körpers genauer betrachtet. Der Stressforscher Seyle definiert Stress als die Summe aller Adaptionsvorgänge und Reaktionen körperlicher wie psychischer Art, mit denen ein Lebewesen auf seine Umwelt und die von innen und außen kommenden Anforderungen reagiert. Sein Stress-Konzept macht die Vorgänge, die zu gesundheitlichen Störungen führen, besser verständlich. Alarmreaktion Sind wir einem Stressor ausgesetzt, wird in unserem Körper eine ganze Reihe von Verteidigungsreaktionen ausgelöst. Endokrine Drüsen schütten Hormone aus, die über den Sympathikus auf das Herz-Kreislauf-System wirken. Der Blutdruck und die Herzfrequenz erhöhen sich. Der Blutzuckerspiegel steigt, um den erhöhten Energiebedarf gerecht zu werden. Muskeln spannen sich an. Der Körper ist bereit zu Kampf und Flucht.
90 6 Angewandte Kinesiologie Anpassungs- oder Resistenzphase Wenn die Stresssituation vorüber ist, reguliert sich das System wieder. Bei länger andauerndem Stress bleibt dem Organismus nichts anderes übrig, als sich anzupassen. Die Anpassungsphase, in der schon Symptome und Beschwerden auftreten, kann Monate bis Jahre dauern. Erschöpfungsphase Wenn der Stressor zu lange einwirkt, oder wenn andere Stressoren hinzukommen, ist der Organismus nicht mehr in der Lage, dem Stress standzuhalten. Ernste Krankheiten und Symptome, Erschöpfungszustände, Infarkte u.ä. treten auf. Aussage der Testergebnisse in Bezug auf Muskelreaktionen Normotone Reaktion Der Körper ist in der Lage, sich einer Stresssituation anzupassen, aber der Körper kann sich sofort wieder entspannen. Die Testzone oder die Substanz, die wir testen, ist o.k. Hypertone Reaktion Der Körper befindet sich in einer Anspannungsphase. Er steht sozusagen unter Dauerstress. Entspannung ist nicht mehr möglich. Das, was wir testen, ist nicht o.k. Der Körper kann damit nicht umgehen. Hypotone (schwache) Reaktion Der Stress ist für den Körper so groß, dass er nicht in der Lage ist, den Stress bzw. die Anforderung zu kompensieren. Die Körperregion oder das Mittel, das wir testen, ist nicht o.k. 6.1.1 Feststellen der Testfähigkeit der Surrogatperson Der Arm der Testperson wird in eine Position von 90 -Abduktion und 90 -Beugung im Ellbogen gebracht. Die Testperson drückt nun gegen den Widerstand des Testers, so fest sie kann, noch weiter in Richtung Abduktion. Der Tester lässt eine Hand breitflächig auf dem Ellbogen der Testperson und drückt mit gleicher Kraft dagegen. Die 2. Hand des Testers ruht auf der Schulter der Testperson ( Abb. 6.1). Wenn die Testperson die Maximalkraft erreicht hat, erhöht der Tester den Gegendruck für 1 2 Sekunden um ca. 2 4%. Abb.6.1 Test der Surrogatperson. Abb. 6.2 Muskelreaktionen. * Merke: Wenn die Testperson diesem Extradruck standhalten kann, gilt der Muskel als stark. Gibt der Muskel nach, wird er als schwach bezeichnet. Um genaue Ergebnisse zu erhalten, wird der starke Muskel auf seine Entspannungsfähigkeit hin überprüft ( Abb. 6.2). Durch die Spindelzelltechnik (Zwicken des Muskelbauchs in Faserrichtung; S. 132) wird festgestellt, ob der Muskel in der Lage ist, sich zu entspannen, d.h. er reagiert mit einer vorübergehenden Schwäche. Erst wenn dies der Fall ist, spricht man in der angewandten Kinesiologie von einem starken oder normotonen Muskel ( Abb. 6.3). Bei einer schwachen oder hypertonen Muskelreaktion der Testperson können emotionaler Stress, übergeordnete Ursachen wie Allergien oder auch nur eine Energieblockade zugrundeliegen. Durch die in Abb.6.4 und Abb.6.5 dargestellten Maßnahmen kann evtl. eine Korrektur erreicht werden.
