Frühe Neuzeit Beitrag 8 Hexenverfolgung (Klasse 7/8) 1 von 28 Verbrennt die Hexe! Die große europäische Hexenverfolgung Thomas Meyer, Rubenheim Illustrationen von Oliver Wetterauer, Stuttgart exen haben rote Haare, reiten auf einem Besen und werden Hsie entdeckt, brennen sie schon bald auf dem Scheiterhaufen. Legenden über Hexen und Hexenverfolgung gibt es viele, doch die Realität der Hexenverfolgung war eine andere. Ihre Schülerinnen und Schüler erfahren in dieser Einheit, weshalb nicht nur Frauen verfolgt wurden, welchen Vorteil der Scharfrichter aus der Hexenverfolgung ziehen konnte und was die Klimaveränderung der Kleinen Eiszeit mit dem Aufkommen der Hexerei zu tun hat. Mit einer Statistik zur Hexenverfolgung! Zwei Hexen brauen ein Unwetter. Bild: akg-images Das Wichtigste auf einen Blick Klasse: 7/8 Aus dem Inhalt Dauer: Kompetenzen: 6 Stunden einem Text Informationen entnehmen und in einer Mind- Map strukturieren die eigene Arbeit einer Gruppe präsentieren einen Filmausschnitt vorstellen eine Statistik auswerten Hexenlehre des 15. Jahrhunderts Gründe des Hexenwahns Statistik der europäischen Hexenverfolgung
Frühe Neuzeit Beitrag 8 Hexenverfolgung (Klasse 7/8) 7 von 28 Die Reihe in Überblick Stunde 1 M 1 (Tx) M 2 (Tx) Magieglaube im Mittelalter Fragebogen: Was wissen wir über Hexen? Hexenflug mit Diana? Ein Mönch warnt vor Zauberei Stunde 2 M 3 (Ab) Die neue Hexenlehre des 15. Jahrhunderts Die neue Hexenlehre Auswertung eines Filmausschnitts Stunde 3 Gründe für die Durchsetzung der neuen Lehre M 4 (Tx) Stunde 4/5 M 5 (Ab) M 6 (Ab) M 7 (Ab) M 8 (Ab) M 9 (Ab) M 10 (Ab) Gründe des Hexenwahns Folgen der Kleinen Eiszeit Täter und Opfer Gruppe 1: Wer wird wegen Hexerei angeklagt? (C) Gruppe 2: Die Landesherrschaft und ihre Stellung zu Hexenprozessen (B) Gruppe 3: Die zuständigen Richter (A) Gruppe 4: Die Scharfrichter (B) Gruppe 5: Das einfache Volk und die Hexenprozesse (A) Gruppe 6: Die Rolle der Geistlichen bei Hexenprozessen (C) Stunde 6 M 11 (Ab) Lernerfolgskontrolle Überblick: wann, wo und wie viele? Die größten Hexenverfolgungen in Europa eine Statistik M 12 (Ab) Lernerfolgskontrolle: Ein Rätsel zur Hexenverfolgung Abkürzungen Ab = Arbeitsblatt, Bd = Bild, Fo = Folie, Tx = Text Stufe A = leicht, Stufe B = mittel, Stufe C = anspruchsvoll
8 von 28 Hexenverfolgung (Klasse 7/8) Frühe Neuzeit Beitrag 8 IV M 1 Fragebogen: Was wissen wir über Hexen? Wenn man sich über Hexen und Hexenverfolgungen unterhält, hört man oft Aussagen wie: Richtig Falsch 1. Die meisten Hexenverfolgungen gab es im Mittelalter. 2. Hexenverbrennungen gab es nur in katholischen Gegenden. 3. Nur Frauen wurden wegen Hexerei verbrannt. 4. Das einfache Volk hat sich gegen die Hexenverfolgung gewehrt, hatte aber keine Chance gegen Kirche und Obrigkeit. 5. Rothaarige Frauen wurden sehr häufig als Hexe hingerichtet. 6. Bei Hexenprozessen wurde viel mehr gefoltert als bei anderen Strafprozessen. 7. Auf dem Gebiet des Kirchenstaates in Italien, wo der Papst als Herrscher regierte, wurden besonders viele Hexen hingerichtet. 8. Die Zahl der Hingerichteten beträgt mehrere Millionen. 9. Richter in Hexenprozessen waren Priester/Geistliche. 10. Hexenprozesse wurden auch gegen Kinder geführt. 1. Lies die oben genannten Behauptungen. 2. Überlege gemeinsam mit einem Partner, einer Partnerin: Sind die Behauptungen richtig oder falsch? 3. Stellt die Falschaussagen richtig und begründet eure Meinung.
