Auswertung von Verbraucherbeschwerden zu Inkassodiensten

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Transkript:

Auswertung von Verbraucherbeschwerden zu Inkassodiensten Eine Untersuchung der Verbraucherzentralen im Rahmen des Projektes Wirtschaftlicher Verbraucherschutz Pressegespräch 27.11.2015

Vorgehensweise Zeitraum der Erfassung: vom 1. Mai bis 31. August 2015 Es nahmen 15 Verbraucherzentralen teil 1.517 Beschwerden wurden erfasst und dokumentiert 1.413 Fälle konnten detailliert ausgewertet werden 2

Kernergebnis 1 Mehr als die Hälfte der Forderungen ist unberechtigt War die Hauptforderung berechtigt? n=1.413 Fälle 30% (417 Fälle) 14% (203 Fälle) Hauptforderung berechtigt Hauptforderung unberechtigt Hauptforderung unklar 56% (793 Fälle) 3

Fortsetzung Kernergebnis 1 Insgesamt entfällt jede fünfte Forderung auf Telekommunikationsunternehmen Weitere vertragliche Hintergründe sind: - Gewinnspiele - Versandhandel - E-Mail-Dienste - Dating-Portale - Internet-Abo-Fallen 4

Kernergebnis 2 Die Angaben sind nicht immer vollständig und verständlich 5

Fortsetzung Kernergebnis 2 Registrierte Inkassodienstleister halten die Informationspflichten überwiegend ein Die Kostenaufstellungen sind für 68 Prozent der Verbraucher nicht verständlich Die Darstellung der relevanten Informationen ist nicht einheitlich 6

Kernergebnis 3 Die Inkassogebühren sind unterschiedlich hoch und in der Höhe oft auch unverhältnismäßig Inkassodienste wenden die Gebührenregeln uneinheitlich an Die Geschäftsgebühren sind trotz Schreiben einfacher Art oft unangemessen hoch 7

Fortsetzung Kernergebnis 3 Durch das Einschalten der Inkassodienstleister sind die Gesamtforderungen durchschnittlich um 26 Prozent angestiegen Bei Bagatellforderungen werden die Kosten unverhältnismäßig in die Höhe getrieben 8

Kernergebnis 4 Ratenzahlungsvereinbarungen sind oft mit einem Schuldanerkenntnis verbunden Die Ratenzahlungsvereinbarungen werden formularmäßig an Schuldanerkenntnisse gekoppelt Es erfolgt keine Aufklärung der Verbraucher über rechtliche Konsequenzen 9

Fortsetzung Kernergebnis 4 Mit der Unterzeichnung des Schuldanerkenntnisses erkennt der Verbraucher die Ursprungsforderung an Unberechtigte Forderungen können nicht mehr abgewehrt werden 10

Kernergebnis 5 Ein Drittel der Fälle enthalten Drohgebärden, die Verbraucher einschüchtern und verängstigen können Drohgebärden n= 1.413 4% (63 Fälle) 31% (433 Fälle) ja nein keine Angabe 65% (917 Fälle) 11

Fortsetzung Kernergebnis 5 Damit drohen unseriöse Inkassodienste: Wir leiten ein Gerichtsverfahren gegen Sie ein! Wir werden eine Zwangsvollstreckung veranlassen! Wir lassen Sie in eine Auskunftei eintragen! Wir schicken einen Außendienstmitarbeiter zu Ihnen nach Hause! Wir erstatten Strafanzeige! 12

13

Kernergebnis 6 Es fehlt eine effektive Aufsicht Nach wie vor sind nicht registrierte Inkassodienstleister aktiv Bundesweit sind 58 Amts- bzw. Landgerichte für die Registrierung und Überwachung von Inkassounternehmen zuständig 14

Fortsetzung Kernergebnis 6 Die Aufsichtsbehörden haben bei stichprobenartigen Anfragen zu auffälligen Inkassodiensten ihre behördlichen Möglichkeiten nicht geprüft Bei nicht registrierten Inkassounternehmen wurden die neu eingeführten Handlungsmöglichkeiten regelmäßig nicht gesehen und nicht genutzt 15

Zusammenfassung der Kernergebnisse Mehr als die Hälfte der Forderungen ist unberechtigt Die Angaben sind nicht immer vollständig und verständlich Die Inkassogebühren sind unterschiedlich hoch und in der Höhe oft auch unverhältnismäßig Ratenzahlungsvereinbarungen sind oft mit einem Schuldanerkenntnis verbunden Ein Drittel der Fälle enthalten Drohgebärden, die Verbraucher einschüchtern und verängstigen können Es fehlt eine effektive Aufsicht 16

Die Untersuchung wurde im Rahmen des Projektes Wirtschaftlicher Verbraucherschutz gefördert. Stand: 27.11.2015 Impressum: Verbraucherzentrale Bayern e.v. Mozartstraße 9 80336 München info@vzbayern.de www.verbraucherzentrale-bayern.de