91 Abb.6.3 Test der Entspannungsfähigkeit des starken Muskels. Praxis Korrektur des hypertonen oder schwachen Muskels: Massage von Ni 27 auf beiden Seiten Meridian-Massage Sollte nach diesen Korrekturen der Deltamuskel noch immer hyperton (überspannt) oder schwach reagieren, wählen Sie eine andere Person als Surrogat. Es wären in diesem Falle umfangreichere Maßnahmen zur Energieharmonisierung nötig. Nun berührt die Surrogatperson (am besten der Besitzer) das Pferd, während der Tester den Deltamuskel der Surrogatperson testet ( Abb. 6.6). Durch die Berührung werden die Energiekreisläufe von Tester und Tier verbunden. Die nun auftretenden Reaktionen haben mit dem Pferd zu tun. Ohne das Sicherstellen der Testfähigkeit der Surrogatperson könnte nicht genau festgestellt werden, ob sich die Testergebnisse auf das Tier oder die Surrogatperson beziehen. Deshalb sollte die Testvorbereitung wirklich sorgfältig durchgeführt werden. 6.1.2 Therapielokalisation Abb.6.4 Die Punkte Ni 27 liegen unterhalb der inneren Enden des Schlüsselbeins. Mit der Therapielokalisation (TL) kann das gesamte Pferd abgescannt werden, um seine Schwachstellen oder Problembereiche zu finden ( Abb. 6.7). Es zeigen sich immer die Stellen, von denen die Ursache ausgeht. Dies ist wichtig, damit die Behandlung nicht nur symptomatisch durchgeführt wird. 6.1.3 Switching Abb.6.5 Auf und Abstreichen des Zentralgefäßes mit den Händen (ca. 5 10 cm vom Körper entfernt). a Definition Switching ist ein von Goodheart geprägter Begriff für einen Zustand mehr oder weniger tiefer neuromuskulärer und ggf. sensorieller Dysorganisation aufgrund einer Überlastung der Physiologie der Mitte. Wir unterscheiden das normale und das schwere Switching. Das normale Switching ist eine vorübergehende temporäre Dysbalance, die sich durch die oben beschriebenen Techniken kurzfristig beheben lässt. Schweres Switching dagegen ist mit chronischen Erkrankungen, Herdbefunden und/oder erheblichen psychischen Störungen verbunden. Bei normaler neurologischer Entwicklung entwickelt sich beim Menschen aus dem homolateralen Muster heraus das Überkreuz-Bewegungsmuster. Die meisten Säugetiere sind bereits bei der Geburt mit diesem diagonalen Bewegungsmuster ausgestattet. Bei normalem Gangbild wird über Ni01 bei Menschen und bei Säugetieren ein stabilisierender Input auf das Meridiansystem gesetzt. Umgekehrt ist jede schwerere Dysfunktion des Gangbildes wiederum über die Niere in der Lage, das gesamte Regulationssystem zu stören. Auch das kraniosakral-sternale System ist dann betroffen.
92 6 Angewandte Kinesiologie Abb.6.6 Verbindung der Energiekreisläufe von Tester und Tier. Abb.6.7 Therapielokalisation (TL). Test zum Feststellen von Störfaktoren und Blockaden.
6.1.4 Challenge a Definition Challenge bedeutet Herausforderung durch einen Reiz. Wir setzen den Körper einem solchen Reiz aus und beobachten die Reaktion. Es gibt 2 Arten von Challenge: Zum einen kann die Reaktion des Körpers auf bestimmte Substanzen festgestellt werden. Der Kontakt z. B. mit Allergenen wird einen normotonen Muskel schwächen oder blockieren. Das Vorgehen ist dasselbe wie bei der Therapielokalisation. Ebenso wie die störenden Faktoren kann durch den Muskeltest herausgefunden werden, welche Methode die Störung beseitigt. Hier geht man von einem schwachen oder hypertonen Indikatormuskel aus und sucht die Methode oder Substanz, die den Muskel in einen normotonen Zustand versetzt ( Abb. 6.8). * Merke: Wenn ein schwacher Muskel hyperton oder ein hypertoner Muskel schwach wird, ist die getestete Methode auf keinen Fall geeignet. Es sollte nach anderen Korrekturmöglichkeiten gesucht werden. 6.1.5 Beispiele Therapielokalisation Wir haben sichergestellt, dass der Deltamuskel der Surrogatperson normoton ist. Nun berührt die Surrogatperson einen Wirbel des Pferdes und wir testen dabei. Der bisher normotone Muskel der Surrogatperson wird jetzt schwach oder blockiert. Jetzt wissen wir, dass hier eine Blockierung vorliegt. Challenge Zur Therapie können wir alle uns bekannten Möglichkeiten austesten. Wenn z. B. durch Berührung eines Akupunkturpunkts der Muskel wieder normoton reagiert, dann ist dies die richtige Korrekturmethode, die wir verwenden. Bewirkt diese Berührung keine Veränderung, bringen wir z. B. die Farbe Rot oder ein homöopathisches Mittel an die krankhafte Stelle. Wir beobachten wieder, welche Muskelreaktion nun erfolgt. Challenge ist auch Diagnose. Wird ein hypertoner oder schwacher Muskel normoton, wenn das Pferd eine kleine Menge Entsäuerungssalz ins Maul bekommt, wissen wir, dass hier eine Übersäuerung vorliegt. 93 Abb.6.8 Vorgehen beim Test von Mitteln und Behandlungsmethoden.