12 von 28 Hexenverfolgung (Klasse 7/8) Frühe Neuzeit Beitrag 8 IV M 3 Die neue Hexenlehre Auswertung eines Filmausschnitts Die neue Hexenlehre Auswertung eines Filmausschnitts: Hexen Magie, Mythen und die Wahrheit, Teil 1. Angaben zur Person: Name: Orden: Amt: Kurzcharakteristik: Angaben zur beruflichen Karriere: Inhalt der Hexenbulle : Vorgehensweise bei Prozessen: Reaktionen / Ruf: Zu seiner Tätigkeit als Hexentheoretiker: Titel des Hauptwerks: Bestandteile des Hexereiverbrechens: 1. 2. 3. 4. 1. Seht euch den Filmausschnitt an. 2. Füllt dann den Fragebogen aus.
Frühe Neuzeit Beitrag 8 Hexenverfolgung (Klasse 7/8) 15 von 28 Gründe des Hexenwahns Folgen der Kleinen Eiszeit M 4 Der folgende Text stammt von einem Wissenschaftler unserer Zeit. Er erklärt, warum es gerade in den Jahren nach 1560 zu einer ganzen Welle von Hexenverfolgungen in Deutschland gekommen sein könnte: 5 Eine Erklärung für das [ ] Interesse für die Hexen bietet das Phänomen der Klimaverschlechterung, die als Kleine Eiszeit bezeichnet worden ist. Klimahistoriker bezeichnen damit eine relative Kälteperiode, die nach der langen Warmzeit des Hochmittelalters die nördliche Hemisphäre [Welthalbkugel] betraf. 10 15 20 Die generelle Abkühlung traf eine Gesellschaft mit fragiler [= zerbrechlicher] Lebensgrundlage. Witterungsbedingte Missernten führten zu Teuerungskrisen, von denen vor allem Wein und Brot betroffen waren, weil Rebstöcke und Brotgetreide als mediterrane Pflanzen in besonderem Maße kälteempfindlich sind. Ketzer, Aussätzige oder Juden, die seit dem Hochmittelalter verfolgt wurden, waren nicht mit dem Wetter in Verbindung zu bringen, wohl aber die wettermachenden Hexen. Vielleicht liegt hier überhaupt die entscheidende Zutat für das neue Superverbrechen der Hexerei in den Westalpen nach 1420, denn die Hochtäler waren naturgemäß von der Abkühlung besonders betroffen. Die Winter wurden länger, die Gletscher wuchsen, die Vegetationsperiode verkürzte sich, die Ernten waren gefährdet und damit das tägliche Brot. [...] 25 Hexen zaubern ein Unwetter herbei. Nach den Vorboten im 14. und 15. Jahrhundert, [...] setzte [...] um 1560 die Kernphase der Kleinen Eiszeit ein. Auf den kalten Winter 1561/62 folgte der niederschlagsreiche Sommer, der Überschwemmungen mit anschließenden Epidemien bei Mensch und Tier verursachte. Damit begann eine Epoche widriger Witterungslagen, die von den Betroffenen oft als unnatürlich empfunden wurden. Bild: akg-images Text: Wolfgang Behringer. Hexen. Glaube, Verfolgung, Vermarktung, C. H. Beck: München, 2 2000. 1. Lies den Text aufmerksam durch. 2. Gib den Zusammenhang zwischen Klima und Hexenverfolgung mit eigenen Worten wieder.