94 6 Angewandte Kinesiologie Test homöopathischer Mittel und Bachblüten Homöopathische Mittel und Blütenessenzen haben eine hohe Schwingung. Es genügt, das Fläschchen mit dem Körper in Kontakt zu bringen, am besten in die Nähe der Blockierung. Hier ist sehr genaues Testen erforderlich. Das Mittel, das die Blockierung aufhebt, ist das richtige. Test auf schädigende Substanzen und Allergene Über Challenge können auch Unverträglichkeiten festgestellt werden. So kann man z. B. das Kraftfutter auf Verträglichkeit prüfen. Hier wird allerdings von einem normotonen Muskel ausgegangen. Das Tier nimmt eine Probe davon ins Maul. Der Test sollte noch während des Kauens durchgeführt werden. Das falsche Futter wird den Indikatormuskel der Surrogatperson schwächen oder blockieren. Thermischer Challenge Wir verwenden ihn, um Störungen im 3E-Meridian festzustellen. Beim Wärme-Challenge wird ein Hot Pack, eine Wärmflasche oder ein Fläschchen mit warmem Wasser (ca. 40 50 ) auf die entsprechenden Körperpartien gelegt. Beim Kälte- Challenge verwenden wir ein Cold Pack oder ein Fläschchen mit kaltem Leitungswasser. Challenge-Zonen sind: Fußsohle (Ni 01), Areal obere Lendenwirbelsäule/Nierenlager beidseits, Alarmpunkte auf dem KG, Organzonen, z. B. Ovarien, und generell Areale akuter oder chronischer Störungen. 6.1.6 Test und Korrektur emotionaler Blockaden Zusammenhang zwischen Stress und körperlichen Symptomen Neueste Forschungen haben bewiesen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Stress und körperlichen Symptomen gibt, z. B. dass Ärger oder Angst augenblicklich den Spiegel der Stresshormone wie Adrenalin steigen lässt und sich sofort die Herzfrequenz verändert. Alle Eindrücke werden zunächst in der Großhirnrinde des Vorderhirns aufgenommen, verarbeitet und über Nerven an eine wichtige Region im Mittelhirn weitergeleitet, das limbische System. Das limbische System ist für die Steuerung der Gefühle und der Körperphysiologie verantwortlich. In seinem Zentrum liegt der Hypothalamus. Diese Drüse ist sensorisch sowohl mit der Großhirnrinde als auch mit der Körperbiologie verbunden und steuert über das Nervensystem elementare Körperfunktionen wie Hunger, Durst, Sexualität, Temperatur, Puls, Blutdruck usw. Dort findet auch die Umwandlung von emotionalen Informationen in sog. Botenmoleküle oder Neuropeptide statt. Diese Neuropeptide sind die Verbindung zwischen unserem Gehirn und dem Körper. Das bedeutet, dass die Seele (auch das Tier hat eine) über diese Neuropeptide, gemeinsam mit Hormonen, durch das Zentralnervensystem als Vermittler, Zugang zu allen Organen hat und ihre Funktion beeinflussen kann. Diese Verbindung erklärt die rein körperlichen Reaktionen auf emotionale Zustände, z.b.das rote Gesicht bei Wut oder das Herzklopfen bei Angst oder freudiger Erregung, oder bei länger dauernden Belastungen auch die Krankheiten. Am bekanntesten sind die Zusammenhänge beim Rennpferd: Stressbedingte Gastritis und Magengeschwüre sind keine Seltenheit. Aber auch jede andere Krankheit kann emotionale Ursachen haben. Verspannungen und Rückenprobleme, selbst Stellungsfehler können so entstehen. Der Autor hat einen Fall erlebt, bei dem eine wertvolle Stute innerhalb kurzer Zeit eine extrem bodenenge Stellung entwickelte, nachdem sie von ihrer Reiterin verlassen wurde. Auch beim Tier können emotionale Ursachen zu Krankheiten, Beschwerden oder Schmerzen führen. Sowohl gegenwärtiger emotionaler Stress, als auch Erlebnisse und Erfahrungen, die schon länger zurückliegen, können die Blut- und Energieversorgung zu bestimmten Körpersystemen, z. B. dem Kreislauf- oder Verdauungssystem, blockieren. Eine Behandlung wird also effektiver, wenn die Emotionen miteinbezogen werden. Da das Tier über seine Probleme nicht sprechen kann, verwenden wir auch hier den Muskeltest. Das folgende Vorgehen ist Teil der Psychokinesiologie, einem sehr wichtigen Bereich der angewandten Kinesiologie. Im hinteren Bereich der dominanten Hirnhälfte werden Erfahrungen und Empfindungen gespeichert und mit aktuellen Erlebnissen ver-
knüpft. Dies führt zu sog. Verhaltensmustern. Im vorderen Teil des Gehirns, dem logischen Denkbereich, kann die nüchterne Verarbeitung stattfinden. Dies geschieht über Reflexzonen auf der Stirn (Stirnbeinhöcker). Diese Zonen sind in der Psychokinesiologie sowohl Diagnose- als auch Therapiepunkte. Vorgehen ( Abb. 6.9): 1. Die Testperson berührt die kranke oder blockadeverdächtige Region am Pferd. Der Indikatormuskel wird hyperton oder schwach reagieren. 2. Der Punkt wird erneut getestet, nachdem die Stressabbaupunkte ( Abb.6.10) des Pferdes berührt wurden. Wird der vorher schwache oder blockierte Muskel normoton, deutet dies auf eine emotionale Ursache hin (emotionaler Challenge). 3. Die Stirnpunkte sind Reflexzonen für eine verbesserte Blutversorgung (neurovaskuläre Punkte S.100). Durch die Berührung wird Energie in die Stirnlappen des Gehirns geleitet, d.h. in den Bereich, in dem Probleme rational verarbeitet werden. Jetzt berührt die Surrogatperson nacheinander die Alarmpunkte am Tier. Der Punkt, der zu einer Muskelveränderung führt, ist behandlungsbedürftig. 4. Die Surrogatperson berührt weiterhin den Alarmpunkt, während der Tester die emotionalen Stressabbaupunkte am Pferd behandelt. Die Punkte befinden sich in der Mitte der Augenbrauen sowie 3cm vor und hinter der Ohr-Verbindungslinie ( Abb. 6.10). 6.1.7 Emotionaler Stressabbau mit Meridian-Affirmationen Eine andere Möglichkeit ist der hier beschriebene Stressabbau mit Meridian-Affirmationen ( Abb. 6.11). Eine Person liest die Aussage des Meridians ( Tab.6.1) vor, der beim Test der Alarmpunkte als der wichtigste Meridian gefunden wurde (z. B. 95 Abb.6.9 Test emotionaler Blockaden beim Pferd.
96 6 Angewandte Kinesiologie Abb. 6.10 Stressabbaupunkte. nach der Mittag-Mitternacht-Regel), während eine Hilfsperson, am besten der Besitzer/die Besitzerin, dem Tier die Stresspunkte über den Augen (ESR- Punkte = Emotional Stress Release) und gleichzeitig seine/ihre eigenen Stresspunkte berührt. Die Punkte entsprechen den neurovaskulären Zonen des Ma- und des Bl-Meridians. Sie helfen, Energie in das Frontalhirn zu leiten, wo die rationale Verarbeitung ohne den Einfluss von Emotionen stattfindet. Der Besitzer (oder Therapeut) lässt die Worte wirken und atmet ruhig. Nach einigen Sekunden bis zu 2 Minuten beginnt das Pferd tiefer zu atmen oder kaut ab. Wenn der Atem der Hilfsperson ruhig ist, wird die positive Affirmation vorgelesen. Diese Methode ist sehr effektiv, v. a. wenn die Emotion beide, das Pferd und seinen Besitzer, betrifft. Abb.6.11 Stressabbau mit Meridian-Affirmationen.
97 Tab.6.1 Meridian-Affirmationen zum Abbau von Stress wie sie so oder in ähnlicher Form in der Kinesiologie allgemein verwendet werden. Meridian Aktuelle Aussage Positive Affirmation Herz Ich bin mir selbst fremd. Ich hasse, was ich mache. Ich weiß, wer ich bin. Ich bin erfüllt mit Freude und Dankbarkeit, was immer ich auch tue. Dünndarm Dreifacher Erwärmer Kreislauf-Sexualität Milz-Pankreas Magen Lunge Dickdarm Ich blockiere meine Lebenserfahrungen. Ich ignoriere meine Gefühle. Ich bin immer am falschen Ort. Mein Leben ist Chaos. Ich lehne meine Welt ab. Ich lehne meinen Körper und meinen Geist ab. Ich bin schuld. Es ist nötig, sich Sorgen zu machen. Meine Bedürfnisse werden niemals befriedigt, was ich auch erhalte, es ist nie genug. Ich bin ängstlich und aufgebracht. Ich lehne meine Werte ab. Niemand kann mich etwas lehren. Nur ich kann es richtig machen. Ich halte an Dingen fest, die ich nicht mehr brauche. Ich muss kontrollieren. Ich lerne aus meinen Lebenserfahrungen. Ich nähre mich mit positiven Gedanken. Ich bin zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich bin im Einklang mit dem Fluss des Lebens. Ich bin verbunden mit der Welt. Ich bin eins mit meinem Körper. Ich vergebe allen, die mir wissentlich oder unwissentlich Unrecht getan haben. Ich habe Vertrauen, mache das Bestmögliche und die Welt ist schön. Ich bin zufrieden und glücklich. Alle meine Bedürfnisse werden befriedigt. Ich bin sicher und in Frieden. Ich bin wertvoll. Ich kann aus jeder Situation etwas lernen. Ich lasse die Vergangenheit los und schaffe Raum für positive Veränderungen. Ich bringe mich ein und fließe mit dem Leben. Niere Ich bin erfüllt von Angst. Ich investiere mein ganzes geistiges Potential ins Leben und bin voller Vertrauen. Ich liebe das Leben und freue mich, das Leben zu erforschen. Blase Es kontrollieren mich Menschen und Kräfte, die stärker sind als ich. Ich gebe meine Kraft ab. Ich bin sicher und geborgen. Leber Ich sabotiere mein Wachstum. Ich muss bleiben, wie ich bin. Ich begrüße Veränderungen in meinem Leben. Ich handle zu meinem absoluten Wohle. Gallenblase Ich bin unfähig, Entscheidungen zu treffen. Ich wähle mit Leichtigkeit. Ich treffe gute Entscheidungen. Praxis Jeder Punkt wird 8 Sek. lang mit dem Laserpunkturgerät oder einer Farblampe bestrahlt. Wenn kein Laser- oder Farbpunkturgerät zur Verfügung steht, können die Punkte sanft geklopft werden, sofern das Tier dies zulässt. Es kann beim emotionalen Stressabbau passieren, dass bei der helfenden Person die Gefühle des Pferdes auftauchen, dass sie z. B. Angst oder Wut verspürt. Wenn die Hilfsperson der Besitzer ist, sind es oft Emotionen, die beide (Tier und Besitzer oder Reiter) betreffen. Tiere übernehmen die Emotionen ihrer Besitzer, tragen sie mit. Ängste, unterdrückte Gefühle und Unzufriedenheit machen nicht nur den Menschen, sondern auch sein Tier
98 6 Angewandte Kinesiologie krank. In diesem Fall muss der Stress der helfenden Person gelöst werden. Das erfordert zwar viel Erfahrung, aber die erste Maßnahme ist, die Person zum ruhigen, tiefen Atmen zu veranlassen, bis Ruhe eintritt. Wenn das nicht ausreicht, den Stress zu lösen, muss man mit gezielten Fragen helfen, den Stress loszulassen. 6.1.8 Stressabbau beim Reiter Emotionale Spannungen, Stress, Angst und Unsicherheit des Reiters werden immer auf das Pferd übertragen. Wir sollten deshalb auch unseren eigenen Stress abbauen. Praxis Wir verwenden zum Abbau des eigenen Stresses die Massagepunkte Ni27 unterhalb der inneren Enden des Schlüsselbeins. Oder wir halten die Punkte für emotionalen Stressabbau auf der Stirn ( Abb.6.12) und denken dabei an das, was uns gerade belastet. Wir versuchen, uns als außenstehende Beobachter zu sehen und bemühen uns, positive Veränderungen in der Vorstellung zuzulassen. Bereiten wir uns durch diese Technik auf das Reiten vor, sind wir und das Pferd eine Einheit. Wir fühlen uns in Harmonie. Wir werden viel entspannter und unser Pferd wird unseren Wünschen bereitwillig folgen. Vor allem vor Wettkämpfen sind beide Techniken sehr hilfreich. Abb.6.12 Punkte für emotionalen Stressabbau auf der Stirn.