Frühe Neuzeit Beitrag 8 Hexenverfolgung (Klasse 7/8) 17 von 28 Gruppe 1: Wer wird wegen Hexerei angeklagt? Der folgende Text erklärt, wer in der Frühen Neuzeit in den Verdacht der Hexerei kommen konnte: M 5 C Es gibt keine klare Regel, wen man der Hexerei verdächtigt hat. Obwohl Frauen die Mehrheit (etwa 75 %) der Verfolgten bildeten, gab es Abweichungen in Regionen, in denen das Bild des Zauberers traditionell männlich besetzt war; in Island waren beispielsweise 80 % der verfolgten Hexen Männer. Auch in Deutschland gab es Hexenprozesse gegen Männer. 5 10 15 20 Häufig waren Mitglieder von Randgruppen der Gesellschaft wie Arme, dauerhaft Kranke, alte und alleinlebende Frauen von der Verfolgung betroffen insofern ist das Bild der Märchenhexe wie in Hänsel und Gretel gar nicht so falsch. Hinzu kamen Personen, die fremdartig erschienen und wunderliche Dinge taten: Man kann davon ausgehen, dass ein gewisser Anteil der verurteilten Hexen nach heutigen Maßstäben geisteskrank war und daher zu auffälligem Verhalten neigte. Einem sehr geläufigen Vorurteil muss man widersprechen: Hebammen (also Geburtshelferinnen) waren keineswegs besonders häufig Opfer von Verfolgungen vielmehr war den Menschen sehr wohl klar, dass sie diesen Beruf dringend brauchten. Deshalb genossen die Geburtshelferinnen sogar eher einen gewissen Schutz vor Verfolgungen, die vielmehr unbrauchbare Mitglieder der Dorfgemeinschaft trafen, für die sich keiner einsetzte. Meist gab es einen konkreten Auslöser, der dazu führte, dass eine Person verdächtigt wurde: So war es sehr gefährlich, im Zorn eine Drohung auszusprechen: Wenn auf einen Fluch ( Dir wünsche ich, dass du dir die Knochen brichst! ) das Angedrohte tatsächlich passierte, war das in jedem Fall ein starkes Indiz auf die vermeintlichen Zauberkünste des Drohenden. 25 Eine merkwürdige Tatsache: Wir müssen wohl davon ausgehen, dass auch die in Hexenprozessen Angeklagten fest daran glaubten, dass es das Hexereiverbrechen an sich sehr wohl gegeben habe nur von ihrer eigenen Unschuld waren sie natürlich überzeugt. Text: Thomas Meyer 1. Lies den Text aufmerksam durch. 2. Erstellt gemeinsam eine Mind-Map zu dem Text. Achtung: Jeder notiert sich die Mind-Map. 3. Bildet neue Gruppen: Stelle deinen Mitschülern nun anhand der Mind-Map den Inhalt deines Textes vor.
26 von 28 Hexenverfolgung (Klasse 7/8) Frühe Neuzeit Beitrag 8 IV M 11 Die größten Hexenverfolgungen in Europa eine Statistik Im 18. Jahrhundert kam es langsam zu einem Rückgang der Hexenprozesse. Blickt man auf die Zeit der Hexenverfolgungen, stellt man fest, dass es neben einer Vielzahl von Einzelprozessen einige große Verfolgungswellen gab. Diejenigen mit den meisten Opfern sind in der folgenden Tabelle enthalten: Opfer Staat heutiges Bundesland Zeitraum Dauer Opfer pro bzw. Staat Jahr 2700 Lothringen 1580 1620 2000 Kurfürstentum Köln 1626 1635 2000 Kurfürstentum Mainz 1590 1630 1200 Würzburg 1616 1630 1000 Bern 1580 1620 1000 Mecklenburg 1570 1630 1000 Vorderösterreich 1560 1650 900 Bamberg 1616 1630 450 Ellwangen 1588 1627 400 Grafschaft Nassau 1590 1660 390 Mergentheim 1590 1665 360 Luxemburg 1580 1630 350 Kurfürstentum Trier 1581 1595 1. Ermittelt die heutigen Bundesländer, in denen die größten Hexenverfolgungen stattgefunden haben. (Achtung: Nicht alle Staaten des 17. Jahrhunderts gehören heute noch zu Deutschland.) Wo gab es insgesamt die meisten Opfer? 2. Wie lange dauerten die jeweiligen Verfolgungen? 3. Errechnet, wie viele Opfer es durchschnittlich in jedem Jahr gegeben hat. (Dass die Zahl in Wirklichkeit von Jahr zu Jahr schwankte, ist klar.) 4. Wertet die errechneten Zahlen aus und bestimmt: (a) Beginn der Massenprozesse: (b) Ende der letzten größeren Prozesse: